Warum ist 0 9 periodisch 1?

Eine Zahl im eigentlichen Sinne enthält meiner Ansicht nach keine mathematischen Operationen. Eine Bruchzahl enthält eine Division und ist für mich damit keine Zahl im eigentlichen Sinn.

0,3 periodisch
will aber 1/3 als Zahl darstellen und das kann es ebenfalls
nur näherungsweise.

Nein! 3/9 = 1/3 …

? Was soll das für ein Argument sein? Wenn man 3 durch 9 teilt kommt das gleiche raus wie wenn man 1 durch 3 teilt, wo also ist dein Einspruch?

Jakob Creutzig

2004-01-03 17:00:16 UTC

Permalink

Post by Christian S

Post by Cornelia
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen, warum 0,9
periodisch gleich 1 ist, das ergibt sich aber, wenn man 0,9 periodisch in
einen Bruch umwandelt.

0.9 periodisch ist gleich 9*10^-1+9*10^-2+9*10^-3+....
Wenn du das unendlich oft fortsetzt bleibt ein unendlich kleiner Rest bis
zur 10, und unendlich kleine Reste sind 0.

Der Gedankensprung ist eher erstmal die Einsicht, dass die
im Unterricht (meist nicht wirklich :() definierte Zuordnung

|N \times {0,...,9}^|N \to \RR,

(d, x_1, x_2, x_3, ...)_{k \in \ZZ} |-> 10^d * 0.x_1x_2x_3..

mit

0.x_1x_2x_3.. := lim_{n \to \oo} 0.x_1x_2..x_n

zwar wohldefiniert ist und auch surjektiv, aber nicht
injektiv sein muss, und es auch tatsaechlich nicht ist.
Meist wird ja auch von "der Zahl 0.x_1x_2.." gesprochen,
was dieses Missverstaendnis unterstuetzt.

Post by Christian S
Wenn du das schaffts, dir das gedanklich vorzustellen, darfst du dich mit
meiner Erlaubnis in die 9. versetzen lassen (Differential und
Integralrechnung).

Nu hat das aber reichlich wenig mit Diff/Intrechnung zu tun,
sondern mit Grenzwerten von Folgen und der Vollstaendigkeit
der reellen Zahlen (ohne die man die Wohldefiniertheit wohl
nicht beweisen kann, es sei denn, man nimmt obiges als Definition
der reellen Zahlen).

Best,
Jakob

Rainer Rosenthal

2004-01-02 19:33:42 UTC

Permalink

Ich besuche die 6. Schulstufe und habe ein Verständnis-
problem zur Unendlichkeit. Da wir gerade Ferien haben,
kann ich meinen Lehrer nicht fragen.
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen,
warum 0,9 periodisch gleich 1 ist,

Hallo Cornelia,

die Frage "warum" ist gut. Deinen Papa kannst Du schön von
mir grüssen und sagen, dass er Dir prima gezeigt hat, *dass*
es wirklich so ist. Wie weit er Freude daran hat, Deine
Suche nach dem "warum" zu begleiten, weiss ich nicht. Und
selbst beim Lehrer muss das nicht unbedingt klappen, auch
wenn der sich glücklich schätzen dürfte, so eine ernsthafte
Frage beantworten zu dürfen.

Du suchst ja auch nicht eigentlich eine Antwort auf das
Thema "ist 0,999... = 1" sondern, wie Du ja eingangs
geschrieben hast, eine Antwort zum Thema Unendlichkeit.

Zwischen 0,9 periodisch und 1 ist doch ein _unendlich_ kleiner
_Unterschied_, oder nicht?

Sagen wir mal so: "0,9 periodisch" ist ein Ausdruck, den
man gerne verwendet und den man z.B. auch beim Multiplizieren
von "0,3 periodisch" mit 3 herausbekommt.

Dabei ist der Ausdruck selbst das eigentliche Geheimnis.
Er bezeichnet nämlich diejenige Zahl (und wir wissen schon,
dass es die 1 ist), der sich die Folge der Zahlen

0,9 0,99 0,999 0,9999 0,99999 0,999999 usw.

annähert. Die Mathematik widmet der Betrachtung von Zahlen-
folgen einen grossen Raum. Das Zauberwort heisst hier:
"konvergente Zahlenfolge". Weil die Zahlenfolge in systematischer
Weise durch die Addition von immer kleineren Zusätzen entsteht:

s_1 = 0,9 s_2 = s_1 + 0,09 s_3 = s_2 + 0,009 usw.

spricht man auch von einer "konvergenten Reihe", die man auch
in Kurzform so geschrieben sieht: 9/10 + 9/100 + 9/1000 + ...
oder 9/10^1 + 9/10^2 + 9/10^3 + ... oder gar mit dem schönen

oo
-----------
\ 9
\
\ ----------------
/
/ k
/ 10
/
------------
k = 1

Summenzeichen, dem man die Grenzen 1 und Unendlich(!) mitgibt.
(In ASCII-Text sieht die liegende Acht des Unendlichzeichens
nicht so toll aus, aber immerhin: da hast Du wieder Dein Unendlich.
Das ist aber nur eine *Schreibweise*, der Index k selbst bleibt
immer schön endlich. Wieder was, was Aberdutzende nicht wahrhaben
wollen, was Du aber sicher gerne verstehen wollen wirst).

Dein Appetit auf "Unendlich" wird eher gestillt dadurch, dass Du
z.B. in der Stadtbibliothek (oder evtl. in der Schulbibliothek)
schaust, was es da an Interessantem gibt, als dass Du Dich stur
auf "0,9 periodisch" versteifst. Nimm' Dein Staunen zum Anlass,
genauer hinzuschauen, aber nimm Dir die Leute als abschreckendes
Beispiel, die seit Jahr und Tag immer von neuem losheulen, dass
sie das nicht gebacken kriegen :-) Die Newsgroups sind voll
von diesem Thema, echt!

Das Standardbeispiel, das viel weiter führt beim Nachdenken über
"Unendlich", ist 1 + 1/2 + 1/3 + 1/4 + ...

oo
-----------
\
\ 1
\
/ -------------
/
/ k
/
------------
k = 1

Gott segne Dich
Gruss,
Rainer Rosenthal
***@web.de

Hermann Kremer

2004-01-02 19:46:22 UTC

Permalink

Cornelia schrieb in Nachricht <news:***@usenet04.wrgym.uni.cc>...

Hallo Cornelia

Post by Cornelia
Ich besuche die 6. Schulstufe und habe ein Verständnisproblem zur
Unendlichkeit. Da wir gerade Ferien haben, kann ich meinen Lehrer nicht
fragen.
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen, warum 0,9
periodisch gleich 1 ist, das ergibt sich aber, wenn man 0,9 periodisch in
einen Bruch umwandelt.
Ich rechne also zB 0,7 periodisch ist 7/9 und 0,9 periodisch ist 9/9, das 1
ist.

Ja, OK

Post by Cornelia
Zwischen 0,9 periodisch und 1 ist doch ein _unendlich_ kleiner
_Unterschied_, oder nicht?

Nö, da ist keiner ... wirklich nicht ... oder anders: Der _unendlich kleine_
Unterschied ist exakt gleich Null.

Post by Cornelia
x = 0,9 periodisch,
dann ist
10x = 9,9 periodisch.
10x = 9,9 periodisch
-x = -0,9 periodisch
___________________
9x = 9,0
x = 1
=> 1 = 0,9 periodisch

Ja, OK

Post by Cornelia
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich trotzdem
gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein Unterschied ist.
Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler? Wie kann ich mir das besser
vorstellen?

Nö, da ist kein Gedankenfehler, die Gleichung ist richtig. Das mit dem Vorstellen
ist aber immer so eine Sache - ich kann mir z.B. _nicht_ vorstellen, daß es
_nicht_ so sein könnte ;-)
Kannst Du Dir vorstellen, daß 0,3 period = 1/3 ist?
Falls ja, dann multipliziere mal beide Seiten dieser Gleichung mit 3 ...

Mathematisch ist 0,9p eine andere Schreibweise für die sog. geometrische
Reihe
s = (9/10)*( 1 + 1/10 + 1/100 + 1/1000 + ..... )
mit unendlich vielen Gliedern, und die Mathematiker bezeichnen die Summation
solcher unendlicher Reihen als Grenzwert-Bildung. Der Grenzwert von
1 + 1/10 + 1/100 + ... ist aber gerade gleich 1/(1 - 1/10) = 1/(9/10) = 10/9,
und damit ist s = (9/10)*(10/9) = 1.

Grüße
Hermann
--

Post by Cornelia
Cornelia

Helmut Richter

2004-01-02 20:05:25 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Ich besuche die 6. Schulstufe und habe ein Verständnisproblem zur
Unendlichkeit. Da wir gerade Ferien haben, kann ich meinen Lehrer nicht
fragen.
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen, warum 0,9
periodisch gleich 1 ist, das ergibt sich aber, wenn man 0,9 periodisch in
einen Bruch umwandelt.
Ich rechne also zB 0,7 periodisch ist 7/9 und 0,9 periodisch ist 9/9, das 1
ist.

Das sind doch eine Reihe guter Gründe, und weiter unter kommen noch mehr,
z.B. der vom Papa, den ich der Kürze halber rauslasse. Oder der: 1/3 ist
0,333..., das Dreifache davon ist doch 0,999... .

Post by Cornelia
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich trotzdem
gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein Unterschied ist.

Jeder unendliche Dezimalbruch ist, auf endlich viele Stellen abgekürzt,
ungenau. 0,11 ist weniger als 1/9, 0,11111 ist weniger als 1/9,
0,11111111111111111 ist weniger als 1/9, erst mit allen unendlich vielen
Stellen, die ich hier nicht alle hinschreibe, ist es 1/9, aber dann auch
wirklich und nicht nur ungefähr. Das scheint niemandem etwas auszumachen.
Aber dieselben Leute, die da keine Probleme damit haben, finden es auf
einmal völlig unverständlich, wenn man ganz genau dasselbe mit der 1
macht: 0,99 ist weniger als 1, 0,99999 ist weniger als 1,
0,99999999999999999 ist weniger als 1, erst mit allen unendlich vielen
Stellen, die ich hier nicht alle hinschreibe, ist es 1, aber dann auch
wirklich und nicht nur ungefähr. Es ist wirklich ganz genau dasselbe.
(Sowas nennt man einen Grenzwert, aber das lernt ihr erst später.)

Post by Cornelia
Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler? Wie kann ich mir das besser
vorstellen?

Richtige Mathematiker würden sagen: auf die Vorstellung kommts nicht an,
sondern auf die Definition. Jeder Mathematiker stellt sich irgend etwas
vor, aber sie haben gelernt, dass man sich auf die Vorstellung nicht
verlassen kann. Kannst du dir vorstellen, dass ein Quadrat genausoviele
Punkte enthält wie eine Strecke? Kann sich eigentlich keiner. Aber man
kann den Begriff "genausoviel" definieren (jedem Punkt des Quadrats wird
ein Punkt der Strecke so zugeordnet, dass alle Punkte der Strecke
verwendet werden, aber keiner mehr als einmal) und sieht dann, dass es
genausoviele sind.

Hier aber spielt einem eigentlich die Vorstellung keinen Streich. Der Wert
des unendlichen Dezimalbruchs ist der Wert, wo sich die abbrechenden
Näherungsbrüche häufen, nicht ein Wert, den einer von ihnen schon
erreicht. Ist doch recht einleuchtend.

Post by Cornelia
Zwischen 0,9 periodisch und 1 ist doch ein _unendlich_ kleiner
_Unterschied_, oder nicht?

Hier spielt dir die Vorstellung doch einen Streich. Unter "unendlich" kann
sich keiner so recht etwas vorstellen; deswegen sollte man das Wort nur
ganz vorsichtig verwenden, nachdem man es in einem bestimmten Zusammenhang
definiert hat. Den Wert eines unendlichen Dezimalbruchs kann man
definieren als Grenzwert der abbrechenden endlichen Dezimalbrüche, dann
haben die beiden 1,000... und 0,999... zwar verschiedene Werte der
abbrechenden, aber denselben Grenzwert.

Ein paar andere Unendlichkeitsbegriffe gibt es auch noch: eine Menge ist
als "unendlich groß" definiert, wenn sie eine echte Teilmenge (also eine
Teilmenge außer sich selbst) hat, die genausoviel Elemente hat (im obigen
Sinne) wie sie selbst.

Wer "unendlich" sagt, ohne es zu definieren, verlässt sich auf die
Vorstellung, und die ist sehr trügerisch. Mit deinem "unendlich klein"
machst du das. Andere Leute machen das mit solchen Sätzen wie "parallele
Geraden schneiden sich im Unendlichen": glaube diesen Schwätzern kein
Wort, bis sie dir eine Definition des "Unendlichen" vorlegen können.

Im übrigen ist es *meistens* kein Fehler, sich unter etwas unendlich
Kleinem wirklich etwas vorzustellen, was genau Null ist. Aber das ist nur
eine Vorstellung, die auch trügerisch sein kann, und die dann, wenn sie
wie hier zutrifft, einer ordentlichen Definition bedarf. Mathematik
besteht nicht aus Vorstellungen, sondern aus Sätzen, die aus Definitionen
folgen und bewiesen werden.

Helmut Richter

Rainer Rosenthal

2004-01-03 07:40:22 UTC

Permalink

Gastfreund aus Korinth

Post by Gastfreund aus Korinth
denn diesen sicherlich sehr feinen und raffinierten
Vergleich verstehe ich nicht (ich bin ein einfacher Mann).

Ja, es war ein spontaner Einfall, der mir auch jetzt
noch witzig vorkommt. (Ich bin ein verrücktes Huhn.)

Post by Gastfreund aus Korinth
Ich denke, daß man Hinweis in Ordnung war, denn
1) Die obige Summe ist nicht 1 in dem Sinne wie 1/2 + 1/2 = 1 gilt;

Es gibt meines Wissens genau einen Gleichheitsbegriff.
Das war der mit "wenn A = B und B = C, dann A = C".

Also ist da nicht wirklich ein Unterschied.

Post by Gastfreund aus Korinth
2) Ein Lehrer, der solche Fragen in der sechsten Klasse
behandelt, muß wohl den Verstand verloren haben.

Du hast gar nicht zugehört. Die Schülerin ist von selbst
ins Grübeln geraten. Und weil der Lehrer ferienhalber
nicht erreichbar ist, hat sie schon mal praktische und
richtige Antwort von ihrem lieben Papi gekriegt.
Und - o Freude - sie hat Appetit auf mehr. Na ist es
nicht prächtig? Leute in der sechsten Klasse sind
achttausend mal pfiffiger als es ältere Leute je werden
können.

Gruss,
Rainer Rosenthal
***@web.de

Gastfreund aus Korinth

2004-01-03 09:27:26 UTC

Permalink

Ja, es war ein spontaner Einfall, der mir auch jetzt noch witzig vorkommt.
(Ich bin ein verrücktes Huhn.)

Ich würde es anders bezeichnen.

Es gibt meines Wissens genau einen Gleichheitsbegriff. Das war der mit
"wenn A = B und B = C, dann A = C".
Also ist da nicht wirklich ein Unterschied.

Es handelt sich nicht um eine algebraische Summe, wie in meinem Beispiel.
Das Pluszeichen wird quasi überladen. Es ist für einen Anfänger
natürlich sehr verwirrend, wenn jemand sagt, 0,999.. = 1, denn er kann
die beiden Bedeutungen des Pluszeichens nicht trennen. (Trotzdem sagen wir
das so und das mit gutem Grund, denn die Bezeichnungen sind nicht so
gewählt, daß sie für Anfänger verständlich sind. Das ist in der
Mathematik allgemein so.)

Post by Gastfreund aus Korinth
2) Ein Lehrer, der solche Fragen in der sechsten Klasse behandelt, muß
wohl den Verstand verloren haben.

Du hast gar nicht zugehört. Die Schülerin ist von selbst ins Grübeln
geraten. Und weil der Lehrer ferienhalber nicht erreichbar ist, hat sie
schon mal praktische und richtige Antwort von ihrem lieben Papi gekriegt.
Und - o Freude - sie hat Appetit auf mehr. Na ist es nicht prächtig?

Da Problem war, daß ich genau zugehört habe. Zuerst ist der Ausdruck
"Schulstufe" in Deutschland (oder nur in Bayern?) ungebräuchlich. Wir
sagen Klassenstufe. Unter "Schulstufe" würden wir eher den Schultyp
verstehen. Die Uni wäre dann "tertiär". Es ist aber auch sicher, daß
ein Schüler, und sei er eben Abiturient, nicht so souverän
formulieren kann, wie der OP. (Schüler aus der sechsten Klasse können
das erst recht nicht.) Es ist offensichtlich, daß es sich nicht um eine
Schülerin aus einer sechsten Klasse handeln konnte und somit war die
ganze Geschichte, mit der sie ihre Frage begründete, zweifelhaft. Ich
wußte also, daß jemand aus ganz anderen Gründen fragte und gab eine
richtige Antwort. Für den Fall, daß ein Lehrer wissen wollte, wie man
dieses Problem behandelt, schloß ich mit meinem Hinweis für Lehrer.

(Ich nahm an, der OP war eine Art Troll, aber das spielt keine Rolle. Wie
ein ungarischer König sagte: De Trollen, quae non sunt, nulla fiat
mentio. Man beachte die kunstvolle (deutsche) Deklination des Wortes Troll.)

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Al Bogner

2004-01-03 14:49:40 UTC

Permalink

Gastfreund aus Korinth wrote:

So, jetzt antworte ich dir mal als Papa, der sich gerade über
Unterstellungen ärgert.

Post by Gastfreund aus Korinth
Da Problem war, daß ich genau zugehört habe.

Das hast du nicht. Du vermutest!

Post by Gastfreund aus Korinth
Zuerst ist der
Ausdruck "Schulstufe" in Deutschland (oder nur in Bayern?)
ungebräuchlich.

Du hast in Geografie nicht aufgepasst. In Geografie lernt man
normalerweise, dass nicht nur in Deutschland Deutsch gesprochen
wird.

Post by Gastfreund aus Korinth
Wir sagen Klassenstufe. Unter "Schulstufe" würden
wir eher den Schultyp verstehen. Die Uni wäre dann "tertiär". Es
ist aber auch sicher, daß ein Schüler, und sei er eben Abiturient,
nicht so souverän formulieren kann, wie der OP. (Schüler aus der
sechsten Klasse können das erst recht nicht.)

Wenn du dir schon die Zeit nimmst, Dinge zu _unterstellen_, dann
empfehle ich dir vorher etwas zu recherchieren.

Wenn es mich interessiert, weiß ich in < 1 Sekunde den
NNTP-Posting-Host und wenn der als IP-Adresse angegeben ist, dann
hilft "man whois" [1]

Der Schluß, dass die Schule auch in dem Land ist, aus dem gesendet
wurde, ist nicht gerade unwahrscheinlich. Ein Blick auf die
email-Adresse verrät dir mit ein bißchen Fantasie noch mehr.

Es postet ja nicht jeder mit gefälschtem Absender. Bist du Stefan
Busse oder von Stefan Busse autorisiert die Domain nirgendwo.de zu
benutzen? Wenn nicht, tust du Illegales und dann mach dir mal
darüber Gedanken, dass es auch andere Wege gibt, emails bouncen zu
lassen. (zB "man" blackhole)

Danke für das Kompliment bzgl. der Formulierung, da wird sie sich
morgen freuen, wenn wir das Thema weiter besprechen. Natürlich
schrieb sie das Posting nicht so nebenbei und wurde letztlich von
mir kontrolliert. Ich finde aber, dass Kinder lernen sollen, wie
man das Internet, speziell das Usenet, nützt und daher riet ich ihr
zu diesem Posting. Bei den Antworten waren aus meiner Sicht für
Kinder ganz verständliche Ansätze dabei. Ein Feedback von ihr wird
folgen.

Es fing eigentlich ganz harmlos an. Sie rechnete periodische Zahlen
in Brüche um und formulierte selbst Beispiele und da war dann 0,9
periodisch dabei und dann ging die Fragerei los, bis ich nicht mehr
weiter wußte.

Nun habe ich eben keine Erfahrung als Mathematilehrer und kann
eventuell dem Alter entsprechend nicht gut genug erklären.

Eines aber verlange ich bei ihr bei Fragen, man muß eine Frage
möglichst genau formulieren und vorher intensiv darüber nachdenken,
was man versteht und was man nicht versteht. "Ich kenne mich nicht
aus" gilt nicht als Frage und daher wurde die Problematik dann
offensichtlich nach der _ausführlichen_ Diskussion mit mir ganz gut
formuliert. Ich verheimliche aber nicht, dass sie es trotzdem immer
wieder probiert, eine Antwort auf "ich kenn mich nicht aus" zu
erhalten. IMO ist das ein schönes Beispiel für ein Kind, um zu
zeigen, dass Mathematik mehr ist also nur "doofes" Rechnen, dass
ein PC/Taschenrechner sowieso besser und schneller kann.

Post by Gastfreund aus Korinth
offensichtlich,

definiere offensichtlich

Post by Gastfreund aus Korinth
daß es sich nicht um eine Schülerin aus einer
sechsten Klasse handeln konnte und somit war die ganze Geschichte,
mit der sie ihre Frage begründete, zweifelhaft.

Trugschluß.

Post by Gastfreund aus Korinth
Ich wußte also,
daß jemand aus ganz anderen Gründen fragte und gab eine richtige
Antwort. Für den Fall, daß ein Lehrer wissen wollte, wie man
dieses Problem behandelt, schloß ich mit meinem Hinweis für
Lehrer.

Nochmals danke für das Kompliment, ihr das Niveau eines
Mathematiklehrers zu unterstellen.

Post by Gastfreund aus Korinth
(Ich nahm an, der OP war eine Art Troll,

Bitte definiere Troll kurz und prägnant für ein Kind, sonst komme
ich vielleicht wieder in Erklärungsnot.

Al


[1] zur Erklärung für die Windows-Nutzer:
http://www.rt.com/man/whois.1.html

Michael Lange

2004-01-03 15:17:37 UTC

Permalink

Hallo Al,

Al Bogner schrieb:

[...]

Post by Al Bogner
Danke für das Kompliment bzgl. der Formulierung, da wird sie sich
morgen freuen, wenn wir das Thema weiter besprechen. Natürlich
schrieb sie das Posting nicht so nebenbei und wurde letztlich von
mir kontrolliert. Ich finde aber, dass Kinder lernen sollen, wie
man das Internet, speziell das Usenet, nützt und daher riet ich ihr
zu diesem Posting. Bei den Antworten waren aus meiner Sicht für
Kinder ganz verständliche Ansätze dabei. Ein Feedback von ihr wird
folgen.

Find ich gut! Es ist selten, dass man Eltern (hoffentlich kein Trugschluss)
findet, die so denken.

Post by Al Bogner
Es fing eigentlich ganz harmlos an. Sie rechnete periodische Zahlen
in Brüche um und formulierte selbst Beispiele und da war dann 0,9
periodisch dabei und dann ging die Fragerei los, bis ich nicht mehr
weiter wußte.

Um so besser. Ich finde, dass ruhig auch einmal Eltern überfordert
sein/spielen dürfen. Damit wird vielleicht das Bild zurecht gerückt, dass
die Mathematik auf alles stets DIE richtige Antwort hat. Je früher ein Kind
lernt, dass jeder Mensch mathematische Grenzen hat, desto einfacher wird es
für sie, die ihre zu akzeptieren und nicht daran zu verzweifeln.

Post by Al Bogner
Nun habe ich eben keine Erfahrung als Mathematilehrer und kann
eventuell dem Alter entsprechend nicht gut genug erklären.
Eines aber verlange ich bei ihr bei Fragen, man muß eine Frage
möglichst genau formulieren und vorher intensiv darüber nachdenken,
was man versteht und was man nicht versteht. "Ich kenne mich nicht
aus" gilt nicht als Frage und daher wurde die Problematik dann
offensichtlich nach der _ausführlichen_ Diskussion mit mir ganz gut
formuliert. Ich verheimliche aber nicht, dass sie es trotzdem immer
wieder probiert, eine Antwort auf "ich kenn mich nicht aus" zu
erhalten. IMO ist das ein schönes Beispiel für ein Kind, um zu
zeigen, dass Mathematik mehr ist also nur "doofes" Rechnen, dass
ein PC/Taschenrechner sowieso besser und schneller kann.

Also, ich muss schon sagen. Du tust Deinem Kinde den größten Gefallen, den
Du Dir denken könntest. Respekt. Hauptsache, Deine Einstellung führt nicht
dazu, dass ihre Neugier nachlässt.

Mfg Michael (der demnächst wieder in dieser Klassenstufe unterrichten wird)

Gastfreund aus Korinth

2004-01-03 22:04:31 UTC

Permalink

Danke für das Kompliment bzgl. der Formulierung, da wird sie sich morgen
freuen, wenn wir das Thema weiter besprechen. Natürlich schrieb sie das
Posting nicht so nebenbei und wurde letztlich von mir kontrolliert.

Natürlich. Ich gehe jetzt davon aus, daß "sechste Schulstufe" sechte
Klasse bedeutet, d.h. ein Kind im Alter von 12 jahren. Ich habe eine
reichhaltige Unterrichtserfahrung und bin *sicher*, daß das OP nicht von
einem zwölfjährigen Kind stammt. Danach habe ich vermutet, daß sich
jemand, der diese NG kennt, sich einen Spaß erlaubt hatte. Auch das wäre
nicht schlecht und ich konnte das in der Tat nur vermuten. Ich habe nicht
gesagt, daß ich mir da sicher war, denn genau so gut kann die Geschichte
auch wahr sein (nur daß der Vater das OP schrieb).

Ich
finde aber, dass Kinder lernen sollen, wie man das Internet, speziell das
Usenet, nützt und daher riet ich ihr zu diesem Posting.

Ich denke, daß das nicht richtig war, aber da Du der Vater bist, ist das
Deine Sache.

Bei den Antworten
waren aus meiner Sicht für Kinder ganz verständliche Ansätze dabei. Ein
Feedback von ihr wird folgen.

Das Thema ist für ein zwölfjähriges Kind, das nicht gerade ein Genius
ist (wörtlich gemeint, sehr gut reicht nicht) zu abstrakt und
kompliziert. Eine einigermaßen korrekte Erklärung kann nur auf der Basis
der Theorie der reellen Zahlen und der Grenzwerte gegeben werden. Die
"Verständlichkeit" eines Ansatzes besagt nichts über ihren
mathematischen Wert aus oder darüber, ob sie nach heutigen Standards
korrekt ist. Der Ansatz

x = 0,999...
10x = 9,99...
usw.

ist mathematisch nicht korrekt, obwohl es zum richtigen Ergebnis führt.
Nicht korrekt bedeutet, daß man begründen müßte, warum die
vorgenommenen Manipulationen mit unendlichen Reihen richtig sind. Wenn nun
dieser Ansatz an sich nützlich wäre, wäre nichts dagegen einzuwenden.
Aber die Umrechnung von 0,777... in 7/9 besitzt keine Anwendung. Trotzdem
kann man sie machen, aber aus ihr folgt zunächst mal in mathematisch
strengem Sinne nichts.

Es fing eigentlich ganz harmlos an. Sie rechnete periodische Zahlen in
Brüche um und formulierte selbst Beispiele und da war dann 0,9 periodisch
dabei und dann ging die Fragerei los, bis ich nicht mehr weiter wußte.

Das ist der Nachteil, wenn man solche Rechnungen durchführt. Was macht
man in einer solchen Situation? Entweder gibt man eine unvollständige
oder inkorrekte Antwort oder aber sagt, "warte bis Du mathematisch reifer
bist", was auch eine sehr schlechte Lösung ist.

Nun habe ich eben keine Erfahrung als Mathematilehrer und kann eventuell
dem Alter entsprechend nicht gut genug erklären.

Das kann einem zwölfjährigen Kind niemand erklären.

Eines aber verlange ich bei ihr bei Fragen,

Du verlangst? Aber auch das ist Deine Sache.

man muß eine Frage möglichst
genau formulieren und vorher intensiv darüber nachdenken, was man
versteht und was man nicht versteht. "Ich kenne mich nicht aus" gilt nicht
als Frage und daher wurde die Problematik dann offensichtlich nach der
_ausführlichen_ Diskussion mit mir ganz gut formuliert. Ich verheimliche
aber nicht, dass sie es trotzdem immer wieder probiert, eine Antwort auf
"ich kenn mich nicht aus" zu erhalten. IMO ist das ein schönes Beispiel
für ein Kind, um zu zeigen, dass Mathematik mehr ist also nur "doofes"
Rechnen, dass ein PC/Taschenrechner sowieso besser und schneller kann.

Wer viel will, erreicht nur wenig.Kinder in diesem Alter sollen wirklich
rechnen können. Rechnen ist nicht an sich doof, sondern sehr notwendig.
Kinder sollen also rechnen können und etwas Prozentrechnung uns
Dreisatzrechnungen beherrschen (in dieser Klassenstufe). Wenn man zu viel
will, verunsichert man die Kinder und sie werden auch die einfachen Dinge
nicht mehr wissenm die sie einst verstanden. Ich glaube, das nennt man in
der Pädagogik Regression. (ich hatte die Gelgenheit, vier
aufeinanderfolgende Lehrpläne in Bayern zu betrachten und sah, wie sie
immer mehr Schwachsinn eliminiert haben, aber es bleibt immer noch genug.
(Ich erinnere mich, daß man früher die Geometrie in der 9. Klasse mit
"inkommensurablen Strecken" anfing, was immer das sei. Das war so herrlich
wissechsftlich!

Post by Gastfreund aus Korinth
offensichtlich,

definiere offensichtlich

Post by Gastfreund aus Korinth
daß es sich nicht um eine Schülerin aus einer sechsten Klasse handeln
konnte und somit war die ganze Geschichte, mit der sie ihre Frage
begründete, zweifelhaft.

Trugschluß.

Post by Gastfreund aus Korinth
Ich wußte also,
daß jemand aus ganz anderen Gründen fragte und gab eine richtige
Antwort. Für den Fall, daß ein Lehrer wissen wollte, wie man dieses
Problem behandelt, schloß ich mit meinem Hinweis für Lehrer.

Nochmals danke für das Kompliment, ihr das Niveau eines Mathematiklehrers
zu unterstellen.

Da hast Du Recht. Ich war ungenau. Die Geschichte könnte stimmen, nur das
OP stammt nicht von einem Kind. Wenn das Posting von Dir aufgesetzt wurde,
ist das an sich in Ordnung. (Auch für einen Erwachsenen hast Du klar und
gut formuliert. Ich vermute, daß Du einen tertiären Schulabschluß hast.)

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Gastfreund aus Korinth

2004-01-05 09:15:24 UTC

Permalink

Post by Jens Voss

Post by Gastfreund aus Korinth
[...]
Das Thema ist für ein zwölfjähriges Kind, das nicht gerade ein Genius
ist (wörtlich gemeint, sehr gut reicht nicht) zu abstrakt und
kompliziert.

Unsinn. Ich bin sicherlich kein Mathe-Genie gewesen, habe aber die
Tatsache 0,999... = 1 (die ich übrigens ebenfalls in der 6. Klasse
(Niedersachsen, Orientierungsstufe) beigebracht bekommen habe), für sehr
wichtig gehalten für das Verständnis über Gleichheiten und
Ungleichheiten von Zahlen. Was mir damals sehr geholfen hat, war die
Anmerkung des Referendars, dass es für eine Zahl mehrere Notationen geben
kann, so wie z.B. auch 1/2 = 3/6 ist. Die Konsequenz, dass die Darstellung
reeller Zahlen durch unendliche Dezimalbrüche nicht eindeutig ist, habe
ich erst dadurch richtig verinnerlicht.

Es ist mir klar, daß man ein Kind davon überzeugen kann. Aber wie wir in
diesem Thread sehen, haben selbst Erwachsene Schwierigkeiten mit den
Feinheiten. Um das mal hart zu sagen: Der nette Referandar, der Dich
überzeugte, hat Dich (streng mathematische gesehen) mit den falschen
Argumenten überzeugt und das eigentliche Problem ausgeklammert.

GaK


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Helmut Richter

2004-01-03 11:39:31 UTC

Permalink

Post by Rainer Rosenthal
Es gibt meines Wissens genau einen Gleichheitsbegriff.
Das war der mit "wenn A = B und B = C, dann A = C".

Häh? Das ist Transitivität und würde für "<" genauso gelten. Und wenn das
für dich nur ein Drittel der Definition ist, weil du Symmetrie und
Reflexivität auch noch meintest und nur der Kürze halber nicht
hinschriebest, hättest du Äquivalenz, aber immer noch keine Gleichheit.
Die geht anders, und so weit ich weiß nicht mit endlich vielen Formeln.

Post by Rainer Rosenthal
Also ist da nicht wirklich ein Unterschied.

Doch: Wenn man die Brüche schon hat und die Rechenregeln dazu, dann kann
man beweisen, dass 1/2+1/2=1. Solange man noch dabei ist, die unendlichen
Dezimalbrüche zu definieren, hat man noch die Freiheit, festzulegen, ob
0,999... = 1,000... werden soll. Dabei wird sich herausstellen, dass es
zwei Möglichkeiten gibt:

a) 0,999... = 1,000 und man muss sich damit abfinden, dass es ein paar
Zahlen gibt, die sich auf mehr als eine Weise als Dezimalbruch
darstellen lassen, nämlich genau die Brüche, deren Nenner keinen Teiler
außer 2 und 5 haben. Na und? Bei der Definition der negativen Zahlen
findet man sich ja auch damit ab, dass die 0 keine eindeutige
Darstellung hat, sondern als +0 oder als -0 geschrieben werden kann.

b) 0,999... != 1,000 (soll heißen ungleich) und man muss sich damit
abfinden, dass das so Definierte keinerlei irgendwie brauchbaren
Rechengesetzen gehorcht; z.B. ist 1/3*3 nicht 1. Auch zu sonst
irgendetwas ist es nicht gut - jedenfalls hat noch keiner eine
Anwendung dafür gefunden.

Mna hat sich selbstverständlich für (a) entschieden, aber eine
Entscheidung war es doch. (Vielleicht war sie so selbstverständlich, dass
es keiner gemerkt hat, dass es eine war.)

Helmut Richter

Rainer Rosenthal

2004-01-04 15:07:20 UTC

Permalink

Helmut Richter

Post by Helmut Richter

Post by Rainer Rosenthal
Es gibt meines Wissens genau einen Gleichheitsbegriff.
Das war der mit "wenn A = B und B = C, dann A = C".

Häh? Das ist Transitivität und würde für "<" genauso gelten.

Es war einfach die formelmässige Darstellung des wunder-
schön fliessenden Satzes

Sind zwei Grössen einer dritten gleich,
dann sind sie untereinander gleich.

Ein Klassiker! Hermann Kremer wüsste bestimmt auch frühe
Quellen.

So einen Thread wie diesen hatten wir bisher, glaube ich,
noch nicht. Ich finde es prima, dass der Vater seine
Tochter ermuntert hat, weiter nachzufragen bei Leuten,
die sich auskennen sollten.

Die Antworten von GaK sind mir so unglaublich zuwider wie
seinerzeit die von JB. Ist wahrscheinlich kein Zufall ...
Auch der Grüne Bettvorleger fällt mir da gerade noch ein.
Ich habe in keine Header oder was geschaut. Ich mutmasse
da nur nach Gefühl.

Hier ist noch so 'ne (selbst erlebte) Lehrer-Story:

Wir mussten Logarithmen immer mit einem Punkt schreiben,
im Unterschied zu den "richtigen Zahlen", die mit einem
Komma zu schreiben waren. Ja: Wir haben GELERNT, dass
Logarithmen eben keine richtigen Zahlen seien. *grusel*

Gruss und auf hoffentlich gedeihliches Miteinander in 2004
Rainer Rosenthal
***@web.de

Gastfreund aus Korinth

2004-01-06 12:52:26 UTC

Permalink

Interessant, dass das angesprochen wird. Ich habe in meinem mathematischen
Leichtsinn die reelle Existenz von aperiodischen Brüchen als möglich
erachtet.

Aperiodische Dezimalbrüche existieren wirklich. Z.B. ist
0,10110111011110... ein solcher. Nachdem alles richtig definiert ist,
stellt dieser Dezimalbruch auch eine reelle Zahl dar, wie man das sagt.
Das bedeutet, daß die zughörige Reihe einen Grenzwert in R besitzt.
nämclih die dargestellte sein. Was eine "virtuelle Existenz" ist, weiß
ich nicht, daß ist kein mathematischer Begriff.

Auch diese "harmlose" Frage kam von meiner Tochter aufgrund
einiger Beispiele im Mathematikbuch, die zu lösen waren, wo sie meinte,
ich kann ja nicht ewig rechnen um zu sehen, ob da irgendwann eine Periode
entsteht. Nicht einmal mit einer Standard-Tabellenkalkulation ist zB
erkennbar, ob zB 1/161 periodisch ist.

Die Dezimalbruchentwicklung von 1/161 ist periodisch, weil 1/161 rational
ist. (Wenn Du Division mit Rest durchführst, entstehen Reste, aber alle
reste müssen kleiner sein als 161, so daß nur endlich viele solche reste
existieren können. Nach endlich vielen Schritten wird sich also ein Rest
wiederholen und die Periode setzt ein.)

Meine Empfehlung war dann pragmatisch, dass sie einfach 5 Nachkommastellen
berechnen soll und dann hoffen, dass das Beispiel nicht zu schwer war.

Die Art Pragmatik ist in der Mathematik ungebräuchlich.

Das
ist eine nicht so tolle Antwort, aber irgendwo gibt es bei mathematischen
Erklärungen eine altersbezogene Grenze, sonst wird das Hauptziel, das ja
nicht mathematische Beweise sind, verfehlt.
Ich bin echt überrascht, welche tiefen mathematischen Betrachtungen
hinter einfachen Fragen stehen können.

So einfach war diese Frage nicht.

GaK


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Gastfreund aus Korinth

2004-01-06 01:09:01 UTC

Permalink

Post by Axel Schwenke

Post by Gastfreund aus Korinth
Das könnte man, aber aus guten Gründen macht man das dann doch nicht.

*das* solltest du etwas näher ausführen. Insbesondere würden mich die
"guten Gründe" interessieren.

Post by Gastfreund aus Korinth
(Wahrscheinlich wären unter diesen Umständen periodische
Dezimalbrüche sinnlos.)

Sie sind eine abkürzende Schreibweise.

Ist 0,777... eine abkürzende Schreibweise für 1/7? Immerhin besteht 1/7
aus drei Zeichen, 0,777... mindestens aus vier.

Post by Axel Schwenke
Und nebenher unheimlich praktisch,
wenn man zwei davon miteinander vergleichen will.

Wenn man zwei Brüche vergleichen will, bringt man sie auf den gleichen
Nenner. Es wäre sehr ungewöhnlich, vorher ihre Dezimalbruchdarstellungen
zu berechnen, aber man könnte das auch tun. Ob das praktisch ist, sollte
jeder für sich selber entscheiden.

Post by Axel Schwenke
Oder rein mechanisch
mit einem Computer) damit rechnen.

Klar könnte man (ziemlich leicht) ein Programm schreiben, das mit
periodischen Dezimalbrüchen rechnet. Aber wozu? (Die gängigen
CAS können das wohl nicht.) Computer können sehr einfach mit wirklichen
Brüchen rechnen und manche Programmiersprachen bieten das sogar als
standard an (z.B. CL).

Post by Axel Schwenke
Für verschiedene Aufgaben sind verschiedene Notationen manchmal sehr
nützlich. Kettenbrüche z.B. sind eine weitere Variante.

Kettenbrüche sind wohl wirklich nützlich und vermitteln schöne
Einsichten (obwohl ich mich nicht mit ihnen auskenne) aber
formal-periodische Dezimalbrüche (um mal eine neue Benennung zu erfinden)
scheinen mir nichts zu bringen. Ich habe so etwas auch in der Literatur
noch nie gesehen. Aber es ist klar, das man das machen kann.

GaK


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Axel Schwenke

2004-01-06 11:03:06 UTC

Permalink

Post by Gastfreund aus Korinth

Post by Axel Schwenke

Post by Gastfreund aus Korinth
Das könnte man, aber aus guten Gründen macht man das dann doch nicht.

*das* solltest du etwas näher ausführen. Insbesondere würden mich die
"guten Gründe" interessieren.

Post by Gastfreund aus Korinth
(Wahrscheinlich wären unter diesen Umständen periodische
Dezimalbrüche sinnlos.)

Sie sind eine abkürzende Schreibweise.

Ist 0,777... eine abkürzende Schreibweise für 1/7? Immerhin besteht 1/7
aus drei Zeichen, 0,777... mindestens aus vier.

Du stellst dich dumm, oder?

Der Dezimalbruch
_________
0.abc...xyz (Periodenlänge sei n)

ist eine abkürzende Schreibweise für

abc...xyz
---------
10^n - 1

Post by Gastfreund aus Korinth

Post by Axel Schwenke
Und nebenher unheimlich praktisch,
wenn man zwei davon miteinander vergleichen will.

Wenn man zwei Brüche vergleichen will, bringt man sie auf den gleichen
Nenner. Es wäre sehr ungewöhnlich, vorher ihre Dezimalbruchdarstellungen
zu berechnen, aber man könnte das auch tun.

Du stellst dich dumm, oder?

Wenn man zwei periodische Dezimalbrüche hat, ist es einfacher sie
Stelle für Stelle zu vergleichen, statt sie in obige Form zu überführen
und dann auf den Hauptnenner zu bringen.

Auch sonst: Dezimalbruch, gemeiner Bruch, Kettenbruch sind lediglich
verschiedene Darstellungen der selben Objekte (rationale Zahlen,
Kettenbrüche können auch irrationale Zahlen darstellen). Welche
Darstellung man wählt, hängt von der zu lösenden Aufgabe ab.


XL

--
Das ist halt der Unterschied: Unix ist ein Betriebssystem mit Tradition,
die anderen sind einfach von sich aus unlogisch. -- Anselm Lingnau

Rainer Rosenthal

2004-01-02 21:56:39 UTC

Permalink

Post by Uwe Schmitt
Die Frage ist dann, was ein "unendlich kleiner Unterschied ist".
Wenn wir diese Zahl in den rellen Zahlen suchen, und z.b. als p>0
finden, dann ist doch p/10 > 0 ein "noch kleinerer Unterschied", p/100 > 0
noch kleiner usw. Das heisst ein unendlich kleiner Unterschied
kann gar nicht größer als die Null sein, weil wir ihn immer kleiner
machen können. Bei p<0 gehts genau so. Bleibt also nur noch p=0
uebrig.
O.k., das ist nicht konstruktiv, aber mir hat das bei den rellen
Zahlen bez. Vorstellung geholfen...

Na doch, ist insofern konstruktiv, als es zeigt, dass eine
Konstruktion nicht möglich ist. Die genannte Eigenschaft, die
Du zum Beweis heranziehst, ist so wichtig, dass die reellen
Zahlen den Orden "archimedisch angeordnet" angeheftet bekommen
haben. Zu jeder noch so kleinen Zahl a > 0 gibt es eine natürliche
Zahl n, so dass n*a grösser ist als 1. Das heisst also: genügend
viele kleine Etwasse aneinander gelegt geben was Grosses. Der
Name rührt wohl daher, dass dies Eigenschaft die Basis der sog.
Exhaustionsmethode von Archimedes ist, der mit vielen kleinen
Etwassen die grossen Figuren auszumessen in der Lage war.

Solches wäre aber noch Internet-historisch auszufeilen ...
Sollte ich da schon was in meiner Archimedes-Partition auf
der Festplatte haben? Wenn nein, dann freue ich mich schon
darauf: Jutta? Hermann?

Gruss,
Rainer Rosenthal
***@web.de

Michael Lange

2004-01-02 20:41:10 UTC

Permalink

Hallo Cornelia,

es gab ja schon einige postings, darunter auch wirklich gute (egal für
welche Klassenstufe). Ich würde dennoch gerne insbesondere die Antwort von
Hermann ergänzen.

Du schriebst:

[...]

Post by Cornelia
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen, warum 0,9
periodisch gleich 1 ist, das ergibt sich aber, wenn man 0,9 periodisch in
einen Bruch umwandelt.
Ich rechne also zB 0,7 periodisch ist 7/9 und 0,9 periodisch ist 9/9, das
1 ist.
Zwischen 0,9 periodisch und 1 ist doch ein _unendlich_ kleiner
_Unterschied_, oder nicht?

Hier musst Du Dich fragen, ob das stimmt. Wenn es einen Unterschied gibt,
d.h. eine Differenz, die nicht verschwindet, dann musst Du die doch
ausdrücken können. Also sag mal, welche Zahl sich aus 1-0,[9] ergibt (die
eckigen Klamern mögen mal die Periode symbolisieren)!

Du wirst wohl mit mir einer Meinung sein, dass 0,[9] unmöglich größer sein
kann als 1. Ich denke wohl, dass man leicht über die Zahl vor dem Komma
argumentieren kann!
Jetzt kommt das "kleiner sein": Dazu muss man sich wohl fragen, wie groß die
Differenz 1-0,[9] höchstens ist.
Dir sollte klar sein, dass die Differenz HÖCHSTENS 1 ist, mehr geht nicht.
Das wäre im übrigen genau dann der Fall, wenn man von den unendlich vielen
Neunen keine einzige als anwesend betrachtet. Bedenkst Du aber, dass ja
mindestens eine 9 geschrieben steht, kommst Du darauf, dass die Differenz
1-0,[9] "höchstens" 0,1 sein kann.
Nun gut, aber es steht ja nicht nur eine 1 da, sondern mindestens 2.
Betrachtest Du nur zwei, so ist die Differnenz eben 0,01.
Aber eigentlich sind ja noch mehr da. Bei drei Neunen wäre der Unterschied
nur noch 0,001.
Du siehst, dass die Differenz also sehr klein wird sein muss, oder mit
Deinen Worten "unendlich" klein.
Aber wieviel ist unendlich klein?
Mach Dir mal Gedanken darüber, indem Du die Reihe fortsetzt:
1
0,1
0,01
0,001
...
Oft kommt jetzt die Antwort: eine Zahl, die folgendermaßen aufgebaut ist:
Sie fängt mit "0," an, hat unendlich viele Nullen und "am Ende" eine 1.
Da würd ich sagen, Hut ab, hört sich schon gut an. Nur die eine Frage noch:
Wie soll ich denn die 1 "am Ende" finden, wenn doch die eben beschriebene
Zahl gar kein Ende hat, sondern nur "unendlich" viele Nullen nach dem
Komma?

Und jetzt kommt Hermann: Der sagt, der Unterschied sei Null. Kannst Du Dir
das jetzt erklären?

Post by Cornelia
x = 0,9 periodisch,
dann ist 10x = 9,9 periodisch.
10x = 9,9 periodisch
-x = -0,9 periodisch
____________________
9x = 9,0
x = 1
=> 1 = 0,9 periodisch
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich trotzdem
gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein Unterschied
ist. Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler? Wie kann ich mir das besser
vorstellen?

Nein. Obwohl da schon mehr Mathematik hintersteckt, als Schüler i.a. in der
Schule lernen.
Bedenke, es gibt mindestens zwei Stufen des Verstehens:
1. Begreifen, wie man etwas macht.
2. Erklären können, warum das auch funktioniert, was man da macht.

Gib Dich nie mit der ersten Stufe zufrieden. Frage immer (!) nach der
zweiten. Gute Lehrer haben auch darauf immer eine Antwort. Manchmal ist die
schwierig zu verstehen, aber wenn DU immer weiter (Dich selbst) nach dem
"Warum?" fragst, wirst Du auch bestimmt die schwierigen Antworten verstehen
lernen!

Übrigens ist die Antwort nach dem "Warum" Deiner Frage keineswegs einfach.
Sie schließt an das Themengebiet an, das Untersucht, welches denn die
nächst größere Zahl nach der Null ist. Und hüte Dich davor, sie mit 0,[0]1
zu betiteln (also diejenige Zahl, die mit "0," beginnt, unendlich viele
Nullen hat, am Ende eine 1). Diese Zahl ist interessanterweise eben gleich
0, sofern es sie gibt.

So, ich hoffe Dich nicht völlig verwirrt zu haben und wünsche (nicht nur
Dir) ein schönnes neues Jahr.

Mfg Michael

Jens Hansen

2004-01-03 08:56:00 UTC

Permalink

Post by Manfred Hauser
Jedes mal wenn das Problem mit dem 0,[9] = 1 (um mal Deine Schreibweise
zu übernehmen) auftaucht, komm ich wieder ins Grübeln. Prinzipiell
leuchtet mir das schon ein, daß man das so zeigen kann. Mein Problem
bei der Sache ist aber eigentlich, warum stört sich niemand daran, daß
beispielsweise bei folgender Funktion
f(x) = x mit D(x) = [0..1)
// kurz zur Erklärung, D(x) sei der Definitionsbereich
// der zwischen 0 und 1 liegt, einschließlich 0, ausschließlich 1
man zwar unendlich nahe an die 1 "rangehen" kann, die 1 jedoch nie
erreicht, da sie ganz einfach nicht zum Definitionsbereicht gehört?

Nein, das kann man nicht. Jeder Funktionswert hat immer einen Abstand
größer 0 von 1.

Post by Manfred Hauser
Wie weit ist man denn noch von der 1 entfernt, wenn man sich unendlich
nahe annähert (erreichen kann man sie ja schon rein der Definition
wegen nicht)?
Ist denn das Problem nicht genau von der selben Art?
Schöne Grüße,
Manfred

Nein, beim Problem mit 0,[9] geht es ja gerade darum, dass diese Zahl
gleich 1 ist.

Dein Problem ist, dass du schon implizit Konvergenz betrachtest.

Grüsse Jens

Manfred Hauser

2004-01-03 09:34:39 UTC

Permalink

Post by Jens Hansen

Post by Manfred Hauser
man zwar unendlich nahe an die 1 "rangehen" kann, die 1 jedoch nie
erreicht, da sie ganz einfach nicht zum Definitionsbereicht gehört?

Nein, das kann man nicht. Jeder Funktionswert hat immer einen Abstand
größer 0 von 1.

ja, natürlich ist der Abstand immer Größer als 0, aber um mit den
Worten von Michael zu argumentieren

Post by Jens Hansen

Post by Manfred Hauser
Hier musst Du Dich fragen, ob das stimmt. Wenn es einen Unterschied
gibt, d.h. eine Differenz, die nicht verschwindet, dann musst Du die
doch ausdrücken können.

Nein, beim Problem mit 0,[9] geht es ja gerade darum, dass diese Zahl
gleich 1 ist.
Dein Problem ist, dass du schon implizit Konvergenz betrachtest.

das Argument laß ich jetzt mal nicht gelten, denn z.B. Rainer Rosenthal
bringt ein sehr schönes Beispiel über konvergente Reihen, da hast Du ja
auch kein Problem damit, daß wenn man das unendlich fortsetzt (also das
Beispiel 0,9+0,09+...) auf 1 kommt, obwohl man sich im Grunde nur immer
weiter annähert. Genau dasselbe führe ich mit meiner gegebenen Funktion
durch, ich addier auf den "aktuellen" Funktionswert immer einen der
Summanden aus der oben genannten konvergenten Reihe drauf (Du darfst
Dir sogar jedes mal aussuchen, welchen Du möchtest, aber bitte jeden
nur einmal ;).

Schöne Grüße,
Manfred

Michael Lange

2004-01-03 10:16:21 UTC

Permalink

Hallo Manfred,

Post by Manfred Hauser

Post by Jens Hansen

Post by Manfred Hauser
man zwar unendlich nahe an die 1 "rangehen" kann, die 1 jedoch nie
erreicht, da sie ganz einfach nicht zum Definitionsbereicht gehört?

Nein, das kann man nicht. Jeder Funktionswert hat immer einen Abstand
größer 0 von 1.

ja, natürlich ist der Abstand immer Größer als 0, aber um mit den
Worten von Michael zu argumentieren

Post by Jens Hansen

Post by Manfred Hauser
Hier musst Du Dich fragen, ob das stimmt. Wenn es einen Unterschied
gibt, d.h. eine Differenz, die nicht verschwindet, dann musst Du die
doch ausdrücken können.

[...]

Da Du mich ausdrücklich zitierst, möchte ich Dir den mathematischen Teil
noch einmal vor Augen führen. Gemeinsam ist tatsächlich beiden, dass man
das ganze mit Grenzwertbetrachtung angehen kann.
Unterschiedlich ist bei beiden, dass man es bei 0,[9] = 1 nicht "muss". Mein
Argument ist recht einfach, ich "beweise", dass in "jeder" eps-Umgebung von
1 auch die 0,[9] liegt. In Jeder, egal wie klein das eps > 0 gewählt wurde.
Generalisierung drüber: Der Abstand ist kleiner als jedes positive eps,
muss also das Infimum eben all dieser positiven eps sein, und das ist Null.
Jetzt ein bisschen Topologie: Hat x von der Menge A den Abstand 0, so liegt
x auf dem Rand von A. Da A={1] in diesem Fall selbst nur aus isolierten
Punkten besteht, kann x=0,[9] nur ein Element von A sein, daraus folgt die
Gleichheit von 1 und 0,[9].
Du beweist, dass in "jeder" eps-Umgebung von 1 sich ein Funktionswert von f
befindet. Ja und? Was soll mir das sagen? Gehe ich mal wieder mit der
gleichen Argumentation drüber wie oben, so kann ich damit nur feststellen,
dass 1 auf dem Rand von [0;1) liegt. Ah ja, ich glaube das stimmt sogar.

Mfg Michael

Manfred Hauser

2004-01-03 12:59:08 UTC

Permalink

Post by Michael Lange
Da Du mich ausdrücklich zitierst, möchte ich Dir den mathematischen
Teil noch einmal vor Augen führen.

klar, warum nicht, ist ja schließlich ne Newsgroup, da darf jeder
mitmachen :)

Post by Michael Lange
"muss". Mein Argument ist recht einfach, ich "beweise", dass in
"jeder" eps-Umgebung von 1 auch die 0,[9] liegt. In Jeder, egal wie
klein das eps > 0 gewählt wurde. Generalisierung drüber: Der Abstand

auch ich kann zeigen, daß egal wie weit ich mich der 1 auf ein eps > 0
annähern, der gewählte Funktionswert nach wie vor im Definitionsbereich
liegt. Der Unterschied liegt nur darin, daß ich ganz leicht zeigen
kann, daß die 1 niemals erreicht wird, da sie ja schlichtweg nicht im
Definitionsbereich liegt. Wende ich jedoch Deine Argumentationsweise
an, müßte sie aber drin liegen.

Post by Michael Lange
folgt die Gleichheit von 1 und 0,[9]. Du beweist, dass in "jeder"
eps-Umgebung von 1 sich ein Funktionswert von f befindet. Ja und?
Was soll mir das sagen?

Was Dir das sagt, weis ich nicht, mir sagt es, daß Du scheinbar Deine
eigenen Argumente nur manchmal gelten läßt?!

Schöne Grüße,
Manfred

Gastfreund aus Korinth

2004-01-03 09:32:26 UTC

Permalink

Jedes mal wenn das Problem mit dem 0,[9] = 1 (um mal Deine Schreibweise zu
übernehmen) auftaucht, komm ich wieder ins Grübeln. Prinzipiell leuchtet
mir das schon ein, daß man das so zeigen kann. Mein Problem bei der Sache
ist aber eigentlich, warum stört sich niemand daran, daß beispielsweise
bei folgender Funktion
f(x) = x mit D(x) = [0..1)
// kurz zur Erklärung, D(x) sei der Definitionsbereich // der zwischen 0
und 1 liegt, einschließlich 0, ausschließlich 1
man zwar unendlich nahe an die 1 "rangehen" kann, die 1 jedoch nie
erreicht, da sie ganz einfach nicht zum Definitionsbereicht gehört?

Man kann nicht "unendlich nah" ran gehen, sondern *beliebig* *nah*. Das
kann man technisch fassen. Ist e > 0 eine (belibig kleine) reelle Zahl, so
gibt es ein x aus D mit 1-x < e. (Die Bezeichnung D(x) ist unglücklich,
denn D hängt nicht von x ab.)

Wie weit ist man denn noch von der 1 entfernt, wenn man sich unendlich
nahe annähert (erreichen kann man sie ja schon rein der Definition wegen
nicht)?
Ist denn das Problem nicht genau von der selben Art?

Nein. Das Problem war mathematisch gesehen, was der Grenzwert einer
gegebenen Reihe ist. Dein Problem ist, ob man lim(x->x0)f(x) definieren
kann für einen Punkt x0, der nicht im Definitionsbereich von f liegt.

GaK


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Timo Schneider

2004-01-04 11:40:13 UTC

Permalink

Post by Manfred Hauser
f(x) = x mit D(x) = [0..1)
man zwar unendlich nahe an die 1 "rangehen" kann, die 1 jedoch nie
erreicht, da sie ganz einfach nicht zum Definitionsbereicht gehört?
Ist denn das Problem nicht genau von der selben Art?

Hallo

Also ich versuche _mir_ das so zu erklären:

1.) 0,999.. ist nicht dasselbe wie 1
2.) 0,999... kann man auch schreiben als \sum{\frac{9}{10^{k}}}{n}{k=1} *
3.) lim n->oo des obigen Ausdrucks ist 1
4.) Da lim n->oo \sum{9/10^{k}}{n}{k=1} = 1 soviel zu schreiben ist,
schreibt man dafür kurz 0,\overline{9}.

Ich denke das selbe gilt für deine Funktion, nur das es hier keinen Schritt
4 gibt.

Achtung! Ich behaupte keinesfalls, dass obiges irgendeine math. Wahrheit
enthält. Für _mich_ (Jgst. 13) tut es das aber bisher0 als Erklärung ganz
gut. Vielleicht hilft es auch anderen.

Über Kommentare zu mathematischen Richtigkeit meiner Aussagen würde ich mich
freuen.

Grüße,
Timo

__________
* leider habe ich hier grad kein LaTeX um zu kontrollieren ob der Befehl
richtig ist, aber ich denke man kann sich gut vorstellen was ich meine. Herr
Rosenthal hat wohl zeichnerisch etwas mehr drauf als ich, bei im sieht das
ganze dann so aus:

oo
-----------
\ 9
\
\ ----------------
/
/ k
/ 10
/
------------
k = 1

Christian Kortes

2004-01-04 14:44:51 UTC

Permalink

Post by Timo Schneider

Post by Christian Kortes

Post by Timo Schneider
1.) 0,999.. ist nicht dasselbe wie 1

Doch!

Also hier bin ich mir aber relativ sicher dass meine Aussage stimmt: Egal
wieviele 9er ich hinter das Komma schreibe (ich kann ja nur endlich viele
schreiben, weil Stifte, Papier etc. endlich sind) und diese Zahl von 1
abziehe bleibt immer eine Differenz > 0. Also können die beiden Zahlen nicht
gleich sein.

Ich dachte, du meinst "0, Periode 9".

Post by Timo Schneider
Doch vielleicht liegt mein Fehler ja schon in der Unterscheidung zwischen
0,999... und 0,\overline{9}? Dann hättest du natürlich Recht. Aber für mich
heißt ''periodisch'' dass man es so (0,\overline{9}) schreiben muss.

"0,999..." ohne Angabe wie viele Neunen folgen, heißt für mich
"0, Periode 9".

Post by Timo Schneider

Post by Christian Kortes
Lies mal: Otto Forster, Analysis 1, §5 b-adische Brüche.

Danke für die Empfehlung, werde mal in der Bücherei und bei google danach
stöbern. Oder kennst du zufällig einen Link wo man das runterladen kann?

Das Buch runterladen? Das musst du schon kaufen. Wenn du später Mathe oder
Informatik studieren willst, ist das Buch sowieso angebracht.

MfG,
Christian

Florian Schaudel

2004-01-03 11:02:20 UTC

Permalink

Cornelia <***@usenet04.wrgym.uni.cc> wrote in news:***@usenet04.wrgym.uni.cc:

Hallo Cornelia,

zunächst einmal möchte ich Dir zu Deinem Papa (zumindest in
mathematischer Hinsicht ;-)) beglückwünschen. Das was er Dir erklärt hat
ist nicht nur vollkommen richtig, sondern es hätten wahrscheinlich 50%
der Mathematikstudenten und 75% der Mathematiklehrer probleme, es so
klar und einfach aus dem Stehgreif hinzuschreiben.

Deine Frage bezieht sich aber auf ein tieferes Verständnis des Warum?

Post by Cornelia
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich
trotzdem gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein
Unterschied ist. Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler?

Die Gleichung ist vollkommen richtig. Sie stellt das dar, was
Mathematiker einen "Beweis" nennen: Durch Anwendung richtiger
Rechenoperationen oder Vorschriften stückweise von einer Aussage zu
einer anderen kommen.
Ist die Anfangsaussage formal richtig und die einzelnen Rechenschritte
auch, dann muss automatisch auch die Endaussage richtig sein - selbst
dann, wenn diese Endaussage nicht anschaulich verständlich ist.

Post by Cornelia
Wie kann
ich mir das besser vorstellen?

Die Vorstellung hier ist in der Tat schwierig, da unendlich halt so eine
furchtbar große Zahl ist. Aber vielleicht hilft es Dir, über ein paar
andere Fragen nachzudenken:

- Wie bist Du eigentlich auf die 0,9999999... gekommen?

Du könntest Dir ja zum Beispiel überlegt haben "Es gibt 0,3 periodisch
(=1/3), es gibt 0,6 periodisch (=2/3) also muss es doch auch 0,9
periodisch geben (=?)". Eine andere Überlegung wäre "Was ist eigentlich
0,3... + 0,6... ? Wenn ich die normalen Rechnenregeln anwende, dann
komme ich auf 0,9..."
In beiden Fällen hast Du eigentlich genau dasselbe gemacht, was Dein
Papa auch gemacht hat: Du hast gewisse formale Regeln, die Dir aus dem
Rechnen mit endlichen Kommazahlen bekannt waren einfach auf periodische
Zahlen übertragen (was übrigens vollkommen richtig ist). Da es sich aber
nur noch um die Übertragung formaler Regeln handelt, ist das Ergebnis
dieser Übertragung schwer vorstellbar.


- Sind Dir schon andere Bereiche der Mathematik begegnet, wo Du etwas
ähnliches gemacht hast?

Ich z.B. hatte in Deinem Alter ziemliche Probleme damit, mir "paralelle
Geraden" vorzustellen. Natürlich wusste ich, wass das ist und kannte
ihre Eigenschaften, aber immer wenn ich sie mir vorstellen wollte habe
ich das Biuld von zwei Eisenbahnschienen im Kopf, die sich in der ferne
eben doch berühren ...

- Was würde es "schaden", wenn man 0,9... einfach verbieten würde? Gäbe
es Rechnungen, die sich dann nicht mehr ausführen liessen?




Viel Spass bei Deinen weiteren Entdeckungen im Reich der Mathematik - Du
bist auf dem richtigen Weg um viel Freude damit zu haben.

Florian

Roland Klug

2004-01-04 14:31:47 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Leider konnte mir bis jetzt niemand verständlich machen,
warum 0,9 periodisch gleich 1 ist, das ergibt sich aber,
wenn man 0,9 periodisch in einen Bruch umwandelt.

Ich würde sagen es ist einfach Definitionssache. Wahrscheinlich bringt es
dir jetzt nicht soviel, aber es hat mit der g-adischen Entwicklung zu tun.
Also einfach mit der Definition einer Dezimalzahl zur Basis g in unserem
Fall also g = 10. Eine Bruchzahl a kann man mit Hilfe einer Folge
darstellen. Weiterhin kann man dann zeigen (beweisen), dass es genau eine
Folge (zn) gibt, für die gilt:

z0 + z1/g + z2/g² ... + zn/g^n <= a < z0 + z1/g + z2/g² ... + zn/g^n + 1/g^n

a = Summe(n=0 bis oo) zn/g^n

Und man hat sich auf die Schreibweise a = z0, z1 z2 z3...zn zu schreiben.

Nach dieser Definition bekommt man zum Beispiel für den Bruch a= 1/2 die
Dezimalzahl 0,5000000.... raus.

Man kann aber auch zeigen, dass es genau eine Folge z'n gibt für gilt:

z0 + z1/g + z2/g² ... + zn/g^n < a <= z0 + z1/g + z2/g² ... + zn/g^n + 1/g^n

Diese Definition liefert beispielsweise für den Bruch a=1/2 die Dezimalzahl
0,499999999...

Gruß Roland

Jan Bruns

2004-01-05 06:32:40 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Zwischen 0,9 periodisch und 1 ist doch ein _unendlich_ kleiner
_Unterschied_, oder nicht?

Ja, also wenn man's krampfhaft genau nehmen will, schon,
vermute ich.
0,9... könnte man auch schreiben als 0,9..9,
denn wir hatten ja festgelegt, daß nach dem Komma nur noch 9en folgen
sollen, also ist auch die letzte Ziffer eine 9.

Das bedeutet dann auch, daß 0,0..1 mehr als nichts wäre.

Post by Cornelia
10x = 9,9 periodisch
-x = -0,9 periodisch
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich trotzdem
gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein Unterschied ist.
Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler? Wie kann ich mir das besser
vorstellen?

Die beiden Punkte in "0,9..9" stehen ja für eine Wiederholung von Ziffern.
Nennen wir die Anzahl der Wiederholungen n.
Das zehnfache von "0,9..9" schreiben wir als "9,9..9", wobei allerdings
die beiden Punkte nun nicht mehr für n Wiederholungen der Ziffer 9 stehen,
sondern eben nur n-1 Wiederholungen.

Gibt es ein n, so daß gilt n=n-1 ?

Gruss

Jan Bruns

--
Folgende Botschaft wird Ihnen mittels eines Microsoft Betriebssystems zusätzlich
übermittelt: "Geht es jedoch an die Ausführung der von Ihnen geschriebenen
Programme, so muss jeder Befehl von ihrem Commodore 64 erst interpretiert werden,
d.h., in entsprechende, von ihm ausführbare Einzelschritte übertragen werden."

Michael Lange

2004-01-05 12:38:28 UTC

Permalink

Hallo Jan,

Jan Bruns schrieb:

[...]

Post by Jan Bruns
0,9... könnte man auch schreiben als 0,9..9,
denn wir hatten ja festgelegt, daß nach dem Komma nur noch 9en folgen
sollen, also ist auch die letzte Ziffer eine 9.

Naja, wenn Du mit 0,9... eben "0,Periode 9" meinst, so hat der
Nachkommabereich keine letzte Stelle. Genausowenig, wie die Erde einen Rand
hat (schlechter Vergleich), von dem man fallen könnte.

Post by Jan Bruns
Das bedeutet dann auch, daß 0,0..1 mehr als nichts wäre.

Gleicher Fehler, gleiches Argument.

Post by Jan Bruns

Post by Cornelia
10x = 9,9 periodisch
-x = -0,9 periodisch
Wenn ich die Gleichung rechnerisch auch verstehe, verstehe ich trotzdem
gedanklich nicht, warum zwischen 0,9 periodisch und 1 kein Unterschied
ist. Ist in der o.a. Gleichung ein Denkfehler? Wie kann ich mir das
besser vorstellen?

Die beiden Punkte in "0,9..9" stehen ja für eine Wiederholung von Ziffern.
Nennen wir die Anzahl der Wiederholungen n.
Das zehnfache von "0,9..9" schreiben wir als "9,9..9", wobei allerdings
die beiden Punkte nun nicht mehr für n Wiederholungen der Ziffer 9 stehen,
sondern eben nur n-1 Wiederholungen.

Du gehst ja konkret von einer endlichen Anzahl von Nachkommastellen aus
(zumindest habe ich das jetzt so verstanden). Damit machst Du natürlich
einen entscheidenden Fehler. Auch wenn es nur um eine grenzwertliche
Betrachtung geht, kann man ein Relationszeichen eben nicht aufrecht
erghalten: Beispiel: a_n:=1/n (für n e IN°*). Dann gilt stets a_n>0, aber
der Grenzwert ist GLEICH Null.

Ich glaube, dass dieses Beispiel zum Verständnis beitragen kann. Es ist
allerdings nicht für alle Schüler des Alters geeignet. Letztlich liegt das
Verständnisproblem eben im Erfassen des Unendlichen. Da hilft einem auch
ein Analogisieren zum Endlichen im manchen Fällen nicht viel, denn genau im
Benutzen dieser Methode liegt eine große Fehlerquelle.

Post by Jan Bruns
Gibt es ein n, so daß gilt n=n-1 ?

Nein. Zumindest keine Zahl (es reicht da ein Element einer Gruppe zu sein,
in der 1=!=0 gilt). Denn dann kannst Du die Gleichung äquivalent umformen
zu 1=0. #+

Mfg Michael

Gerd Thieme

2004-01-05 19:45:09 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich ist, dann muss der
Unterschied irgendwann 0 werden, je mehr Stellen man mit 1 - 0,9....
rechnet. Der Unterschied wird dann 0, wenn die Differenz nicht mehr kleiner
werden kann und das ist am "Ende" der Uendlichkeit erreicht.
Wenn das ganz falsch ist, dann bitte ich um eine einfache Antwort.

Nein. Du machst ja etwas ganz anderes. Du vergleichst einen endlichen
Dezimalbruch mit der 1, und keinen unendlichen. Solange der Dezimalbruch
nur sehr lang ist, aber eben noch nicht ganz unendlich lang, ist er auch
nur sehr nahe an der 1 aber noch nicht gleich 1.

Was Du zum Verständnis brauchst ist der Begriff des Grenzwerts.
Vereinfachen läßt sich nicht viel. Ich versuch's mal so: Eine
(unendliche) Folge konvergiert dann gegen einen Grenzwert g, wenn man
einen beliebigen positiven Abstand wählen kann, so klein man will, nur
eben größer Null, und immer liegt fast die ganze Folge, mit endlich
vielen Ausnahmen, dichter als dieser Abstand beim Grenzwert G (endlich
viele Ausnahmen fallen bei einer unendlichen Folge nicht ins Gewicht).

Such Dir also einen beliebigen Abstand d. Zähle in d die Nullen nach dem
Komma. Das ist eine endliche Anzahl n. Dann sind alle endlichen
Dezimalbrüche der Form 0,999...9, die mehr als n Neunen haben, dichter
am Grenzwert 1 dran als der gewählte Abstand d. Nur die endlich vielen
kürzeren Brüche sind weiter weg.

Mit anderen Worten, wenn Du den Dezimalbruch lang genug wählst, kannst
Du jeden, noch so kleinen Abstand unterbieten, es paßt nichts, aber auch
gar nichts zwischen die Folge und ihren Grenzwert.

So sind die reellen Zahlen konstruiert, sie sind allesamt Grenzwerte. Es
geht auch anders. John Conway hat als Nebenprodukt der Spieltheorie
surreale Zahlen erfunden, die sich durchaus in die Lücke zwischen einer
reellen Folge und ihrem Grenzwert quetschen können, aber das hat mit
Schulmathematik nichts mehr zu tun und nimmt ihr auch nicht ihre
Richtigkeit.

Gerd

Gerd Thieme

2004-01-05 19:48:33 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich ist, dann muss der
Unterschied irgendwann 0 werden, je mehr Stellen man mit 1 - 0,9....
rechnet. Der Unterschied wird dann 0, wenn die Differenz nicht mehr kleiner
werden kann und das ist am "Ende" der Uendlichkeit erreicht.
Wenn das ganz falsch ist, dann bitte ich um eine einfache Antwort.

Nein. Du machst ja etwas ganz anderes. Du vergleichst einen endlichen
Dezimalbruch mit der 1, und keinen unendlichen. Solange der Dezimalbruch
nur sehr lang ist, aber eben noch nicht ganz unendlich lang, ist er auch
nur sehr nahe an der 1 aber noch nicht gleich 1.

Was Du zum Verständnis brauchst, ist der Begriff des Grenzwerts.
Vereinfachen läßt sich nicht viel. Ich versuch's mal so: Eine
(unendliche) Folge konvergiert dann gegen einen Grenzwert g, wenn man
einen beliebigen positiven Abstand wählen kann, so klein man will, nur
eben größer Null, und immer liegt fast die ganze Folge, mit endlich
vielen Ausnahmen, dichter als dieser Abstand beim Grenzwert g (endlich
viele Ausnahmen fallen bei einer unendlichen Folge nicht ins Gewicht).

Such Dir also einen beliebigen Abstand d. Zähle in d die Nullen nach dem
Komma. Das ist eine endliche Anzahl n. Dann sind alle endlichen
Dezimalbrüche der Form 0,999...9, die mehr als n Neunen haben, dichter
am Grenzwert 1 dran als der gewählte Abstand d. Nur die *endlich vielen*
kürzeren Brüche sind weiter weg.

Mit anderen Worten, wenn Du den Dezimalbruch lang genug wählst, kannst
Du jeden, noch so kleinen Abstand unterbieten, es paßt nichts, aber auch
gar nichts zwischen die Folge und ihren Grenzwert.

So sind die reellen Zahlen konstruiert, sie sind allesamt Grenzwerte. Es
geht auch anders. John Conway hat als Nebenprodukt der Spieltheorie
surreale Zahlen erfunden, die sich durchaus in die Lücke zwischen einer
reellen Folge und ihrem Grenzwert quetschen können, aber das hat mit
Schulmathematik nichts mehr zu tun und nimmt ihr auch nicht ihre
Richtigkeit.

Gerd

Gastfreund aus Korinth

2004-01-05 21:13:36 UTC

Permalink

Post by Gerd Thieme
Was Du zum Verständnis brauchst, ist der Begriff des Grenzwerts.
Vereinfachen läßt sich nicht viel. Ich versuch's mal so: Eine
(unendliche) Folge konvergiert dann gegen einen Grenzwert g, wenn man
einen beliebigen positiven Abstand wählen kann, so klein man will, nur
eben größer Null, und immer liegt fast die ganze Folge, mit endlich
vielen Ausnahmen, dichter als dieser Abstand beim Grenzwert g (endlich
viele Ausnahmen fallen bei einer unendlichen Folge nicht ins Gewicht).
Such Dir also einen beliebigen Abstand d. Zähle in d die Nullen nach dem
Komma. Das ist eine endliche Anzahl n. Dann sind alle endlichen
Dezimalbrüche der Form 0,999...9, die mehr als n Neunen haben, dichter am
Grenzwert 1 dran als der gewählte Abstand d. Nur die *endlich vielen*
kürzeren Brüche sind weiter weg.
Mit anderen Worten, wenn Du den Dezimalbruch lang genug wählst, kannst Du
jeden, noch so kleinen Abstand unterbieten, es paßt nichts, aber auch gar
nichts zwischen die Folge und ihren Grenzwert.
So sind die reellen Zahlen konstruiert, sie sind allesamt Grenzwerte. Es
geht auch anders. John Conway hat als Nebenprodukt der Spieltheorie
surreale Zahlen erfunden, die sich durchaus in die Lücke zwischen einer
reellen Folge und ihrem Grenzwert quetschen können, aber das hat mit
Schulmathematik nichts mehr zu tun und nimmt ihr auch nicht ihre
Richtigkeit.

Man sieht es wieder: Wir Lehrer sind Kleingeister. Wenn man die Sache
richtig erklärt, kann man also einem zwölfjährigen Kind mühelos
klarmachen, was Grenzwerte sind. Nebenbei kommen noch andere interessante
Objete, wie reelle Zahlen und surreale Zahlen vor.

Jetzt müßten wir nur noch die Verantwortlichen überzeugen, damit diese
Gegenstände Einzug in die Lehrpläne halten. (In der achten Klasse
könnten wir dann bereits affine Zusammenhänge behandeln.) Das alles geht
nur deshalb nicht, weil wir Lehrer so schlecht sind.

GaK


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Rainer Rosenthal

2004-01-05 22:56:43 UTC

Permalink

Post by Gerd Thieme
So sind die reellen Zahlen konstruiert, sie sind
allesamt Grenzwerte. Es geht auch anders. John
Conway hat als Nebenprodukt der Spieltheorie
surreale Zahlen erfunden, die sich durchaus in
die Lücke zwischen einer reellen Folge und ihrem
Grenzwert quetschen können, aber das hat mit
Schulmathematik nichts mehr zu tun und nimmt ihr
auch nicht ihre Richtigkeit.

Hallo Gerd,

just in diesen Tagen ist auch in sci.math mal wieder
ein langer Thread mit dem Titel "0.999... = 1", in
dessen Teilzweig "Rucker on Infinitesimals" der wirklich
gute "regular" der Gruppe, G. A. Edgar, schreibt:

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Post by Gerd Thieme
1 - 1/omega

There is another system, besides Robinson's hyperreals,
namely Conway's surreals, in which such infinitesimal
calculations are common.

--
G. A. Edgar http://www.math.ohio-state.edu/~edgar/
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich möchte für Heranwachsende und nicht allzu Erwachsene das
Buch von Don Knuth über die "Surrealen Zahlen" empfehlen.

Hier ist ein Link mit kurzer Einführung und Beschreibung.
http://wikipedia.t-st.de/data/Surreale_Zahl
Es scheint, als gebe es das Buch bisher immer noch erst auf
Englisch. Das ist natürlich schade. Es liest sich nämlich sehr
gut, weil es als (allerdings ziemlich konstruierte) Story
aufgebaut ist.

Halt, nein, Kommando zurück! Hier ist es auf Deutsch:
German translation by Brigitte and Karl Kunisch, Insel der Zahlen,
(Braunschweig: Friedrich Vieweg & Sohn, 1979), 124pp.

Das habe ich gefunden bei:
http://www-cs-staff.stanford.edu/~uno/sn.html

Es könnte vielleicht dem Papa der OP gefallen.

Gruss,
Rainer Rosenthal
***@web.de

Lukas-Fabian Moser

2004-01-06 00:21:19 UTC

Permalink

Hallo,

Ich versuche es auch einmal, aber gleich vorweg: was du hier
ansprichst, ist ein ziemlich schwieriges Problem, das in letzter
Konsequenz zur Frage führt, was denn eigentlich eine Zahl ist, und
welche Arten von Zahlen es geben kann. Im Schulunterricht wird deine
Frage wohl nie völlig beantwortet werden, denn das sind reichlich
abstrakte Fragestellungen. Aber mal schauen.

Post by Cornelia
Ich kann mir sehr schwer eine Zahl vorstellen, die aus unendlich vielen
Ziffern besteht.

Sehr gut, das ist ganz genau der Punkt. An eine Zahl mit, sagen wir,
fünf Stellen nach dem Komma konntest du dich anscheinend gewöhnen; das
ist halt etwas, das herauskommen soll, wenn man gerne 132634 durch
100000 teilen würde. Oder, wenn man lieber mit Brüchen rechnet:
"1.32634" ist nur eine andere Art und Weise, den Bruch 132634/100000
aufzuschreiben.

Jetzt gehen wir einmal einen großen Schritt: kannst du dir etwas unter
einer Zahl vorstellen, die unendlich viele Stellen vor dem Komma haben
soll? - Ich jedenfalls nicht, und ich wüßte auch nicht, daß ein
solches Etwas irgendwo auftauchen würde. Ganz genauso kann ich mir
auch nicht so gut vorstellen, was eine Zahl mit unendlich vielen
Stellen NACH dem Komma sein soll: nur, daß es in diesem Fall eine
Definition gibt, eine Vereinbarung, in der die Leute miteinander
ausgemacht haben, was sie sich alle gemeinsam darunter vorstellen
wollen.

Der wohl wichtigste Schritt ist der Folgende: es gibt einen Grund, daß
man so etwas wie "unendlich viele Stellen nach dem Komma" gerne hätte,
weil man nämlich feststellt, daß man nicht jede Zahl, mit der man
gerne umgehen würde - und nicht einmal jeden Bruch - in der Form
"ganze Zahlen + ein Komma + ein paar [endlich viele] weitere Ziffern"
schreiben kann. Beispielsweise gibt es einen Bruch, der, mit 3
multipliziert, 1 ergibt - kein Problem, das ist 1/3 -, aber man stellt
fest, daß es keine Zahl mit endlich vielen Nachkommastellen mit dieser
Eigenschaft gibt. Wir würden aber gerne wirklich jeden Bruch in dieser
Kommaschreibweise aufschreiben können.

Jetzt probieren wir mal ein wenig: die Zahl 0,3 - die macht ja kein
Problem, das ist ja nur eine einzige popelige Stelle nach dem Komma -
mit drei multipliziert, das gibt 0,9. Das ist nicht ganz 1, da fehlen
noch 0,1. Hm, vielleicht kriegen wir es besser hin, wenn wir nicht
eine, sondern zwei Nachkommastellen nehmen. 0,32 mal 3 ist 0,96, das
ist schon besser, da fehlen nur 0,04. Oder 0,34 mal 3, das ist 1,02,
das ist noch besser, da fehlen nur 0,02. Oder 0,33 mal 3, das ist
0,99, da fehlt nur 0,01. Und man kann sich überlegen, daß das die
"beste Näherung" ist, die man mit nur zwei Stellen nach dem Komma
hinbekommen kann.

Das kann man jetzt fortsetzen: die Zahlen 0,3, 0,33, 0,333, 0,3333
usw. werden sozusagen immer besser darin, mit drei multipliziert "fast
genau 1" zu ergeben. Deshalb *vereinbaren* wir, daß wir von nun an
unter der "Zahl" 0,3333.... mit unendlich vielen Stellen nach dem
Komma eben genau den Bruch 1/3 verstehen wollen.

Und nun kommt ein weiterer Schritt: bislang haben wir ja nur einen
einzigen, ganz speziellen Fall betrachtet. Wir werden nun eine andere
Erklärung dafür geben, was man unter einer Zahl mit unendlich vielen
Stellen nach dem Komma versteht. Für 0,3333... muß da natürlich
dasselbe bei herauskommen wie bei unserer Festlegung "es soll einfach
genau 1/3 sein".

Und zwar beobachten wir das Folgende: es ist nicht nur 3*0,333 "nahe
bei 1", sondern auch 0,333 "nahe bei" 1/3. Denn 0,333 können wir ja
auch als Schreibweise für den Bruch 333/1000 auffassen. Die Differenz
von 0,333 und 1/3 können wir dann aber ausrechnen: das ist

1/3 - 333/1000 = 1000/3000 - 999/3000 = 1/3000,

also ein Dreitausendstel, das ist schon ziemlich klein. Und genau wie
vorhin schon stellt man nun fest, daß die Zahlen 0,3, 0,33, 0,333,
0,333 "immer näher" bei 1/3 liegen, denn die Abstände zu 1/3 sind
1/30, 1/300, 1/3000, 1/30000 usw.

Angenommen, wir hätten eine "Zahl" mit unendlich vielen Stellen nach
dem Komma. (Was auch immer das sein soll.) Und zwar sollen die Stellen
nach dem Komma "periodisch" sein, d.h. sie sollen sich immer nach
einer gewissen Anzahl von Ziffern wiederholen. Zum Beispiel so etwas:

5,483483483483483... oder 112,155551555515555... oder auch
0,99999999...

Nehmen wir einmal die erste dieser Zahlen, 5,483483483483483.... Sie
besteht also aus "5", einem Komma und lauter Wiederholungen von "483".
Jetzt betrachten wir die Zahlen

5
5,483
5,483483
5,483483483
.
.
.

Jetzt kommen etwas, das man eigentlich streng "beweisen" müßte, aber
das erspare ich dir natürlich: jetzt gibt es IMMER einen Bruch - und
zwar genau einen, also nie zwei verschiedene Bruchzahlen -, an den
sich diese Zahlen genau so annähern, wie sich oben 0,3, 0,33, 0,333,
... an 1/3 angenähert haben, und zwar ist das der Bruch 5 + 483/999.

Deshalb vereinbaren wir: unter einer Zahl mit unendlich vielen Stellen
nach dem Komma, die periodisch sind, also einer Zahl der Form
a,bbbbbbbb (wobei b ein Block von Ziffern ist, also bei uns b=483),
verstehen wir den Bruch a + b/999..9, wobei 999..9 die Zahl ist, die
aus sovielen Neunern besteht, wie b Ziffern hat. Wir vereinbaren also,
unter

112,155551555515555... den Bruch 112 + 15555/99999

und unter

0,9999999999999 den Bruch 0 + 9/9 = 1

zu verstehen.

Nochmal, ganz wichtig: wir wußten vorher nur, was Zahlen mit endlich
vielen Stellen nach dem Komma sind, und alles andere war nur eine
Anhäufung von Ziffern, unter der wir uns nichts vorstellen konnten.
Jetzt aber haben wir (zumindest im speziellen Fall, daß die Ziffern
nach dem Komma periodisch sind) *vereinbart*, was wir uns von nun an
darunter vorstellen wollen: und zwar etwas, was wir schon lange
kennen, nämlich einen Bruch.

Man kann sich nun natürlich noch fragen, was wir uns unter einer Zahl
mit unendlich vielen Stellen nach dem Komma vorstellen wollen, die
nach dem Komma nicht periodisch ist. Da gibt es nun zwei Fälle: der
einfachere Fall ist, daß am Anfang nach dem Komma "irgendwas"
passiert, aber die Zahl dann doch irgendwann noch periodisch wird. Zum
Beispiel so etwas: 3,154289898989898989..., also 3.1542 und dann immer
wieder 89. Nun, das ist nicht so schwer, da legen wir einfach fest,
das soll das Gleiche sein wie 31542,89898989898989... (das kennen wir,
denn das ist periodisch) geteilt durch 10000. Das war's schon.

Der andere Fall ist, daß die Stellen nach dem Komma sich nie als
ganzes wiederholen, also zum Beispiel so etwas:
0,10110111011110111110... oder etwas völlig chaotisches wie
3,141592654... Und da kann ich dir wohl nur das Folgende verraten: es
ist möglich, auch da eine sinnvolle Vereinbarung zu treffen, was wir
uns darunter vorstellen wollen. Aber es ist in diesem Fall niemals
möglich, diese merkwürdigen "Zahlen" einfach als Brüche aufzufassen,
sondern sie sind etwas wirklich Neues. Trotzdem wird man relativ
natürlich auf solche Zahlen, man nennt sie "irrational", geführt,
beispielsweise wenn man den Umfang eines Kreises ausrechnen will oder
die Seitenlänge eines Quadrates, das zwei Quadratmeter Fläche haben
soll. Aber das ist alles noch ein wenig komplizierter, und sogar der
berühmte griechische Mathematiker Pythagoras soll bei seiner
Entdeckung, daß es Zahlen geben muß, die man nicht als Brüche
schreiben kann, damit sehr zu kämpfen gehabt haben.

Grüße, Lukas

Jakob Creutzig

2004-01-06 09:15:03 UTC

Permalink

Cornelia <for-***@fit-for-spam-04.wrgym.uni.cc> writes:
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Wie bist Du denn an die e-mail-Adresse gekommen?

Post by Cornelia
Ich kann mir sehr schwer eine Zahl vorstellen, die aus unendlich vielen
Ziffern besteht.

Da bist Du nicht alleine mit. Mir faellt das auch schwer.

Post by Cornelia
Es fällt mir aber leichter mir eine ganz kleine Zahl
vorzustellen.

Ja, aber eine _unendlich_ kleine Zahl? Man kann Mathematik mit
sogenannten 'infinetisemalen' (das ist vornehm fuer 'unendlich
klein') Zahlen treiben, aber das wird in der Schule nicht
gemacht, dort wird nur mit den reellen Zahlen hantiert, und in
reellen Zahlen gibt es so etwas tatsaechlich nicht.

Post by Cornelia
Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich ist, dann muss der
Unterschied irgendwann 0 werden, je mehr Stellen man mit 1 - 0,9....
rechnet. Der Unterschied wird dann 0, wenn die Differenz nicht mehr kleiner
werden kann und das ist am "Ende" der Uendlichkeit erreicht.

Das ist eine sehr schoene anschauliche Erklaerung, vermutlich
das Beste, was man ohne Grenzwerte formulieren kann.
(Der 'Gastfreund aus Korinth' scheint ein ganz anderes Problem
mit den Dezimalbruechen zu haben als Du, das sollte Dich nicht
verwirren.)

Sobald man den Begriff des Grenzwertes einfuehrt, kann man auch
(endlich) exakt formulieren, was ein Dezimalbruch eigentlich sein
soll, und dann kann man obige Erlaeuterung zu einem mathematischen
Beweis dafuer, dass 0.99.. = 1 ist, ausbauen.

Best,
Jakob

Benno Hartwig

2004-01-06 10:15:49 UTC

Permalink

...aber das wird in der Schule nicht
gemacht, dort wird nur mit den reellen Zahlen hantiert, und in
reellen Zahlen gibt es so etwas tatsaechlich nicht.

Überlege bitte kurz, was deiner Meinung nach denn reelle Zahlen sind.
Natürlich kann man sich ihnen nähern mit
"Rationale Zahlen, und dazu sowas wie Wurzel(2) und Pi und e und..."

Definiert sind sie aber formal z.B. als

"...Äquivalenzklassen von rationalen Cauchy-Folgen..."^
http://de.wikipedia.org/wiki/Reelle_Zahlen

oder anschaulicher und dafür nicht ganz exakt
als Menge der 'Grenzwerte' von Cauchy-Folgen.
Und der Grenzwert der Folge der Partialsummen von
0 + 9/10 + 9/100 + 9/1000 + 9/10000 + 9/100000 + 9/1000000 + 9/10000000...
ist eben 1
Und diese Folge wird kurz geschrieben als 0,99999999...

Diese Äquivalenzklasse, die der reellen 1 entspricht, wird z.B.
repräsentiert durch die Cauchy-Folge 1;1;1;1;1;1;1;1...
aber auch durch die Cauchy-Folge 0; 0,9; 0,99; 0,999; 0,9999; 0,99999;...
und natürlich auch durch 0; 0,8; 0,98; 0,998; 0,9998; 0,99998;
und durch viele andere Folgen.
Jede reelle Zahl wird also durch diverse Folgen repräsentiert.
In unserem Dezimalsystem werden (bloß!) einige solche Folgen
durch Ziffernfolgen ausgedrückt.
Die erste Folge wird durch 1 bzw. 1,000000000... ausgedrückt.
Die zweite Folge wird durch 0,periode9 bzw. 0,99999999... ausgedrückt
Und für die dritte Folge und viele andere gibt es keine direkte
Darstellung als ein String im Dezimalsystem.

Dass euch diese Denkweise noch suspekt vorkam, rührt eigentlich daher,
dass ihr noch nicht recht wisst, was reelle Zahlen eigentlich sind.
AFAIK wird das in der Schule auch noch gar nicht gemacht. Da wird
einfach schon korrekt festgestellt, dass es neben den rationalen
Zahlen noch mehr gibt. Was die reellen Zahlen aber eigentlich sind,
wird AFAIR nichteinmal gestriffen. (Oder ist das heute anders?)

Benno

Gastfreund aus Korinth

2004-01-06 10:32:07 UTC

Permalink

Post by Cornelia
Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich ist, dann muss
der Unterschied irgendwann 0 werden, je mehr Stellen man mit 1 - 0,9....
rechnet. Der Unterschied wird dann 0, wenn die Differenz nicht mehr
kleiner werden kann und das ist am "Ende" der Uendlichkeit erreicht.

Das ist eine sehr schoene anschauliche Erklaerung, vermutlich das Beste,
was man ohne Grenzwerte formulieren kann. (Der 'Gastfreund aus Korinth'
scheint ein ganz anderes Problem mit den Dezimalbruechen zu haben als Du,
das sollte Dich nicht verwirren.)

Ich habe kein großes Problem mit Dezimalbrüchen. Aber schaue Dir nur
diesen Thread an, wie lang er bereits ist. In dem Bestreben, die Sache
einer Schülerin von zwölf Jahren (wenn die Story stimmt) zu erklären,
wurden hier reelle Zahlen (kommt zuerst in der neunten Klasse und
eigentlich erst in der zehnten Klasse, wo man beginnen soll, auf
Grenzprozesse hinzuweisen), Surreale Zahlen und Hyperreelle Zahlen
benutzt. Ich habe nur gewartet, daß jemand ihr den Begriff "Ultrafilter"
erklärt...
Was die Erklärung der Schülerin angeht, bin ich mir tatsächlich nicht
ganz sicher, wie man in solchen Fällen vorgehen soll. Natürlich hat eine
Aussage wie "Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich
ist" keine Bedeutung, denn eine Größe kann nicht gleich sein, nur zwei
Größen können das. Auch die Erklärung mit der Ende der Unendlichkeit
ist an sich fragwürdig, denn das "Ende der Unendlichkeit" wird eben
niemals erreicht. Soll man also einen Schüler loben, nur aus
pädagogischen Gründen?

Man kann diese Dinge einer Schülerin mit zwölf Jahren eben nicht gut
erklären und normalerweise versteht sie auch ein Abiturient nicht. (Ich
kann ganz andere Dinge nicht erklären, wie z.B. daß aus (x+1)/x^2=0
nicht x+1 = x^2 folgt, usw. Die vier Lehrer, die die Schüler vor mir
hatten, konnten das auch nicht und nun sind es Abiturienten. Man lernt als
Lehrer schnell mathematische Bescheidenheit.)

Ich denke, die meisten Lehrer können dies bestätigen.

GaK



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Gastfreund aus Korinth

2004-01-06 12:20:22 UTC

Permalink

Post by Michael Klemm
Ich würde mit Deinen Schüler Schönschrift üben.

Das wäre nicht verkehrt, denn viele Fehler haben ihre Ursache darin, daß
die Schüler die Symbole nicht eindeutig bzw.\ erkennbar schreiben. Ich
mußte es als Kind üben, mein Vater gab mir keine Ruh, bis ich das konnte
und ich bin ihm dankbar dafür. Es ist aber klar, daß man das heutzutage
nicht mehr machen kann.

Post by Michael Klemm
Offenbar schreiben sie
zu unordentlich oder lesen zu ungenau, so dass aus
(x+1)/x^2=0
(x+1)-x^2 = 0
wird.

Leider nicht. Die erste Zeile wird natürlich als Bruch geschrieben, wobei
der Zähler wirklich über dem Nenner ist. (Die Angaben setze ich mit
LaTeX.)
Nein, sie haben wirklich so tiefe algebraische Probleme. Sie
zeigen sich auch an anderen Stellen. So stellt sich immer wieder heraus,
daß die Wurzelfunktion additiv ist, bei Termen des Typs (a+b)^2 wird
gerechnet, als ob a und b in F_2 lägen, usw. Die Lösungsformel für
quadratische Gleichungen wird auch von Abiturienten keineswegs
*beherrscht*. Am besten wäre es, in den letzten zwei Jahren noch einmal
die siebte bis zehnte Klasse zu wiederholen, aber das ist wohl nicht
ehrgeizig genug...

At the risk of repeating myself: Jeder Lehrer weiß, wie das ist.

GaK


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Michael Klemm

2004-01-06 10:29:09 UTC

Permalink

Hallo Cornelia
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Post by Cornelia
Wenn der Unterschied zwischen 0,9 periodisch und 1 gleich ist, dann muss der
Unterschied irgendwann 0 werden, je mehr Stellen man mit 1 - 0,9....
rechnet. Der Unterschied wird dann 0, wenn die Differenz nicht mehr kleiner
werden kann und das ist am "Ende" der Unendlichkeit erreicht.

Es wurde hier schon gesagt, dass man 1 auf verschiedene Weisen schreiben
kann, z.B als 3 Drittel. Nun interessiere ich mich mal für die kleinste
Zahl,
die größer ist als jede der Zahlen 0.9, 0.99, 0.999 usw.
Diese Zahl bezeichne ich mit Z.

1 ist größer als jede der genannten Zahlen, aber ich weiß
noch nicht, ob ich die Zahl 1 noch unterbieten kann. Daher schreibe
ich vorsichtshalber Z <= 1. Dann kann ich mal versuchsweise
Z = 0.abcde.... hinschreiben und stelle durch Vergleich mit meiner
Zahlenreihe fest, dass a = b = c = d = e = .... = 9 sein muss, und dass
das Ganze auch nur für Z = 1 geht. So komme ich zu der Schreibweise
1 = 0.99999..... = 0.periode(9).

Bei 1 - 0.periode(9) gehe ich ähnlich vor. Das ist jetzt die größte
Zahl, die kleiner ist als jede der Zahlen 0.1, 0.01, 0.001 usw.
Hier gibt es nur die 0, die in Frage kommt.

Gruß
Michael

Ist 0 9 Periode das gleiche wie 1?

Die periodische Dezimalzahl 0,999… (auch mit mehr oder weniger Neunern vor den Auslassungspunkten geschrieben oder als 0,9 oder 0,(9)) bezeichnet die reelle Zahl 1. Die Symbole „0,999…“ und „1“ stellen also dieselbe Zahl dar (siehe Stellenwertnotation).

Was ist größer 1 oder 0 Periode 9?

Aus den angedeuteten Antworten leitet man leicht ab, dass JEDE Klassenstufe der weiterführenden Schulen an dieser Frage Interesse finden kann. Ergebnis vorab: Die beiden Darstellungen bezeichnen die gleiche Zahl, haben also den gleichen Wert. Deshalb ist keine der beiden größer.

Was ist 0.9 Periode als Bruch?

Die Lösung ist einfach: 0,9 Periode ist gleich 1. 0,9P mal 10 gibt 9,9P; minus 0,9P gibt 9; geteilt durch 9 gibt 1.

Wann ist eine Zahl periodisch?

Was ist eine periodische Dezimalzahl? Eine periodische Dezimalzahl erkennst du daran, dass sich eine Ziffer oder eine Folge von Ziffern nach dem Komma immer wiederholt. Die Wiederholungen können bei der ersten Nachkommastelle beginnen, sie können aber auch erst später beginnen.