In welcher Woche ist ein Abgang am häufigsten?

Wie häufig kommen Fehlgeburten vor?

Unter dem Begriff der Fehlgeburt (Abort: Abgang) bezeichnet man die totgeborene Leibesfrucht vor Ende der 28. Schwangerschaftswoche. Der Fetus ist weniger als 35 cm groß und wiegt weniger als 1.000 g.

Fehlgeburten sind durchaus häufiger, als man zunächst annehmen würde. Bezogen auf diagnostizierte Schwangerschaften, bei denen die Frauen das Kind austragen wollten, beträgt die Fehlgeburtsrate bis zu 20 Prozent. Während der ersten drei Schwangerschaftsmonate (1. Trimenon) ist das Risiko einer Fehlgeburt am größten. Viele der Fehlgeburten treten in einer sehr frühen Phase der Schwangerschaft auf.

Ungefähr 43 Prozent der Fehlgeburten ereignen sich bis zur 9. Schwangerschaftswoche (SSW) sowie weitere 37 Prozent zwischen der 10. bis 13. SSW. Lediglich 20 Prozent der Fehlgeburten finden zwischen der 14. und der 24. SSW statt. Frauen, die bei einer früheren Schwangerschaft ihr Kind durch einen Spontanabort verloren haben, weisen bei einer erneuten Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt auf.

Autoren:
Dr. Renate Kirschner (Doktor der Erziehungswissenschaften; seit mehr als 25 Jahren in der sozialwissenschaftlichen Forschung und Beratung tätig)
Dr. Wolf Kirschner (Doktor der Philosophie; seit 1997 in den Bereichen Epidemiologie, Evaluations- und Interventionsforschung, Gesundheitsförderung und Prävention tätig)
Priv. Doz. Dr. med. Dr. rer. nat. Axel Schäfer (Doktor der Medizin, Doktor der Naturwissenschaften, Frauenarzt)
Geprüft durch das wissenschaftliche Beratungskomitee von BabyCare.

Er ist der Albtraum einer jeden Schwangeren: der Abgang. Doch in den allermeisten Fällen passiert er, ohne dass die Frau etwas davon merkt. Die Eizelle nistet sich gar nicht erst ein. Gut zu wissen: Nach der 12. Schwangerschaftswoche nimmt das Risiko für eine Fehlgeburt deutlich ab. Wiederkehrende, sogenannte habituelle Aborte sind noch viel seltener – und die Ursache lässt sich oft behandeln.

Von einer Fehlgeburt oder einem Abort spricht man, wenn der Fetus vor der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) verstirbt. Eine Fehlgeburt bis zur 12. Schwangerschaftswoche gilt als früher Abort, ab der 20. Woche als Spätabort. Ab der 24. Schwangerschaftswoche oder wenn das Kind mindestens 500 Gramm wiegt, hätte es als Frühgeburt mit hoher Wahrscheinlichkeit mithilfe intensivmedizinischer Behandlungen überlebt. Verstirbt es nach diesem Zeitpunkt im Mutterleib, gilt es als Totgeburt.

Häufigkeit von Fehlgeburten

Die meisten Fehlgeburten geschehen, ohne dass die Frau es merkt: bevor sich die Eizelle einnistet. Man geht davon aus, dass bei Unter-30-Jährigen rund die Hälfte der befruchteten Eizellen abgehen, bei älteren Frauen sogar noch mehr. Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Schwangerschaft feststellbar ist, also etwa ab der 5. Woche, beträgt die Rate der Fehlgeburten rund zehn bis 15 Prozent. Viele werdende Mütter warten bis zur 12. Schwangerschaftswoche, bevor sie ihrem Umfeld von der Schwangerschaft erzählen, weil etwa 80 Prozent der Aborte vor diesem Zeitpunkt stattfinden.

Symptome bei einer Fehlgeburt

Typisches Symptom einer Fehlgeburt sind Blutungen. Sie können schwach ausfallen oder ganz ausbleiben. Vor allem in der Frühphase der Schwangerschaft ist es möglich, dass ein sogenannter verhaltener Abort auftritt, ohne Blutung oder Wehentätigkeit. Weil der Körper aufhört, Schwangerschaftshormone zu produzieren, gehen jedoch Schwangerschaftszeichen wie Brustspannen oder morgendliche Übelkeit bei manchen Frauen zurück. Außer Blutungen können bei einem Abort krampfartige Schmerzen im Unterbauch auftreten, die sich wie Menstruationsschmerzen anfühlen. Die Symptome bei einer Fehlgeburt ähneln denen einer Eileiterschwangerschaft.

Diagnostik und Therapie

Meist diagnostiziert der Arzt eine Fehlgeburt mithilfe einer Ultraschalluntersuchung. Manchmal geschieht dies auch zufällig, bei einer Vorsorgeuntersuchung. Außerdem bestimmt der Arzt die Entzündungswerte und die Konzentration des Schwangerschaftshormons im Blut. Meist wird dann eine Gebärmutterausschabung durchgeführt. Dabei werden Gewebereste aus der Gebärmutter entfernt. Kommt es nach der 14. bis 16. Schwangerschaftswoche zur Fehlgeburt, ist der Fetus häufig schon zu groß, um operativ entfernt zu werden. Dann wird die Geburt eingeleitet. Weil der Arzt stärkere Schmerzmittel geben kann als bei einer normalen Geburt, ist dies weitgehend schmerzfrei. Zudem hilft es dem Paar, von dem Ungeborenen Abschied zu nehmen. Später kann das fetale Gewebe auf Wunsch der Eltern weiter untersucht werden. Zum Beispiel ist eine Obduktion oder eine genetische Untersuchung möglich. Bei einer sogenannten habituellen Abortneigung, also wenn die Frau mehrere aufeinanderfolgende Fehlgeburten hatte, erfolgt eine ausführliche Ursachenforschung.

Mögliche Ursachen eines Aborts

Eine Fehlgeburt kann aus folgenden Gründen auftreten:

  • genetische Eigenschaften des Fetus, die nicht mit dem Leben vereinbar sind – dies ist die häufigste Ursache eines Aborts
  • Störungen im Hormonhaushalt der Mutter, zum Beispiel aufgrund von Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes mellitus
  • Anatomische Besonderheiten an der Gebärmutter, zum Beispiel Myome oder eine verengte Gebärmutterhöhle
  • eine angeborene oder erworbene Thromboseneigung der Frau. Dabei besteht die Gefahr, dass sich im Mutterkuchen Blutgerinnsel bilden, sodass der Fetus nicht ausreichend mit Blut versorgt wird
  • Autoimmunerkrankungen
  • andere immunologische Störungen: Der Fetus besteht zwar zur Hälfte aus Gewebe, das für den Körper der Mutter fremd ist, weil es vom Vater kommt. Trotzdem wird er in einer normalen Schwangerschaft nicht abgestoßen, weil das Immunsystem der Frau auf diese besondere Situation reagiert und etwas herunterfährt. Diese Immunmechanismen können gestört sein, sodass der Fetus abgestoßen wird.

Diagnostik und Therapie des habituellen Aborts

Bei wiederholten Fehlgeburten stehen dem Arzt verschiedene Diagnosemethoden zur Verfügung. Die Reihenfolge, in der er sie anwendet, ergibt sich daraus, wie wahrscheinlich die jeweilige Ursache ist. Bestätigt sich die Annahme, kann er entsprechend behandeln:

  • Genetische Veränderungen stellt der Arzt über ein Karyogramm des Paares fest. Es zeigt jeweils alle Chromosomen eines Menschen. Liegt eine Veränderung vor, kann eine Möglichkeit, weitere Aborte zu vermeiden, die Präimplantationsdiagnostik (PID) sein. Dabei werden Eizellen außerhalb des Mutterleibes künstlich befruchtet und nur solche ohne genetische Veränderung in die Gebärmutter eingesetzt. Ihr breiter Nutzen für Frauen mit wiederholten Aborten ist jedoch durch Studien nicht ausreichend belegt.
  • Mithilfe eines Ultraschalls oder einer Gebärmutterspiegelung kann der Arzt Fehlbildungen oder Myome in der Gebärmutter entdecken. Diese kann er operativ entfernen. Wenn die Frau schon ein oder mehrere Ausschabungen nach einer Fehlgeburt hatte, kann die Gebärmutterschleimhaut Verwachsungen aufweisen, die einer erneuten Schwangerschaft schaden könnten. Daher müssen diese Verwachsungen zuvor durch eine Operation gelöst werden.
  • Hormonelle Störungen ermittelt der Arzt in der Regel mithilfe einer Blutuntersuchung. Anschließend kann er den entsprechenden Wert – zum Beispiel des Schilddrüsenhormons TSH – medikamentös einstellen. Ähnliches gilt für die Behandlung von Diabetes mellitus mit Metformin oder Insulin. Auch das Polyzystische Ovarialsyndrom zählt zu den hormonellen Ursachen wiederholter Fehlgeburten. Es wird mit einer Kombination aus Lebensstiländerung (Gewichtsreduktion), medikamentöser und eventuell weiterer medizinischer Maßnahmen behandelt.
  • Bei einer Thromboseneigung verschreibt der Arzt meist Medikamente zur Blutverdünnung.
  • Haben die habituellen Aborte immunologische Gründe, ist derzeit eine eingehende Diagnostik und spezifische Therapie nur in spezialisierten Zentren unter Studienbedingungen möglich.
  • Frauen, die unter Ängsten oder anderen psychischen Problemen leiden, profitieren häufig von einer Psychotherapie.

In welcher Woche ist ein Abgang am häufigsten?

Vorbeugen von Fehlgeburten

Wiederkehrende Fehlgeburten lassen sich im Grunde nur durch die Behandlung der Ursachen verhindern. Im Allgemeinen hilft außerdem der Verzicht auf Rauchen, Alkohol sowie größere Mengen Kaffee, das Risiko zu senken. Bei einer Neigung zu Aborten empfiehlt der Arzt, während der frühen Phase der Schwangerschaft auf Geschlechtsverkehr zu verzichten beziehungsweise Kondome zu verwenden. Denn das Ejakulat des Mannes enthält Substanzen, die den Muttermund reizen. Falls Blutungen auftreten, sollte sich die Schwangere zudem unbedingt schonen.

Bestattung und Seelsorge

Nach einer Fehlgeburt empfinden es Eltern meist als hilfreich, wenn sie bewusst Abschied nehmen können. Dabei unterstützen Psychologen oder Seelsorger, die mit der jeweiligen Klinik zusammenarbeiten. Wiegt das Kind mehr als 500 Gramm, muss es individuell bestattet werden. Wiegt es weniger, können die Eltern sich auch für eine anonyme Sammelbestattung entscheiden. Kliniken führen diese häufig im Rahmen einer Trauerfeier durch, an der die Eltern teilnehmen können.

Mutterschutz und Rückbildung

Hatte der Fetus ein Geburtsgewicht von 500 Gramm oder mehr, darf der Arbeitgeber die Frau bis acht Wochen nach der Fehlgeburt nicht beschäftigen – außer auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin. Falls sie den Mutterschutz von sechs Wochen vor dem geplanten Entbindungstermin noch nicht in Anspruch genommen hat, steht er ihr noch zu. In jedem Fall – also auch bei einem geringeren Geburtsgewicht – steht der Frau ein Gespräch mit einer Hebamme sowie Rückbildungsgymnastik zu. Bei Bedarf bekommt sie eine psychologische Behandlung verschrieben.

In welcher Woche ist ein Abgang am häufigsten?

© W&B/Privat

Beratende Expertin: Prof. Dr. med. Bettina Toth, Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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Wann kommt es am häufigsten zu einer Fehlgeburt?

Die meisten Fehlgeburten passieren in den ersten drei Monaten. Vier von fünf Fehlgeburten passieren in den ersten zwölf Wochen, danach sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt deutlich: Nach der zwölften Schwangerschaftswoche liegt sie – je nach Alter der Mutter – bei etwa 1 Prozent.

In welcher Woche ist die Gefahr einer Fehlgeburt am größten?

Wenn das ungeborene Kind zur Welt kommt, bevor es lebensfähig ist oder noch im Mutterleib abstirbt, spricht man von einer Fehlgeburt. Dies passiert am häufigsten bis zur 12. Schwangerschaftswoche.

In welcher Woche verlieren die meisten ihr Kind?

Schwangerschaftswoche zu Ende und der Fetus noch nicht lebensfähig, so handelt es sich um eine Fehlgeburt, medizinisch auch als Abort bezeichnet. Das Kind wiegt für gewöhnlich weniger als 500 g. Statistisch gesehen häufen sich die Fehlgeburten in den ersten 12 Schwangerschaftswochen.

Wie viel Prozent der Schwangerschaften enden in den ersten 12 Wochen?

„Man schätzt, dass dreißig, vielleicht sogar bis zu vierzig Prozent aller Schwangerschaften in den ersten zwölf Wochen in einem Abort enden“, sagt Christian Albring, Vorsitzender des Berufsverbands der Frauenärzte.