Wer sich regelmäßig beteiligt, dem fehlt es derzeit kolossal: Christen können sich nicht in ihren Kirchen versammeln. Wann hat es das schon einmal gegeben? Der Staat verbietet Veranstaltungen aller Art, und Kirchen jeder Couleur sind mit betroffen. Ja, wir verstehen die Argumente, wir erklären uns solidarisch, aber Ostern naht, und es könnte das erste Ostern seit Menschengedenken werden, wo Christen in Deutschland sich nicht versammeln dürfen, um die Auferstehung des Herrn gemeinsam zu feiern. Erste Stimmen werden laut, „die Kirchen“ würden ja klein beigeben. Gottesdienste seien Teil der (spirituellen) Grundversorgung von Menschen. Man dürfe den Staat hier nicht widerstandslos hineinregieren lassen. Karikaturisten machen sich bereits lustig und verteilen die den Gottesdienst ohnehin nur sehr spärlich besuchende Gemeinde mit „physical distance“ im geräumigen Kirchenschiff – Sicherheitsabstand ist gewährleistet. Wie Christen antworten, hängt auch mit der jeweiligen Theologie des Gottesdienstes in den Konfessionen zusammen. Aber darum geht es mir hier nicht. Könnte es sein, dass die an sich verständliche Forderung, möglichst bald wieder Gottesdienste feiern zu dürfen, auf der anderen Seite vehemente Defizite in Bezug auf die Intensität geistlicher Gemeinschaft unter Christen offenbart? Jesus verspricht seine Gegenwart der kleinsten möglichen Gruppe, nämlich zwei (oder drei) Menschen, die in seinem Namen zusammen sind. Leben wir in unseren Kirchen diesen intensiven harten Kern geistlicher Gemeinschaft? Eine ganze Reihe geistlicher Standards für das Miteinander von Christen im Neuen Testament ist wohl auch in großen Gruppen von Menschen denkbar, ist aber originär in engen persönlichen Beziehungen zu Hause. Was hier gelernt und gelebt wird, kann dann auch in große Zusammenhänge übertragen werden. Einige Beispiele:
Die Coronakrise erinnert „die Kirchen“ vielleicht daran, dass wir eher schwach sind bei dieser ursprünglichsten aller geistlichen Gemeinschaften, den ganz wenigen, die im Namen Jesu in „gottesdienstlicher Qualität“, nämlich in seiner Gegenwart, zusammen sind. Na klar, ich freue mich auf den Tag, wo wir wieder in unseren Gemeinden Gottesdienste gemeinsam feiern können, aber es wäre ein Jammer, wenn wir in Coronazeiten nur verbissen darauf warten, dass dies wieder möglich ist. Gegenwart Jesu erleben, einander in Barmherzigkeit, Vergebungsbereitschaft und Liebe begegnen, miteinander beten, einander Trost und Segen zusprechen, all das und vieles andere mehr geht jetzt auch, nicht als methodischer Plan B, sondern als Wieder-Entdecken der vielleicht ursprünglichsten Form von geistlicher Gemeinschaft – zwei oder drei im Namen und in der Gegenwart Jesu beieinander.
15 Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. 16 Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. 17 Hört er auch auf sie nicht, dann sag
es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. 18 Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. 19 Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem
Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Was sagt der Text? Was sagt der Text mir? Was antworte ich dem Herrn? Wie kann ich heute
mit dem Text weitergehen? Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind Auslegung?Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. “ Es geht um Konfliktbearbeitung in einer überschaubaren Gruppe. Wenn zwei sich einig sind, ist die Welt in Ordnung.
Wer aber einen dieser Kleinen die an mich glauben zum Bösen verführt?Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet.
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