Thrombose wer ist gefährdet

Spricht man allgemein von einer Thrombose, meint man in den meisten Fällen eine tiefe Beinvenenthrombose. Das Hauptrisiko: eine Lungenembolie. Eine Auswertung unter den IKK-Versicherten in den Regionen Saarland, Hessen und Rheinlandpfalz zeigt, dass deutlich mehr Frauen betroffen sind als Männer – 2020 waren 27 Prozent der Patientinnen und Patienten weiblich. Gefährdet sind dabei nicht nur ältere Menschen: Nach Kenntnis der IKK Südwest waren in den vergangenen Jahren durchschnittlich 12 Prozent Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an einer Thrombose erkrankt. Zum morgigen Welt-Thrombose-Tag wollen die IKK Südwest und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier über Risikofaktoren, Anzeichen, aber auch Vorbeugungsmaßnahmen informieren.

Wie entsteht eine Thrombose? Bei einer Thrombose gerinnt das Blut und bildet Blutgerinnsel, die das Blutgefäß verstopfen: Ein Gefäßverschluss entsteht. Dies geschieht zu etwa 90 Prozent in den Bein- und Beckenvenen. Dr. Elke Lenz, Ober- und Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier: „Das Hauptrisiko einer akuten tiefen Beinvenenthrombose ist eine Lungenembolie, bei der das Blutgerinnsel zur Lunge wandert. Die Inzidenz einer tiefen Beinvenenthrombose liegt bei 40-180 pro 100.000 Einwohner jährlich, die Inzidenz einer Lungenembolie bei 100-200 pro 100.000 Einwohner jährlich. Dabei ist die Dunkelziffer sehr hoch.“


Frauen erkranken deutlich öfter an einer Thrombose


Laut Auswertung unter den Versicherten der IKK Südwest sind zwischen 2015 und 2021 in allen Altersklassen und Regionen mehr Frauen betroffen gewesen als Männer: Ein Grund dafür könnte der häufigere Gebrauch der Pille und von Hormon-Präparaten sein, denn diese Hormone beeinflussen auch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Grundsätzlich steigt das Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose oder eine Lungenembolie mit zunehmendem Alter. Weitere Risikofaktoren sind längere Bettlägerigkeit nach größeren Operationen, schwere Begleit- und aktive Tumorerkrankungen. Allerdings können auch junge Menschen eine Lungenembolie im Zusammenhang mit einer tiefen Beinvenenthrombose erleiden. Zudem sind bei jüngeren Patientinnen und Patienten die Langzeitfolgen – dauerhafte Schäden am Venensystem, an Organen oder am Lungengewebe sowie psychische Leiden – unter Umständen gravierender.

 
Es ist wichtig, auf Anzeichen zu achten


„Typische Anzeichen einer tiefen Beinvenenthrombose sind Schwellungen/Ödeme, Schmerzen, Spannungsgefühle, eine dunkel-bläuliche Verfärbung und eventuell eine vermehrte Venenzeichnung. Allerdings können diese Symptome auch fehlen, insbesondere bei bettlägerigen Patientinnen und Patienten oder Vorliegen von Lähmungen“, weiß Dr. Lenz. „Daher ist es umso wichtiger, die Signale des Körpers nicht zu ignorieren und bei auftretenden Symptomen zu Ärztin oder Arzt zu gehen.“

IKK-Südwest-Vorstand Prof. Dr. Jörg Loth: „Zu unseren Aufgaben als regionale Krankenkasse gehört es auch Aufklärungsarbeit zu leisten. Es ist uns wichtig auf die Gefahren einer Thrombose aufmerksam zu machen und für das Thema zu sensibilisieren, denn es gibt Präventionsmöglichkeiten. Während sich einige Risikofaktoren wie zum Beispiel das Lebensalter nicht oder oft nur wenig beeinflussen lassen, kann man durch eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger Bewegung schon viel zum Schutz vor einer Thrombose-Erkrankung tun.“

 
Regelmäßige körperliche Aktivität und Betätigung der Muskelpumpe – es muss kein Sport sein – sind sehr wirkungsvoll. Schon ein Spaziergang hilft. Zur Vorbeugung empfiehlt Dr. Lenz weiterhin: „Wer viel sitzt, sollte regelmäßig aufstehen und wenn dies nicht möglich ist, die Füße im Sprunggelenk regelmäßig beugen und strecken. Unterstützt werden kann der Effekt durch Kompressionsstrümpfe. Spritzen zur Thromboseprophylaxe beispielsweise bei langen Flugreisen sind nur selten erforderlich. Im Hinblick auf mögliche Krebserkrankungen sollte das Angebot an Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden.“


Die IKK Südwest

Aktuell betreut die IKK Südwest mehr als 630.000 Versicherte und über 90.000 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Versicherte und Interessenten können auf eine persönliche Betreuung in unseren 21 Kundencentern in der Region vertrauen. Darüber hinaus ist die IKK Südwest an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr über die kostenfreie IKK Service-Hotline 0800/0 119 119 oder www.ikk-suedwest.de zu erreichen.

(Gemeinsame Pressemitteilung von IKK Südwest und Brüderkrankenhaus Trier)

Lungenembolie        

Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 40.000 Menschen an einer Lungenembolie, die durch Blutgerinnsel ausgelöst wurde. Die Thrombose-Gefahr zu senken ist vergleichsweise einfach, sagt Dr. med. Clemens Fahrig, Spezialist für Angiologie sowie Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Angiologie im Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Welche Ursachen führen zur Bildung von Blutgerinnseln?

Thrombose wer ist gefährdet

Dr. Fahrig: „Die Gefahr einer venösen Thrombose ist in der Medizin seit 150 Jahren bekannt. Dabei ist der Blutabfluss in den Venen durch mechanische Einschränkungen beeinträchtigt. Dies kann aufgrund von Gipsbehandlungen, Tumorerkrankungen oder Einengung der Blutgefäße durch langes Sitzen oder zu enge Kleidung der Fall sein. Auch Veränderungen der Blutzusammensetzung, zum Beispiel durch starkes Schwitzen im heißen Sommer, durch Medikamente, Tumorerkrankungen oder entzündliche Prozesse im Körper können Auslöser sein. Nicht zuletzt kann es auch durch Gefäßwandverletzungen bei Operationen, Kathetereinsätzen oder Bestrahlung zur Bildung von Blutgerinnseln kommen.“

Gibt es Bevölkerungsgruppen, die besonders Thrombose-gefährdet sind?

Dr. Fahrig: „Es gibt drei große Risikogruppen: Dazu gehören Tumorpatienten, Schwangere und alle Patienten, die Entwässerungsmedikamente einnehmen, die das Blut eindicken.“

Wie groß ist das Risiko, eine Thrombose zu bekommen?

Dr. Fahrig: „Viele Blutpfropfen lösen sich von selbst wieder auf, so dass wir über keine verlässlichen Zahlen verfügen. Studien gehen davon aus, dass pro Jahr eine von tausend Personen einen tiefe Venenthrombose entwickelt, die Beschwerden verursacht.“

Was sind typische Stellen, an denen sich Thrombosen bilden?

Dr. Fahrig: „Das sind vor allem die tiefen Beinvenen. Seltener sind die Armvenen betroffen. An den Armen sind es vor allem Punktionen, z.B. beim Blutabnehmen, die zu Thrombosen oder Venenentzündungen führen können.“

Welche Symptome spüren Betroffene bei einer Thrombose?

Dr.Fahrig: „Die meisten Menschen spüren gar nichts und haben dann entweder Glück und das Blutgerinnsel richtet keinen Schaden an oder sie fallen im schlimmsten Fall plötzlich tot um. Falls Symptome auftreten, sind es häufig eine schmerzlose Schwellung, weil das Blut nicht ablaufen kann, oder ein diffuses Schwere- oder Druckgefühl.“

Wie gefährlich ist eine Thrombose?

Dr. Fahrig: „Die Bildung eines Blutgerinnsels ist immer gefährlich! Wenn der Thrombus durch den Kreislauf in die Lunge gespült wird kann er dort eine lebensbedrohliche Lungenembolie auslösen, indem er ein Blutgefäß verstopft,  den Blutfluss zwischen Herz und Lunge lahmlegt und zu einer Überlastung des Herzens oder auch einem Herzversagen führen kann. Falls das Blutgerinnsel z.B. durch ein Loch in der Herzkammer in das arterielle System gelangt, droht ein Schlaganfall.“

Wie kann eine Thrombose diagnostiziert werden?

Dr. Fahrig: „Das ist leicht, schnell und völlig schmerzlos per Ultraschall möglich. Falls hier keine Auffälligkeit entdeckt wird, kann zum Ausschluss einer Thrombose noch ein Blutwert bestimmt werden. Das Messen der D-Dimere im Blut gibt Aufschluss darüber, ob sich Fibrinfäden im Körper befinden, die beim Abbau von Blutgerinnseln übrigbleiben. Ist der Wert negativ, kann eine Thrombose ausgeschlossen werden.“

Wie wird eine Thrombose behandelt?

Thrombose wer ist gefährdet

Dr.Fahrig: „Bei 99 Prozent der Beinvenenthrombosen reicht es aus, wenn die Patienten Blutverdünner einnehmen und Kompressionsstrümpfe tragen. Nur bei isolierten Blutpfropfen im Becken wird eine Operation in Erwägung gezogen. Eine Operation an den Beinvenen würde durch die dabei entstehenden Gefäßverletzungen nur das Risiko neuer Thrombosen erhöhen. Bei geschwollenen Beinen kann neuerdings ein Stent in die Beckenvene eingesetzt werden, um einen ungestörten Blutabfluss zu ermöglichen. Dies wird allerdings selten und nur in Ausnahmefällen vorgenommen.“

Können Thrombosen mehrfach auftreten?

Dr.Fahrig: „Die Gefahr von Rezidiven ist leider sehr groß. Wenn sich eine Thrombose in einer Beinvene gebildet hat, ist die Gefäßwand an dieser Stelle aufgeraut, so dass sich dort häufig erneut Blutgerinnsel festsetzen. Wer bereits einmal eine Thrombose erlitten hat und keine blutverdünnenden Medikamente einnimmt, sollte unbedingt bei den geringsten Symptomen einen Arzt aufsuchen. Das gleiche gilt für Patienten, in deren näherem familiären Umfeld Thrombosen auftreten sind. Leider handelt es sich um einen vererbbaren Risikofaktor.“

Kann man das Thrombosen Risiko senken?

Dr.Fahrig: „Für den Alltag gibt es drei wichtige Ratschläge, die sich leicht befolgen lassen.

  1. Wichtig ist vor allem ausreichende Bewegung. Wer z.B. im Beruf viel sitzen muss, kann am Schreibtisch immer mal von den Zehenspitzen auf die Ferse wippen. Durch diese Pumpbewegung bleibt das Blut nicht stehen.
  2. Wer bereits eine Thrombose hatte und keine Blutverdünnung einnimmt, sollte Kompressionsstrümpfe für die Unterschenkel tragen. Das müssen keine teuren Maßanfertigungen aus dem Sanitätshaus sein, sondern es reichen einfache Stützstrümpfe aus dem Drogeriemarkt. Vor allem im Sommer sollte man außerdem darauf achten, ausreichend zu trinken.
  3. Falls lange Flugreisen oder Bettruhe anstehen, können prophylaktisch blutverdünnende Medikamente verordnet werden. Hilfreich ist außerdem, bequeme Kleidung zu tragen, die die Leiste nicht einengt.“

Welche neuen Erkenntnisse gibt es in Bezug auf die Behandlung von Thrombosen?

Dr.Fahrig: „Im Rahmen dieser Erkrankung wird sehr viel geforscht und wir haben in den vergangenen fünf Jahren viel dazu gelernt. Dies hat u.a. dazu geführt, dass neue und moderne blutverdünnende Medikamente entwickelt wurden, um Thrombosen und ihre gefährlichen Auswirkungen zu verhindern.“

Wer ist besonders gefährdet eine Thrombose zu bekommen?

Thrombose - Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel. Grundsätzlich können Männer und Frauen gleichermaßen davon betroffen sein, jedoch überwiegt die Anzahl der weiblichen Personen. Schwangere Frauen sind deutlich anfälliger für Thrombosen, da das Blut während einer Schwangerschaft leichter und schneller gerinnt.

Kann jeder eine Thrombose bekommen?

Dieses Blutgerinnsel verstopft das Blutgefäß teilweise oder komplett. Mediziner nennen dieses Geschehen "Thrombose". Eine Thrombose kann theoretisch in jeder Ader des Körpers vorkommen – mit unterschiedlichen Folgen. Steckt das Gerinnsel in den Schlagadern (Arterien), handelt es sich um eine arterielle Thrombose.

Wie weiß man ob man Thrombose gefährdet ist?

Thrombose: Warnzeichen rechtzeitig erkennen. Schweregefühl, Kribbeln, Ziehen im Unterschenkel, eine Schwellung am Bein, ein Druck- oder Hitzegefühl - das können Hinweise auf eine Thrombose sein. Jedes Jahr erkrankt einer von 1.000 Menschen an einer Thrombose, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Was kann man tun damit man keine Thrombose bekommt?

Thrombose vorbeugen.
Lockere Kleidung anziehen..
Schuhe ausziehen..
Von Zeit zu Zeit aufstehen..
Im Sitzen immer wieder die Bein- und Fußmuskulatur anspannen und wieder lockerlassen..
Ausreichend trinken..