Wie viel Eisen maximal am Tag?

Welches ist eigentlich die richtige Eisenmangel-Therapie für mich?

Nicht jede Konzentrationsschwäche bedeutet Eisenmangel, nicht bei jedem Eisenmangel treten Blässe, Haarausfall, brüchige Fingernägel oder andere typische Eisenmangel-Symptome auf. Falls Sie bei unklaren Symptomen das Gefühl haben, es könnte ein Eisenmangel bei Ihnen vorliegen, sollten Sie Ihren Arzt aufzusuchen. Zur Abklärung Ihres Eisenstatus und ggf. zur Einleitung einer geeigneten Eisentherapie bedarf es einer verlässlichen Diagnose und Ursachenabklärung durch Ihren Arzt.

Basis aller weiteren Maßnahmen ist es, die Ursache zu erkennen und, wenn möglich, zu behandeln. Bei Männern und postmenopausalen Frauen die nicht in eine Eisenmangel-Risikogruppe fallen, sollten immer weitere körperliche Untersuchungen erfolgen, um abzuklären, ob eventuell innere Blutungen vorhanden sind. Auch Frauen mit Hypermenorrhoe sollten mit Ihrem Frauenarzt besprechen, ob Maßnahmen zur Behandlung ihrer verstärkten Menstruationsblutung für sie in Frage kommen. Gleichzeitig sollte begonnen werden, die Ernährung auf eine möglichst eisenreiche, aber trotzdem ausgewogene Kost umzustellen. Da dies durch eine geschickte Lebensmittelauswahl und -kombination nur bis zu einem gewissen Grad machbar ist, wird häufig noch zusätzliches Eisen benötigt.9

Die Regelmechanismen unseres Körpers zur Aufrechterhaltung der Eisenbalance geben uns wichtige Anhaltspunkte zur richtigen Therapiewahl: Entsprechend der physiologischen (d.h. der natürlichen) Eisenaufnahme des Körpers ist die orale Eisengabe  (oral = über den Mund) im Regelfall die „first line“ Therapie (first line = zuerst anzuwendende) in den offiziellen Empfehlungen zu Eisenmangel und Eisenmangel-Anämie.

Die intravenöse Eisengabe (intravenös = über den venösen Blutkreislauf) ist als „second line“ Therapie erst zweitrangig oder nur unter bestimmten Umständen anzuwenden.9

Verschiedene medikamentöse Strategien zur Behandlung des Eisenmangels1

Orale Eisentherapie - Der natürliche Weg zur Therapie der Eisenmangelanämie über den Mund

Zusätzliches Eisen sollte möglichst oral (über den Mund) in Kapsel- oder Tablettenform zugeführt werden, da bei oraler Eisenaufnahme die Gefahr einer Eisenüberladung aufgrund des körpereigenen Regelmechanismus gering ist. Auch können so mögliche Risiken allergischer Reaktionen bei parenteraler (über den Blutkreislauf) Eisenzufuhr vermieden werden.

Dass für die orale Eisenaufnahme ein natürlicher Regelmechanismus vorgesehen ist, zeigt u.a. die Tatsache, dass der Körper bei abnehmendem Eisenstatus die Eisenaufnahme im Zwölffingerdarm (Duodenum) von sonst etwa 5-10% auf bis zu 50% steigern kann, d.h. je niedriger der Hb-Wert desto mehr Eisen kann der Körper aus einer Dosis verwerten.9

Eine Herausforderung bei der oralen Zufuhr von Eisen ist die relativ schlechte Magenverträglichkeit des Eisens, insbesondere des besser verfügbaren 2-wertigen Eisens (Fe2+). Ein bis zwei Stunden nach Einnahme auf nüchternen Magen berichten einige Betroffene – insbesondere bei Präparaten, die schon im Magen das Eisen freisetzen - über Magenbeschwerden und Übelkeit. Dabei sind die Beschwerden umso größer, je höher die Eisendosis ist.

Diese typische Magenunverträglichkeit von Eisens kann jedoch gelindert werden:19

  • durch die Wahl eines Präparates, welches das Eisen nicht schon im Magen, sondern erst im Darm freisetzt, sowie
  • notfalls durch die gleichzeitige Einnahme des Eisens mit einer Mahlzeit.

Beides kann aber zu Lasten der Eisenresorption, d.h. der Eisenaufnahme vom Darm ins Blut, gehen, was allerdings durch eine Verlängerung der Therapiedauer ausgeglichen werden kann.19

  Ansonsten gilt bei der oralen Eisengabe - wie bei der normalen Ernährung auch: die zeitgleiche Aufnahme sogenannter Resorptionshemmer wie calciumreiche Milchprodukte mindert die Eisenresorption aus den Eisenpräparaten.

Dadurch, dass relativ viel Eisen bei oraler Eisentherapie wieder über den Darm ausgeschieden wird, können auch andere Nebenwirkungen auftreten wie z.B. unbedenklicher schwarz verfärbter Stuhl, Magen-Darm-Unverträglichkeiten wie z.B. Verstopfung oder Durchfälle, vor allem am Anfang der Therapie. Diese können aber entweder mit ausgleichender ballaststoffreicher Nahrung behoben oder symptomatisch mit entsprechenden Mitteln behandelt werden. Auch eine Veränderung der Dosierung (Bsp: 2 x 50 statt 1 x 100 mg) kann mit dem Arzt besprochen werden, um solche Nebenwirkungen zu vermeiden 19

Zur oralen Eisengabe stehen zahlreiche Präparate zur Verfügung. Aufgrund ihrer besseren Eisenverfügbarkeit werden 2-wertige Eisenpräparate bevorzugt. Der Eisenanteil pro Einnahmeeinheit schwankt zwischen 25 und 100 mg. Je nach Alter und Körpergewicht liegt die Standarddosierung  bei 50-100 mg pro Tag. Es ist wichtig, dass die Eisengabe über mehrere Wochen bis Monate durchgeführt wird, um zunächst das Eisendefizit im Blut auszugleichen und danach auch die Eisenspeicher wieder vollständig aufzufüllen.19

Richtwerte und Empfehlungen der DGHO zur oralen Eisentherapie9

  • Anfangsdosis = 50-100 mg Fe2+ pro Tag. Bei Vorliegen von Blutungen können höhere Dosen erforderlich sein.
  • Die Einnahme sollte möglichst nüchtern, mindestens ½ bis 1 Stunde vor oder nach dem Essen erfolgen. Bei anhaltender Unverträglichkeit sollte nach Ausschöpfen der o.g. Kompromisse zunächst ein anderes Präparat verabreicht werden.
  • Eine Substitution von Eisen sollte mindestens 3 Monate nach Verschwinden der Anämie fortgesetzt werden.
  • In Ausnahmefällen kann eine lebenslange niedrig-dosierte Eisensubstitution erforderlich sein.
  • Die Wirkung der Eisensubstitution ist 14 Tage nach deren Beginn anhand des Anstiegs der Retikulozyten (= neu gebildete rote Blutkörperchen) und des Hämoglobins zu überprüfen.
  • Das Hämoglobin sollte nach 4 Wochen um etwa 2 g/dl angestiegen sein.
  • Weitere Kontrollen erfolgen alle 4 Wochen bis zur Normalisierung des Hämoglobinwertes.
  • Vier Wochen nach der letzten Eiseneinnahme wird eine Bestimmung des Ferritins zur Kontrolle der Eisenspeicher empfohlen.
  • Ziel ist neben der Normalisierung des Hämoglobinwertes ein Ferritinwert von 100 μg/l.
  • Nach Normalisierung des Hämoglobins sind je nach zugrundeliegendem Krankheitsbild Kontrollen von Blutbild und Ferritin in 3-monatlichen Intervallen für ca. 1 Jahr zu empfehlen.

Lesen Sie hier mehr zu den folgenden Formen der oralen Eisentherapie:

  • Eisentabletten / -kapseln
  • Eisensaft / -tropfen
  • Nahrungsergänzung
  • Homöopathie

Leitliniengerechte medikamentöse Behandlung von Speichereisenmangel und Eisenmangel Anämie

Jeder Eisenmangel, der das Stadium einer gestörten Blutbildung, der Eisenmangel-Anämie, erreicht hat, ist eine Indikation zur Verordnung von Eisen. Dagegen soll laut offizieller Leitlinie eine Eisenverordnung bei Speichereisenmangel mit niedrigem Serum-Ferritin, in diesen Fällen erfolgen9:

  • in der Schwangerschaft,
  • bei dialysepflichtigen Patienten oder
  • bei Hochleistungssportlern sowie
  • bei Patienten mit einer zuvor behandelten Eisenmangelanämie bei erneutem Auftreten eines Speichereisenmangels.

Ziel der medikamentösen Therapie ist die nachhaltige Normalisierung der Hämoglobinkonzentration und des Gesamtkörpereisens.

Die Behandlung von Eisenmangel besteht nach den offiziellen Leitlinien in zwei Maßnahmen (s. Maßnahmen zur Normalisierung des Gesamtkörpereisens nach DGHO), die in der Regel gleichzeitig eingeleitet werden.9

Maßnahmen zur Normalisierung des Gesamtkörpereisens nach DGHO9

1. Beseitigung von Eisenmangel-Ursachen oder Mitursachen

  • Beseitigung chronischer Blutverluste, z.B. durch gynäkologische Maßnahmen bei überstarker Monatsblutung, vor allem bei Myomen (gutartige Muskeltumore)
  • Behandlung einer Refluxkrankheit (Rückfluss mit Sodbrennen) mithilfe von sog. Protonenpumpenhemmern
  • Ersatz von blutverdünnenden Schmerzmitteln wie Acetysalicylsäure (ASS) durch einen sog. Cox-3-Hemmer
  • Behandlung von Hämorrhoiden und Polypen
  • Erfolgreiche Behandlung einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung
  • Umstellung der Ernährungsgewohnheiten bei streng vegetarischer Ernährung
  • Verbesserung der Eisenresorption, z.B. durch Behandlung einer Helicobacter pylori (Stäbchenbakterium im Magen) positiven Magenschleimhautentzündung.

2. Medikamentöse Eisengabe

Parenterale Eisentherapie - Therapie der Eisenmangelanämie über das Blut

Die parenterale Eisengabe über das Blut ist verschreibungspflichtig und kann nur von Ihrem Arzt angeordnet werden. Dabei sollte sie nur als Alternative angewendet werden, falls einer der folgenden Gründe vorliegt:

Wenn der Patient19

  • zwei verschiedene orale Eisenpräparate nicht vertragen hat oder
  • eine Eisenresorptionsstörung aufweist oder
  • die orale Medikation nicht ausreicht oder
  • Tumorpatient ist,

dann ist eine parenterale Gabe von Eisen möglich. Zu diesem Zweck stehen mehrere Präparate zur Verfügung.9

Die genaue Anwendung und Dosierung richtet sich nach den Herstellerangaben.

Für die sehr speziellen Behandlungsleitlinien bei den verschiedenen Grunderkrankungen sei an dieser Stelle auf die aktuellen Leitlinien der DGHO verwiesen.9

Lesen Sie hier mehr zur Möglichkeit der parenteralen Eisentherapie über das Blut:

  • Eiseninfusionen

Kann man sich mit Eisen überdosieren?

Eisen ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, aber die Einnahme von zu viel Eisen kann zu schweren Symptomen, Leberschäden und sogar zum Tod führen. Die Symptome stellen sich schrittweise ein und beginnen mit Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen.

Wie viel mg Eisen sind gefährlich?

Mehr als 5 mg Eisen täglich sollten man nicht ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn etwa 5 von 1.000 Nordeuropäern haben eine Genvariante, mit der der Körper zu viel Eisen speichert (Eisenspeicherkrankheit). In solchen Fällen drohen bei erhöhter Eisenzufuhr Schäden an der Leber, am Herz und an den Gelenken.

Wie viel Eisen pro Tag bei Eisenmangel?

Eine Eisenmangelanämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration eisenmangelbedingt unter den alters-, bzw. geschlechtsspezifischen Normwert absinkt. Dieser beträgt nach WHO 12 g/dl für Frauen und 13 g/dl für Männer.

Wie viel ist zu viel Eisen?

Die Hauptursache für deutlich erhöhte Eisenwerte (um 800 μg/L Ferritin und mehr) ist Hämochromatose, auch Eisenspeicherkrankheit genannt. Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung bei der zu viel Eisen im Darm aufgenommen wird.