Wie viel kostet ein Handy Display reparieren?

Was tun, wenn das Smartphone zu Boden kracht und man nicht um eine Reparatur herumkommt, weil das Display defekt ist? Die Rundum-sorglos-Variante heißt: einen Reparaturdienst suchen und gut ist. Doch wenn sich das Vorhaben wirtschaftlich nicht mehr lohnt, müssen Sie sich nach einer Alternative umschauen und die heißt: selbst reparieren.

Apple-Display preiswert reparieren

Apples Popularität und Marktpräsenz lockt viele Ersatzteil-Hersteller und -Händler auf den Plan. Da Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, sind Ersatzteile oft zu Dumpingpreisen erhältlich. Da wird so ein Displayschaden auf einmal nicht mehr zum finanziellen Fiasko, sondern kann locker vom Taschengeld bezahlt werden.

Selbst machen und Geld sparen

Ein Ersatzdisplay für in die Jahre gekommene Geräte wie zum Beispiel das iPhone 8 Plus gibt es von unzähligen Händlern schon ab rund 30 Euro. Die Auswahl für Displays anderer Smartphone-Hersteller ist deutlich überschaubarer, die Preise sind teils deutlich höher. So kostet ein Ersatzdisplay für das betagte Einsteiger-Smartphone Samsung Galaxy M30s mit rund 50 Euro deutlich mehr.

Es geht aber noch günstiger!

Wer sich nicht vor noch mehr Arbeit scheut, gerne mit UV-Klebern hantiert und ein sehr ruhiges Händchen hat, bekommt bereits für 10 Euro die einfache Glasscheibe des Displays. Diese Art der Reparatur ist aber noch einmal deutlich aufwendiger und weitaus fehleranfälliger als der komplette Wechsel. Hier behält man das meist heil gebliebene Display und die Touch-Einheit und tauscht nur das gesprungene Glas davor. Das Vorgehen: Mit Wärmezufuhr löst man zuerst den Kleber an, um dann, und das ist die größte Herausforderung, das kaputte Glas von dem heilen Display sauber zu trennen. Dabei kann das Display leider auch schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Zusammenführen von neuem Glas und altem Display mit dem UV-Kleber bedarf nicht nur weiterer Gerätschaften, es ist obendrein nur für geübte Hände empfehlenswert: Die Chancen, sein Display vollständig zu ruinieren, stehen bei Anfängern nicht schlecht. Diese smarte Art der Reparatur empfiehlt sich also eher nicht für Gelegenheitsschrauber.

Mit allem Drum und Dran

Möchten Sie sich Arbeit und Stress ersparen, können Sie auch komplette Displayeinheiten bekommen. Die verfügen über weitere Komponenten wie Kamera, Rahmen, Home-Button und alles andere, was sonst noch in der Front steckt. Es lohnt also eine genaue Bestandsaufnahme: Wenn weitere Teile beim Sturz ebenfalls Schaden genommen haben, sollten Sie natürlich gleich zu der Komplettlösung greifen. Diese Sets sind ab rund 40 Euro (Apple iPhone 8 Plus) und 80 Euro (Samsung Galaxy M30s) zu haben.

Das benötigte Werkzeug

Die bei einem Displaytausch benötigten Werkzeuge wie Schraubendreher, Spatel und Saugnapf fürs Zerlegen der Gehäuseteile, bekommt man oft mitgeliefert, wenn auch nur in sehr einfacher Qualität. Wer ein iPhone-Display tauschen will, ist hier im Vorteil: Apple verschraubt alle Einzelkomponenten reparaturfreundlich. Bei vielen Android-Smartphones kommt man nicht so leicht davon: Hier müssen Sie oftmals andere Gehäuseteile entfernen, bevor Sie zum eigentlichen Display kommen – und die sind oftmals auch noch verklebt. Um die Kleber zu entfernen, benötigen Sie in der Regel Hitze. Als günstige Möglichkeit empfehlen in vielen Foren Teilnehmer oftmals Haar- oder Heißluft-Föhne. Das kann man durchaus machen, man sollte sich aber mangels Temperaturkontrolle seiner Sache sehr sicher sein. Idealerweise nutzen Sie hier Geräte mit Temperaturregelung, wie zum Beispiel einen Vakuumtrenner mit Heizplatte, der natürlich nicht im Lieferumfang enthalten ist. Ebenso selten ist das flexible Bindemittel zum abschließenden Verkleben des neuen Displays mitgeliefert. Das sollten Sie bei der Auswahl des Displays kontrollieren und gegebenenfalls gleich anderweitig dazubestellen, zum Beispiel den flexiblen Kleber B-7000.

Originalteil oder von Drittanbietern?

Sie ahnen es vielleicht schon: Diese günstigen Ersatzteil-Preise kommen natürlich nicht direkt von den Herstellern, es sind also keine Original-Ersatzteile. Findige Hersteller haben schon vor Jahren den Markt für sich entdeckt und bieten entsprechende Ersatzteile an. Das ist erst einmal nicht weiter problematisch, in vielen Bereichen der Ersatzteilversorgung gibt es Fremdhersteller, die sich auf diese Märkte spezialisiert haben. Am Ende kommt es natürlich darauf an, ob das Ersatzteil den Erwartungen gerecht wird. Von der Passgenauigkeit her gibt es selten etwas zu meckern. Die Teile werden industriell gefertigt und man scheint sich weitestgehend an die Baupläne der Hersteller zu halten.

Einschränkungen in der Bildqualität

Hier muss man oft Abstriche in Kauf nehmen. So zeigten sich in allen Display-relevanten Testmessungen im Vergleich zum Originaldisplay von unserem Testkandidaten iPhone 8 Plus Verschlechterungen: Die Helligkeit ging von 681 cd/m2 auf 510 cd/m2 zurück, Kontrast und Farben litten ebenfalls deutlich. Klar: Diese Einbußen nimmt man sicherlich nicht gerne in Kauf. Aber das ist bei vielen alten Geräten und kleinem Budget die letzte Möglichkeit, bevor das Smartphone in die Wertstofftonne wandert.

Kompatibilität der Ersatzteile

Einige Funktionen können beim Wechsel auf Drittanbieter-Ersatzteile auf der Strecke bleiben. Nach dem Tausch unseres iPhone 8 Plus Displays verabschiedete sich zum Beispiel die True-Tone-Funktion auf Nimmerwiedersehen. Die automatische Regelung der Display-Helligkeit konnte man noch anwählen, sie verweigerte aber den Dienst. Der Hersteller des Ersatz-Displays hat wohl einige Anforderungen seitens Apple nicht ausreichend umgesetzt. Den Home-Button haben wir vom alten Display übernommen: Zum Glück, denn ohne das Originalteil schaltet Apples iOS generell den Fingerabdrucksensor nicht frei.

Samsung-Smartphones haben im Unterschied zu den iPhones pro Typ teils unterschiedliche Ausführungen. So gibt es beispielsweise Geräte mit und ohne Fingerprint-Sensor im Display (zum Beispiel fürs Samsung Galaxy A 50). Das sollte man beim Ersatzteilkauf beachten! Doch auch die Händler kommunizieren das nicht immer sauber. Wir bestellten ein Ersatzdisplay mit Original-Spezifikationen für das M30s, der Händler lieferte uns aber ein Exemplar mit einer anders dimensionierten LCD-Fläche. Das sah man natürlich erst nach erfolgreichem Wechsel, als sich das Display das erste Mal erhellte. Vermutlich stellen die Produzenten aus Kostengründen identische Displays für mehrere Modelle her – individuelle Anpassungen beachten sie dabei nicht.

Wie Apple, Samsung und andere Hersteller zukünftig bei der Verifizierung nicht originaler Ersatzteile entscheiden, lässt sich schwer vorhersagen. Die Vergangenheit zeigte zumindest eine Akzeptanz von nicht originalen Komponenten, die aus der generellen Grund-Funktionsfähigkeit abzuleiten ist. Es ist jedoch nicht komplett auszuschließen, dass bei künftigen Betriebssystem-Updates Bauteile von Drittherstellern Probleme bereiten.

Es gibt aber auch Positives zu vermelden: So hat Apple Mitte 2020 nach all den Jahren der Ersatzteil-Politik-Kritik reagiert und den Zugang zu seinen Original-Ersatzteilen auch freien Werkstätten ermöglicht. Das bedeutet: Diese Werkstätten dürfen mittlerweile auch die Originalersatzteile verbauen. Das merkt man dann nicht nur an der Qualität, sondern auch an deutlich teureren Reparaturkosten, denn: Die Preise für Original-Ersatzteile sind um ein Vielfaches höher.

Garantie nach der Reparatur

Wer einmal selbst sein Smartphone geöffnet und darin etwas verändert hat, den schließen Apple und auch Samsung kategorisch aus Garantieleistungen aus. Das ist wenig überraschend, das machen alle Hersteller so. Ein entscheidender Haken kommt aber hinzu: Sollte etwas anderes kaputtgehen und man sieht sich im Apple Store vor dem Tresen wieder, schickt der Mitarbeiter einen in der Regel unverrichteter Dinge nach Hause. Apple nimmt keine Geräte mehr an, die unqualifizierte Stellen vorher repariert haben.

Gelegenheit nutzen: Akkutausch

Wenn Sie das Smartphone eh öffnen, lohnt sich vorab ein Blick auf die Akku-Performance. Lässt die ebenfalls zu wünschen übrig, wäre es sinnvoll, gleich in einen neuen Energiespeicher zu investieren. Hier verhält es sich ähnlich wie bei den Displays: Apples alte Garde kann ab 10 Euro wieder mit neuen Akku-Leistungen aufwarten. Samsungs Energiespeicher sind preislich etwas weiter oben angesiedelt.

Fazit

Es gibt Qualitätsunterschiede zum Original-Display und der Tausch ist nicht für jedermann so einfach umzusetzen – man braucht dazu schon etwas Mut und Geschick. Am Ende ist der Wechsel der kompletten Einheiten der einfachste Weg und für unerfahrene "Erstwechsler" zu empfehlen. iPhone-Besitzer haben es grundsätzlich einfacher: Der Umgang mit Hitze und Kleber entfällt. Ein Samsung-Display raus und wieder rein zu bekommen, ist schon eine ganz andere Hausnummer. Tipp: Es empfiehlt sich, in ein ordentliches Werkzeug-Set zu investieren, zum Beispiel das iFixit Elektronik-Reparatur Werkzeug-Set, da hier viele Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die den Tausch-Erfolg erhöhen. Weiterhin hält so ein hochwertiges Set viele Jahre. Aber aufgepasst: Wenn sich herumspricht, dass Sie erfolgreich ein Display gewechselt haben, werden Sie in Zukunft des Öfteren für Freunde und Familienangehörige den Schrauber schwingen – versprochen!