Karies entfernen ohne Bohren bei Kindern

Zehn Prozent der Zweijährigen haben Löcher in den Zähnen. Dass die Milchzahnkaries behandelt werden muss, ist unstrittig.

Schweizer Eltern sind Weltmeister im Kinderzähneputzen. Zumindest sagt das die Statistik. Leider sieht man das den Kinderzähnen nicht an: Bereits jeder zehnte Zweijährige hat Milchzahnkaries, im Kindergartenalter finden sich bereits bei 40 Prozent der Mädchen und Buben Löcher. Es wäre aber zu einfach, das Problem nur auf eine schlechte Zahnpflege und ungünstige Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen. «Meist kommen verschiedene Faktoren zusammen», sagt die Kinderzahnärztin Barbara Gretener. «Es kommt auch auf die Speichelqualität, die Zusammensetzung der Bakterienflora im Mund, die Mineralisierung des Zahnschmelzes oder die Zahnstellung an.» In vielen Fällen entstehe die Karies wegen einer weit verbreiteten, schlechten Angewohnheit: «Da es heute kaum noch feste Essenszeiten gibt, essen und trinken wir andauernd – ein absoluter Härtetest für den Schmelz.»

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In ihrer Praxis für Kinderzahnmedizin in Regensdorf ZH behandelt Barbara Gretener immer wieder Kleinkinder, deren Zahnschäden eindeutig vom Dauernuckeln am Milchschoppen kommen. «Dass ein Fläschchen mit gesüsstem Tee tabu ist, wissen die meisten», so die Kinderzahnärztin. Milch gelte hingegen als vergleichsweise harmlos, was so nicht stimme. Fakt ist: Der im Schoppen enthaltene Milchzucker wird von Bakterien in Säure umgewandelt, die den Zahnschmelz angreift. «Deswegen sollten Eltern ihren Kindern kein Fläschchen mit ins Bett geben und den Kleinen so früh wie möglich das Trinken aus dem Becher beibringen.»

Es gibt immer noch Erwachsene, die glauben, die ersten Zähne seien unbedeutend und müssten nicht behandelt werden. Ein Trugschluss. Sobald die Karies den Zahnschmelz überwunden hat und ins Zahnbein eingedrungen ist, sollten die Milchzähnchen repariert werden. Die kleinen Perlen sind wichtige Platzhalter für die zweiten Zähne. Fallen sie vor ihrer Zeit aus, kann das Kieferwachstum beeinträchtigt werden. Ausserdem kommt es oft zu Verschiebungen im Gebiss, die nicht selten Jahre später kieferorthopädisch korrigiert werden müssen. «Abgesehen davon kann Milchzahnkaries sehr weh tun», gibt Barbara Gretener zu Bedenken. «In meinen Augen das wichtigste Argument, etwas zu unternehmen.» Leider haben viele Erwachsene in Sachen Zahnbehandlung schlechte Erfahrungen gemacht. Das übertragen sie – oft unbewusst – auf die Kleinen.

Wortwahl anpassen

Öffnet das Kind beim Zähneputzen den Mund nicht richtig, erzählt Mami gerne vom Zahnteufelchen, das Löcher in Zähne frisst und sich dort einnistet. Als ob das noch nicht bedrohlich genug wäre, droht sie dann auch noch mit dem Zahnarzt, der ein ganzes Arsenal an riesigen Bohrern hat. Parallel dazu gibt es eine Vielzahl an pädagogisch ungenügenden Bilderbüchern zu eben diesem Thema. Da kann es einem wirklich angst und bange werden. Wie soll eine Vierjährige verstehen, dass der Zahnarzt nun plötzlich zu den Guten gehören soll? Spezialistinnen wie Barbara Gretener wissen, dass der erste Zahnarzt-Besuch oft prägend für das ganze Leben ist. Deswegen ist beim Kinderzahnarzt vieles anders: Das fängt schon bei der Wortwahl an. Barbara Gretener flickt keine Zähne, sie «wäscht» sie gründlich. Logischerweise gibt es bei ihr keine Bohrer, sondern nur viele verschiedene «Bürsten». Die einen sirren, die anderen rumpeln.

Bevor es losgeht, erklärt die Zahnärztin den Kindern alle Geräte. Aus der einen Düse kommt Wasser, aus der anderen Luft und das Häkchen, mit dem die Zähne gleich gekitzelt werden, darf erst über die Handflächen der kleinen Patienten wandern. «Kinder haben sehr viel Fantasie», sagt Gretener. «Deswegen funktionieren auch magische Geschichten gut.» Wenn ein Zähnchen gewaschen werden muss, dann arbeitet die Kinderzahnärztin oft mit der «Zauberluft», wie sie das Lachgas nennt (siehe Infobox). «Unser Ziel ist immer eine schmerzfreie Behandlung», erklärt Barbara Gretener. Es gehe darum, negative Erlebnisse zu vermeiden. Wenn die Eltern, die meist anwesend sind, während der Behandlung ruhig und gelassen bleiben, dann überträgt sich das übrigens auf die kleinen Patienten.

«Es wäre gut, wenn wir alle Kinder bereits im Alter von zwei und nicht erst mit vier, fünf Jahren sehen könnten», so die Kinderzahnärztin. «Wir verpassen viele Kariesfälle, die wir frühzeitig mit vergleichsweise wenig Aufwand hätten behandeln können.» Abgesehen davon sei es doch gut, wenn die Kleinen bereits die Zahnärztin und die Praxis kennen würden, bevor Handlungsbedarf bestehe. «Schliesslich haben wir vor allem Angst vor Dingen, die wir nicht kennen.»


«Zauberluft» Lachgas

Lachgas kommt immer dann zum Einsatz, wenn kleine Kinder (ab zirka drei Jahren) oder besonders ängstliche behandelt werden müssen. Bevor die Zahnreparatur beginnt, atmen die Patienten ungefähr drei Minuten lang ein geruchloses Lachgas-Sauerstoffgemisch über eine Nasenmaske ein. Das Lachgas gelangt direkt über das Blut zum Gehirn und wirkt dort angstlösend und beruhigend. Ausserdem setzt es die Schmerzempfindlichkeit herab. In dieser Phase kann die Ärztin den zu behandelnden Zahn meist problemlos lokal betäuben. Obwohl die Kinder die ganze Zeit über ansprechbar sind, bemerken die meisten den Einstich nicht und geben später an, geschlafen zu haben. Erinnerungslücken sind ebenfalls weit verbreitet, ein positiver Nebeneffekt. Sobald der Zahn schläft, kann die Maske abgesetzt werden. Nun beginnt die eigentliche Behandlung. Bei korrekter Anwendung ist die Lachgas-Sedierung praktisch nebenwirkungsfrei. Die Schweizerische Vereinigung für Kinderzahnmedizin führt eine Liste der Kinderzahnärzte, die einen Weiterbildungsausweis für die Lachgas-Sedierung haben.

Wie bekommt man Karies bei Kindern weg?

Wenn Ihr Kind Zahnkaries hat, kann Ihr Zahnarzt ein fluoridhaltiges Gel oder einen fluoridhaltigen Lack auftragen, um den betroffenen Bereich zu versiegeln. Wenn es sich um fortgeschrittene Karies handelt, kann er das kariöse Material entfernen und eine Füllung anbringen oder den betroffenen Zahn ziehen.

Kann man Karies ohne Bohren behandeln?

Eine Methode, kariesbefallenes Zahngewebe ganz ohne Bohren zu entfernen, ist das Lasern. Auch dabei sollen weniger Schmerzen auftreten. Außerdem tötet der Laser Bakterien ab. Sein Einsatz ist jedoch nicht immer möglich.

Wie kann man Karies entfernen ohne zum Zahnarzt zu gehen?

Im Kampf gegen Karies ist eine gute tägliche Mundpflege die wirksamste Waffe. Regelmäßiges Putzen und Fluorid können sogar dabei helfen, dass Karies sich zurückbildet. Der Zahnschmelz kann sich selbst heilen, indem er Mineralien aus dem Speichel und das Fluorid aus der Zahnpasta oder anderen Quellen dafür nutzt.

Wie wird ein Loch im Milchzahn behandelt?

Karies im Zahnbein: Bei Löchern, die bis ins Zahnbein reichen, muss gebohrt werden. Die Karies wird entfernt, das Loch gefüllt. Der Zahnnerv ist entzündet: Bei Kindern wird meist nur der erkrankte Teil des Nervs entfernt. Danach wird der Zahn mit einer Krone versorgt.