Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind Bedeutung

Wer sich regelmäßig beteiligt, dem fehlt es derzeit kolossal: Christen können sich nicht in ihren Kirchen versammeln. Wann hat es das schon einmal gegeben? Der Staat verbietet Veranstaltungen aller Art, und Kirchen jeder Couleur sind mit betroffen. Ja, wir verstehen die Argumente, wir erklären uns solidarisch, aber Ostern naht, und es könnte das erste Ostern seit Menschengedenken werden, wo Christen in Deutschland sich nicht versammeln dürfen, um die Auferstehung des Herrn gemeinsam zu feiern.

Erste Stimmen werden laut, „die Kirchen“ würden ja klein beigeben. Gottesdienste seien Teil der (spirituellen) Grundversorgung von Menschen. Man dürfe den Staat hier nicht widerstandslos hineinregieren lassen. Karikaturisten machen sich bereits lustig und verteilen die den Gottesdienst ohnehin nur sehr spärlich besuchende Gemeinde mit „physical distance“ im geräumigen Kirchenschiff – Sicherheitsabstand ist gewährleistet. Wie Christen antworten, hängt auch mit der jeweiligen Theologie des Gottesdienstes in den Konfessionen zusammen. Aber darum geht es mir hier nicht.

Könnte es sein, dass die an sich verständliche Forderung, möglichst bald wieder Gottesdienste feiern zu dürfen, auf der anderen Seite vehemente Defizite in Bezug auf die Intensität geistlicher Gemeinschaft unter Christen offenbart? Jesus verspricht seine Gegenwart der kleinsten möglichen Gruppe, nämlich zwei (oder drei) Menschen, die in seinem Namen zusammen sind. Leben wir in unseren Kirchen diesen intensiven harten Kern geistlicher Gemeinschaft?

Eine ganze Reihe geistlicher Standards für das Miteinander von Christen im Neuen Testament ist wohl auch in großen Gruppen von Menschen denkbar, ist aber originär in engen persönlichen Beziehungen zu Hause. Was hier gelernt und gelebt wird, kann dann auch in große Zusammenhänge übertragen werden. Einige Beispiele:

  • Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe. (Johannes 13,34)
  • Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. (Römer 15,7)
  • In Demut achte einer den andern höher als sich selbst. (Philipper 2,3)

Die Coronakrise erinnert „die Kirchen“ vielleicht daran, dass wir eher schwach sind bei dieser ursprünglichsten aller geistlichen Gemeinschaften, den ganz wenigen, die im Namen Jesu in „gottesdienstlicher Qualität“, nämlich in seiner Gegenwart, zusammen sind.

Na klar, ich freue mich auf den Tag, wo wir wieder in unseren Gemeinden Gottesdienste gemeinsam feiern können, aber es wäre ein Jammer, wenn wir in Coronazeiten nur verbissen darauf warten, dass dies wieder möglich ist. Gegenwart Jesu erleben, einander in Barmherzigkeit, Vergebungsbereitschaft und Liebe begegnen, miteinander beten, einander Trost und Segen zusprechen, all das und vieles andere mehr geht jetzt auch, nicht als methodischer Plan B, sondern als Wieder-Entdecken der vielleicht ursprünglichsten Form von geistlicher Gemeinschaft – zwei oder drei im Namen und in der Gegenwart Jesu beieinander.

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind Bedeutung


Lectio divina zu Mt 18,15-20
Evangelium
am 23. Sonntag im Jahreskreis

15 Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. 16 Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. 17 Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. 18 Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. 19 Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Was sagt der Text?
Der Text setzt voraus, daß es schon Jüngergemeinden gibt. V 15-17 Eine direkte Anrede an jeden / jede: So sollst du vorgehen, wenn dir von jemand in der Gemeinde Unrecht geschieht. Es geht darum, „den Bruder“ zurückzugewinnen, ihn zum „Hören“ ( 4 x im Text!) zu bewegen. In drei sich steigernden Schritten soll versucht werden, ihn oder sie wieder  in die Gemeinschaft hineinzuholen. Wenn alles nicht fruchtet, dann soll der innere durch die Sünde begonnene Rückzug auch äußerlich sichtbar werden: „Heide oder Zöllner“ sagt: Das ist kein „Bruder“ mehr, er / sie gehört nicht mehr zur Gemeinde. 18 Feierlich eingeleitet – Was dem Petrus in Mt 16,19 zugesprochen wurde, wird jetzt der ganzen Gemeinde gesagt: Sie hat die Vollmacht, zu vergeben oder zu verurteilen. 19-20 Einmütigkeit in der Gemeinde – sogar, wenn es nur zwei oder drei sind – ist der Raum, wo Christus mitten unter ihnen ist, wo Gott seine Wunder tut.

Was sagt der Text mir?
– Es ist gar nicht so einfach, diesen Dreischritt einzuhalten. Oft reagiert man im Affekt, und dann wird die Sache meistens noch schlimmer.
– Das Hören ist eine christliche Grundhaltung,. Gott offenbart sich im Wort! Einander zuhören ist eine gute Voraussetzung, daß Frieden und Verständigung möglich werden.
– Wohlwollen und Verbundenheit – Einmütigkeit – in unseren Gemeinden und Gemeinschaften haben die Zusage Jesu: Ich bin da. Das ist immer wieder zu erinnern!

Was antworte ich dem Herrn?
Herr Jesus, du hast versprochen, unsere Kirche und unsere Gemeinden mit deiner Gegenwart zu beleben. Stärke in uns allen die Bereitschaft, für Frieden und Verbundenheit das Unsere zu tun. Mach unsere Ohren und Herzen weit auf, damit wir dein Wort hören und damit unter uns die Einheit wächst zum Segen für alle.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute üben, den anderen / die andere ausreden zu lassen.
– Ich kann heute das Vaterunser in der Kirche oder für mich beten: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
– Ich kann heute darauf achten, wann ich im Gottesdienst als „Bruder“ oder „Schwester“ angesprochen werde.

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind Auslegung?

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. “ Es geht um Konfliktbearbeitung in einer überschaubaren Gruppe. Wenn zwei sich einig sind, ist die Welt in Ordnung.

Wer aber einen dieser Kleinen die an mich glauben zum Bösen verführt?

Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet.