Wie viele Spiele pfeift ein Schiedsrichter im Jahr?

Fußball Corona-Krise

Bundesliga-Schiedsrichter stecken in finanzieller Sackgasse fest

Veröffentlicht am 10.04.2020 | Lesedauer: 3 Minuten

Bundesliga-Schiedsrichter pfeifen einmal am Wochenende, sonst arbeiten sie in ihrem Beruf – diese Annahme ist längst überholt. Erstliga-Schiedsrichter zu sein ist quasi ein Vollzeit-Job. Die Corona-Krise trifft daher auch die Referees.

Das Ziel ist eigentlich klar. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis es im deutschen Fußball die ersten Profi-Schiedsrichter gibt. Schon jetzt können die Top-Referees kaum noch einem „normalen“ Beruf nachgehen, weil sie fast permanent mit ihrem nächsten Spiel beschäftigt sind: fünf Tage die Woche Fitnesstraining, Videoanalysen der nächsten Teams, Regeneration und Reisen zu den Spielorten. Ein Großteil ihres Alltags hängt von der nächsten Partie in der Bundesliga oder dem Europapokal ab.

Nur, dass im Moment wegen der Corona-Krise niemand genau sagen kann, wann dieses nächste Spiel angepfiffen wird. Der Fußball ruht. Aber nicht nur diese Ungewissheit trifft die Unparteiischen zum Teil hart.

„Ein Bundesliga-Schiedsrichter kann in der Regel maximal noch ein bis zwei Tage die Woche arbeiten. Und die Leute aus dem Spitzenbereich, die auch international pfeifen, die können teils gar keinem anderen Beruf mehr nachgehen“, sagt Knut Kircher, der bis 2016 als Schiedsrichter aktiv war und in der Bundesliga 244 Spiele geleitet hat.

Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kirchner

Knut Kirchner

Quelle: dpa/Marius Becker

„Die wenigsten von ihnen haben eine flexible Vereinbarung mit ihrem Arbeitgeber, dass sie jetzt mehr arbeiten können, wo sie mehr Zeit haben. Da hängen dann teils Familien und Finanzierungen dahinter.“ Durch die Aussetzung des Spielbetriebs fehlen vielen Schiedsrichtern schon jetzt Einnahmen im fünfstelligen Bereich.

5000 Euro für ein Spiel in der Bundesliga

Für ein Spiel in der Bundesliga bekommt ein Referee eine ordentliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 5.000 Euro. Pfeift er darüber hinaus internationale Partien, fehlen ihm auch diese Einnahmen, weil eben nicht gespielt wird. Champions League, Europa League - bis auf weiteres auf Eis gelegt. Fortsetzung offen. Wäre er dann auch noch für die ins nächste Jahr verschobene Europameisterschaft im Sommer nominiert worden, bricht auch dieses Geld erst mal weg.

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„Im Profibereich ist es schon so, dass ein großer Teil der Einkünfte wegfällt“, sagt der für Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Eine Kompensation der fehlenden Einnahmen seitens des DFB gibt es bislang nicht.

Die Schiedsrichter werden aber nicht nur für ihre Einsätze entlohnt. Die Unparteiischen erhalten pro Saison auch ein Fixum im fünfstelligen Bereich, das ihnen schon ausgezahlt wurde. Bei einem deutschen Fifa-Referee etwa, der also auch international pfeift, beträgt dieser Grundbetrag rund 80.000 Euro. „Das dient ihnen jetzt gewissermaßen als Sicherheit“, sagt Kircher. „Eigentlich ist es dafür gedacht, wenn sie sich beispielsweise mal verletzen und ein oder zwei Monate nicht pfeifen können.“

Außerdem war dieses Fixum ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zur Professionalisierung, eine Art Grundgehalt also. Top-Leute wie etwa Marco Fritz, Felix Zwayer oder Felix Brych können nun davon zehren. Sie fallen dank des Fixums relativ weich.

Borussia Mönchengladbach vs.1. FC Köln

Deniz Aytekin zählt zu den besten Schiedsrichtern in Deutschland. Der Betriebswirt kann derzeit nicht mit den Einnahmen durch das Leiten der Bundesligaspiele rechnen

Quelle: pa/Gladys Chai von der Laage

Empfindlicher dürfte die Corona-Krise dagegen die Schiedsrichterassistenten treffen. Ein Assistent erhält in der Bundesliga eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2.500 Euro pro Spiel, also die Hälfte seines Chefs auf dem Spielfeld. Auch ein Linienrichter muss sich fit halten, sich auf das kommende Spiel vorbereiten und zum Spielort reisen.

Schiedsrichter haben kaum Zeit für ihren normalen Job

Zwayers Assistent Thorsten Schiffner berichtete der „Heilbronner Stimme“ zuletzt von „spürbaren“ finanziellen Einbußen für sich. „Die Krise zeigt, dass es wichtig ist, noch eine Tätigkeit, ein Einkommen außerhalb des Fußballs zu haben“, sagte er. Der Landschaftsarchitekt leitete als Schiedsrichter Partien in der Regionalliga und der A-Jugend-Bundesliga.

Für den eigentlichen Beruf bleibt den Schiedsrichtern und ihren Assistenten im Normalfall wenig Zeit. Und jetzt dürfte eine laut Kircher ohnehin meist schwierige Aufstockung der Arbeitsstunden im Beruf teils auch daran scheitern, dass viele Arbeitgeber selbst mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben.

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Wer entscheidet welcher Schiedsrichter pfeift?

Der Schiedsrichter wird vom Veranstalter des Spiels eingeteilt. Wenn kein Schiedsrichter benannt wurde, können sich beide Mannschaften auf einen Schiedsrichter einigen. Wenn sie sich nicht einigen können, bestimmt die Heimmannschaft einen Schiedsrichter.