Wo hat Schiller die Glocke geschrieben?

Das Lied von der Glocke ist ein im Jahr 1799 von Friedrich Schiller veröffentlichtes Gedicht. Es gehörte lange Zeit zum Kanon der deutschen Literatur und ist eines der bekanntesten, am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichte.

Wo hat Schiller die Glocke geschrieben?

Wo hat Schiller die Glocke geschrieben?

Die fertige Glocke (Illustration von Liezen-Mayer)

Inhaltsverzeichnis

  • 1Entstehung
  • 2Inhalt
    • 2.1Form
    • 2.2Motto
    • 2.3Blick auf die vorbereitete Form
    • 2.4Sinngebung der Arbeit
    • 2.5Zubereitung der Glockenspeise
    • 2.6Zeugnis vom Wechsel des Schicksals
    • 2.7Verflüssigung des Metalls
    • 2.8Von der Taufglocke bis zur ersten Liebe
    • 2.9Prüfung des Metallgemischs
    • 2.10Hochzeitsglocke und Rollenverteilung
    • 2.11Beginn des Gusses
    • 2.12Feuerglocke
    • 2.13Füllung der Glockenform
    • 2.14Grabgeläute beim Tod der Frau
    • 2.15Abkühlen der Glocke
    • 2.16Friedlicher Feierabend
    • 2.17Zerschlagen
    • 2.18Sturmglocke und Umsturz
    • 2.19Fertige Glocke
    • 2.20Glockentaufe
    • 2.21Emporziehen der Glocke
  • 3Rezeption
    • 3.1Erste Reaktionen
    • 3.2Lob
    • 3.3Kritik
    • 3.4Inszenierungen
    • 3.5Bestandteil des deutschen Bildungskanons
    • 3.6Brechts Langgedicht Die Erziehung der Hirse
    • 3.7Geflügelte Worte aus der „Glocke“
    • 3.8Übersetzungen
    • 3.9Parodien
  • 4Vertonungen
  • 5Verfilmung
  • 6Literatur
  • 7Weblinks
  • 8Einzelnachweise

Schiller kam schon als Schüler mit dem Handwerk des Glockengießens in Kontakt, denn Georg Friderich Neubert, der Sohn des Ludwigsburger Glockengießers, war Schillers Schulkamerad auf der Lateinschule, und die Familie Schiller wohnte nur einige Häuser vom Gießhaus entfernt. Es gilt auch als sicher, dass Schiller während seines Aufenthalts in Ludwigsburg 1793/94 die Familie Neubert wieder besuchte.

Wie Schillers Schwägerin Caroline von Wolzogen berichtet, besuchte Friedrich Schiller schon 1788 mehrfach die Glockengießerei Mayer in Rudolstadt und schrieb in einem Brief an Christian Gottfried Körner „Zu einem lyrischen Gedicht habe ich einen sehr begeisternden Stoff ausgefunden, den ich mir für meine schönsten Stunden zurücklege“ (Körner). Dieses Zitat wird allgemein auf „Das Lied von der Glocke“ bezogen, doch erst 1797 scheint das Projekt konkrete Formen angenommen zu haben. Von der ersten Konzeption des Gedichts bis zur Fertigstellung vergingen mehr als zehn Jahre.

Zu Caroline von Wolzogen und Charlotte von Lengefeld sprach Schiller 1787 von einem geplanten „Glockengießerlied“ als von einer Dichtung, von der er besondere Wirkung erwarte. Nachdem Schiller Homers Odyssee und Ilias in deutschen Übertragungen wieder gelesen hatte, strebte er danach, der nationale Epiker seiner Zeit zu werden. Dieses Ideal eines Volkssängers wurde von Schiller selbst in der Rezension der Gedichte Gottfried August Bürgers in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ von 1790 dahingehend präzisiert, dass „ein Künstler der wahre Volksdichter werden könne bei glücklicher Wahl des Stoffes und höchster Simplizität in Behandlung desselben“ (Bürger). Zu diesem Zweck schaute er sich die Arbeitsabläufe in einer Glockengießerei genau an. In der Familie des Rudolstädter Glockengießers Johann Mayer wird von Generation zu Generation weitererzählt, „[…] wie Schiller wiederholt die Gießhütte besucht und den Gussmeister ausgefragt hat, wie der Ahnherr zunächst gar nicht besonders erbaut war über die Störung der Arbeit, dass der bleiche Gelehrte aber rücksichtsvoll in dem hochlehnigen Stuhl an der Wand Platz genommen hat, um die Arbeit nicht zu stören“ (Glockengiesser Mayer).

Die von Schiller selbst genannte Quelle war die 1788 in Brünn erschienene Oeconomische Encyclopädie von Johann Georg Krünitz. Hier fand Schiller die präzise beschriebenen Arbeitsabläufe und Fachbegriffe wie Schwalch, Glockenspeise oder Damm. Ebenso entnahm er diesem Werk das vorangestellte Motto: “Eine große Glocke ist auch auf dem Münster der Stadt Schaffhausen, in der Schweitz, befindlich, welche 1486 gegossen worden, und 29 Schuh im Umfange hat. […] Die Umschrift ist: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango” (Krünitz, deutsch: „Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich.“) Dass Glockengeläut Blitze vertreibt, beruht auf einem alten Volksglauben, von dem Krünitz ebenfalls berichtet. Dort findet sich auch die Inschrift der 1486 in Basel gegossenen Glocke des Schaffhauser Münsters, die er zum Motto wählte.

Vermutlich kannte Schiller aber dieses Motto schon lange, denn der Ludwigsburger Glockengießer Neubert hatte seine Lehrzeit in Schaffhausen verbracht und sicher die dortige Münsterglocke gekannt. Das Haus, in dem sich die Ludwigsburger Gießerei befand, ziert eine Gedenktafel mit der Inschrift:

Steh, Wanderer, still! Denn hier entstand,
daß keine zweite möglich werde,
gebaut durch Schillers Meisterhand,
die größte Glockenform der Erde.

Eine weitere Anregung zur Abfassung des Liedes war die Beschreibung des Gusses des Perseus in Benvenuto Cellinis Autobiographie, deren vorletzte Sendung der Übersetzer Goethe ihm am 1. Februar 1797 für die Zeitschrift Die Horen gesandt hatte. Jetzt entwickelte Schiller einen klaren Plan für Das Lied von der Glocke.

In einem Brief vom 7. Juli 1797 teilt er Goethe mit, er sei „jetzt an mein Glockengießerlied gegangen und studire seit gestern in Krünitz Encyklopaedie, wo ich sehr viel profitire. Dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen, es wird mir aber mehrere Wochen kosten, weil ich so vielerley verschiedene Stimmungen dazu brauche und eine große Masse zu verarbeiten ist“ (Schiller).

In einem Brief an Goethe vom 23. Februar 1798 schreibt Schiller, wobei er auf Goethes Aufsatz über Laokoon anspielt: „Bei der Art, wie Sie jetzt Ihre Arbeiten treiben, haben Sie immer den schönen doppelten Gewinn, erstlich die Einsicht in den Gegenstand und dann zweitens in die Operation des Geistes, gleichsam eine Philosophie des Geschäftes, und der letzte ist fast der größere Gewinn, weil eine Kenntnis der Geisteswerkzeuge und eine deutliche Erkenntnis der Methode den Menschen schon gewissermaßen zum Herrn über alle Gegenstände macht“ (Schiller).

Das Gedicht wurde nicht rechtzeitig zum Redaktionsschluss des Musenalmanachs fertig. Schiller schreibt am 22. September 1797 an Goethe: „Mein letzter Brief hat Ihnen schon gemeldet, daß ich die Glocke liegen lassen mußte. Ich gestehe daß mir dieses, da es einmal so seyn mußte, nicht so ganz unlieb ist. Denn indem ich diesen Gegenstand noch ein Jahr mit mir herumtrage und warm halte, muß das Gedicht, welches wirklich keine kleine Aufgabe ist, erst seine wahre Reife erhalten. Auch ist dieses einmal das Balladenjahr, und das nächste hat schon ziemlich den Anschein das Liederjahr zu werden, zu welcher Klasse auch die Glocke gehört“ (Schiller).

Doch auch das Jahr 1798 verging, ohne dass Schiller sein Lied von der Glocke beendete. Erst im September 1799 nahm er das Gedicht wieder auf und schloss es rasch ab. Vermutlich waren die so genannten Meistersprüche zuerst fertig. Der ursprüngliche Name des Gedichts war „Glockengießerlied“. „Das Lied von der Glocke“ hieß es erst seit seinem Erscheinen im Musenalmanach.

Schiller verbindet die kundige Darstellung eines handwerklichen Glockengusses mit allgemeiner Anschauung und Kommentierung des Menschenlebens, seiner Möglichkeiten und Gefahren.

Form

Germanisten unterscheiden im Aufbau des Gedichts zwei Arten von Strophen:

Meister- oder Arbeitsstrophen Reflexions- oder Betrachtungsstrophen
Anzahl 10 9
Länge 8 Verse unterschiedlich lang
Inhalt gesprochen vom Meister zur handwerklichen Arbeit
fünf Strophen über die Vorarbeiten bis zum Beginn des Gusses
fünf Strophen über die Tätigkeit nach erfolgtem Guss
Betrachtungen über das Leben
weiterführende Assoziationen
Form vierfüßige Trochäen
vier Verse mit gekreuzten, vier mit parallelen Reimen
unterschiedlich

Motto

Die erste, eingerückte Zeile zwischen Titel und erster Strophe ist in Latein und lautet:

“Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.”

„Die Lebenden ruf’ ich. Die Toten beklag’ ich. Die Blitze brech’ ich.“

Eine für die katholische Pfarrkirche St. Leodegar in Friedingen im Jahr 1670 gegossene Glocke erhielt die deutsch – was sehr selten war – gehaltene Abwehrformel:

„DIE LEBENDIGEN BERVFE ICH / DIE DOTEN BEKLAGE ICH / DEN DONNER BRICHE ICH / WER DAS NICHT GLAVBT DER LESE MICH.“

Drei für die Hoffnungskirche Berlin-Pankow im Jahr 1913 gegossene Glocken waren vermutlich die letzten Glocken, auf denen das oben genannte Motto angebracht wurde. Auf die drei Glocken mit den Namen „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ wurde das Motto aufgeteilt: Glaube – vivos voco, Hoffnung – mortuos plango, Liebe – fulgura frango.

Die Glocke „Glaube“ in der Hoffnungskirche Berlin-Pankow

Blick auf die vorbereitete Form

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden.
Frisch, Gesellen! seyd zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben!
Doch der Segen kommt von oben.

8 Verse
(Vers 1 bis 8)
1. Strophe insgesamt
(1. Arbeitsstrophe)

Die erste Strophe deutet auf die gemachten Vorarbeiten hin, denen jetzt der eigentliche Guss folgen soll. Die Form aus Lehm befindet sich in der Dammgrube und soll nun mit dem zu schmelzenden Metall gefüllt werden. Beschrieben wird hier das sog. Mantelabhebeverfahren. Da im Verlauf dieses Verfahrens sowohl das Modell als auch die Form zerstört werden, nennt man dieses auch ein Verfahren mit verlorener Form.

Sinngebung der Arbeit

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.

12 Verse
(Vers 9 bis 20)
2. Strophe insgesamt
(1. Betrachtungsstrophe)

Die erste Betrachtungsstrophe ist als die eigentliche Einleitung des Gedichts anzusehen. Keiner, der eine Arbeit verrichtet, soll die Arbeit gedankenlos ausführen, sondern muss mit dem Herzen bei der Sache sein. Der Jambus verleiht den vier ersten Betrachtungsstrophen einen ruhigen Charakter.

Zubereitung der Glockenspeise

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es seyn,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein.

8 Verse
(Vers 21 bis 28)
3. Strophe insgesamt
(2. Arbeitsstrophe)

Friedrich Schiller war über die tatsächlichen Vorgänge gut informiert. Weil das schnelle Verbrennen mit starker Flamme für die besonderen Verhältnisse im traditionell holzbeheizten Schmelzofen Vorteile hat, verbrennen Glockengießer in der Tat Fichtenholz. So tat es z. B. 1923 Heinrich Ulrich für die Petersglocke des Kölner Doms oder 2012 Rudolf Perner für vier Glocken der Döbelner St.-Nicolai-Kirche. Schillers ältester Sohn Karl von Schiller, der Förster war, hat die Vermutung geäußert, seinem Vater sei in der Zeile „Nehmet Holz vom Fichtenstamme …“ ein sachlicher Fehler unterlaufen: „Mein Vater war gewiss ein großer Dichter, aber von Holz hat er nichts verstanden. Sonst hätte er in dem Lied von der Glocke nicht geschrieben ‚Nehmet Holz vom Fichtenstamme!‘, denn das ist nun einmal das schlechteste Holz!“ (Schillers Sohn). Fichtenholz hat einen hohen Heizwert pro Kilo. Es ist sehr harzig und brennt schnell ab. Es gilt in geschlossenen Kaminöfen als gute Wahl zum Anheizen und als Brandförderer, wenn Hartholz im Ofen verbrannt wird. Erfahrungen von offenen Kaminen oder Kaminöfen können nicht auf den Betrieb von Schmelzöfen übertragen werden.

In dieser Strophe kommt das veraltete Fachwort „Schwalch“ vor, das man heute nur noch aus diesem Gedicht kennt. Schwalch oder Schwalg ist die Öffnung des Schmelzofens, durch die die Flamme über das Metall streicht. Wird das Schürloch geschlossen, wird die Flamme gezwungen, in den Ofen zu ziehen.

Die Gießgrube befindet sich dicht neben Gießofen. Im Gießofen wird zunächst das Kupfer aufgeschmolzen. Sobald dieses flüssig ist, wird das schon bei 232 Grad schmelzende Zinn hinzugegeben.

Zeugnis vom Wechsel des Schicksals

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hilfe baut,
Hoch auf des Thurmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut.

12 Verse
(Vers 29 bis 40)
4. Strophe insgesamt
(2. Betrachtungsstrophe)

Die zweite Betrachtung bezeichnet das Thema des Ganzen näher. Die in der Tiefe der Dammgrube entstandene Glocke wird oben in der Glockenstube das Lob des Meisters verkünden. Sie wird viele Geschlechter überdauern und jeden Wechsel im menschlichen Leben begleiten.

Verflüssigung des Metalls

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Weiße Blasen seh’ ich springen,
Wohl! die Massen sind im Fluß.
Laßt’s mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.

8 Verse
(Vers 41 bis 48)
5. Strophe insgesamt
(3. Arbeitsstrophe)

Ist die sogenannte Glockenspeise (drei Teile Kupfer, ein Teil Zinn) in Fluss, bildet sich auf der Oberfläche ein weißlicher Schaum, in dem unreine Beimischungen abgesondert werden. Diese Schaumbildung wird durch den Zusatz von Pottasche noch beschleunigt.

Von der Taufglocke bis zur ersten Liebe

Illustration von Hans Kaufmann: „Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe“

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Denn mit der Freude Feyerklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;

31 Verse
(Vers 49 bis 79)
6. Strophe insgesamt
(3. Betrachtungsstrophe)

Die dritte Betrachtung beginnt mit der Schilderung der Kindheit. Feierlich begrüßt die Glocke das Kind zur Taufe. Das Schicksal des jungen Menschen ist jedoch ungewiss. Seine Mutter wacht über seine ersten Lebensjahre. Aber dann sondert der Knabe sich von den Mädchen ab und zieht hinaus in die Welt. Bei seiner Rückkehr verliebt er sich in das herangewachsene Mädchen und erlebt die vergängliche „schöne Zeit der jungen Liebe“.

Prüfung des Metallgemischs

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch’ ich ein,
Sehn wir’s überglast erscheinen
Wird’s zum Gusse zeitig seyn.

8 Verse
(Vers 80 bis 87)
7. Strophe insgesamt
(4. Arbeitsstrophe)

Am Ofen befinden sich die „Wind-Pfeifen“, Zuglöcher, die sich öffnen und verschließen lassen. Nachdem das Metall zwölf Stunden im Ofen ist, werden die Pfeifen gelb, und es ist Zeit für den Guss. Doch zuvor wird mit einem Stäbchen, das in das flüssige Metall getaucht wird, eine Probe gemacht. Erscheint das Stäbchen wie mit einer Glasur überzogen, hat sich das sprödere Kupfer mit dem weicheren Zinn vereinigt.

Hochzeitsglocke und Rollenverteilung

„Lieblich in der Bräute Locken“

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da giebt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

59 Verse
(Vers 88 bis 146)
8. Strophe insgesamt
(4. Betrachtungsstrophe)

Diese Strophe schließt übergangslos an die vorhergehende Arbeitsstrophe an, die mit den folgenden Versen endet:

Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

In der vierten Betrachtung lädt die Glocke zur Hochzeitsfeier ein, mit der das erste Liebesglück abschließt, um dem Familienleben Platz zu machen. Weiter heißt es in dieser Strophe, in der ein traditionelles Familienbild geschildert wird, dass der Mann „hinaus ins feindliche Leben“ müsse, während drinnen im Haus „die züchtige Hausfrau“ walte.

Beginn des Gusses

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Wohl! Nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch, bevor wir’s lassen rinnen,
Betet einen frommen Spruch!

8 Verse
(Vers 147 bis 154)
9. Strophe insgesamt
(5. Arbeitsstrophe)

Vor Beginn des Gusses wird nach einem kleinen Gebet eine kleine Menge Metall in die Höhlung eines warmen Steins gegossen. Ist es abgekühlt, wird es durchgebrochen. An der Größe der Zacken der Bruchfläche lässt sich ablesen, ob der Schmelzprozess als beendet angesehen werden kann – sind die Zacken zu klein, muss Kupfer, sind die Zacken zu groß, muss Zinn hinzugesetzt werden.

Um das Metall in die Form zu lassen, wird nun der kegelförmige Zapfen nach innen gestoßen. Aus dem waagrechten Zapfenloch schießt der Metallstrahl bogenförmig zunächst in eine Rinne und dann in die Glockenform.

Feuerglocke

Illustration von Hans Kaufmann: „Er zählt die Häupter seiner Lieben“

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Wohlthätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft;

72 Verse
(Vers 155 bis 226)
10. Strophe insgesamt
(5. Betrachtungsstrophe)

In der fünften Betrachtung wird gezeigt, wie unbeständig das Glück ist. Ausgehend von dem Feuer, das die Glockenmasse zum Schmelzen bringt, schildert Schiller hier auch die zerstörerische Macht des Feuers in sehr lebhaften Reihungen: „Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren“ und „Alles rennet, rettet, flüchtet“.

Nachdem sein Haus abgebrannt ist, steht der Familienvater vor den rauchenden Ruinen seines Anwesens und hat lediglich einen Trost, dass seine Familie vollständig ist:

Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Häupter seiner Lieben
Und sieh! ihm fehlt kein theures Haupt.

Füllung der Glockenform

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

In die Erd’ ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird’s auch schön zu Tage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?

8 Verse
(Vers 227 bis 234)
11. Strophe insgesamt
(6. Arbeitsstrophe)

Die Form ist gefüllt. Jetzt gilt es abzuwarten, ob die Arbeit gelungen ist. Der Meister kann sich deshalb seines Werkes noch nicht freuen, denn er weiß nicht, ob der Guss auch wirklich gelungen ist.

Grabgeläute beim Tod der Frau

Hans Kaufmann: „Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde“

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Dem dunkeln Schooß der heil’gen Erde
Vertrauen wir der Hände That,
Vertraut der Sämann seine Saat
Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rath.

31 Verse
(Vers 235 bis 265)
12. Strophe insgesamt
(6. Betrachtungsstrophe)

So wie der Meister den Guss der Erde anvertraut, so vertraut der Bauer die Saat der Erde an und so werden die Toten in der Erde bestattet, damit sie im Jenseits auferstehen können.

Die Glocke hat jetzt auch eine ernste Bestimmung und läutet zum letzten Geleit:

Ach! die Gattin ist’s, die Theure,
Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schaar …

Die drei wechselnden Vokale o, e und a in den Versen „Von dem Dome / Schwer und bang / Tönt die Glocke / Grabgesang“ ahmen die verschiedenen Klänge der Glocken nach und sollen eine Stimmung von Ernst und Trauer hervorrufen.

In Goethes Epilog zu Schillers Glocke wird das Motiv der Totenglocke wieder aufgenommen und auf Schillers eigenen Tod angewandt:

Da hör ich schreckhaft mitternächtges Läuten,
Das dumpf und schwer die Trauertöne schwellt.
Ists möglich? Soll es unsern Freund bedeuten,
An den sich jeder Wunsch geklammert hält?
Den Lebenswürdgen soll der Tod erbeuten?
Ach! wie verwirrt solch ein Verlust die Welt!
Ach! was zerstört ein solcher Riß den Seinen!
Nun weint die Welt, und sollten wir nicht weinen?

Abkühlen der Glocke

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Bis die Glocke sich verkühlet
Laßt die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich thun.

8 Verse
(Vers 266 bis 273)
13. Strophe insgesamt
(7. Arbeitsstrophe)

Nach der schweren Arbeit tritt Ruhe ein, während das Metall auskühlt. Die Arbeiter genießen die Pause, während der Meister den nächsten Arbeitsschritt vorbereitet:

Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muß sich immer plagen.

Friedlicher Feierabend

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathhütte.

60 Verse
(Vers 274 bis 333)
14. Strophe insgesamt
(7. Betrachtungsstrophe)

„Schwarz bedecket sich die Erde“

In dieser Strophe wird der friedliche Herbstabend in einem Landstädtchen geschildert. Ein Wanderer kehrt durch den Wald in seine Behausung zurück. Gleichzeitig werden Schaf- und Rinderherden in ihre Ställe zurückgetrieben. Ein hochbeladener Erntewagen fährt zum Tor herein, Knechte und Mägde begeben sich zum Erntetanz. Es wird langsam dunkel und das Stadttor wird geschlossen. Die Dunkelheit ängstigt den braven Bürger nicht, er kann den Schlaf des Gerechten schlafen, denn der Nachtwächter, „das Auge des Gesetzes“, patrouilliert durch die Straßen. Diese „heilige Ordnung“ hat aber nur Bestand, solange Friede herrscht.

Anregung zu dieser Schilderung des Lebens in einem Landstädtchen fand Schiller 1793 bei einem Besuche der Reichsstadt Heilbronn. Die geordnete Freiheit dieses Gemeinwesens bot ihm, der das deutsche Volk bisher nur aus Residenzen, fürstlichen Landstädten und Dörfern kannte, Einblick in das Leben einer von Fürstenherrschaft unberührten Reichsstadt mit städtischer Ordnung und bürgerlicher Freiheit.

Diese Strophe schildert das idyllische Leben der braven Bürger:

Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht …

Die Bösen aber müssen vor der Nacht Angst haben, „[d]enn das Auge des Gesetzes wacht.“ Weiter wird hier auch ein Loblied der Arbeit gesungen:

Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis,
Ehrt den König, seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.

Gerade in der Ruhe des Feierabends stellen sich die Segnungen der Gesellschaft am besten dar.

Zerschlagen

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat’s erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.

8 Verse
(Vers 334 bis 341)
15. Strophe insgesamt
(8. Arbeitsstrophe)

Nach erfolgter Abkühlung beginnt die Ablösung des Glockenmantels aus gebranntem Lehm, der nun mit einem Hammer zerschlagen wird. In Anspielung an die Auferstehung heißt es: „Wenn die Glock’ soll auferstehen / Muß die Form in Stücken gehen.“

Sturmglocke und Umsturz

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreyt!

40 Verse
(Vers 342 bis 381)
16. Strophe insgesamt
(8. Betrachtungsstrophe)

Aber auch das gesellige Glück ruht nicht auf unerschütterlichen Stützen. Schiller thematisiert hier die Französische Revolution von 1789 und kritisiert die unmenschlichen jakobinischen Exzesse, denn „[d]a werden Weiber zu Hyänen / Und treiben mit Entsetzen Scherz“. Schiller zeigt hier ein sehr pessimistisches Menschenbild:

Gefährlich ist’s den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken
Das ist der Mensch in seinem Wahn.

Fertige Glocke

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.

8 Verse
(Vers 382 bis 389)
17. Strophe insgesamt
(9. Arbeitsstrophe)

Jetzt kommt die Glocke nach und nach zum Vorschein, und die Zuschauer können die Wappen an ihrer Außenfläche bewundern. Den fehlenden Klöppel mahnte schon August Wilhelm Schlegel an, und auch andere Autoren haben sich dazu geäußert.

Glockentaufe

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,

28 Verse
(Vers 390 bis 417)
18. Strophe insgesamt
(9. Betrachtungsstrophe)

Der Meister ruft die Gesellen zusammen, um die Glocke zu taufen. Concordia soll sie heißen, zur Eintracht soll sie rufen (Concordia ist das lateinische Wort für Eintracht). Mit diesem Namen wird die bleibende Bestimmung der Glocke bezeichnet. Ihre Klänge sollen nur ewigen und ernsten Dingen geweiht sein.

Die Rückseite der Medaille von Prof. Rudolf Mayer für das Schillerjahr 1905 zeigt die Taufe der Concordia

Emporziehen der Glocke

Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe / Inhalt

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft!

8 Verse
(Vers 418 bis 425)
19. Strophe insgesamt
(10. Arbeitsstrophe)

Der Meister befiehlt, die Glocke aus der Grube herauszuziehen. Nun wird sie emporgezogen, um ihrer eigentlichen Bestimmung zu dienen. Er ermuntert seine Gesellen: „Ziehet, ziehet, hebt! / Sie bewegt sich, schwebt.“ Und das „Lied von der Glocke“ schließt mit den Worten:

Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

Diese beiden Verse stellt Goethe seinem Epilog zu Schillers Glocke aus dem Jahr 1815 voran, der mit den Worten beginnt:

Und so geschahs! Dem friedenreichen Klange
Bewegte sich das Land, und segenbar
Ein frisches Glück erschien: im Hochgesange
Begrüßten wir das junge Fürstenpaar;

Erste Reaktionen

Die ersten Reaktionen auf Das Lied von der Glocke waren durchweg positiv. Wilhelm von Humboldt lobte es folgendermaßen: „Das Lied von der Glocke hat mir Sie sehr lebhaft wieder vor die Augen gestellt. Es ist eine sehr eigne und eine äußerst genievolle Production. Einzelne Stellen haben mich tief gerührt“ (Humboldt).

Wilhelm Heinrich von Gleichen-Rußwurm, ein Verwandter Schillers in Rudolstadt, schrieb: „Das Lied der Glocke hat uns zu Tränen gerührt“ (Gleichen-Russwurm). Die literarische Welt hatte sich also ihr Urteil bereits gebildet, bevor die öffentliche Kritik einsetzte.

Lob

1830 stellte Caroline von Wolzogen fest, dass Das Lied von der Glocke „ein Lieblingsgedicht der Deutschen“ sei: „Jeder findet rührende Lebenstöne darin, und das allgemeine Schicksal der Menschen geht innig ans Herz“ (Wolzogen). Sie traf damit genau das Erfolgsrezept des Gedichts, denn es ist gerade jene Allgemeinheit, die jeden im Gedicht das Seine finden lässt.

Wilhelm von Humboldt schrieb 1830: „In keiner Sprache ist mir ein Gedicht bekannt, das in einem so kleinen Umfang einen so weiten poetischen Kreis eröffnet, die Tonleiter aller tiefsten menschlichen Empfindungen durchgeht und auf ganz lyrische Weise das Leben mit seinen wichtigsten Ereignissen und Epochen wie ein durch natürliche Grenzen umschlossenes Epos zeigt“ (Humboldt).

Auf der feierlichen Sitzung der königlichen Akademie der Wissenschaften zum Schillerjahr 1859 lobte Jacob Grimm das „unvergleichliche Gedicht, dem andere Völker von weitem nichts an die Seite zu stellen haben“, und stilisiert es zum nationalen Symbol der Einheit.

Thomas Manns Laudatio Versuch über Schiller auf den Dichter Des Lieds von der Glocke setzt ein mit einer niederdrückenden Beschreibung der Beisetzung im Mai 1805 auf dem Jacobsfriedhof in Weimar und endet mit einer eindringlichen Klage. Die rohe, raffgierige Menschheit, durch zwei Weltkriege überhaupt nicht klug geworden, rüstet im Kalten Krieg auf – mit der Wasserstoffbombe. Der Essay ist nicht nur ein Danklied an den toten Dichter. Er enthält auch Polemik gegen die frechen Romantiker, die Schillers Pathos verlachten. Tieck wird mehrfach genannt. Goethes Verlautbarung dazu, vom Olymp herab gewettert: „Ich nehme mir die Freiheit, Schiller für einen Dichter, und für einen großen zu halten!“ (Goethe).

Deutsche Emigranten in Moskau stifteten 1859 Schillers Heimatstadt Marbach am Neckar die große Schillerglocke Concordia im Turm der Alexanderkirche.

Kritik

Caroline von Boehmer-Schlegel-Schelling

Trotz aller Begeisterung für Schillers längstes Gedicht war schon zu Beginn auch die Anzahl der negativen Stimmen nicht gering. Stellvertretend dafür soll ein Zitat von Caroline Schlegel aus dem Jahr 1799 angeführt werden, in dem es heißt: „Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen, es ist à la Voss, à la Tieck, à la Teufel, wenigstens um des Teufels zu werden“ (Caroline Schlegel).

August Wilhelm Schlegel beanstandet die Schwatzhaftigkeit von Schillers Lied, in dem von allem und jedem die Rede sei. Außerdem weist er den sachlichen Fehler nach, dass zwar von der Glocke, nicht aber von dem Klöppel die Rede sei. Die Mischung der Bestandteile – beim Glockenguss sind es Zinn und Kupfer – stimme ebenfalls nicht.

Friedrich Schlegel dichtete:

Ach wie gefällt die „Glocke“ dem Volk und „die Würde der Frauen“!
Weil im Takt da klingt alles, was sittlich und platt.

Mit diesen Worten kritisiert Schlegel allerdings nicht nur Schiller, sondern auch dessen Publikum.

Bertolt Brecht schrieb in seinem 1951 erschienenen, aber bereits 1938 geschriebenen Poem Über Schillers Gedicht „Die Glocke“, bei dem er den neuen Blick auf alte Texte praktiziert:

Ich les, daß Feuer eine Wohltat ist
Solang der Mensch es zähmet und bewacht
Daß es ihn aber, ungezügelt, frißt.
Ich frage mich: an was hat der gedacht?

Als Hans Magnus Enzensberger 1966 für den Insel-Verlag eine Auswahl von Schillers Gedichten herausbrachte, bemängelten Literaturkritiker bald, dass Enzensberger eine Reihe der bekanntesten Balladen und Gedichte Schillers ohne jede Begründung weggelassen habe, darunter auch „Das Lied von der Glocke“. Der Kritiker Marcel Reich-Ranicki schrieb daraufhin in der Zeit vom 9. September 1966:

„‚Die Glocke‘ oder ‚die Bürgschaft‘, Dichtungen also, aus denen das deutsche Bürgertum seine Lebensmaximen anderthalb Jahrhunderte lang zu beziehen gewohnt war, haben es – wie immer man diese Verse beurteilen mag – auf jeden Fall verdient, dem zweiten oder, meinetwegen, dem hundertsten Blick ausgesetzt zu werden. Ein Herausgeber, der diese und ähnliche Balladen kurzerhand entfernt, macht sich, befürchte ich, seine Aufgabe zu leicht: Statt das überkommene Schiller-Bild zu korrigieren, ignoriert er es. Statt zu revidieren, liquidiert er.“

Reich-Ranicki

Enzensberger sah sich daraufhin genötigt, eine Begründung für seine Auswahl nachzureichen, und publizierte in der Zeit am 28. Oktober 1966 seinen Essay Festgemauert aber entbehrlich, in dem er ausführte: „Daß der Vorgang des Glockengusses über sich selbst hinausweist, geht aus dem Text dieser zehn Strophen ohne weiteres hervor. Ein frühindustrielles Verfahren wird hier in Bezug gesetzt zu der Arbeit des Künstlers; der Autor sieht im Glockenguß ein poetologisches Gleichnis.“ Enzensberger bedauert, dass sich Schiller nicht auf die Beschreibung des Arbeitsablaufs beschränkt habe und es für nötig hielt, den Arbeitsablauf zu kommentieren. Damit macht er für Enzensberger einfach zu viele Worte: „Einem schlechten Gedicht ist, so wenig wie einer schlechten Glocke, mit ‚guten Reden‘ aufzuhelfen; ein gutes Werk kann ihrer entraten.“ Am meisten aber kritisiert Enzensberger Schillers plakative Sprache: „Das Versagen des Autors verrät sich übrigens auf das schlagendste an seiner Sprache. Ein Blick auf die Adjektive, mit denen er seine Niemandsfiguren schmückt, genügt. Das Kind ist ‚geliebt‘, der Knabe ‚stolze‘, die Jungfrau ‚züchtig‘, die Hausfrau dito, die Gattin ‚teuer‘, die Mutter ‚treu‘, der Bürger ‚ruhig‘. Alle weiteren Bestimmungen scheinen geradezu darauf angelegt, jeder Bestimmung aus dem Wege zu gehen.“ Enzensberger stört es, dass die beiden Teile des Gedichts (Arbeitsstrophen und Betrachtungsstrophen) nicht zueinander passen. „Zwischen dem eigentlichen Glockengießerlied und jenem Teil des Gedichts, den ich ‚Kommentar‘ nenne, zeigt sich, formal und substantiell, ein extremes Niveaugefälle. Auf der einen Seite äußerste Ökonomie, auf der anderen uferlose Sprüche; feste rhythmische Form, lustlose Reimerei; strikte Kenntnis der Sache, unverbindliche Ideologie; verschwiegene Einsicht, plakatierte Trivialität; Größe in der Beschränkung, aufgehäufter Plunder. An der Unvereinbarkeit des einen mit dem andern scheitert das Gedicht.“

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt Wulf Segebrecht am 25./26. Mai 1967 unter der Überschrift „Insel-Glocke“: „Schillers Lied von der Glocke und seine bekanntesten Balladen sind wieder im Gespräch. Nicht etwa, daß man sie, mehr als sonst, läse. Im Gegenteil. Weil man sie, jedenfalls im ‚Insel-Schiller‘ nicht mehr zu lesen bekommt, spricht man über sie“ (Segebrecht).

Inszenierungen

Goethe schrieb seinen Epilog zum Lied von der Glocke kurz nach Schillers Tod, um ihn als Schluss einer Gedächtnisfeier im Lauchstädter Theater von der Schauspielerin Amalie Becker vortragen zu lassen. Nach den drei letzten Akten von Maria Stuart wurde Das Lied von der Glocke mit verteilten Rollen deklamiert. Über diese Veranstaltung hieß es im Septemberheft der Zeitschrift Journal des Luxus und der Moden: „Die Bühne stellte die Werkstätte des Glockengießers vor, mit allen Apparaten und Maschinen. […] Die phantasiereichen Reflexionen wurden abwechselnd von den Gesellen und neun phantastisch gekleideten Damen, welche ab- und zugingen, gesprochen. Der Zapfen wurde ausgestoßen, und das Metall floß nach rechter Weise; vorher aber wurde ein frommer Spruch gebetet, welchen eine Harmonie von Blasinstrumenten begleitete. […] Die Form war glücklich gefüllt, und jeder that sich im Hintergrund gütlich, von einer heitern Musik accompagniret. Als am Ende das Gebäude zerbrochen wurde, und die Glocke wirklich auferstund, eilte man herbei, sie mit Blumen zu schmücken und mit Guirlanden zu binden, und nachdem sie eine bestimmte Höhe erreicht hatte, trat Madame Becker (welche uns zuvor als Maria Stuart entzückte) unter die Glocke, von da aufs Proscenium und sprach den von Goethe verfaßten Epilog. […] Nach den letzten Worten der Rednerin ertönte eine kurze (man behauptet, von Zelter komponirte) Trauermusik, bei deren letzten Takten der Vorhang langsam niederrollte.“ Goethe soll während einer Probe Amalie Becker mit Tränen in den Augen beim Arm ergriffen und zu ihr gesagt haben: „Ich kann, ich kann den Menschen nicht vergessen.“

Weitere Aufführungen der Glocke fanden im 19. Jahrhundert besonders an Schulen statt. In Hamburg wurde die Glocke zum Schillerjahr 1859 in sogenannten „Lebenden Bildern“ von Bürgern dargestellt.

Am Wiener Burgtheater wurde die Glocke mit der Musik von Peter Joseph von Lindpaintner ebenfalls in der Form „Lebender Bilder“ zur Aufführung gebracht. Im Vordergrund der Bühne befand sich die Glockengießerwerkstatt, während im Hintergrund von den Mitgliedern des Ensembles nacheinander sieben „Lebende Bilder“ dargestellt wurden: erste Begegnung, Hochzeit, Häusliches Glück, Feuersbrunst, Begräbnis, Erntefest und Kirchgang. Als sprechende Personen traten der Meister, die Meisterin und der Altgeselle auf. Diese Inszenierung wurde bis zum Jahr 1882 insgesamt 63-mal wiederholt.

Bestandteil des deutschen Bildungskanons

Schiller wurde im 19. Jahrhundert nicht nur von Gymnasialprofessoren, sondern auch von Handwerkern und Arbeitern als Initiator der nationalen Einheit gelesen und verehrt.

Das Lied war bis etwa 1950 im Gymnasium unumgänglich und ein universales deutsches Bildungsgut. Thomas Mann äußerte angesichts eines Hofschauspielers, der Die Glocke rezitierte: „Er war der Einzige im ganzen Saal, der in der Glocke nicht ganz sicher war.“

Der Dichter Paul Celan schrieb 1954 in einem Brief an Hans Bender: „Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Warum meines Dichtens habe ich mich auf meine erste Begegnung mit der Poesie zu besinnen versucht: ich war sechs Jahre alt und konnte ‚Das Lied von der Glocke‘ ‚aufsagen‘ … Wer weiss, ob nicht der Eindruck, den das auf meine Zuhörer machte, alles Weitere ausgelöst hat …“

Brechts Langgedicht Die Erziehung der Hirse

Noch Bertolt Brecht hat sein Langgedicht Die Erziehung der Hirse als entsprechenden Glocke-Ersatz für die DDR verfasst und sich dabei an Schillers Vorlage orientiert. Sein Gedicht endet mit den folgenden Versen:

Und zum letzten Horizonte reich’ das Feld!
Ähren soll die Erde tragen.
Friedlich, fröhlich sei die Welt!
Tod den Faschisten!
Jätet das Unkraut aus!

Geflügelte Worte aus der „Glocke“

Von kritischen Stimmen wurde die Glocke als eine „Zitatgrube“ à la Büchmann betrachtet. Georg Büchmann führt in seiner Zitatensammlung Geflügelte Worte eine große Anzahl von Versen aus dem Lied von der Glocke auf, die auch heute noch zum deutschen Bildungsgut gehören und zitiert werden, ohne dass man sich immer bewusst ist, woher das jeweilige Zitat stammt. Büchmann sammelte rund vierzig Sentenzen „für das Stammbuch deutscher Bildungsphilister“.

Viele Formulierungen des Gedichts sind längst in den „Sprachgebrauch auch derer übergegangen, die von Schiller nichts wissen oder nichts mehr wissen wollen“:

  • „Da werden Weiber zu Hyänen“
  • „Denn das Auge des Gesetzes wacht“
  • „Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben“
  • „Die Jahre fliehen pfeilgeschwind“
  • „Doch der Segen kommt von oben“
  • „Es schwelgt das Herz in Seligkeit“
  • „Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken“
  • „O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, Der ersten Liebe goldne Zeit“
  • „Von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß“
  • „Wehe, wenn sie losgelassen!“
  • „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“
  • „Drinnen waltet die züchtige Hausfrau“
  • „Er zählt die Häupter seiner Lieben“
    • Die Häupter meiner Lieben ist auch der Titel eines Romans von Ingrid Noll und der gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahre 1999.
  • „Errötend folgt er ihren Spuren“
  • „Ob das Spröde mit dem Weichen sich vereint zum guten Zeichen“
  • „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet“
  • „Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang“
  • „Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten“
  • „Ach! Die Gattin ist’s, die teure“

Übersetzungen

Schillers Lied von der Glocke wurde in viele Sprachen übersetzt. Schon 1877 konnten Übersetzungen ins Französische, Norwegische, Englische, Italienische, Lettische, Ungarische, Hebräische, Tschechische, Dänische, Polnische, Russische, Spanische, Schwedische, Slowenische, Niederländische, Wendische, Rumänische nachgewiesen werden. Übertragungen in deutsche Mundarten wurden dabei gar nicht mitgezählt.

Lateinisch

Besonders hervorzuheben ist hier die Übersetzung ins Lateinische, denn aus ihr spricht der Geist des 19. Jahrhunderts, das sich dem Gedicht mit der humanistischen Bildung nähert und versucht, ihm gerecht zu werden:

Formam coctilem in solo
Rite tenent lateres.
Hodie Campanam volo!
Praesto este, juvenes!
Sudor calidus
Fluat frontibus,
Ut auctorem ars commendet:
At a Deo salus pendet.

Englisch, Französisch, Finnisch

Eine von mehreren englischen Übersetzungen stammt von Marianna Wertz. Die französische Übersetzung des Schriftstellers Gérard de Nerval hat eher die Form von Prosa, während die finnische Übersetzung gereimt ist.

Englisch: „Song of the Bell“ Französisch „La Chanson de la Cloche“ Finnisch: „Kello-laulu“

Walled up in the earth so steady
Burned from clay, the mould doth stand.
This day must the Bell be ready!
Fresh, O workmen, be at hand!
From the heated brow
Sweat must freely flow,
That the work may praise the Master,
Though the blessing comes from higher.

Le moule d’argile s’est affermi
dans la terre qui l’environne :
aujourd’hui, la cloche doit naître.
Compagnons, vite au travail !
Que la sueur baigne
vos fronts brûlants !
L’œuvre honorera l’ouvrier,
si la bénédiction d’en haut l’accompagne.

Syvään muurattu on maahan
kellonkaava torvineen.
Valutyöhön joutukaahan!
Joka mies nyt paikalleen!
Toimeen hikipäin
kaikki käsikkäin:
Tulos palkitsevi vaivas,
siunauksen suokoon taivas!

Parodien

Weit über 100 Parodien der Glocke lassen sich nachweisen. Die Worte Schillers (und ihre Bekanntheit) waren stets Parodievorlagen, weil sie als bekannt vorausgesetzt werden konnten. Die Parodien des 19. Jahrhunderts zeugen nicht unbedingt von einer kritische Einstellung gegenüber dem Original, sondern eher von Bewunderung. Die meisten Autoren, die das Lied nachahmten, stellten also durchaus nicht dessen Qualität in Frage, sondern bedienten sich dieses allseits bekannten Liedes für eigene Zwecke. Die meisten Parodien bewahrten und bewahren bei Austausch des Inhalts die formale Struktur des Schiller’schen Gedichtes und entsprechen damit einem traditionellen, vom frühen 19. Jahrhundert vertretenen Parodiebegriff. Die Parodie eröffnet in diesem Sinn die Möglichkeit, auch Gebrauchsgegenstände oder -abläufe einzubeziehen.

Wohltätig ist des Kaffees Macht
Wird mit Verstande er bedacht,
Der Heiterkeit und gutem Witz
Bereitet er im Herzen Sitz.

Im Schillerjahr 1905 nimmt ein „Secundus“ „[d]es deutschen Spießers Schillerfeier“ aufs Korn, indem er sich an Formulierungen aus dem Lied von der Glocke anlehnt:

Holt den Rock mir aus dem Schranke,
Wohlgebürstet muß er sein,
Denn ich geh zur Schillerfeier,
Und das Publikum ist fein.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Gedicht für die Kriegspropaganda genutzt. So dichtete ein S. H. Cramer:

Fest gemauert in der Erden
Steht die Front in West und Ost,
Und zu Trümmern sieht man werden
Alles, wo der Sturm getost.

Bekannt ist eine komische Verkürzung, mit der das von Generationen in der Schule auswendig gelernte Gedicht auf vier Zeilen verdichtet wird. Dabei werden zugleich auch alle Regeln des Parodierens ignoriert. Obwohl der anonyme Verfasser des auch Schiller für Eilige genannten Textes Inhalte des Schiller-Textes durchaus beibehielt, ist es durch die gewählte äußere Form offenbar vermieden worden:

Loch in Erde,
Bronze rin.
Glocke fertig,
bim, bim, bim.

In einer 1849 gedruckten österreichischen Glocke-Parodie Die Kanone wird die Auffassung vertreten, dass, wo die großen Worte versagen, Kanonen sprechen müssen:

Nehmet Holz vom Stamm der Eiche,
Grober Klotz will groben Keil,
Spart für fein’ren Guß das Weiche,
Uns’re Rüstung fordert Eil.

Wohlthätig ist des Mundes Macht,
Wenn sein Besitzer ihn bewacht,
Denn was er redet, was er spricht,
Oft ist’s was Kluges, oft auch nicht.

Original Parodie

Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Häupter seiner Lieben
Und sieh! ihm fehlt kein theures Haupt.

Er zählt die Häupter seiner Lieben
Und sieh! es sind statt sechse, sieben.
Er zählt sie nochmal mit Bedacht,
Und sieh! es sind statt sieben, acht.

Der Schriftsteller Eduard Boas stellt seinem Lied vom Glockenklöppel aus dem Jahr 1866 Schlegels Kritik eines Küsters bezüglich des fehlenden Klöppels als Motto voran und reimt:

Meister! hab’ mich lang’ bezwungen,
Aber nun vernehmt mein Wort:
Eure Arbeit ist mißlungen,
Denn die hohe Glocke dort
Hänget starr entseelt,
Weil der Klang ihr fehlt.
Künftig seid nicht so vermessen!
Seht! der Klöpfel ist vergessen.

Der polnisch-deutsche Satiriker Alexander Moszkowski schrieb über Schillers Versäumnis, den Klöppel der Glocke zu erwähnen, ein Gedicht mit dem Titel Was Schiller vergessen hat (Das Lied vom Glockenklöppel):

Als er kam zu dieser Stelle:
„Friede sei ihr erst’ Geläut’“
Äußerte der Altgeselle:
Meister, Ihr seid zu zerstreut!
Fertig, glaubtet Ihr,
Wär’ die Glocke hier,
Und da habt Ihr unterdessen
Ja den Klöppel ganz vergessen!

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang;
Drum prüfe, eh’ die Zeit dahin ist,
Ob in der Glock’ ein Klöppel drin ist,
Sonst weiß man deinem Werk nicht Dank.

Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Nashorns Stoß,
jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist die Glocke, klöppellos,

Und wo man hinbringt eine Glocke,
Die inkomplett, da naht, o Graus,
Der Auftraggeber mit dem Stocke
Und ruft empört: „Der Mann muß ’raus!“

Denn was das Messer ohne Stiel ist,
Und was die Bühne ohne Spiel ist,
Und was der Ofen ohne Kohle,
Und was der Stiefel ohne Sohle,
Und was der Globus ohne Ax’ is,
Und was der Thurn ist ohne Taxis,
Und was Akustik ohne Schall is,
Und was die Schweiz ist ohne Wallis,
Und was die Zarin ohne Zar is,
Und was Helene ohne Paris,
Und was der Haushahn ohne Henn’ is,
Und was der Lawn ist ohne Tennis,
Und was der Walfisch ohne Thran is,
Und was der Piscis ohne Panis,
Und was das Hemd ist ohne Knöppel —
Das ist die Glocke ohne Klöppel!

Drum aus Eisen laßt uns machen
Einen Kloppstock, lang und schwer,
Daß er tönend möge krachen,
Wenn er baumelt hin und her.
So, jetzt ist er da,
Grüßt ihn mit Hurra!
Seid des höchsten Lobs gewärtig,
Denn jetzt ist die Glocke fertig!

Alexander Moszkowski erlaubte sich noch einen weiteren Scherz mit der Glocke, indem er eine „entzweigegangene Glocke“ präsentierte, in der Schillers Verse als angebliches „Resultat eines Unglücks in der Druckerei, durch welches Zeilen, Worte und Buchstaben im Satz durcheinandergerathen sind“, in veränderter Reihenfolge erscheinen:

Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Fremde liebeleer,
Durchmisst die Welt am Wanderstabe
Und zieht als Würgerband’ umher.
Und herrlich in der Jugend Prangen
Wie ein Gebild, den Leu zu wecken,
Sieht er sie steh’n mit zücht’gen Wangen,
Das ist der schrecklichste der Schrecken!
Da faßt ein namenloses Sehnen
Das Weib wird Hyäne!
Der Mann muß hinaus
Nach dem Grab seiner Habe,
Muß schaffen und pflanzen,
Mit Schnittern zu tanzen.

Der Komiker Heinz Erhardt schrieb einen kurzen Text zur Entstehung des Liedes von der Glocke, wonach Schiller in seinem Drang zum Schreiben die Unterstützung Goethes fand, der ihm mit seinem Gänsekiel aushalf. Nach zwei Stunden forderte Goethe sein Schreibutensil zurück („Denken Sie doch an all die lieben Schulkinderchen, die Ihre Glocke dermaleinst vielleicht werden auswendig lernen müssen!“) und verhinderte damit, dass Schiller auch noch den Klöppel beschreiben konnte.

Auch aktuell lädt Schillers Glocke nach wie vor zu Parodien ein: Um 2015 wurde folgender Auszug in einem Internetportal gefunden.

Original Parodie

In die Erd ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird’s auch schön zutage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.

In das Blech ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt.
Wird’s auch schön zutage kommen,
Dass es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Kuchen misslang?
Wenn der Ofen zersprang?
Ach! Vielleicht indem wir hoffen
Hat uns Unheil schon getroffen.

  • Andreas Romberg: Das Lied von der Glocke op. 25. 1808. Romberg war ein Kollege Beethovens aus der Kurkölnischen Hofkapelle in Bonn (1790–92). Beethoven vertonte Schillers Ode An die Freude.
  • Carl Haslinger: Das Lied von der Glocke 1866.
  • Max Bruch: Das Lied von der Glocke op. 45. Bruchs Werk wird die vertonte „Bibel des Kleinbürgers“ genannt.
  • Vincent d’Indy: Chant de la Cloche. Freie Bearbeitung des Grundtextes.

Franz Hofer lehnte sein Stummfilmmelodram aus dem Jahre 1917 mit dem Titel Die Glocke an die Ballade an.

  • Robert Hippe: Erläuterungen zu Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“. Bange, Hollfeld 1966.
  • Heribert Hoffmeister: Anekdotenschatz. Von der Antike bis auf unsere Tage. Peters, Berlin 1974.
  • Norbert Oellers (Hrsg.): Gedichte von Friedrich Schiller. Interpretationen. Reclam, Stuttgart 1996, ISBN 3-15-009473-9.
  • Wulf Segebrecht: Was Schillers Glocke geschlagen hat. Vom Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20593-4.
  • bei Zeno.org.
  • MIDI/MP3-Version, mit Text und Übungsdateien für Choristen
  1. Margarete Schilling: Das Geschäft mit der Glocke. In: Kunst, Erz und Klang – die Werke der Glockengießerfamilien Ulrich und Schilling vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Henschel, Berlin 1992, ISBN 3-362-00617-5,S.86–89 (-> S. 88). An der ehemaligen Gießerei Mayer in Rudolstadt befindet sich eine Tafel mit dem Spruch: Steh Wandrer still; denn hier erstand, dass keine andre möglich werde, gebaut von Schillers Meisterhand, die größte Glockenform der Erde.
  2. Wulf Segebrecht: Was Schillers Glocke geschlagen hat. 1. Auflage. Hanser Verlag, München 2005, ISBN 3-446-20593-4 (Rezension in ).
  3. Robert Hippe: Erläuterungen zu Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“ (= Dr. Wilhelm Königs Erläuterungen zu den Klassikern.Band36). Bange, Hollfeld (Obfr.) 1966, DNB .
  4. Rainer Apel: Programm zu Schillers Geburtstag 1998. In: Dichterpflänzchen. Schiller-Institut, Vereinigung für Staatskunst e.V., abgerufen am 31. Oktober 2018.
  5. Glockengießerei Grassmayr: abgerufen am 3. November 2019.
  6. Gerhard Heruth: In: doebeln-entdecken.de. Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln e. V., Mai 2012, abgerufen am 1. August 2019.
  7. Heribert Hoffmeister: Anekdotenschatz. Verl. Praktisches Wissen, Berlin 1957,S.177 ( in der Google-Buchsuche).
  8. Kaminholz aus Fichte - Infos & Tipps. In: kaminholz-wissen.de. Abgerufen am 2. November 2018.
  9. „Stücken“ als Urform, spätere Ausgaben häufig nur „Stücke“, Bild des Originals: c:File:Schiller Musenalmanach 1800 268.jpg auf Commons
  10. Norbert Oellers (Hrsg.): Gedichte von Friedrich Schiller.
  11. Beleg fehlt!
  12. Paul Celan: „etwas ganz und gar Persönliches“. Briefe 1934–1970. Ausgewählt, herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann. Berlin 2019. S. 179.
  13. Klaus L. Berghahn. In: Norbert Oellers (Hrsg.): Gedichte von Friedrich Schiller.
  14. Dieter Hildebrandt (Hrsg.): Loch in Erde, Bronze rin... – Schiller-Parodien oder Der Spottpreis der Erhabenheit. München: Sanssouci /Hanser, 2009, ISBN 3-8363-0163-6.
  15. Nachwort, in: Christian Grawe (Hrsg.): Wer wagt es Knappersmann oder Ritt – Schiller-Parodien aus zwei Jahrhunderten. Stuttgart: J. E. Metzler Verlag 1990, ISBN 3-476-00684-0, S. 232–233.
  16. Heinz Erhardt: Die Entstehung der Glocke von Schiller oder Warum Schillers Glocke keinen Klöppel hat. In: Das große Heinz-Erhardt-Buch, Hannover 1970, ISBN 3-7716-1283-7, S. 18–21.
  17. Gefunden auf .

Wo hat Schiller die Glocke geschrieben?

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Das Lied von der Glocke Gedicht von Friedrich Schiller Sprache Beobachten Bearbeiten Das Lied von der Glocke ist ein im Jahr 1799 von Friedrich Schiller veroffentlichtes Gedicht Es gehorte lange Zeit zum Kanon der deutschen Literatur und ist eines der bekanntesten am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichte Prachteinband von Alexander von Liezen Mayer Die fertige Glocke Illustration von Liezen Mayer Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 2 1 Form 2 2 Motto 2 3 Blick auf die vorbereitete Form 2 4 Sinngebung der Arbeit 2 5 Zubereitung der Glockenspeise 2 6 Zeugnis vom Wechsel des Schicksals 2 7 Verflussigung des Metalls 2 8 Von der Taufglocke bis zur ersten Liebe 2 9 Prufung des Metallgemischs 2 10 Hochzeitsglocke und Rollenverteilung 2 11 Beginn des Gusses 2 12 Feuerglocke 2 13 Fullung der Glockenform 2 14 Grabgelaute beim Tod der Frau 2 15 Abkuhlen der Glocke 2 16 Friedlicher Feierabend 2 17 Zerschlagen 2 18 Sturmglocke und Umsturz 2 19 Fertige Glocke 2 20 Glockentaufe 2 21 Emporziehen der Glocke 3 Rezeption 3 1 Erste Reaktionen 3 2 Lob 3 3 Kritik 3 4 Inszenierungen 3 5 Bestandteil des deutschen Bildungskanons 3 6 Brechts Langgedicht Die Erziehung der Hirse 3 7 Geflugelte Worte aus der Glocke 3 8 Ubersetzungen 3 9 Parodien 4 Vertonungen 5 Verfilmung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten Munster in Schaffhausen Schillerglocke in Schaffhausen Schiller kam schon als Schuler mit dem Handwerk des Glockengiessens in Kontakt denn Georg Friderich Neubert der Sohn des Ludwigsburger Glockengiessers war Schillers Schulkamerad auf der Lateinschule und die Familie Schiller wohnte nur einige Hauser vom Giesshaus entfernt Es gilt auch als sicher dass Schiller wahrend seines Aufenthalts in Ludwigsburg 1793 94 die Familie Neubert wieder besuchte Wie Schillers Schwagerin Caroline von Wolzogen berichtet besuchte Friedrich Schiller schon 1788 mehrfach die Glockengiesserei Mayer in Rudolstadt 1 und schrieb in einem Brief an Christian Gottfried Korner Zu einem lyrischen Gedicht habe ich einen sehr begeisternden Stoff ausgefunden den ich mir fur meine schonsten Stunden zurucklege Korner 2 Dieses Zitat wird allgemein auf Das Lied von der Glocke bezogen doch erst 1797 scheint das Projekt konkrete Formen angenommen zu haben Von der ersten Konzeption des Gedichts bis zur Fertigstellung vergingen mehr als zehn Jahre Zu Caroline von Wolzogen und Charlotte von Lengefeld sprach Schiller 1787 von einem geplanten Glockengiesserlied als von einer Dichtung von der er besondere Wirkung erwarte Nachdem Schiller Homers Odyssee und Ilias in deutschen Ubertragungen wieder gelesen hatte strebte er danach der nationale Epiker seiner Zeit zu werden Dieses Ideal eines Volkssangers wurde von Schiller selbst in der Rezension der Gedichte Gottfried August Burgers in der Allgemeinen Literatur Zeitung von 1790 dahingehend prazisiert dass ein Kunstler der wahre Volksdichter werden konne bei glucklicher Wahl des Stoffes und hochster Simplizitat in Behandlung desselben Burger 3 Zu diesem Zweck schaute er sich die Arbeitsablaufe in einer Glockengiesserei genau an In der Familie des Rudolstadter Glockengiessers Johann Mayer wird von Generation zu Generation weitererzahlt wie Schiller wiederholt die Giesshutte besucht und den Gussmeister ausgefragt hat wie der Ahnherr zunachst gar nicht besonders erbaut war uber die Storung der Arbeit dass der bleiche Gelehrte aber rucksichtsvoll in dem hochlehnigen Stuhl an der Wand Platz genommen hat um die Arbeit nicht zu storen Glockengiesser Mayer 4 Die von Schiller selbst genannte Quelle war die 1788 in Brunn erschienene Oeconomische Encyclopadie von Johann Georg Krunitz Hier fand Schiller die prazise beschriebenen Arbeitsablaufe und Fachbegriffe wie Schwalch Glockenspeise oder Damm Ebenso entnahm er diesem Werk das vorangestellte Motto Eine grosse Glocke ist auch auf dem Munster der Stadt Schaffhausen in der Schweitz befindlich welche 1486 gegossen worden und 29 Schuh im Umfange hat Die Umschrift ist Vivos voco mortuos plango fulgura frango Krunitz 2 deutsch Die Lebenden rufe ich die Toten beklage ich die Blitze breche ich Dass Glockengelaut Blitze vertreibt beruht auf einem alten Volksglauben von dem Krunitz ebenfalls berichtet Dort findet sich auch die Inschrift der 1486 in Basel gegossenen Glocke des Schaffhauser Munsters die er zum Motto wahlte Vermutlich kannte Schiller aber dieses Motto schon lange denn der Ludwigsburger Glockengiesser Neubert hatte seine Lehrzeit in Schaffhausen verbracht und sicher die dortige Munsterglocke gekannt Das Haus in dem sich die Ludwigsburger Giesserei befand ziert eine Gedenktafel mit der Inschrift 4 Steh Wanderer still Denn hier entstand dass keine zweite moglich werde gebaut durch Schillers Meisterhand die grosste Glockenform der Erde Eine weitere Anregung zur Abfassung des Liedes war die Beschreibung des Gusses des Perseus in Benvenuto Cellinis Autobiographie deren vorletzte Sendung der Ubersetzer Goethe ihm am 1 Februar 1797 fur die Zeitschrift Die Horen gesandt hatte Jetzt entwickelte Schiller einen klaren Plan fur Das Lied von der Glocke In einem Brief vom 7 Juli 1797 teilt er Goethe mit er sei jetzt an mein Glockengiesserlied gegangen und studire seit gestern in Krunitz Encyklopaedie wo ich sehr viel profitire Dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen es wird mir aber mehrere Wochen kosten weil ich so vielerley verschiedene Stimmungen dazu brauche und eine grosse Masse zu verarbeiten ist Schiller 2 In einem Brief an Goethe vom 23 Februar 1798 schreibt Schiller wobei er auf Goethes Aufsatz uber Laokoon anspielt Bei der Art wie Sie jetzt Ihre Arbeiten treiben haben Sie immer den schonen doppelten Gewinn erstlich die Einsicht in den Gegenstand und dann zweitens in die Operation des Geistes gleichsam eine Philosophie des Geschaftes und der letzte ist fast der grossere Gewinn weil eine Kenntnis der Geisteswerkzeuge und eine deutliche Erkenntnis der Methode den Menschen schon gewissermassen zum Herrn uber alle Gegenstande macht Schiller 3 Das Gedicht wurde nicht rechtzeitig zum Redaktionsschluss des Musenalmanachs fertig Schiller schreibt am 22 September 1797 an Goethe Mein letzter Brief hat Ihnen schon gemeldet dass ich die Glocke liegen lassen musste Ich gestehe dass mir dieses da es einmal so seyn musste nicht so ganz unlieb ist Denn indem ich diesen Gegenstand noch ein Jahr mit mir herumtrage und warm halte muss das Gedicht welches wirklich keine kleine Aufgabe ist erst seine wahre Reife erhalten Auch ist dieses einmal das Balladenjahr und das nachste hat schon ziemlich den Anschein das Liederjahr zu werden zu welcher Klasse auch die Glocke gehort Schiller 2 Doch auch das Jahr 1798 verging ohne dass Schiller sein Lied von der Glocke beendete Erst im September 1799 nahm er das Gedicht wieder auf und schloss es rasch ab Vermutlich waren die so genannten Meisterspruche zuerst fertig Der ursprungliche Name des Gedichts war Glockengiesserlied Das Lied von der Glocke hiess es erst seit seinem Erscheinen im Musenalmanach Inhalt BearbeitenSchiller verbindet die kundige Darstellung eines handwerklichen Glockengusses mit allgemeiner Anschauung und Kommentierung des Menschenlebens seiner Moglichkeiten und Gefahren Form Bearbeiten Germanisten unterscheiden im Aufbau des Gedichts zwei Arten von Strophen Meister oder Arbeitsstrophen Reflexions oder BetrachtungsstrophenAnzahl 10 9Lange 8 Verse unterschiedlich langInhalt gesprochen vom Meister zur handwerklichen Arbeit funf Strophen uber die Vorarbeiten bis zum Beginn des Gusses funf Strophen uber die Tatigkeit nach erfolgtem Guss Betrachtungen uber das Leben weiterfuhrende AssoziationenForm vierfussige Trochaen vier Verse mit gekreuzten vier mit parallelen Reimen unterschiedlichMotto Bearbeiten Motto Illustration von Ludwig Richter Die erste eingeruckte Zeile zwischen Titel und erster Strophe ist in Latein und lautet Vivos voco Mortuos plango Fulgura frango Die Lebenden ruf ich Die Toten beklag ich Die Blitze brech ich Eine fur die katholische Pfarrkirche St Leodegar in Friedingen im Jahr 1670 gegossene Glocke erhielt die deutsch was sehr selten war gehaltene Abwehrformel DIE LEBENDIGEN BERVFE ICH DIE DOTEN BEKLAGE ICH DEN DONNER BRICHE ICH WER DAS NICHT GLAVBT DER LESE MICH Drei fur die Hoffnungskirche Berlin Pankow im Jahr 1913 gegossene Glocken waren vermutlich die letzten Glocken auf denen das oben genannte Motto angebracht wurde Auf die drei Glocken mit den Namen Glaube Liebe und Hoffnung wurde das Motto aufgeteilt Glaube vivos voco Hoffnung mortuos plango Liebe fulgura frango Die Glocke Glaube in der Hoffnungskirche Berlin Pankow Blick auf die vorbereitete Form Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltFest gemauert in der Erden Steht die Form aus Lehm gebrannt Heute muss die Glocke werden Frisch Gesellen seyd zur Hand Von der Stirne heiss Rinnen muss der Schweiss Soll das Werk den Meister loben Doch der Segen kommt von oben 8 Verse Vers 1 bis 8 1 Strophe insgesamt 1 Arbeitsstrophe Die erste Strophe deutet auf die gemachten Vorarbeiten hin denen jetzt der eigentliche Guss folgen soll Die Form aus Lehm befindet sich in der Dammgrube und soll nun mit dem zu schmelzenden Metall gefullt werden Beschrieben wird hier das sog Mantelabhebeverfahren Da im Verlauf dieses Verfahrens sowohl das Modell als auch die Form zerstort werden nennt man dieses auch ein Verfahren mit verlorener Form Sinngebung der Arbeit Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltZum Werke das wir ernst bereiten Geziemt sich wohl ein ernstes Wort Wenn gute Reden sie begleiten Dann fliesst die Arbeit munter fort 12 Verse Vers 9 bis 20 2 Strophe insgesamt 1 Betrachtungsstrophe Die erste Betrachtungsstrophe ist als die eigentliche Einleitung des Gedichts anzusehen Keiner der eine Arbeit verrichtet soll die Arbeit gedankenlos ausfuhren sondern muss mit dem Herzen bei der Sache sein Der Jambus verleiht den vier ersten Betrachtungsstrophen einen ruhigen Charakter Zubereitung der Glockenspeise Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltNehmet Holz vom Fichtenstamme Doch recht trocken lasst es seyn Dass die eingepresste Flamme Schlage zu dem Schwalch hinein 8 Verse Vers 21 bis 28 3 Strophe insgesamt 2 Arbeitsstrophe Karl von Schiller Friedrich Schiller war uber die tatsachlichen Vorgange gut informiert Weil das schnelle Verbrennen mit starker Flamme fur die besonderen Verhaltnisse im traditionell holzbeheizten Schmelzofen Vorteile hat verbrennen Glockengiesser in der Tat Fichtenholz 5 So tat es z B 1923 Heinrich Ulrich fur die Petersglocke des Kolner Doms oder 2012 Rudolf Perner fur vier Glocken der Dobelner St Nicolai Kirche 6 Schillers altester Sohn Karl von Schiller der Forster war hat die Vermutung geaussert seinem Vater sei in der Zeile Nehmet Holz vom Fichtenstamme ein sachlicher Fehler unterlaufen Mein Vater war gewiss ein grosser Dichter aber von Holz hat er nichts verstanden Sonst hatte er in dem Lied von der Glocke nicht geschrieben Nehmet Holz vom Fichtenstamme denn das ist nun einmal das schlechteste Holz Schillers Sohn 7 Fichtenholz hat einen hohen Heizwert pro Kilo Es ist sehr harzig und brennt schnell ab Es gilt in geschlossenen Kaminofen als gute Wahl zum Anheizen und als Brandforderer wenn Hartholz im Ofen verbrannt wird 8 Erfahrungen von offenen Kaminen oder Kaminofen konnen nicht auf den Betrieb von Schmelzofen ubertragen werden In dieser Strophe kommt das veraltete Fachwort Schwalch vor das man heute nur noch aus diesem Gedicht kennt Schwalch oder Schwalg ist die Offnung des Schmelzofens durch die die Flamme uber das Metall streicht Wird das Schurloch geschlossen wird die Flamme gezwungen in den Ofen zu ziehen Die Giessgrube befindet sich dicht neben Giessofen Im Giessofen wird zunachst das Kupfer aufgeschmolzen Sobald dieses flussig ist wird das schon bei 232 Grad schmelzende Zinn hinzugegeben Zeugnis vom Wechsel des Schicksals Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltWas in des Dammes tiefer Grube Die Hand mit Feuers Hilfe baut Hoch auf des Thurmes Glockenstube Da wird es von uns zeugen laut 12 Verse Vers 29 bis 40 4 Strophe insgesamt 2 Betrachtungsstrophe Die zweite Betrachtung bezeichnet das Thema des Ganzen naher Die in der Tiefe der Dammgrube entstandene Glocke wird oben in der Glockenstube das Lob des Meisters verkunden Sie wird viele Geschlechter uberdauern und jeden Wechsel im menschlichen Leben begleiten Verflussigung des Metalls Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltWeisse Blasen seh ich springen Wohl die Massen sind im Fluss Lasst s mit Aschensalz durchdringen Das befordert schnell den Guss 8 Verse Vers 41 bis 48 5 Strophe insgesamt 3 Arbeitsstrophe Ist die sogenannte Glockenspeise drei Teile Kupfer ein Teil Zinn in Fluss bildet sich auf der Oberflache ein weisslicher Schaum in dem unreine Beimischungen abgesondert werden Diese Schaumbildung wird durch den Zusatz von Pottasche noch beschleunigt Von der Taufglocke bis zur ersten Liebe Bearbeiten Illustration von Hans Kaufmann Vom Madchen reisst sich stolz der Knabe Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltDenn mit der Freude Feyerklange Begrusst sie das geliebte Kind Auf seines Lebens erstem Gange Den es in Schlafes Arm beginnt 31 Verse Vers 49 bis 79 6 Strophe insgesamt 3 Betrachtungsstrophe Die dritte Betrachtung beginnt mit der Schilderung der Kindheit Feierlich begrusst die Glocke das Kind zur Taufe Das Schicksal des jungen Menschen ist jedoch ungewiss Seine Mutter wacht uber seine ersten Lebensjahre Aber dann sondert der Knabe sich von den Madchen ab und zieht hinaus in die Welt Bei seiner Ruckkehr verliebt er sich in das herangewachsene Madchen und erlebt die vergangliche schone Zeit der jungen Liebe Prufung des Metallgemischs Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltWie sich schon die Pfeifen braunen Dieses Stabchen tauch ich ein Sehn wir s uberglast erscheinen Wird s zum Gusse zeitig seyn 8 Verse Vers 80 bis 87 7 Strophe insgesamt 4 Arbeitsstrophe Am Ofen befinden sich die Wind Pfeifen Zuglocher die sich offnen und verschliessen lassen Nachdem das Metall zwolf Stunden im Ofen ist werden die Pfeifen gelb und es ist Zeit fur den Guss Doch zuvor wird mit einem Stabchen das in das flussige Metall getaucht wird eine Probe gemacht Erscheint das Stabchen wie mit einer Glasur uberzogen hat sich das sprodere Kupfer mit dem weicheren Zinn vereinigt Hochzeitsglocke und Rollenverteilung Bearbeiten Lieblich in der Braute Locken Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltDenn wo das Strenge mit dem Zarten Wo Starkes sich und Mildes paarten Da giebt es einen guten Klang Drum prufe wer sich ewig bindet Ob sich das Herz zum Herzen findet Der Wahn ist kurz die Reu ist lang 59 Verse Vers 88 bis 146 8 Strophe insgesamt 4 Betrachtungsstrophe Diese Strophe schliesst ubergangslos an die vorhergehende Arbeitsstrophe an die mit den folgenden Versen endet Ob das Sprode mit dem Weichen Sich vereint zum guten Zeichen In der vierten Betrachtung ladt die Glocke zur Hochzeitsfeier ein mit der das erste Liebesgluck abschliesst um dem Familienleben Platz zu machen Weiter heisst es in dieser Strophe in der ein traditionelles Familienbild geschildert wird dass der Mann hinaus ins feindliche Leben musse wahrend drinnen im Haus die zuchtige Hausfrau walte Beginn des Gusses Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltWohl Nun kann der Guss beginnen Schon gezacket ist der Bruch Doch bevor wir s lassen rinnen Betet einen frommen Spruch 8 Verse Vers 147 bis 154 9 Strophe insgesamt 5 Arbeitsstrophe Vor Beginn des Gusses wird nach einem kleinen Gebet eine kleine Menge Metall in die Hohlung eines warmen Steins gegossen Ist es abgekuhlt wird es durchgebrochen An der Grosse der Zacken der Bruchflache lasst sich ablesen ob der Schmelzprozess als beendet angesehen werden kann sind die Zacken zu klein muss Kupfer sind die Zacken zu gross muss Zinn hinzugesetzt werden Um das Metall in die Form zu lassen wird nun der kegelformige Zapfen nach innen gestossen Aus dem waagrechten Zapfenloch schiesst der Metallstrahl bogenformig zunachst in eine Rinne und dann in die Glockenform Feuerglocke Bearbeiten Illustration von Hans Kaufmann Er zahlt die Haupter seiner Lieben Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltWohlthatig ist des Feuers Macht Wenn sie der Mensch bezahmt bewacht Und was er bildet was er schafft Das dankt er dieser Himmelskraft 72 Verse Vers 155 bis 226 10 Strophe insgesamt 5 Betrachtungsstrophe In der funften Betrachtung wird gezeigt wie unbestandig das Gluck ist Ausgehend von dem Feuer das die Glockenmasse zum Schmelzen bringt schildert Schiller hier auch die zerstorerische Macht des Feuers in sehr lebhaften Reihungen Balken krachen Pfosten sturzen Fenster klirren Kinder jammern Mutter irren und Alles rennet rettet fluchtet Nachdem sein Haus abgebrannt ist steht der Familienvater vor den rauchenden Ruinen seines Anwesens und hat lediglich einen Trost dass seine Familie vollstandig ist Ein susser Trost ist ihm geblieben Er zahlt die Haupter seiner Lieben Und sieh ihm fehlt kein theures Haupt Fullung der Glockenform Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltIn die Erd ist s aufgenommen Glucklich ist die Form gefullt Wird s auch schon zu Tage kommen Dass es Fleiss und Kunst vergilt 8 Verse Vers 227 bis 234 11 Strophe insgesamt 6 Arbeitsstrophe Die Form ist gefullt Jetzt gilt es abzuwarten ob die Arbeit gelungen ist Der Meister kann sich deshalb seines Werkes noch nicht freuen denn er weiss nicht ob der Guss auch wirklich gelungen ist Grabgelaute beim Tod der Frau Bearbeiten Hans Kaufmann Dem dunkeln Schoss der heilgen Erde Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltDem dunkeln Schooss der heil gen Erde Vertrauen wir der Hande That Vertraut der Samann seine Saat Und hofft dass sie entkeimen werde Zum Segen nach des Himmels Rath 31 Verse Vers 235 bis 265 12 Strophe insgesamt 6 Betrachtungsstrophe So wie der Meister den Guss der Erde anvertraut so vertraut der Bauer die Saat der Erde an und so werden die Toten in der Erde bestattet damit sie im Jenseits auferstehen konnen Die Glocke hat jetzt auch eine ernste Bestimmung und lautet zum letzten Geleit Ach die Gattin ist s die Theure Ach es ist die treue Mutter Die der schwarze Furst der Schatten Wegfuhrt aus dem Arm des Gatten Aus der zarten Kinder Schaar Die drei wechselnden Vokale o e und a in den Versen Von dem Dome Schwer und bang Tont die Glocke Grabgesang ahmen die verschiedenen Klange der Glocken nach und sollen eine Stimmung von Ernst und Trauer hervorrufen In Goethes Epilog zu Schillers Glocke wird das Motiv der Totenglocke wieder aufgenommen und auf Schillers eigenen Tod angewandt 2 Da hor ich schreckhaft mitternachtges Lauten Das dumpf und schwer die Trauertone schwellt Ists moglich Soll es unsern Freund bedeuten An den sich jeder Wunsch geklammert halt Den Lebenswurdgen soll der Tod erbeuten Ach wie verwirrt solch ein Verlust die Welt Ach was zerstort ein solcher Riss den Seinen Nun weint die Welt und sollten wir nicht weinen Abkuhlen der Glocke Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltBis die Glocke sich verkuhlet Lasst die strenge Arbeit ruhn Wie im Laub der Vogel spielet Mag sich jeder gutlich thun 8 Verse Vers 266 bis 273 13 Strophe insgesamt 7 Arbeitsstrophe Nach der schweren Arbeit tritt Ruhe ein wahrend das Metall auskuhlt Die Arbeiter geniessen die Pause wahrend der Meister den nachsten Arbeitsschritt vorbereitet Hort der Pursch die Vesper schlagen Meister muss sich immer plagen Friedlicher Feierabend Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltMunter fordert seine Schritte Fern im wilden Forst der Wandrer Nach der lieben Heimathhutte 60 Verse Vers 274 bis 333 14 Strophe insgesamt 7 Betrachtungsstrophe Schwarz bedecket sich die Erde In dieser Strophe wird der friedliche Herbstabend in einem Landstadtchen geschildert Ein Wanderer kehrt durch den Wald in seine Behausung zuruck Gleichzeitig werden Schaf und Rinderherden in ihre Stalle zuruckgetrieben Ein hochbeladener Erntewagen fahrt zum Tor herein Knechte und Magde begeben sich zum Erntetanz Es wird langsam dunkel und das Stadttor wird geschlossen Die Dunkelheit angstigt den braven Burger nicht er kann den Schlaf des Gerechten schlafen denn der Nachtwachter das Auge des Gesetzes patrouilliert durch die Strassen Diese heilige Ordnung hat aber nur Bestand solange Friede herrscht Anregung zu dieser Schilderung des Lebens in einem Landstadtchen fand Schiller 1793 bei einem Besuche der Reichsstadt Heilbronn Die geordnete Freiheit dieses Gemeinwesens bot ihm der das deutsche Volk bisher nur aus Residenzen furstlichen Landstadten und Dorfern kannte Einblick in das Leben einer von Furstenherrschaft unberuhrten Reichsstadt mit stadtischer Ordnung und burgerlicher Freiheit Diese Strophe schildert das idyllische Leben der braven Burger Schwarz bedecket Sich die Erde Doch den sichern Burger schrecket Nicht die Nacht Die Bosen aber mussen vor der Nacht Angst haben d enn das Auge des Gesetzes wacht Weiter wird hier auch ein Loblied der Arbeit gesungen Arbeit ist des Burgers Zierde Segen ist der Muhe Preis Ehrt den Konig seine Wurde Ehret uns der Hande Fleiss Gerade in der Ruhe des Feierabends stellen sich die Segnungen der Gesellschaft am besten dar Zerschlagen Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltNun zerbrecht mir das Gebaude Seine Absicht hat s erfullt Dass sich Herz und Auge weide An dem wohlgelungnen Bild 8 Verse Vers 334 bis 341 15 Strophe insgesamt 8 Arbeitsstrophe Nach erfolgter Abkuhlung beginnt die Ablosung des Glockenmantels aus gebranntem Lehm der nun mit einem Hammer zerschlagen wird In Anspielung an die Auferstehung heisst es Wenn die Glock soll auferstehen Muss die Form in Stucken gehen 9 Sturmglocke und Umsturz Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltDer Meister kann die Form zerbrechen Mit weiser Hand zur rechten Zeit Doch wehe wenn in Flammenbachen Das gluhnde Erz sich selbst befreyt 40 Verse Vers 342 bis 381 16 Strophe insgesamt 8 Betrachtungsstrophe Illustration von Hans Kaufmann zum Thema Franzosische Revolution Aber auch das gesellige Gluck ruht nicht auf unerschutterlichen Stutzen Schiller thematisiert hier die Franzosische Revolution von 1789 und kritisiert die unmenschlichen jakobinischen Exzesse denn d a werden Weiber zu Hyanen Und treiben mit Entsetzen Scherz Schiller zeigt hier ein sehr pessimistisches Menschenbild Gefahrlich ist s den Leu zu wecken Verderblich ist des Tigers Zahn Jedoch der schrecklichste der Schrecken Das ist der Mensch in seinem Wahn Fertige Glocke Bearbeiten Kloppel Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltFreude hat mir Gott gegeben Sehet wie ein goldner Stern Aus der Hulse blank und eben Schalt sich der metallne Kern 8 Verse Vers 382 bis 389 17 Strophe insgesamt 9 Arbeitsstrophe Jetzt kommt die Glocke nach und nach zum Vorschein und die Zuschauer konnen die Wappen an ihrer Aussenflache bewundern Den fehlenden Kloppel mahnte schon August Wilhelm Schlegel an und auch andere Autoren haben sich dazu geaussert Glockentaufe Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltHerein herein Gesellen alle schliesst den Reihen Dass wir die Glocke taufend weihen Concordia soll ihr Name sein 28 Verse Vers 390 bis 417 18 Strophe insgesamt 9 Betrachtungsstrophe Der Meister ruft die Gesellen zusammen um die Glocke zu taufen Concordia soll sie heissen zur Eintracht soll sie rufen Concordia ist das lateinische Wort fur Eintracht Mit diesem Namen wird die bleibende Bestimmung der Glocke bezeichnet Ihre Klange sollen nur ewigen und ernsten Dingen geweiht sein Die Taufe der Glocke auf einer Hamburger Medaille von August Fischer und Christian Schnitzspahn zu Schillers 100 Geburtstag 1859 Die Ruckseite der Medaille von Prof Rudolf Mayer fur das Schillerjahr 1905 zeigt die Taufe der Concordia Emporziehen der Glocke Bearbeiten Anfangsverse Anzahl der Verse Strophe InhaltJetzo mit der Kraft des Stranges Wiegt die Glock mir aus der Gruft Dass sie in das Reich des Klanges Steige in die Himmelsluft 8 Verse Vers 418 bis 425 19 Strophe insgesamt 10 Arbeitsstrophe Der Meister befiehlt die Glocke aus der Grube herauszuziehen Nun wird sie emporgezogen um ihrer eigentlichen Bestimmung zu dienen Er ermuntert seine Gesellen Ziehet ziehet hebt Sie bewegt sich schwebt Und das Lied von der Glocke schliesst mit den Worten Freude dieser Stadt bedeute Friede sei ihr erst Gelaute Diese beiden Verse stellt Goethe seinem Epilog zu Schillers Glocke aus dem Jahr 1815 voran der mit den Worten beginnt 2 Und so geschahs Dem friedenreichen Klange Bewegte sich das Land und segenbar Ein frisches Gluck erschien im Hochgesange Begrussten wir das junge Furstenpaar Rezeption BearbeitenErste Reaktionen Bearbeiten Die ersten Reaktionen auf Das Lied von der Glocke waren durchweg positiv Wilhelm von Humboldt lobte es folgendermassen Das Lied von der Glocke hat mir Sie sehr lebhaft wieder vor die Augen gestellt Es ist eine sehr eigne und eine ausserst genievolle Production Einzelne Stellen haben mich tief geruhrt Humboldt 2 Wilhelm Heinrich von Gleichen Russwurm ein Verwandter Schillers in Rudolstadt schrieb Das Lied der Glocke hat uns zu Tranen geruhrt Gleichen Russwurm 2 Die literarische Welt hatte sich also ihr Urteil bereits gebildet bevor die offentliche Kritik einsetzte Lob Bearbeiten 1830 stellte Caroline von Wolzogen fest dass Das Lied von der Glocke ein Lieblingsgedicht der Deutschen sei Jeder findet ruhrende Lebenstone darin und das allgemeine Schicksal der Menschen geht innig ans Herz Wolzogen 10 Sie traf damit genau das Erfolgsrezept des Gedichts denn es ist gerade jene Allgemeinheit die jeden im Gedicht das Seine finden lasst Wilhelm von Humboldt schrieb 1830 In keiner Sprache ist mir ein Gedicht bekannt das in einem so kleinen Umfang einen so weiten poetischen Kreis eroffnet die Tonleiter aller tiefsten menschlichen Empfindungen durchgeht und auf ganz lyrische Weise das Leben mit seinen wichtigsten Ereignissen und Epochen wie ein durch naturliche Grenzen umschlossenes Epos zeigt Humboldt 10 Auf der feierlichen Sitzung der koniglichen Akademie der Wissenschaften zum Schillerjahr 1859 lobte Jacob Grimm das unvergleichliche Gedicht dem andere Volker von weitem nichts an die Seite zu stellen haben und stilisiert es zum nationalen Symbol der Einheit 10 Thomas Manns Laudatio Versuch uber Schiller auf den Dichter Des Lieds von der Glocke setzt ein mit einer niederdruckenden Beschreibung der Beisetzung im Mai 1805 auf dem Jacobsfriedhof in Weimar und endet mit einer eindringlichen Klage Die rohe raffgierige Menschheit durch zwei Weltkriege uberhaupt nicht klug geworden rustet im Kalten Krieg auf mit der Wasserstoffbombe Der Essay ist nicht nur ein Danklied an den toten Dichter Er enthalt auch Polemik gegen die frechen Romantiker die Schillers Pathos verlachten Tieck wird mehrfach genannt Goethes Verlautbarung dazu vom Olymp herab gewettert Ich nehme mir die Freiheit Schiller fur einen Dichter und fur einen grossen zu halten Goethe Deutsche Emigranten in Moskau stifteten 1859 Schillers Heimatstadt Marbach am Neckar die grosse Schillerglocke Concordia im Turm der Alexanderkirche Kritik Bearbeiten Caroline von Boehmer Schlegel Schelling Trotz aller Begeisterung fur Schillers langstes Gedicht war schon zu Beginn auch die Anzahl der negativen Stimmen nicht gering Stellvertretend dafur soll ein Zitat von Caroline Schlegel aus dem Jahr 1799 angefuhrt werden in dem es heisst Uber ein Gedicht von Schiller das Lied von der Glocke sind wir gestern Mittag fast von den Stuhlen gefallen vor Lachen es ist a la Voss a la Tieck a la Teufel wenigstens um des Teufels zu werden Caroline Schlegel 2 August Wilhelm Schlegel beanstandet die Schwatzhaftigkeit von Schillers Lied in dem von allem und jedem die Rede sei Ausserdem weist er den sachlichen Fehler nach dass zwar von der Glocke nicht aber von dem Kloppel die Rede sei Die Mischung der Bestandteile beim Glockenguss sind es Zinn und Kupfer stimme ebenfalls nicht Friedrich Schlegel dichtete 2 Ach wie gefallt die Glocke dem Volk und die Wurde der Frauen Weil im Takt da klingt alles was sittlich und platt Mit diesen Worten kritisiert Schlegel allerdings nicht nur Schiller sondern auch dessen Publikum Bertolt Brecht schrieb in seinem 1951 erschienenen aber bereits 1938 geschriebenen Poem Uber Schillers Gedicht Die Glocke bei dem er den neuen Blick auf alte Texte praktiziert Ich les dass Feuer eine Wohltat ist Solang der Mensch es zahmet und bewacht Dass es ihn aber ungezugelt frisst Ich frage mich an was hat der gedacht Die zuchtige Hausfrau Als Hans Magnus Enzensberger 1966 fur den Insel Verlag eine Auswahl von Schillers Gedichten herausbrachte bemangelten Literaturkritiker bald dass Enzensberger eine Reihe der bekanntesten Balladen und Gedichte Schillers ohne jede Begrundung weggelassen habe darunter auch Das Lied von der Glocke Der Kritiker Marcel Reich Ranicki schrieb daraufhin in der Zeit vom 9 September 1966 Die Glocke oder die Burgschaft Dichtungen also aus denen das deutsche Burgertum seine Lebensmaximen anderthalb Jahrhunderte lang zu beziehen gewohnt war haben es wie immer man diese Verse beurteilen mag auf jeden Fall verdient dem zweiten oder meinetwegen dem hundertsten Blick ausgesetzt zu werden Ein Herausgeber der diese und ahnliche Balladen kurzerhand entfernt macht sich befurchte ich seine Aufgabe zu leicht Statt das uberkommene Schiller Bild zu korrigieren ignoriert er es Statt zu revidieren liquidiert er Reich Ranicki 2 Enzensberger sah sich daraufhin genotigt eine Begrundung fur seine Auswahl nachzureichen und publizierte in der Zeit am 28 Oktober 1966 seinen Essay Festgemauert aber entbehrlich in dem er ausfuhrte Dass der Vorgang des Glockengusses uber sich selbst hinausweist geht aus dem Text dieser zehn Strophen ohne weiteres hervor Ein fruhindustrielles Verfahren wird hier in Bezug gesetzt zu der Arbeit des Kunstlers der Autor sieht im Glockenguss ein poetologisches Gleichnis 2 Enzensberger bedauert dass sich Schiller nicht auf die Beschreibung des Arbeitsablaufs beschrankt habe und es fur notig hielt den Arbeitsablauf zu kommentieren Damit macht er fur Enzensberger einfach zu viele Worte Einem schlechten Gedicht ist so wenig wie einer schlechten Glocke mit guten Reden aufzuhelfen ein gutes Werk kann ihrer entraten Am meisten aber kritisiert Enzensberger Schillers plakative Sprache Das Versagen des Autors verrat sich ubrigens auf das schlagendste an seiner Sprache Ein Blick auf die Adjektive mit denen er seine Niemandsfiguren schmuckt genugt Das Kind ist geliebt der Knabe stolze die Jungfrau zuchtig die Hausfrau dito die Gattin teuer die Mutter treu der Burger ruhig Alle weiteren Bestimmungen scheinen geradezu darauf angelegt jeder Bestimmung aus dem Wege zu gehen Enzensberger stort es dass die beiden Teile des Gedichts Arbeitsstrophen und Betrachtungsstrophen nicht zueinander passen Zwischen dem eigentlichen Glockengiesserlied und jenem Teil des Gedichts den ich Kommentar nenne zeigt sich formal und substantiell ein extremes Niveaugefalle Auf der einen Seite ausserste Okonomie auf der anderen uferlose Spruche feste rhythmische Form lustlose Reimerei strikte Kenntnis der Sache unverbindliche Ideologie verschwiegene Einsicht plakatierte Trivialitat Grosse in der Beschrankung aufgehaufter Plunder An der Unvereinbarkeit des einen mit dem andern scheitert das Gedicht 2 In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt Wulf Segebrecht am 25 26 Mai 1967 unter der Uberschrift Insel Glocke Schillers Lied von der Glocke und seine bekanntesten Balladen sind wieder im Gesprach Nicht etwa dass man sie mehr als sonst lase Im Gegenteil Weil man sie jedenfalls im Insel Schiller nicht mehr zu lesen bekommt spricht man uber sie Segebrecht 2 Inszenierungen Bearbeiten Goethe schrieb seinen Epilog zum Lied von der Glocke kurz nach Schillers Tod um ihn als Schluss einer Gedachtnisfeier im Lauchstadter Theater von der Schauspielerin Amalie Becker vortragen zu lassen Nach den drei letzten Akten von Maria Stuart wurde Das Lied von der Glocke mit verteilten Rollen deklamiert Uber diese Veranstaltung hiess es im Septemberheft der Zeitschrift Journal des Luxus und der Moden Die Buhne stellte die Werkstatte des Glockengiessers vor mit allen Apparaten und Maschinen Die phantasiereichen Reflexionen wurden abwechselnd von den Gesellen und neun phantastisch gekleideten Damen welche ab und zugingen gesprochen Der Zapfen wurde ausgestossen und das Metall floss nach rechter Weise vorher aber wurde ein frommer Spruch gebetet welchen eine Harmonie von Blasinstrumenten begleitete Die Form war glucklich gefullt und jeder that sich im Hintergrund gutlich von einer heitern Musik accompagniret Als am Ende das Gebaude zerbrochen wurde und die Glocke wirklich auferstund eilte man herbei sie mit Blumen zu schmucken und mit Guirlanden zu binden und nachdem sie eine bestimmte Hohe erreicht hatte trat Madame Becker welche uns zuvor als Maria Stuart entzuckte unter die Glocke von da aufs Proscenium und sprach den von Goethe verfassten Epilog Nach den letzten Worten der Rednerin ertonte eine kurze man behauptet von Zelter komponirte Trauermusik bei deren letzten Takten der Vorhang langsam niederrollte 2 Goethe soll wahrend einer Probe Amalie Becker mit Tranen in den Augen beim Arm ergriffen und zu ihr gesagt haben Ich kann ich kann den Menschen nicht vergessen 2 Weitere Auffuhrungen der Glocke fanden im 19 Jahrhundert besonders an Schulen statt In Hamburg wurde die Glocke zum Schillerjahr 1859 in sogenannten Lebenden Bildern von Burgern dargestellt Am Wiener Burgtheater wurde die Glocke mit der Musik von Peter Joseph von Lindpaintner ebenfalls in der Form Lebender Bilder zur Auffuhrung gebracht Im Vordergrund der Buhne befand sich die Glockengiesserwerkstatt wahrend im Hintergrund von den Mitgliedern des Ensembles nacheinander sieben Lebende Bilder dargestellt wurden erste Begegnung Hochzeit Hausliches Gluck Feuersbrunst Begrabnis Erntefest und Kirchgang Als sprechende Personen traten der Meister die Meisterin und der Altgeselle auf Diese Inszenierung wurde bis zum Jahr 1882 insgesamt 63 mal wiederholt Bestandteil des deutschen Bildungskanons Bearbeiten Schiller wurde im 19 Jahrhundert nicht nur von Gymnasialprofessoren sondern auch von Handwerkern und Arbeitern als Initiator der nationalen Einheit gelesen und verehrt Das Lied war bis etwa 1950 im Gymnasium unumganglich und ein universales deutsches Bildungsgut Thomas Mann ausserte angesichts eines Hofschauspielers der Die Glocke rezitierte Er war der Einzige im ganzen Saal der in der Glocke nicht ganz sicher war 11 Der Dichter Paul Celan schrieb 1954 in einem Brief an Hans Bender Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Warum meines Dichtens habe ich mich auf meine erste Begegnung mit der Poesie zu besinnen versucht ich war sechs Jahre alt und konnte Das Lied von der Glocke aufsagen Wer weiss ob nicht der Eindruck den das auf meine Zuhorer machte alles Weitere ausgelost hat 12 Brechts Langgedicht Die Erziehung der Hirse Bearbeiten Noch Bertolt Brecht hat sein Langgedicht Die Erziehung der Hirse als entsprechenden Glocke Ersatz fur die DDR verfasst und sich dabei an Schillers Vorlage orientiert Sein Gedicht endet mit den folgenden Versen Und zum letzten Horizonte reich das Feld Ahren soll die Erde tragen Friedlich frohlich sei die Welt Tod den Faschisten Jatet das Unkraut aus Geflugelte Worte aus der Glocke Bearbeiten Von kritischen Stimmen wurde die Glocke als eine Zitatgrube a la Buchmann betrachtet Georg Buchmann fuhrt in seiner Zitatensammlung Geflugelte Worte eine grosse Anzahl von Versen aus dem Lied von der Glocke auf die auch heute noch zum deutschen Bildungsgut gehoren und zitiert werden ohne dass man sich immer bewusst ist woher das jeweilige Zitat stammt Buchmann sammelte rund vierzig Sentenzen fur das Stammbuch deutscher Bildungsphilister 13 Viele Formulierungen des Gedichts sind langst in den Sprachgebrauch auch derer ubergegangen die von Schiller nichts wissen oder nichts mehr wissen wollen Da werden Weiber zu Hyanen Denn das Auge des Gesetzes wacht Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben Die Jahre fliehen pfeilgeschwind Doch der Segen kommt von oben Es schwelgt das Herz in Seligkeit Gefahrlich ist s den Leu zu wecken O zarte Sehnsucht susses Hoffen Der ersten Liebe goldne Zeit Von der Stirne heiss rinnen muss der Schweiss Wehe wenn sie losgelassen Wo rohe Krafte sinnlos walten Drinnen waltet die zuchtige Hausfrau Er zahlt die Haupter seiner Lieben Die Haupter meiner Lieben ist auch der Titel eines Romans von Ingrid Noll und der gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahre 1999 Errotend folgt er ihren Spuren Ob das Sprode mit dem Weichen sich vereint zum guten Zeichen Drum prufe wer sich ewig bindet ob sich das Herz zum Herzen findet Der Wahn ist kurz die Reu ist lang Doch mit des Geschickes Machten ist kein ew ger Bund zu flechten Ach Die Gattin ist s die teure Ubersetzungen Bearbeiten Schillers Lied von der Glocke wurde in viele Sprachen ubersetzt Schon 1877 konnten Ubersetzungen ins Franzosische Norwegische Englische Italienische Lettische Ungarische Hebraische Tschechische Danische Polnische Russische Spanische Schwedische Slowenische Niederlandische Wendische Rumanische nachgewiesen werden Ubertragungen in deutsche Mundarten wurden dabei gar nicht mitgezahlt Lateinisch Besonders hervorzuheben ist hier die Ubersetzung ins Lateinische denn aus ihr spricht der Geist des 19 Jahrhunderts das sich dem Gedicht mit der humanistischen Bildung nahert und versucht ihm gerecht zu werden 2 Formam coctilem in solo Rite tenent lateres Hodie Campanam volo Praesto este juvenes Sudor calidus Fluat frontibus Ut auctorem ars commendet At a Deo salus pendet Englisch Franzosisch Finnisch Eine von mehreren englischen Ubersetzungen stammt von Marianna Wertz Die franzosische Ubersetzung des Schriftstellers Gerard de Nerval hat eher die Form von Prosa wahrend die finnische Ubersetzung gereimt ist Englisch Song of the Bell Franzosisch La Chanson de la Cloche Finnisch Kello laulu Walled up in the earth so steady Burned from clay the mould doth stand This day must the Bell be ready Fresh O workmen be at hand From the heated brow Sweat must freely flow That the work may praise the Master Though the blessing comes from higher Le moule d argile s est affermi dans la terre qui l environne aujourd hui la cloche doit naitre Compagnons vite au travail Que la sueur baigne vos fronts brulants L œuvre honorera l ouvrier si la benediction d en haut l accompagne Syvaan muurattu on maahan kellonkaava torvineen Valutyohon joutukaahan Joka mies nyt paikalleen Toimeen hikipain kaikki kasikkain Tulos palkitsevi vaivas siunauksen suokoon taivas Parodien Bearbeiten Weit uber 100 Parodien der Glocke lassen sich nachweisen 2 Die Worte Schillers und ihre Bekanntheit waren stets Parodievorlagen weil sie als bekannt vorausgesetzt werden konnten 14 Die Parodien des 19 Jahrhunderts zeugen nicht unbedingt von einer kritische Einstellung gegenuber dem Original sondern eher von Bewunderung Die meisten Autoren die das Lied nachahmten stellten also durchaus nicht dessen Qualitat in Frage sondern bedienten sich dieses allseits bekannten Liedes fur eigene Zwecke Die meisten Parodien bewahrten und bewahren bei Austausch des Inhalts die formale Struktur des Schiller schen Gedichtes und entsprechen damit einem traditionellen vom fruhen 19 Jahrhundert vertretenen Parodiebegriff 15 Die Parodie eroffnet in diesem Sinn die Moglichkeit auch Gebrauchsgegenstande oder ablaufe einzubeziehen 2 Wohltatig ist des Kaffees Macht Wird mit Verstande er bedacht Der Heiterkeit und gutem Witz Bereitet er im Herzen Sitz Im Schillerjahr 1905 nimmt ein Secundus d es deutschen Spiessers Schillerfeier aufs Korn indem er sich an Formulierungen aus dem Lied von der Glocke anlehnt 2 Holt den Rock mir aus dem Schranke Wohlgeburstet muss er sein Denn ich geh zur Schillerfeier Und das Publikum ist fein Im Ersten Weltkrieg wurde das Gedicht fur die Kriegspropaganda genutzt So dichtete ein S H Cramer 2 Fest gemauert in der Erden Steht die Front in West und Ost Und zu Trummern sieht man werden Alles wo der Sturm getost Bekannt ist eine komische Verkurzung mit der das von Generationen in der Schule auswendig gelernte Gedicht auf vier Zeilen verdichtet wird Dabei werden zugleich auch alle Regeln des Parodierens ignoriert 15 Obwohl der anonyme Verfasser des auch Schiller fur Eilige 14 genannten Textes Inhalte des Schiller Textes durchaus beibehielt ist es durch die gewahlte aussere Form offenbar vermieden worden Loch in Erde Bronze rin Glocke fertig bim bim bim In einer 1849 gedruckten osterreichischen Glocke Parodie Die Kanone wird die Auffassung vertreten dass wo die grossen Worte versagen Kanonen sprechen mussen 2 Nehmet Holz vom Stamm der Eiche Grober Klotz will groben Keil Spart fur fein ren Guss das Weiche Uns re Rustung fordert Eil Wohlthatig ist des Mundes Macht Wenn sein Besitzer ihn bewacht Denn was er redet was er spricht Oft ist s was Kluges oft auch nicht Original ParodieEin susser Trost ist ihm geblieben Er zahlt die Haupter seiner Lieben Und sieh ihm fehlt kein theures Haupt Er zahlt die Haupter seiner Lieben Und sieh es sind statt sechse sieben Er zahlt sie nochmal mit Bedacht Und sieh es sind statt sieben acht Kloppel Der Schriftsteller Eduard Boas stellt seinem Lied vom Glockenkloppel aus dem Jahr 1866 Schlegels Kritik eines Kusters bezuglich des fehlenden Kloppels als Motto voran und reimt 2 Meister hab mich lang bezwungen Aber nun vernehmt mein Wort Eure Arbeit ist misslungen Denn die hohe Glocke dort Hanget starr entseelt Weil der Klang ihr fehlt Kunftig seid nicht so vermessen Seht der Klopfel ist vergessen Der polnisch deutsche Satiriker Alexander Moszkowski schrieb uber Schillers Versaumnis den Kloppel der Glocke zu erwahnen ein Gedicht mit dem Titel Was Schiller vergessen hat Das Lied vom Glockenkloppel 2 Als er kam zu dieser Stelle Friede sei ihr erst Gelaut Ausserte der Altgeselle Meister Ihr seid zu zerstreut Fertig glaubtet Ihr War die Glocke hier Und da habt Ihr unterdessen Ja den Kloppel ganz vergessen Denn wo das Strenge mit dem Zarten Wo Starkes sich und Mildes paarten Da gibt es einen guten Klang Drum prufe eh die Zeit dahin ist Ob in der Glock ein Kloppel drin ist Sonst weiss man deinem Werk nicht Dank Gefahrlich ist s den Leu zu wecken Verderblich ist des Nashorns Stoss jedoch der schrecklichste der Schrecken Das ist die Glocke kloppellos Und wo man hinbringt eine Glocke Die inkomplett da naht o Graus Der Auftraggeber mit dem Stocke Und ruft emport Der Mann muss raus Denn was das Messer ohne Stiel ist Und was die Buhne ohne Spiel ist Und was der Ofen ohne Kohle Und was der Stiefel ohne Sohle Und was der Globus ohne Ax is Und was der Thurn ist ohne Taxis Und was Akustik ohne Schall is Und was die Schweiz ist ohne Wallis Und was die Zarin ohne Zar is Und was Helene ohne Paris Und was der Haushahn ohne Henn is Und was der Lawn ist ohne Tennis Und was der Walfisch ohne Thran is Und was der Piscis ohne Panis Und was das Hemd ist ohne Knoppel Das ist die Glocke ohne Kloppel Drum aus Eisen lasst uns machen Einen Kloppstock lang und schwer Dass er tonend moge krachen Wenn er baumelt hin und her So jetzt ist er da Grusst ihn mit Hurra Seid des hochsten Lobs gewartig Denn jetzt ist die Glocke fertig Alexander Moszkowski erlaubte sich noch einen weiteren Scherz mit der Glocke indem er eine entzweigegangene Glocke prasentierte in der Schillers Verse als angebliches Resultat eines Unglucks in der Druckerei durch welches Zeilen Worte und Buchstaben im Satz durcheinandergerathen sind in veranderter Reihenfolge erscheinen 2 Vom Madchen reisst sich stolz der Knabe Er sturmt ins Fremde liebeleer Durchmisst die Welt am Wanderstabe Und zieht als Wurgerband umher Und herrlich in der Jugend Prangen Wie ein Gebild den Leu zu wecken Sieht er sie steh n mit zucht gen Wangen Das ist der schrecklichste der Schrecken Da fasst ein namenloses Sehnen Das Weib wird Hyane Der Mann muss hinaus Nach dem Grab seiner Habe Muss schaffen und pflanzen Mit Schnittern zu tanzen Der Komiker Heinz Erhardt schrieb einen kurzen Text zur Entstehung des Liedes von der Glocke wonach Schiller in seinem Drang zum Schreiben die Unterstutzung Goethes fand der ihm mit seinem Gansekiel aushalf Nach zwei Stunden forderte Goethe sein Schreibutensil zuruck Denken Sie doch an all die lieben Schulkinderchen die Ihre Glocke dermaleinst vielleicht werden auswendig lernen mussen und verhinderte damit dass Schiller auch noch den Kloppel beschreiben konnte 16 Auch aktuell ladt Schillers Glocke nach wie vor zu Parodien ein Um 2015 wurde folgender Auszug in einem Internetportal gefunden 17 Original ParodieIn die Erd ist s aufgenommen Glucklich ist die Form gefullt Wird s auch schon zutage kommen Dass es Fleiss und Kunst vergilt Wenn der Guss misslang Wenn die Form zersprang Ach vielleicht indem wir hoffen Hat uns Unheil schon getroffen In das Blech ist s aufgenommen Glucklich ist die Form gefullt Wird s auch schon zutage kommen Dass es Fleiss und Kunst vergilt Wenn der Kuchen misslang Wenn der Ofen zersprang Ach Vielleicht indem wir hoffen Hat uns Unheil schon getroffen Vertonungen BearbeitenAndreas Romberg Das Lied von der Glocke op 25 1808 Romberg war ein Kollege Beethovens aus der Kurkolnischen Hofkapelle in Bonn 1790 92 Beethoven vertonte Schillers Ode An die Freude Carl Haslinger Das Lied von der Glocke 1866 Max Bruch Das Lied von der Glocke op 45 Bruchs Werk wird die vertonte Bibel des Kleinburgers genannt Vincent d Indy Chant de la Cloche Freie Bearbeitung des Grundtextes Verfilmung BearbeitenFranz Hofer lehnte sein Stummfilmmelodram aus dem Jahre 1917 mit dem Titel Die Glocke an die Ballade an Literatur BearbeitenRobert Hippe Erlauterungen zu Friedrich Schillers Lied von der Glocke Bange Hollfeld 1966 Heribert Hoffmeister Anekdotenschatz Von der Antike bis auf unsere Tage Peters Berlin 1974 Norbert Oellers Hrsg Gedichte von Friedrich Schiller Interpretationen Reclam Stuttgart 1996 ISBN 3 15 009473 9 Wulf Segebrecht Was Schillers Glocke geschlagen hat Vom Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts Hanser Munchen 2005 ISBN 3 446 20593 4 Weblinks Bearbeiten Commons Das Lied von der Glocke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikisource Das Lied von der Glocke Quellen und Volltexte Das Lied von der Glocke bei Zeno org Inhalt Erlauterung und Hintergrund zu Schillers Glocke Schillers Glocke in Illustrationen von Hans Kaufmann Alexander von Liezen Mayer Andreas Muller Ernst Erwin Oehme Ludwig Richter u a Moritz Retzsch Umrisse zu Schillers Lied von der Glocke Andreas Romberg Das Lied von der Glocke MIDI MP3 Version mit Text und Ubungsdateien fur Choristen Das Lied von der Glocke in lateinischer Ubersetzung Bibliographie Einzelnachweise Bearbeiten Margarete Schilling Das Geschaft mit der Glocke In Kunst Erz und Klang die Werke der Glockengiesserfamilien Ulrich und Schilling vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Henschel Berlin 1992 ISBN 3 362 00617 5 S 86 89 gt S 88 An der ehemaligen Giesserei Mayer in Rudolstadt befindet sich eine Tafel mit dem Spruch Steh Wandrer still denn hier erstand dass keine andre moglich werde gebaut von Schillers Meisterhand die grosste Glockenform der Erde a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Wulf Segebrecht Was Schillers Glocke geschlagen hat 1 Auflage Hanser Verlag Munchen 2005 ISBN 3 446 20593 4 Rezension in literaturkritik de a b Robert Hippe Erlauterungen zu Friedrich Schillers Lied von der Glocke Dr Wilhelm Konigs Erlauterungen zu den Klassikern Band 36 Bange Hollfeld Obfr 1966 DNB 730147118 a b Rainer Apel Schillerfest 1998 Friede sei ihr erst Gelaute Programm zu Schillers Geburtstag 1998 In Dichterpflanzchen Schiller Institut Vereinigung fur Staatskunst e V abgerufen am 31 Oktober 2018 Glockengiesserei Grassmayr Glockengiesserei abgerufen am 3 November 2019 Gerhard Heruth Glocken fur St Nicolai In doebeln entdecken de Traditions und Forderverein Lessing Gymnasium Dobeln e V Mai 2012 abgerufen am 1 August 2019 Heribert Hoffmeister Anekdotenschatz Verl Praktisches Wissen Berlin 1957 S 177 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Fichtenbrennholz Kaminholz aus Fichte Infos amp Tipps In kaminholz wissen de Abgerufen am 2 November 2018 Stucken als Urform spatere Ausgaben haufig nur Stucke Bild des Originals c File Schiller Musenalmanach 1800 268 jpg auf Commons a b c Norbert Oellers Hrsg Gedichte von Friedrich Schiller Beleg fehlt Paul Celan etwas ganz und gar Personliches Briefe 1934 1970 Ausgewahlt herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann Berlin 2019 S 179 Klaus L Berghahn In Norbert Oellers Hrsg Gedichte von Friedrich Schiller a b Dieter Hildebrandt Hrsg Loch in Erde Bronze rin Schiller Parodien oder Der Spottpreis der Erhabenheit Munchen Sanssouci Hanser 2009 ISBN 3 8363 0163 6 a b Nachwort in Christian Grawe Hrsg Wer wagt es Knappersmann oder Ritt Schiller Parodien aus zwei Jahrhunderten Stuttgart J E Metzler Verlag 1990 ISBN 3 476 00684 0 S 232 233 Heinz Erhardt Die Entstehung der Glocke von Schiller oder Warum Schillers Glocke keinen Kloppel hat In Das grosse Heinz Erhardt Buch Hannover 1970 ISBN 3 7716 1283 7 S 18 21 Gefunden auf http kamelopedia mormo org index php Kuchen Werke Friedrich Schillers Dramatische Werke Die Rauber Semele Die Verschworung des Fiesco zu Genua Kabale und Liebe Korners Vormittag Don Karlos Wallenstein Wallensteins Lager Die Piccolomini Wallensteins Tod Maria Stuart Die Jungfrau von Orleans Die Braut von Messina Wilhelm Tell Die Huldigung der Kunste Demetrius Lyrik Hektorlied Hektor und Andromache An die Freude Resignation Die Gotter Griechenlandes Das verschleierte Bild zu Sais Die Teilung der Erde Der Spaziergang Xenien Der Handschuh Der Taucher Die Kraniche des Ibykus Der Ring des Polykrates Ritter Toggenburg Der Gang nach dem Eisenhammer Der Kampf mit dem Drachen Die Burgschaft Das Eleusische Fest Das Lied von der Glocke Nanie Der Antritt des neuen Jahrhunderts Das Siegesfest Prosa Der 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Wann schrieb Schiller Das Lied von der Glocke?

Friedrich Schiller veröffentlichte das Gedicht „Das Lied von der Glocke" im Jahr 1799. Es ist wohl das bekannteste deutsche Gedicht, gefürchtet und gehasst von vielen Schülergenerationen. Und am faszinierenden ist es immer wieder für mich, sehr alte Menschen in Altenheimen dieses Gedicht fehlerfrei zitieren zu hören.

Wo ist Schillers Glocke?

Zermatt, 1,608 m.

Wie heißt die Glocke bei Schiller?

Auf die drei Glocken mit den Namen „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ wurde das Motto aufgeteilt: Glaube – vivos voco, Hoffnung – mortuos plango, Liebe – fulgura frango.

Wo steht da werden Weiber zu Hyänen?

Friedrich Schiller kannte zwar noch keine Supermärkte oder Supermarktkassen, dennoch hat er schon 1799 in seinem „Lied von der Glocke“ treffend beschrieben, was da heutzutage abgeht: „ Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz, noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, zerreißen sie des Feindes Herz.