Wie geht man mit Menschen um die im Sterben liegen?

Dass der Tod tatsächlich naht, kündigt sich durch mehrere Anzeichen an: Die Augen des Sterbenden sind offen oder halboffen, aber sie sehen nicht wirklich. Der Mund ist offen. Die Körperunterseite, Füße, Knie und Hände verfärben sich aufgrund der reduzierten Durchblutung etwas dunkler und sind marmoriert. Der Puls wird schwächer, die Sterbenden reagieren jetzt nicht mehr auf ihre Umgebung. Zwischen den Atemzügen treten oft lange Pausen ein oder es kann eine sogenannte Schnappatmung auftreten. Was manchmal wie der allerletzte Atem wirkt, wird nach einigen Minuten noch von ein oder zwei langen Atemzügen vollendet.

Der Tod tritt ein, wenn Herzschlag und Atem ganz aufhören. Dem Einatmen folgt ein Ausatmen und kein weiteres Einatmen….

Was tun?

  • Es gibt nichts, was Sie jetzt gleich tun müssen. Sie haben so viel Zeit, wie Sie brauchen, für Ihren persönlichen Abschied.
  • Nachdem der Tod eingetreten ist, sollten Sie deshalb nicht gleich aktiv werden. Lassen Sie sich Zeit und lassen Sie auch die Stille und Besonderheit dieses Augenblickes auf sich wirken.
  • Lassen Sie Ihre Gefühle zu. Lassen Sie Erinnerungen an Gemeinsames auftauchen, vielleicht möchten Sie dem/der Verstorbenen noch dafür danken.
  • Beachten sie den entspannten und friedvollen Ausdruck im Gesicht der/des soeben Verstorbenen. Vielleicht gelingt es Ihnen, neben Ihrer Trauer auch ein bisschen Erleichterung wahrzunehmen, Erleichterung darüber, dass er/sie es geschafft hat.

Sterben in einer Einrichtung

So unterschiedlich stationäre Einrichtungen sind, so unterschiedlich begleiten Behandlungsteams das Sterben von Menschen. Schon aufgrund des Behandlungsauftrages lässt ein Pflegeheim oder eine Palliativstation etwas Anderes zu als die Unfallchirurgie oder eine Intensivstation. Was Sie immer und überall tun können, ist möglichst früh ein Gespräch mit den zuständigen MedizinerInnen und PflegerInnen zu führen. Ganz nach der Devise: Fragen kann nicht schaden.

Was tun?

  • Sparen Sie den Tod und das Sterben im Gespräch mit den behandelnden ÄrztInnen und den zuständigen Pflegepersonen nicht aus. Für BetreuerInnen ist es oft sehr entlastend, von einer PatientIn zu hören: „Ich weiß, ich werde bald sterben. Wichtig wäre mir …. Für meine Angehörigen wünsche ich mir ….“
  • Gleiches gilt, wenn Sie zu den Angehörigen zählen: „Ich spüre, die Kraft meines Vaters geht zu Ende.“ Mit einem Gespräch im Vorfeld haben Sie gute Chancen, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen: „Ist es möglich, dass wir ab jetzt immer bei ihm sind? Können Sie uns bitte auch in der Nacht verständigen, wenn es soweit ist?“
  • Fragen Sie nach und lassen Sie sich erklären, welchem Therapieziel die laufenden medizinischen und pflegerischen Maßnahmen dienen. Manchmal ist das Zurücknehmen von Behandlungen und Routinehandlungen und das Gewähren von Ruhe die wichtigste Intervention in der letzten Lebensphase.
  • Auch erfahrene BetreuerInnen können den genauen Zeitpunkt des Sterbens oft nicht genau vorhersagen. Selbst bei großer Achtsamkeit ist es nicht immer möglich, die Angehörigen rechtzeitig zu verständigen. Manche Menschen ziehen es vor, in einem Moment zu sterben, in dem sie gerade alleine im Zimmer sind. Andere tun ihre letzten Atemzüge im Beisein einer zugewandten „fremden“ Pflegeperson.
  • Wenn der Tod eingetreten ist, schreiben viele Spitalsabteilungen routinemäßig ein letztes EKG . Bitten Sie, vorher und nachher ausreichend Zeit für Ihr persönliches Abschiednehmen zu bekommen (siehe Abschiednehmen). Ersuchen Sie darum, dass Schläuche oder nicht mehr notwendige medizinische Geräte, an die der/die Verstorbene angeschlossen war, soweit als möglich entfernt werden.
  • Sind aus medizinischer Perspektive Fragen zum Krankheits- und Behandlungsverlauf offen oder die Todesursache unklar, wird im Krankenhaus auf Anordnung der behandelnden ÄrztInnen eine Obduktion durchgeführt.
  • Oft wird der Leichnam nach einer gewissen Zeit in einen Verabschiedungsraum gebracht. Angehörige, die von weiter her anreisen, können dort auch später noch Abschied nehmen. Manche SeelsorgerInnen bieten Angehörigen ein Abschiedsritual in diesem Verabschiedungsraum an. Danach kann es leichter sein, den verstorbenen Körper des lieben Angehörigen zurückzulassen. Fragen Sie nach den jeweiligen Gepflogenheiten in diesem Haus.
  • Krankenhäuser stehen oft unter großem Druck, nach einem Todesfall rasch wieder die Routine aufzunehmen. In einem Pflegeheim ist die Situation zumeist entspannter und mehr Raum für Abschied und Rituale da. Erkundigen Sie sich in jeden Fall vorab auf der Station, wie der Abschied in diesem Haus und auf dieser Station gehandhabt wird. Den Tod festzustellen und den Leichnam für die Bestattung freizugeben, ist in jedem Pflegeheim Sache des sogenannten Beschauarztes.
  • Pflegeheime, die sich mit Sterben und Tod und der Zeit davor auseinandergesetzt haben (beispielsweise im Rahmen des Projekts „Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim“ von Hospiz Österreich) sehen Sterben als Teil des Lebens.
    In diesen Häusern ist es üblich, mit den BewohnerInnen schon kurz nach ihrem Einzug über ihre Wünsche für ein gutes Leben im Heim und am Lebensende zu sprechen. Wenn es die BewohnerInnen wünschen, werden auch die Angehörigen in dieses Gespräch einbezogen.
    Die Betreuungsteams dieser Heime bieten An- und Zugehörigen rund um die letzten Tage oder nach dem Versterben der Bewohnerin bzw. des Bewohners oft liebevolle Rituale an.

Welche Heime in Österreich Hospizkultur und Palliative Care integriert haben, finden Sie unter: Einrichtungsübersicht

Zu Hause sterben

Wenn jemand verstorben ist, gibt es nichts, was Sie sogleich tun müssen. Lassen Sie sich Zeit für den Abschied. Geben Sie Verwandten und Nahestehenden Zeit zum Abschied.

Was tun?

  • Verständigen Sie Haus-, Amts- oder Gemeindearzt/ärztin, damit er/sie eine „Totenbeschau“ durchführen und einen Totenschein ausstellen kann.
  • Verändern Sie nichts, weder Lage noch Bekleidung des/der Toten, ehe der/die Totenbeschauarzt/ärztin da war.
  • Verständigen Sie Ihr Palliativ- oder Hauskrankenpflege-Team, sie werden Ihnen dabei behilflich sein, den Verstorbenen, die Verstorbene ein letztes Mal zu pflegen.
  • Angst vor dem sogenannten Leichengift ist fehl am Platz. Sie dürfen die Verstorbene/den Verstorbenen ebenso berühren, wie Sie es zuvor getan haben.
  • Erst wenn Sie dazu bereit sind, verständigen Sie die Bestattung. Dort wird man gemeinsam mit Ihnen die nächsten Schritte klären.
  • Wenn Sie das wünschen und es rechtlich erlaubt ist, dürfen Sie Ihre/n liebe/n Verstorbene/n auch noch ein bis zwei Tage zu Hause aufbahren. Dabei ist zu beachten, dass je nach Erkrankung und auch nach Außentemperatur mit der Zeit ein unangenehmer Geruch entstehen kann. Sollte das der Fall sein, so ist das Bestattungsinstitut auch gerne bereit, den Verstorbenen, die Verstorbene früher als zunächst vereinbart abzuholen. Wichtiger Hinweis: Erkundigen Sie sich bitte nach der Rechtslage in Ihrem Bundesland. In Wien, NÖ und dem Burgenland besteht z.B. ein Haus- und Kirchenaufbahrungsverbot.

Abschied nehmen

Aus der Trauerforschung wissen wir, dass das Gestalten und Erleben des Abschiedes von gerade Verstorbenen einen prägenden Einfluss auf den folgenden Trauerprozess hat.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Es ist dies eine wichtige und unwiederbringliche Zeit. Wenn Sie in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sind, kann es hilfreich sein, um Zeit zu bitten, fast immer gibt es die Möglichkeiten und Räume dafür.

Was tun?

  • Es ist eine besondere Atmosphäre, die sich oft im Zimmer eines verstorbenen Menschen ausbreitet . Von Angehörigen und  Betreuenden wird es meist als sehr wohltuend empfunden, still am Bett der/des Verstorbenen zu sitzen. Dabei kann meist beobachtet werden, wie der Gesichtsausdruck sich über Stunden immer wieder verändert. Der tiefe Ausdruck von Entspannung und Frieden wird intensiver und viele Angehörige empfinden das als entlastend.
  • Vielleicht gibt es etwas, das Sie Ihrem Verstorbenen, Ihrer Verstorbenen mitgeben möchten? Vielleicht einen kleinen Gegenstand, den er/sie besonders mochte, zum Beispiel ein bestimmtes Foto, eine Zeichnung oder einen Brief? Kinder fertigen gerne eine Zeichnung als Grab-Beigabe an, oder sie suchen im Blumengeschäft eine einzelne, besonders schöne Blume als letztes Geschenk aus.
  • Denken Sie an Angehörige, Freunde und  Freundinnen des /der Verstorbenen. Vielleicht gibt es jemanden, dem es wichtig ist, sich persönlich verabschieden zu können. Bitte vergessen Sie dabei die Kinder nicht. Für sie ist es ebenso wichtig, sich verabschieden zu können. Die Sorge, dass kleinere Kinder damit überfordert sein könnten, ist unbegründet. Kinder gehen mit Verstorbenen sehr natürlich um und wir können von ihnen lernen. Wichtig ist, dass wir alle Fragen, die sie stellen, offen beantworten und  es ihnen selbst überlassen, ob sie den Verstorbenen, die Verstorbene berühren wollen. Sie dürfen das selbstverständlich, aber Kinder sollten zu nichts gedrängt werden.
  • Wenn es Ihnen unangenehm ist, allein mit dem/der Verstorbenen zu sein, rufen Sie jemand aus Ihrem Verwandten- oder Freundeskreis an – am besten jemand, der schon Erfahrung mit Sterben und Tod hat.
  • Manche Angehörigen haben Schuldgefühle, wenn sie genau im Augenblick des Todes nicht beim/bei der Sterbenden waren. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Menschen häufig dann leichter gehen, wenn sie allein sind.

Kinder und Tod

Kleinkinder können den Tod und seine Endgültigkeit noch nicht erfassen, weil ihnen das Zeitverständnis fehlt. Im Alter von 3 bis 5 Jahren begreifen sie den Tod als vorübergehenden Zustand. Fragen, wann der Verstorbene denn wiederkomme, sind häufig. Ab dem Alter von etwa 6 Jahren begreifen Kinder den Tod allmählich in seiner Endgültigkeit. Das Sterben wird aber noch nicht mit der eigenen Person in Zusammenhang gebracht. Erst in den folgenden Jahren gewinnen sie langsam die Erkenntnis, dass auch sie selbst und andere Bezugspersonen einmal sterben werden. Sie beginnen den Tod realistisch zu sehen. Je älter Kinder werden, umso mehr erkennen sie die emotionalen und lebensverändernden Auswirkungen des Todes. Jugendliche beschäftigen sich häufig sehr intensiv mit Sinnfragen des Lebens und Jenseitsvorstellungen.

Was kann man einem Sterbenden noch Gutes tun?

Was beim Begleiten wichtig ist Es gibt viele Möglichkeiten, zum Wohlbefinden sterbender Menschen beizutragen. Eine Umgebung, die Geborgenheit und Sicherheit vermitteln kann, und Menschen, die in der Lage sind, auf die aktuellen Bedürfnisse der Kranken einzugehen sind jetzt besonders unterstützend.

Wie lange kann eine Person im Sterben liegen?

Es gibt kein starres Schema, nach dem Menschen sterben. Bei längeren Krankheiten oder im Alter gibt es aber Phasen, die von Sterbenden häufig durchschritten werden – körperlich und seelisch. Abhängig vom Betroffenen und vom medizinischen Verlauf können diese Phasen Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern.

Was sage ich jemandem der im Sterben liegt?

Was du sagen kannst. Sei ehrlich und lieb. Du musst nicht vorgeben, dass der, der im Sterben liegt und dir wichtig ist, nicht bald sterben wird. Du solltest nicht so tun, als wäre alles gut, wenn es das nicht ist.

Wie kommuniziert man mit Sterbenden?

Gespräche mit Sterbenden - die wichtigsten Kommunikationsregeln.
Das Verhalten aushalten und akzeptieren..
Zuhören, da sein, sprechen lassen..
Rationale Argumente vermeiden (Entweder stärken sie die Angst oder sie werden nicht zur Kenntnis genommen)..
Auf jeden Fall vermeiden: „Reißen Sie sich zusammen! “.