Lieber zu dick in den sarg als eine party verpasst

„Wer auch immer, was auch immer, wo auch immer“ / Kosho Uchiyama: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (Angkor Verlag, S. 115). – Mein Text hingegen behandelt nur einen durchschnittlichen Tag auf irgendeiner Tournee (von der Abrechnung nach dem Konzert bis exakt zu dem Moment vor dem nächsten), die Art von Zeit, in der die Festigkeit des Aggregatzustandes meiner Existenz in der Regel am größten ist: immerhin etwas, auf das diese knochentrockenen Zens auch zielen: Festigkeit. Ich hoffe, das entschuldigt mich ein bisschen für die Aneignung, denn das war geradezu die Idee dahinter: wann kommt mein Leben dieser Art von Ideal möglicherweise am nächsten?

Wer ist es, der da redet

wer ist es, der da redet
im Hintergrund
endloser Monolog
solang ich denken kann
wer spricht mit wem
und ist zumindest einer davon
halbwegs ich selbst, und wenn:
mit wem unterhalt ich mich dann?

Wer ist es, der da redet
und was ist sein Motiv?
Jemand der sich einnistete, als ich
nicht wissen konnte, was lief?
Wer ist es, der da redet…

Wer ist es, der da redet
der Wind in meinen Ohrn ?
und was hab ich an nem Tag wie dem
hier überhaupt verlorn?
ist es jemand, den ich kenne
jemand, der mich mag ?
Ist es jemand, den es überhaupt
interessiert, was ich eventuell sag?

Wer ist es, der da redet
da aus diesem Meer
jaja, ich weiß, DNS und
irgendwas im Blut von irgendwoher
doch wer ist es, der da redet…

wer ist es, der da redet
na schön, ich hör dir jetzt zu
sag, was du zu sagen hast, oder
lass mich für heute in Ruh
kannst du sagen, was du willst? Hier
ist alles erlaubt
doch dasselbe gilt für mich, und
wo sind wir hier überhaupt?

wer ist es, der da redet
und gibt es wen, der es hört
und sich dabei vielleicht irgendwas
ganz Fürchterliches schwört?
Wer ist es, der da redet…

wer ist es, der da redet
und ja, ich fühl deinen Schmerz
Vater eines Vaters einer
Falle hier in diesem Herz
es stört die Vögel im Flug…

versetz den Kilimandscharo
und es ist immer noch nicht gut genug…
und wer warst Du?
Und wo bist Du
jetzt?

(Text/Musik: Danny Dziuk)
Album: GEBET & REVOLVER (2005)

Wetterprophet

(mit Stefan Stoppok)

entweder du hast es, oder auch nicht
egal, was dir irgendwer heut noch verspricht
er wird es nicht halten, wird sich nicht mal bemühn
und du darfst zuschaun, wie die Wolken wegziehn
wie die Wolken wegziehn

wir können diskutieren, wir können alles verstehn
wir können das ganze Theater hier sehn
das Theater des Westens, das Theater des Ostens
das Theater der Besten und das Drama des Rostens

oh, ich kann dir nicht sagen
wohin es jetzt geht
und woher der Wind weht
ich bin kein Wetterprophet

gib mir ‘n Hinweis, gib mir ne Spur
gib mir ne Fährte, eine einzige nur
ich schwör dir, ich wär nicht der einzige hier
der bereit wär, zu kämpfen, wenn er wüsste, wofür
wenn er wüsste, wofür

doch der Krieg ist verlorn, das Biest ist besiegt
und der schwarze Peter da, wo die Leiche jetzt liegt
die Leiche im Keller, der Mangel an Charme
wenn der Körper schon kalt ist, doch das Herz noch warm

oh, ich kann dir nicht sagen
wohin es jetzt geht
und woher der Wind weht
ich bin kein Wetterprophet

(Text/Musik: Dziuk/Stoppok)
Alben: STOPPOK: HAPPY END IM LALA-LAND (1993) sowie
HASTE MAL NE MARK (1996) sowie
LALA LIVE (1999) sowie
STOPPOK SOLO (2005) sowie
AUF ZECHE LIVE (2008)
(Stefans Textanteil kursiv)

Nebenbei: wenn mich nicht alles täuscht, war das der erste gemeinsame Song, den Stefan und ich zusammen auf die Reihe kriegten. Muss so gegen 91´ gewesen sein, und wir hatten uns auf irgendeinem bayrischen Berg (nahe der österreichischen Grenze, glaub ich) eingemietet, und ich spielte ihm einen bereits fertigen – englischsprachigen – Song von mir vor (fast jeder Songschreiber fing damals erstmal auf englisch an), wobei ich aber nicht die englischen Wörter sang, sondern nur die Melodie. Stefan fand´s irgendwie gut, also spielte ich die Intro nochmal & sang ich ihm nochmal den Anfang vor & fragte: “Ok, mit welchen deutschen Wörtern fängt der Song an, was wären die ersten beiden Zeilen? Hast du ne spontane Idee?” – Und ohne jedes Zögern kam: “Entweder du hast es, oder auch nicht…” – Das war deshalb so unglaublich, weil die ersten beiden ENGLISCHSPRACHIGEN Zeilen (die er ja nicht kannte, weil ich ja nur die Melodie gesungen hatte) von mir lauteten: “Either you´ve got it / or maybe not…” – Falls es Zeichen gibt für sowas wie ähnliche Wellenlängen, dann wäre ein deutlicheres wohl kaum noch möglich gewesen. Alles schien von da ab klar, eine Art Straße lag vor uns, wir konnten sie beide sehen. Ich blieb 10 Jahre, das Ding gehört seit 20 Jahren zu Stefans meistgespieltesten Stücken (wenn nicht sogar DAS), und wir sind immer noch Kumpels.