Was bedeute eingeschranktes raumlices sehen

Cambridge - Ein neues Sehtraining kann bei Menschen mit unterschiedlich guten Augen bereits nach wenigen Tagen das räumliche Sehen verbessern. Der Trick: Während herkömmliche Verfahren lediglich das schwächere Auge fördern, kurbelt das neue Programm den Wettbewerb zwischen beiden Augen an. Auf diese Weise lernt das Gehirn, beide Augen eher als starke Organe zu behandeln - die Signale aus dem schwachen Auge gewinnen an Relevanz, während gleichzeitig die aus dem starken Auge zurückgestellt werden.

Beim Sehen werden vom Gehirn normalerweise die Informationen aus beiden Augen ausgewertet, um ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Dabei konkurrieren rechtes und linkes Auge ständig um die Dominanz, sprich um die Frage, wessen Informationen bevorzugt verarbeitet werden. Sichtbar machen kann man diesen Wettbewerb, wenn man dem rechten Auge ein anderes Muster vorsetzt als dem linken: Sind beide Augen gleich stark, sieht man abwechselnd mal das eine und mal das andere Muster.

Entscheidend dafür ist vor allem ein Hemm-Mechanismus: Sobald ein Auge die Oberhand gewinnt, blockiert es vorübergehend das andere - mit der Folge, dass nur ein Muster wahrgenommen wird. Das Prinzip funktioniert allerdings nicht mehr reibungslos, wenn ein Auge sehr viel besser sieht als das andere: In diesem Fall gibt es keinen fairen Wettbewerb, sondern das stärkere Auge dominiert praktisch die ganze Zeit den Sehprozess. Dadurch verlernt das schwächere Auge, das andere zu hemmen.

Genau hier setzt das neue Training an, berichten die Forscher. Ihre Idee: Wenn es gelingt, den Wettbewerb wieder anzukurbeln, indem man dem schwächeren Auge eine Art Vorsprung verschafft, sollte sich in der Folge auch die Hemmfunktion normalisieren.

Die Umsetzung dieses Konzepts gelänge so: Der Proband sitzt vor einem Monitor und sieht vor seinem schwächeren Auge ganz kurz ein Quadrat aufleuchten. Direkt anschließend erscheinen vor beiden Augen Streifenmuster - auf der einen Seite mit senkrechten, auf der anderen mit waagerechten Streifen. Das Quadrat soll die Aufmerksamkeit des Sehzentrums auf das schwache Auge lenken, ihm also den Vorsprung geben, erklären die Forscher. Die folgende gleichzeitige Stimulation von starkem und schwachem Auge sorgt schließlich für die erforderliche Konkurrenzsituation.

Vor allem letzteres unterscheidet das Verfahren laut den Forschern von herkömmlichen Methoden: Normalerweise werde das starke Auge während des Trainings nicht angeregt, die Stimulation erfolge ausschließlich beim schwächeren. Damit lasse sich aber das Hemmsystem nicht anregen. Im Labor hat sich das System schon bewährt: Bei insgesamt zehn Freiwilligen nahm die Dominanz der stärkeren Auges bereits nach zehn Tagen Training deutlich ab und das räumliche Wahrnehmungsvermögen zu.

Unter stereoskopischem Sehen versteht man die Fähigkeit, mit beiden Augen einen räumlichen Seheindruck zu gewinnen. Dafür sind beide funktionstüchtigen Augen erforderlich. Das beidäugige Sehen wird auch als Binokularsehen beichnet. Wenn man nur mit einem Auge sehen kann, spricht man von Monokularsehen (Monovision).

Wenn man sich einen Sehstrahl durch die Mitte der Augenlinse vorstellt, der im Augeninneren exakt auf die Fovea (Ort des schärfsten Sehens) im Zentrum der Makula, der zentralen Region der Netzhaut, vorstellt, dann sind die Sehstrahlen der beiden Augen nicht parallel, sondern haben einen Schnittpunkt. Die folgende Grafik kann das veranschaulichen:

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Stereoskopisches Sehen

Idealerweise bewegen sich die Augen dabei synchron: bezogen auf eine gedachte Mittelachse, die exakt von dem anvisierten Objekt mittig zwischen den Augen verläuft, sind die Winkel der beiden Sehstraheln identisch. Je weiter das anvisierte Objekt entfernt ist, desto kleiner wird dieser Winkel.

Räumliches Sehen dank stereoskopischem Sehen

Jedes Auge nimmt die Information des gesehenen Gegenstandes separat auf - und zwar jeweils aus einem leicht veränderten Winkel. Schauen wir also zum Beispiel auf einen Ball, so sehen wir mit dem rechten Auge ein wenig mehr von der rechten Seite des Balles. Mit dem linken Auge sehen wir minimal mehr von der linken Seite.

Jedes Auge filtert die Informationen und sendet sie über den Sehnerv (Nervus opticus) ins Gehirn. Dort werden die beiden leicht verschiedenen Seheindrücke kombiniert: heraus kommt ein dreidimensionaler Eindruck.

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Stereoskopisches Sehen - Seheindruck : linkes und rechtes Auge kombiniert

Auf diesem Prinzip basieren auch 3D-Brillen, bei denen für jedes Auge ein separates Bild generiert wird.

Probleme mit dem stereoskopischen Sehen

Es gibt verschiedene Fehlsichtigkeiten, die eine Störung des stereoskopischen Sehens verursachen.

Anisometropie

Üblicherweise wird eine brechungsbasierte Fehlsichtigkeit mit einer Brille korrigiert. Wenn jedoch eine Auge kursichtig und das andere weitsichtig ist (sog. Anisometropie), werden die Bilder unterschiedlicher Größe ans Gehirn geliefert (eine Weitsicht-Brille vergrößert das Bild, eine Kurzsicht-Brille verkleinert das Bild, jeweils durch den Abstand des Brillenglases zum Auge). Diese sogenannte Aniseikonie erschwert es dem Gehirn, aus beiden Bildern ein einheitliches stereoskopisches Bild zu errechnen. In diesem Fall sind Kontaktlinsen besser als Sehhilfe geeignet.

Eine bestimmte Form der angeborenen oder durch eine Brillenglas- bzw. Kontaktlinsenkorrektur oder Operation (z. B. Grauer Star-Operation) herbeigeführten Anisometropie ermöglicht dem einen Auge, Gegenstände in der Nähe, und dem anderen, solche in der Ferne jeweils ohne Brille scharf sehen zu können. Dieses Phänomen ist unabhängig von Akkommodation und somit bis ins hohe Alter gegeben und wird auch als Monovision bezeichnet. Durch diesen Zustand ist oft kein vollständiges stereoskopisches Sehen möglich und wird somit u. U. als unerwünscht angesehen.

Die angeborene Form dieser Anisometropie lag z. B. auch bei Johann Wolfgang von Goethe vor und wird deshalb auch als Goetheblick bezeichnet.

Schielen

Auch beim Schielen kommt es zu einer Störung des stereoskopischen Sehens. Beim erworbenen Schielen ist es - anders als beim angeborenen Schielen - relativ einfach, dieses durch eine geeignete Prismenbrille zu korrigieren.

Winkelfehlsichtigkeit

Die Winkelfehlsichtigkeit ist ein latentes Schielen, dass weder der Betroffene noch sein Umfeld bemerkt. Diese Form der Fehlsichtigkeit ist nach wie vor wissenschaftlich umstritten, lässt sich jedoch bei vielen Menschen diagnostizieren. Man korrigiert eine Winkelfehlsichtigkeit ebenfalsl mit einer Prismenbrille.

Was bedeute eingeschranktes raumlices sehen
Prismenbrille

3d nicht nur durch Stereosehen

Man kann zwei grundlegende Dinge unterscheiden, wenn es um das räumliche Sehen (Stereopsis) geht:

  • das echte räumliche Sehen aufgrund von Stereosehen (so wie zuvor beschrieben)
  • Sehen aufgrund von visueller Erfahrung.

Beim zweiten Punkt spielt die Erfahrung der Perspektive eine wichtige Rolle, z.B.

  • entfernte Objekte sind im Verhältnis kleiner
  • die Farbintensität entfernter Objekte verblasst
  • parallele Linien laufen in der Ferne auf einen Fluchtpunkt zu.

Das gänzliche Fehlen oder der vollständige Verlust von räumlichem Sehen wird, insbesondere im angelsächsischen Sprachraum, auch Stereoblindheit genannt.

Ressourcen / Weiterlesen

  • Zeit.de: Prof. Michael Bach über Räumliches Sehen
  • Siehe dazu auch: Warum sieht man doppelt, wenn man betrunken ist?
  • Wie funktioniert eine VR-Brille? (VR="Virtuelle Realität")
  • Zum Hauptartikel: Aufbau des Auges

Kann man ohne räumliches Sehen Autofahren?

Die entsprechenden Vorschriften finden sich ebenfalls in Anlage 6 FeV. Während gar kein räumliches Sehen dem Führerschein grundsätzlich gegenübersteht, ist mit einem Auge Autofahren erlaubt, wenn auf dem funktionierenden Sinnesorgan mindestens eine Sehstärke von 0,5 gegeben ist.

Was passiert wenn man kein räumliches Sehen hat?

Darum können manche Menschen nicht räumlich sehen Das Gehirn kehrt dann das schwächere, störende zweite Bild einfach unter den Teppich. So kann sich die Sehleistung des schwächeren Auges nicht richtig entwickeln. Auf diesem Auge kann es zur sogenannten Amblyopie, einer Schwachsichtigkeit, kommen.

Wie sieht man ohne räumliches Sehen?

Ist räumliches Sehen mit nur einem Auge möglich? Menschen mit nur einem funktionierenden Auge können de facto also nicht räumlich sehen. Erst wenn zwei Bildsignale vorliegen, kann das Gehirn den besagten dreidimensionalen Eindruck kreieren. Dennoch ist es möglich einen ganz normalen Alltag mit nur einem Auge zu leben.

Was versteht man unter räumliches Sehen?

Unter dem räumlichen Sehen versteht man die dreidimensionale Wahrnehmung des Raumes.