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HIV & Aidsallround2016-12-25T12:27:28+01:00 HIV heuteSeit Einführung der HIV-Kombinationstherapie hat sich der Verlauf einer HIV-Infektion deutlich verändert.Wurde die Diagnose „HIV-positiv“ bis Mitte der 90er Jahre noch wie ein Todesurteil erlebt, so gilt eine HIV-Infektion heute als chronische Erkrankung, mit der man bei guter medizinischer Versorgung eine normale Lebenserwartung hat. Die großen medizinischen Fortschritte führen dazu, dass man sich bei HIV-positiven Menschen, die erfolgreich behandelt werden, selbst beim Sex ohne Kondom nicht mehr anstecken kann. Somit ist auch für Menschen mit HIV eine natürliche Vater- und Mutterschaft möglich, ohne dabei den/die Partner:in oder das Kind zu gefährden. Da gerade bei dieser Erkrankung umfassend geforscht wird und die Behandlungsmethoden laufend verbessert werden, ist es für HIV-Positive besonders wichtig, sich in spezialisierten HIV-Schwerpunktpraxen behandeln zu lassen. Ob eine vollständige Entfernung der Viren aus dem Körper (also eine „wirkliche Heilung“) in absehbarer Zukunft einmal möglich sein wird, bleibt zurzeit umstritten. Ein HIV-positives Testergebnis stellt jedoch – trotz der medizinischen Fortschritte – für die meisten Menschen einen schwerwiegenden Einschnitt dar, der nicht immer leicht zu bewältigen ist. Denn auch eine chronische Erkrankung bringt Einschränkungen mit sich, beispielsweise die vermutlich lebenslange Einnahme der Medikamente oder deren mögliche Neben- und Wechselwirkungen. Auch die wechselseitigen Einflüsse von normalen Alterungsprozessen, einer jahrzehntelangen Behandlung und der HIV-Infektion selbst, sind noch nicht abschließend geklärt. Ein sehr großes Problem ist, dass eine HIV-Infektion häufig immer noch als Stigma erlebt wird und HIV-Positiven auch nach über 30 Jahren Aufklärung und Information immer noch diskriminierend begegnet wird. Infektion und BehandlungEine Infektion mit HIV schädigt vor allem bestimmte Zellen des Immunsystems, die Helferzellen genannt werden. Diese Zellen sind mit einer Art Kommandozentrale vergleichbar, die dann aktiv wird, wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen. Durch die HIV-Infektion werden diese Kommando-Zellen geschädigt, so dass sich der Körper gegen eindringende Erreger immer weniger wehren kann, was unbehandelt zu schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankungen führen kann. Bei ungefähr der Hälfte der Infizierten treten ein bis drei Wochen nach der Ansteckung unspezifische, grippeähnliche Anzeichen auf, welche in der Regel nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Dies können Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, hohes Fieber und ein Hautausschlag sein. Für sich genommen sind diese Symptome unspezifisch, das heißt, sie können auch auf viele andere Krankheiten (z. B. eine Erkältung) hindeuten. Falls Krankheitszeichen auftauchen, klingen diese nach ein bis zwei Wochen wieder ab und die Infektion geht in ein Stadium ohne Symptome über, das viele Jahre andauern kann. Trotz der HIV-Infektion fühlen sich die Betroffenen in diesem Stadium in der Regel gesund. Trotzdem wird das Immunsystem durch die fortdauernde Vermehrung der Viren immer weiter geschädigt. Bleibt die Infektion unerkannt und unbehandelt, können eindringende Krankheitserreger immer schlechter abgewehrt werden und es treten vermehrt unterschiedlichste Infektionskrankheiten und beispielsweise Fieber, Nachtschweiß, Hautveränderungen und Durchfälle auf. Wenn das Immunsystem durch die Viren so stark geschädigt ist, dass bestimmte, schwerwiegende Erkrankungen auftreten – die normalerweise von der körpereigenen Abwehr verhindert werden – spricht man von einer Aids-Erkrankung. Solche Erkrankungen können zum Beispiel eine bestimmte Form der Lungenentzündung, Toxoplasmose und Tuberkulose sein. Ebenso können sich auch durch Viren verursachte Krebsformen und Zellschädigungen des Zentralen Nervensystems entwickeln. Ziel der HIV-Therapie ist es, die Virusvermehrung zu unterdrücken und so ein Voranschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Die Medikamente verhindern, dass ein schwerer Immundefekt entsteht und geben dem Immunsystem die Gelegenheit sich zu erholen. Selbst wenn schon Symptome einer Aids-Erkrankung aufgetreten sind, können sich diese durch die Behandlung wieder zurückbilden. Eine rechtzeitige Diagnose der HIV-Infektion durch einen HIV-Test ist die wichtigste Voraussetzung, um optimal von den HIV-Medikamenten profitieren zu können. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein früher Behandlungsbeginn zu einem günstigeren Erkrankungsverlauf führt. Man schätzt, dass in Deutschland ein Drittel aller HIV-Infektionen zu spät, d.h. nicht zum optimalen Zeitpunkt, erkannt und behandelt werden. Eine frühzeitige HIV-Therapie ermöglicht Menschen mit HIV heute ein gutes und langes Leben. Wenn HIV-positive Personen regelmäßig ihre Medikamente einnehmen, wird die Vermehrung von HIV so stark eindämmt, dass HIV selbst beim Sex ohne Kondom nicht mehr übertragen werden kann. Eine Ansteckung beim Sex ist dann ausgeschlossen. Durch eine wirksame Therapie stellen auch natürliche Vater- und Mutterschaft kein Problem mehr da. Zeugung, Schwangerschaft und Geburt sind möglich ohne dabei den*die Partner:in oder das Kind zu gefährden. HIV-ÜbertragungswegeIn Deutschland wird HIV überwiegend beim Sex (ca. 90% der jährlichen Neuinfektionen) und bei intravenösem Drogengebrauch übertragen. Das höchste sexuelle Übertragungsrisiko besteht beim Analverkehr gefolgt vom Vaginalverkehr. Beim Oralverkehr besteht lediglich ein geringes Ansteckungsrisiko, wenn dabei Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt. Mit HIV kann man sich nur anstecken, wenn eine ausreichende Menge Viren auf eine Eintrittspforte trifft und so in die Blutbahn des Körpers gelangt. Solche Eintrittspforten können beispielsweise Verletzungen oder großflächige Entzündungsherde, aber auch völlig unbeschädigte Schleimhäute sein. In einigen Schleimhäuten befinden sich spezielle Zellen, in die HIV direkt eindringen kann. Diese Zellen werden daher auch als „Zielzellen“ für HIV bezeichnet. Über diese Zellen gelangen die Viren dann über mehrere Zwischenschritte (Gewebe, Lymphgefäße, Lymphknoten) in den Blutkreislauf und können sich so dann über den ganzen Körper ausbreiten. Besonders viele solcher Zielzellen, die HIV direkt aufnehmen und auch abgeben können, finden sich in den Schleimhäuten von
Andere Schleimhäute, wie etwa die Mundschleimhaut oder die Schleimhäute der Schamlippen und der Eichel, sind dicker und robuster. Hier kann HIV in der Regel nur eindringen, wenn diese Schleimhäute verletzt oder geschädigt sind, beispielsweise durch eine Entzündung oder eine sexuell übertragbare Erkrankung. Infektiöse Körperflüssigkeiten, die HIV enthalten können sind
Andere Körperflüssigkeiten (etwa Speichel, Tränen, Schweiß oder Urin) enthalten keine HIV oder nur in einer so geringen Menge, dass dies nicht zu einer Ansteckung führt.
So spielt der Vorlust-Tropfen (Precum) und die Scheidenflüssigkeit beim Oralverkehr keine Rolle, weil beide Flüssigkeiten nur in geringer Menge aufgenommen und durch den Speichel direkt verdünnt werden. Die Mundschleimhaut ist zudem sehr widerstandsfähig gegenüber HIV. Aus diesem Grund ist das Übertragungsrisiko beim Oralverkehr (verglichen mit Anal-Vaginalverkehr) sehr gering, selbst wenn dabei Sperma oder Menstruationsblut aufgenommen wird. Anders ist die Situation an der dünnen und empfindlichen Darm- und Vaginalschleimhaut und im Gebärmuttermund: Hier gibt es besonders viele Zielzellen für HIV. Daher ist hier eine HIV-Übertragung auch über die geringe Virenmenge des Lusttropfens möglich. Scheidenflüssigkeit, die auf HIV-aufnahmefähige Zellen auf der Innenseite der Vorhaut, dem Vorhautbändchen und dem Harnröhrenausgang trifft, kann hier ebenfalls, anders als beim Oralverkehr, eine HIV-Infektion verursachen. Alltagskontakte:HIV kann nicht bei Alltagskontakten übertragen werden: Das Küsschen zur Begrüßung, gemeinsames Essen, Kuscheln und zusammen baden oder die gemeinsame Benutzung der Toilette stellen keine Infektionsgefahr dar. Gegenstände:Auch über Gegenstände, wie Türklinken, Handtücher, Besteck und Gläser kann HIV nicht übertragen werden. Ausscheidungen:Eine Übertragung der Viren über Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Urin und Kot ist ebenfalls nicht möglich. Insekten:Eine Ansteckung über Insektenstiche ist ausgeschlossen! Hautkontakt:Auch wenn infektiöse Flüssigkeit auf nicht geschädigte Haut, beispielsweise die Hand gerät, besteht kein Risiko.
Generell kann man sagen, dass HIV zu den schwer übertragbaren Erregern gehört und immer mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit eine Übertragung möglich ist. So muss etwa eine ausreichende Menge virenhaltiger Flüssigkeit eine genügend lange Zeit auf eine Eintrittspforte einwirken können.
Das Risiko ist deutlich erhöht, wenn der infizierte Partner eine sehr hohe Viruslast hat, folglich also auch viel HIV in den infektiösen Körperflüssigkeiten vorhanden ist. Das ist beispielsweise zu Beginn der Infektion der Fall, wenn die meisten Infizierten noch gar nichts von ihrer Ansteckung wissen. Ebenfalls ist das Risiko einer Ansteckung sehr viel höher, wenn eine weitere sexuell übertragbare Erkrankung vorliegt. Dies gilt für beide Partner:innen: Beim nicht infizierten Menschen, weil hierdurch Haut und/oder Schleimhäute geschädigt werden und die Viren dann leichter eindringen können. Beim schon infizierten Menschen, weil sich im Bereich der Schleimhautschädigung HIV im Gewebe anreichert und hierdurch eine Übertragung begünstigt wird. Wird die positive Person allerdings erfolgreich mit HIV-Medikamenten behandelt, fällt dahingegen die Anreicherung von HIV im geschädigten Gewebe so gering aus, dass diese zu vernachlässigen ist. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wie häufig man sich einem Risiko aussetzt: Das Ansteckungsrisiko häuft sich mit der Zahl der eingegangenen Risikosituationen und der Zahl der Sexpartner:innen an. So können sich auch geringe Risiken über monate- und jahrelange Wiederholung zu relevanten Risiken aufsummieren. Nachweis der Infektion/HIV-Test„Kann ich mich mit HIV infiziert haben?“ Diese Frage stellen sich viele Menschen. Zum Beispiel, weil sie ungeschützten Sex hatten, weil das Kondom abgerutscht ist oder weil sie ein anderes Risiko, wie zum Beispiel eine Nadelstichverletzung hatten. Ein HIV-Test ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob man sich tatsächlich mit HIV angesteckt hat. Ein HIV-Test schafft Klarheit, ob man mit HIV infiziert ist („HIV-positiv“) oder nicht („HIV-negativ“).Bescheid zu wissen lohnt sich in jedem Fall: Ein negatives Testergebnis gibt Sicherheit und man kann sich mit Safer Sex weiter vor HIV schützen. Ist das Testergebnis positiv, kann man mit einer Behandlung beginnen: Dann kann man mit HIV gut und lange leben.
Es gibt verschiedene HIV-Tests, die unterschiedlich eingesetzt werden. Die meisten von ihnen weisen HIV jedoch nicht direkt nach, sondern suchen im Blut nach Antikörpern, die sich spätestens nach zwölf Wochen nachweisen lassen. Welcher Test in der jeweiligen Situation am geeignetsten ist, lässt sich gut in einer Beratung klären. Einen HIV-Schnelltest mit Beratung bietet unter anderem der Checkpoint der Aidshilfe Köln an. Ohne Termin und völlig anonym. Mehr Infos auch unter schnell-test.de Eine weitere Möglichkeit sich anonym auf HIV testen zu lassen, bietet das Gesundheitsamt Köln. Auch in der hausärztlichen Praxis kann ein HIV-Test durchgeführt werden. Der Test ist aber nur bei Symptomen oder bei begründetem Verdacht eine Kassenleistung und muss daher in der Regel selbst bezahlt werden. Die Durchführung des HIV-Tests in der Praxis wird dokumentiert und ist somit „aktenkundig“. Ein HIV-Selbsttest ist ein HIV-Test, den man einfach selbst durchführen kann, zum Beispiel zu Hause. Für die Anwendung benötigt man meist nur wenige Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. Ab Oktober 2018 ist der Verkauf von solchen HIV-Selbsttests
offiziell in Deutschland erlaubt. Erhältlich sind die Tests z. B. in Apotheken, Drogeriemärkten, Aidshilfen oder im Internet.
Folgende Punkte sollte bei der Durchführung unbedingt beachtet werden:
Die Diagnose „HIV-positiv“ ist heutzutage kein Todesurteil mehr, sondern eröffnet die Chance auf eine rechtzeitige, sehr wirksame Therapie, die meist gut vertragen wird! Menschen mit HIV haben eine normale Lebenserwartung und können bei erfolgreicher Therapie auch niemanden anstecken. Alle weiteren Infos rund um den Selbsttest finden sich hier. Positionspapier „Altes Aids/neue Aids“Auch Aids ist nicht mehr das, was es mal war! — Für die Glaubwürdigkeit der Aidshilfe(n) ist es wichtig ein aktuelles Bild von HIV/Aids zu vermitteln und nicht an den Bildern vom „alten Aids“ festzuhalten, wie es der Realität in den 80er/90er Jahren entsprach. In folgendem Positionspapier haben wir Fakten und Zahlen zu „altes Aids / neues Aids“ zusammengefasst.
Kann man sich über Gegenstände mit HIV anstecken?Gegenstände: Auch über Gegenstände, wie Türklinken, Handtücher, Besteck und Gläser kann HIV nicht übertragen werden.
Wie lange überleben HIV Viren auf Kleidung?Die HI-Viren überleben ausserhalb des Körpers nur relativ kurze Zeit (10 – 15 Minuten), ist die Körperflüssigkeit (Blut, Sperma, etc.) bereits angetrocknet sind auch die HI-Viren bereits abgestorben.
Kann man sich mit getrocknetem Blut mit HIV anstecken?Dies gilt auch für Blut oder Sperma an Gegenständen. Sobald potentiell infektiöse Körperflüssigkeiten angetrocknet sind, besteht in der Regel keine Möglichkeit einer Infektionsübertragung mehr.
Kann man sich durch kleine Wunden mit HIV anstecken?Nein. Eingerissene Nagelhäutchen oder kleine Wunden an den Fingern reichen für eine Übertragung mit dem HI-Virus nicht aus.
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