Wie viele Deutsche leben in der Schweiz

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Das Land der Berge bleibt das Land der Deutschen: Die Schweiz ist weiterhin das beliebteste Ziel für Deutsche, die auswandern wollen. Nirgendwo anders in Europa hatten laut EU-Statistikbehörde Eurostat so viele deutsche Bürger Anfang 2021 ihren Wohnsitz. Die Schweiz liegt damit im europäischen Vergleich vor Österreich und Spanien, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

Wie viele Deutsche leben in der Schweiz

Für die Beliebtheit des Landes gebe es mehrere Gründe, sagt Nils Witte, der am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zu Motiven für Emigration und Remigration forscht. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er in einer Studie deutsche Staatsbürger befragt, die im Zeitraum von 2017 bis 2018 aus der Bundesrepublik ausgewandert sind – ein Thema, das nach seinen Worten mit Blick auf sozialstrukturelle und migrationsmotivische Fragestellungen bisher kaum untersucht worden ist.

Das Grundmotiv für Emigration sei stets eine Verbesserung des Lebensstandards. Früher waren häufig Kriege, Hungersnöte oder Vertreibungen der Aus­löser. Heute sind es unter anderem berufliche Chancen: „Die Schweiz ist beliebt, weil es dort Karriereoptionen gibt, die zu einer Verbesserung des Lebensstandards führen können. Außerdem gibt es eine räumliche Nähe zu Deutschland und geringe sprachliche Hürden“, sagt Witte. Unter den Auswanderern seien vor allem Akademiker oder Personen mit höheren Schulabschlüssen.

Normaler Bestandteil unseres Lebens

Die Studie des BiB ergab, dass „finanzielle Gründe ein Auswanderungsmotiv für 58 Prozent der deutschen Auswanderer in die Schweiz, aber nur für knapp 30 Prozent der deutschen Auswanderer in andere Staaten“ waren. Berufliche Gründe spielten bei 77 Prozent der Auswanderer in die Schweiz eine Rolle als Motiv, in andere Staaten nur bei 59 Prozent. Kaum prozentuale Unterschiede gab es bei denen, die ihre Auswanderungen unter anderem mit dem „persönlichen Lebensstil“ begründeten.

Die Auswandererzahlen steigen seit 1991. Waren es im Jahr nach der Wende noch knapp 600.000 Menschen, die Deutschland verlassen haben, erreichte die Zahl 2016 mit mehr als 1,3 Millionen ihren Höchststand. Die Zahlen der Wanderungsstatistik seien jedoch mit Vorsicht zu genießen, sagt Witte. „Der Peak 2016 hänge auch mit einer Änderung der statistischen Erfassung zusammen, weil Wegzüge nach ‚unbekannt‘ als Wegzüge ins Ausland gewertet wurden.“ Nichtsdestotrotz beobachten er und seine Kollegen seit 1991 einen positiven Trend zur Auswanderung. „Wir sehen, dass es zunehmend normal wird, eine gewisse Zeit im Ausland zu verbringen.“ Viele kehrten auch wieder zurück. „Ein gewisser negativer Saldo bleibt jedoch, da mehr ins Ausland gehen als zurückkommen.“

Laut Witte wandern oft die Deutschen aus, „die früher schon mal im Ausland gewesen sind, oder die einen Migrationshintergrund haben“, sagt Witte. Generell habe sich der Blick auf Migration verändert. Früher sei das oft ein singuläres Ereignis gewesen: „Eine Person ist an Bord eines Schiffes gegangen, in die USA gereist und hat dort bis zum Ende ihres Lebens gelebt“, sagt Witte: „Mittlerweile werden Auslandsaufenthalte aber immer mehr zum normalen Bestandteil unseres Lebens.“

Star-Ökonom warnt vor Umzug in die Schweiz «Liebe Deutsche, glorifiziert die Schweiz nicht so»

Die Schweiz ist das liebste Auswanderungsland der Deutschen. Viele von ihnen kommen aber mit falschen Erwartungen. Ein Schweizer Ökonom, der in Deutschland wohnt, spricht nun eine öffentliche Warnung aus.

«Die Schweiz ist nicht so perfekt und Deutschland nicht so lausig, wie einige es beurteilen!»

15'000 Deutsche sind im Jahr 2020 in die Schweiz ausgewandert. Mehr als 300'000 Deutsche leben hierzulande, sie stellen nach den Italienern die zweitgrösste Ausländergruppe dar. Der Grund liegt auf der Hand: Geld. In der Schweiz sind die Löhne schliesslich deutlich höher als bei unserem nördlichen Nachbarn.

Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar (64), Wirtschaftsprofessor an der Universität Hamburg (D), hält nun in der deutschen Zeitung «Die Welt» eine Brandrede gegen die Auswanderung in die Schweiz. «Die Schweiz ist nicht so perfekt und Deutschland nicht so lausig, wie einige es beurteilen!», schreibt Straubhaar.

Star-Ökonom und Lockdown-Gegner

Straubhaars Wort hat Gewicht, er gilt in Deutschland als Star-Ökonom und polarisierte in der Vergangenheit unter anderem mit seiner Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen sowie mit seiner Kritik an den Corona-Lockdowns.

In seinen Augen ist die Verlockung der hohen Schweizer Löhne ein Trugschluss. Aus der Ferne betrachtet erscheine die Schweiz «manchen Deutschen wie das Paradies auf Erden», fährt der renommierte Wirtschaftsprofessor fort. Sie würden das Dasein in der Schweiz allerdings «völlig überzogen glorifizieren».

Die Löhne in der Schweiz seien zwar höher, die Steuern und anderen Abgaben tiefer. Dafür sind auch die Lebenshaltungskosten hierzulande deutlich höher, etwa für das Wohnen. In der Schweiz leben weniger als 40 Prozent der Leute in einem Eigenheim, in Deutschland sind es immerhin 50 Prozent. Wer mietet, bezahlt mehr. «Die Schweiz ist ein Volk der Mieter und ein Eigenheim bleibt Privileg, Luxus und ein für die meisten unerfüllbarer Traum.»

Ökonom Thomas Straubhaar (63): «Es wäre dringend nötig, alle Schweizer zu tracken»(01:09)

Schweizer arbeiten 500 Stunden länger als Deutsche

Daneben seien auch die Gesundheitskosten hierzulande deutlich höher, moniert Straubmann. Kommt hinzu, dass in der Schweiz trotz höherer Prämien viele Leistungen nicht von der Grundversicherung gedeckt seien, die in Deutschland dazugehören, etwa Zahnarztbehandlungen.

In der Schweiz werde ausserdem länger gearbeitet: Durchschnittlich sind es 2000 Stunden pro Jahr. In Deutschland gerade einmal 1500 Stunden! Die Deutschen haben im Schnitt unter anderem eine Woche länger Ferien als die Schweizer.

Umzug für Coiffeure oder Gastro-Personal lohnenswert

Für eine Bevölkerungsgruppe lohne sich das Auswandern von Deutschland in die Schweiz aber tatsächlich, findet Straubhaar: Für Menschen im personenbezogenen Dienstleistungssektor – etwa Gastro-Mitarbeitende, Pflegende, Coiffeure oder Reinigungskräfte. In der Schweiz gelte, «dass guter Service auch gutes Geld kosten darf».

Für die «Masse der Bevölkerung» allerdings, so Straubhaar, «unterscheiden sich Alltag und Lebensstandard in Deutschland und der Schweiz weit weniger, als es beim reinen Vergleich von Durchschnittszahlen oder durch flüchtige Urlaubseindrücke der Fall zu sein scheint.»

Von Hamburg zurück in die Schweiz zu ziehen, weil er hier mit mehr Lohn rechnen kann? Kein Thema. «Deutschland ist mein Zuhause und wird es bleiben.» (sfa)

Wie viel Prozent Deutsche leben in der Schweiz?

Von den knapp 301'000 in der Schweiz lebenden Deutschen sind rund 240'000 in Deutschland geboren, was einem Anteil von 80 % entspricht. Die knapp 305'000 Deutschen in der Schweiz stellen einen Anteil von 3,6 % der Bevölkerung in der Schweiz dar.

Welche Nationalität gibt es am meisten in der Schweiz?

Ende 2021 lebten rund 328.252 italienische Staatsangehörige in der Schweiz. Damit waren Italiener die größte ausländische Bevölkerungsgruppe.

Kann man als Deutscher in der Schweiz leben?

Die Schweiz ist kein Mitglied der Europäischen Union. Als EU-Bürger haben Deutsche allerdings die volle Personenfreizügigkeit in der Schweiz. Ihnen stehen damit die gleichen Rechte zu wie schweizerischen Arbeitnehmern. Für die Einreise in die Schweiz genügt ein Reisepass oder ein Personalausweis.

Wie viele Schweizer leben in Deutschland?

Über 60 Prozent sind in der Europäischen Union beheimatet, davon rund drei Viertel in unseren direkten Nachbarländern. Ende 2015 lebte die mit Abstand grösste Schweizer Gemeinschaft in Frankreich (198'647), gefolgt von Deutschland (86'774).