Wie heißen die Hauptstädte von Polen?

In nahezu jedem Ratespiel taucht irgendwann die Frage nach einer Hauptstadt auf. Berlin, Paris und London sind noch vergleichsweise einfach. Spätestens bei karibischen Kleinstaaten kommt man aber dann doch ins Trudeln. Hier die Liste aller Hauptstädte, sortiert nach Kontinenten.

Alle Einwohnerzahlen beziehen sich ausschließlich auf das eigentliche Stadtgebiet, nicht jedoch auf Metropolregionen oder Landkreise.

In der Verfassung der Volskrepublik Polen von 1952 wurde zum ersten Mal in der Geschiche des Landes festgestellt, dass Warschau die Hauptstadt von Polen ist. Obwohl dieser Artikel nur eine Selbstverständlichkeit regelte, war die Führungsrolle Warschaus nicht immer gegeben. Im Mittelalter lag die Stadt lag nicht auf einem bedeutenden Handelsweg, hatte trotz der Nähe zur Weichsel keinen Warenumschlagplatz, war sehr schlecht geschützt und hatte im Umland nur Holz als Exportgut. Und dennoch stieg Warschau nach und nach zur wichtigsten Stadt der Region Masowien und schließlich zum Zentrum des Königreiches Polen-Litauen auf. Heute ist sie die absolute Nummer Eins in Polen und ist ein osteuropäisches Wirtschaftszentrum.  

Inhalt

Die wichtigste Stadt in Masowien

Wie heißen die Hauptstädte von Polen?
Das historische Masowien auf dem Gebiet des heutigen Polen

Von 1351 bis 1526 war die historische Region Masowien größtenteils ein Lehen des Königs von Polen und ein in gewissen Bereichen unabhängiges Herzogtum. Die Könige von Polen warfen jedoch ein Auge auf die Ländereien im mittleren Verlauf der Weichsel und drangen stets danach, dieses Gebiet in das Königreich zu inkorporieren. Dieser Prozess war in den Jahren 1462 – 1476 äußerst intensiv und wurde 1526, mit dem Tod der letzten Herzöge von Masowien, endgültig abgeschlossen. Als Teilgebiet des Königreiches wurde die Wojewodschaft Masowien mit der Hauptstadt in Warschau gegründet. Die Wojewoden waren damals die Vertreter der Könige. Heute sind sie die Augen und Ohren der polnischen Premierminister.

Der vorausgegangene Aufstieg zur wichtigsten Stadt in Masowien war ebenfalls nicht voraussehbar. Eine bessere Ausgangsposition hatte das 35 km weiter südlich gelegene Czersk mit einer großen Burg. Unglücklicherweise änderte die Weichsel, die auch durch Warschau fließt, bei Czersk im 14. Jahrhundert den Verlauf und entfernte sich einige Kilometer nach Osten, was heute sehr gut sichtbar ist. Plötzlich war die Stadt und auch die Burg zu weit vom Fluss entfernt und wurde im Laufe der nächsten Jahre von Volk und Herr verlassen. Czersk verschwand von der Bildfläche und ist heute ein Dorf mit nicht mal 1000 Einwohnern. Die Fürsten suchten sich eine neue Residenz und fanden die schnell wachsende Stadt Warschau. Wir schreiben das Jahr 1413. 

Aufstieg im Königreich

Wie heißen die Hauptstädte von Polen?
Als neues Mitglied im Königreich Polen-Litauen begann Warschaus imposanter Aufstieg zum politischen Zentrum.

Alles begann 1529, nur drei Jahre nach der Inbesitznahme der Region durch die Könige, mit der Entscheidung der polnischen Landesherren, dass der Generalsejm in Warschau tagen soll. 1556 und 1557 folgen weitere Gipfeltreffen der politischen Führung. Für solche Ereignisse benötigte die Stadt eine Infrastruktur. Der ehemalige Fürstenhof, der an die Altstadt angrenzte, wurde zur königlichen Residenz ausgebaut, entlang des heutigen Königsweges ließen die polnischen Magnaten imposante Paläste errichten, berühmte Persönlichkeiten ,wie Anna Jagiellonica, verlegten ihren Lebensmittelpunkt nach Warschau und auch die Könige von Polen verbrachten hier immer öfter einige Wochen oder gar Monate. König Sigismund II. August, der letzte König aus der Jagiellonendynastie, verlegte sogar eine seiner Residenzen nach Warschau. Das führte auch zum starken Anwachsen der Anzahl der Juden, die sich nur während der Sejmtagungen auf dem Stadtgebiet aufhalten und Handel treiben durften (siehe dazu: Geschichte der Juden in Warschau bis 1527). Aber auch andere Gruppen nutzten das Aufblühen der Stadt und ließen sich hier nieder. Warschau schreitet seinem Goldenen Zeitalter entgegen. Wir schreiben das Jahr 1569.

Freie Wahl der Könige von Polen

1569 folgte der womöglich alles entscheidende Moment auf dem Weg zur städtisch-bürgerlichen Dominanz. Auf dem Generalsejm in Lublin entschieden die verehrten Herren, dass in der neu gegründeten Realunion zwischen Polen und Litauen die Könige von Polen nach dem Tod von Sigismund II. August dem Jagiellonen in Warschau gewählt werden. Und nicht nur das: auch sollten alle zukünftigen Sejmtage in Warschau stattfinden (bis dahin gab es keinen festen Tagunsort). Diese Entscheidung verlegt das politische Zentrum endgültig in eine Stadt, die erst 150 Jahre zuvor in Erscheinung getreten ist.

Sigismund II. August stirbt 1572, die Jagiellonendynastie hat keine männlichen Vertreter und verschwindet in die Geschichtsbücher. Die einstigen König von Polen,  Böhmen, Ungarn und Kroatien sowie Großfürsten von Litauen hinterlassen ein Großreich von nahezu einer Million Quadratkilometer, dessen Zentrum sich von nun an in Warschau befinden soll.

Königliche Residenz

Es gibt bei dieser Geschichte einen kleinen Haken, nämlich Krakau! Warschau war nämlich nur die Stadt für die Wahlen und Parlamentstage. Die gewählten Kandidaten mussten nach der Wahl 300 km nach Süden reisen, um sich in Krakau zum König von Polen und Großfürsten von Litauen krönen zu lassen. Lediglich die letzte Krönung von Stanislaw August Poniatowski 1763 wurde in Warschau zelebriert. Die Strafe dafür war die Abdankung 1795 und ein Tod ohne königliche Ehren in St. Petersburg. Auch die meisten königlichen Hochzeiten wurden in Krakau gefeiert. Wenn der König schließlich verstarb, fand er seine letzte Ruhestätte auf dem Wawelberg in Krakau, welches bis zum Ende der Königlichen Republik Polen-Litauen 1795 die Krönungs-, Hochzeits- und Begräbnisstadt der Könige von Polen blieb. Nur hier konnte man seine Legitimation für die Krone erwerben. Und wie kommen die Könige nun von da nach Warschau? Um das zu beantworten, müssen wir kurz einen Sprung nach Schweden machen.

1587 wird Sigismund III. Wasa von Schweden zum König von Polen gewählt. Ausschlaggebend für seine Wahl war seine jagiellonische Mutter und letzte lebende Vertreterin der Jagiellonendynastie. In Krakau stellte er schließlich fest, dass die Stadt, im Südwesten seiner neuen Heimat gelegen, sehr weit vom eigentlichen politischen und militärischen Geschehen des Landes liegt. Daher brannte schließlich „zufällig“ der königliche Palast in Krakau und der König musste für die Zeit der Restaurierung in eine andere Stadt ziehen. Warschau schien ihm die einzig mögliche Alternative. Dort ließ er in den Jahren 1598 – 1619 die königliche Residenz in die heute sichtbare Form umbauen. Nach Krakau kehrte er nie wieder zurück. Seine Nachfolger, zwei von ihnen waren seine Söhne, entschieden sich ebenfalls für Warschau als neue Königsstadt.

Nicht schön, aber interessant

Zwischen 1600 und 1795 war die Hauptstadtfrage zwar nicht endgültig geklärt und entschieden, doch ließ sich Warschau den besonderen Status unter Polens Städten nicht mehr wegnehmen. Alle Könige bis 1795 residierten im Warschauer Königsschloss, 1611 bewundern die Bürger den russischen Kniefall, sie empfangen Abgeordnete und Könige anderer Länder, 1791 wird im Königsschloss die erste moderne geschriebene Verfassung Europas verkündet, die wichtigsten Aufstände im 19. Jahrhundert stämmte Warschau nahezu alleine und begann 1943 sowie 1944 zwei weitere Widerstände gegen die Unmenschlichkeit und Demütigung, für die Würde und Freiheit. Warschau wurde zum Mittelpunkt der jüdischen Kultur und der jiddischen Sprache (bis 1942), verband in der Architektur und der gesellschaftlichen Struktur die Einflüße aus allen vier Himmelsrichtungen Europas, wehrte den bolschewistischen Angriff 1920 erfolgreich ab und empfang 1979 als erstes den polnischen Papst. Sogar das wichtigste Fußballspiel der Menschheit fand 2015 im Nationalstadion statt (Polen bezwingt Deutschland 2:0). Nahezu 25 Prozent der Wirtschaftsleistung von Polen wird in Warschau hergestellt, es ist die einzige Stadt in Polen mit einer U-Bahn, in Warschau stehen neun der zehn höchsten Gebäude des Landes und sogar touristisch holt Warschau auf. In spätestens fünf Jahren werden mehr Auslandstouristen nach Warschau reisen als nach Krakau. Nichts sprach dafür, dass dieses im 14. Jahrhundert gegründete kleine Städtchen am mittleren Verlauf der Weichsel zur wichtigsten und größten Stadt eines 40 Millionen großen Volkes aufsteigen wird. Und nein, es ist bestimmt nicht die schönste Stadt Polens und wird es womöglich nicht mehr werden. Aber mit ziemlicher Sicherheit ist es die interessanteste Stadt Polens!

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Wie heißen die Hauptstädte von Polen?

Antoni Administrator

Europäer mit polnischem Herz und deutschem Hirn! Eigentümer des Touristikunternehmens Walking Poland Group, lizenzierter Stadtführer in Warschau, Fotograf, Jurist (1. Staatsexamen), Redakteur

Welche Hauptstädte hatte Polen?

Hauptstädte Polens.
Gnesen / Gniezno. 1000 Krönungsort des ersten polnischen Königs Boleslaw I. ... .
Krakau / Kraków. 1320–1611 Hauptstadt des 1320 aus der Vereinigung von Teilfürstentümern entstandenen Königreichs Polen. ... .
Warschau / Warszawa. 1611–1795 Hauptstadt des Königreichs Polen. ... .
Lublin. ... .
Lodz / Łódź.

Was war früher die Hauptstadt von Polen?

Krakau, die ehemalige Hauptstadt Polens an der Weichsel, liegt im südlichen Teil des Landes, dem sog. Kleinpolen und zählt rund 800.000 Einwohner.

Wie viele Hauptstädte gibt es?

Die Liste der Hauptstädte der Erde enthält die Hauptstädte aller 195 von den Vereinten Nationen anerkannten Staaten, darunter allen 193 Mitgliedstaaten sowie Vatikanstadt und Palästina. Falls ein Staat keine offizielle Hauptstadt hat, wird die Stadt genannt, die die Funktion einer Hauptstadt übernimmt.

Wer ist die Hauptstadt von Polen?

Wir nehmen Sie mit in die heutige Hauptstadt Warschau (Warszawa), die wie keine andere Stadt Polens Vergangenheit und Moderne in sich vereint.