Immer mehr Menschen leiden an einer chronischen Niereninsuffizienz. Nach Angaben der Deutschen Nierenstiftung besitzen vier bis sechs Millionen Menschen eine eingeschränkte Nierenfunktion. In den westlichen Industrieländern leiden 10-15% der Bevölkerung an einer chronischen Nierenerkrankung. Show
Die Nieren des Menschen sorgen für einen ausgeglichenen Wasser- und Salzhaushalt des Körpers. Sie dienen der Filterung und Reinigung des Blutes durch Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Giftstoffen. Darüber hinaus regulieren sie den Hormonhaushalt und tragen daher auch zur Regulierung des Blutdrucks bei. So schütten sie zum Beispiel die Hormone Renin und Erythropoetin aus und sind für die Aktivierung von Vitamin D3 zuständig. Die Niere besteht aus kleinen Funktionseinheiten, den „Nephronen“, welche für die Filtration und Reinigung des Blutes zuständig sind. Wenn mehr als die Hälfte aller Nephronen zerstört ist, kann die Niere ihre Filterfunktion nicht mehr ausreichend gerecht werden. Die Folge: Giftstoffe und überschüssiges Wasser werden nicht ausgeschieden, sondern reichern sich im Körper an. Ursachen einer NiereninsuffizienzMeist tritt die Erkrankung erst in der zweiten Lebenshälfte auf. Die Organfunktion lässt zwar im Alter immer etwas nach, aber bestimmte Einflussfaktoren verstärken diesen Effekt. Die Hauptursachen für die Entstehung einer chronischen Niereninsuffizienz sind Diabetes mellitus oft in Kombination mit Bluthochdruck oder Entzündungen der Niere. Der dauerhaft erhöhte Blutzucker führt zu Gefäßveränderungen im Körper und zerstört im Laufe der Zeit die Blutgefäße in den Nieren. Durch einen dauerhaft erhöhten Blutdruck werden die Nierenkörperchen der Niere zerrstört, welches wiederum zu einem Anstieg des Blutdrucks führt. Die Nierenkörperchen haben die Aufgabe das Blut zu filtern und den „Primärharn“ herzustellen, welcher dann weiterverarbeitet wird. Außerdem sind sie für die Regulation des Blutdrucks zuständig. Weitere Ursachen zur Entstehung einer chronischen Niereninsuffizienz können Autoimmunerkrankungen oder urologische Erkrankungen (z.B. Nierensteine oder Reflux) sein. Chemische Substanzen wie Medikamente können das Nierengewebe ebenso schädigen. Auch genetische Erkrankungen können zur Niereninsuffizienz führen. Eine chronische Niereninsuffizienz führt zu allgemeinen Gefäßveränderungen und kardialen Funktionsstörungen (kardiorenales Syndrom). Bei einer akut auftretenden Niereninsuffizienz nimmt die Nierenfunktion sehr rasch ab. Ursache dafür kann eine plötzliche Mangeldurchblutung der Niere sein, eine Austrocknung oder Schock. Auch eine Schädigung durch Medikamente oder Kontrastmittel kann Auslöser sein. Bei der chronischen Form lässt die Nierenfunktion erst allmählich über einen längeren Zeitraum nach. Das akute Nierenversagen ist durch Behandlung reversibel. Dagegen ist die chronische Niereninsuffizienz irreversibel. Symptome einer NiereninsuffizienzEine akute Nierenfunktionsstörung äußert sich durch eine fehlende bzw. eingeschränkte Harnbildung. Bei einer chronischen Niereninsuffizienz sind im Anfangsstadium noch keine Symptome zu erkennen. Es kommt zu erhöhten Konzentrationen harnpflichtiger Substanzen im Blut. Solche Substanzen sind beispielsweise Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure. Wenn sich diese Stoffe im Organismus ansammeln, führen dies zu einer Vergiftung und Überwässerung des Körpers. Durch die Überwässerung des Körpers können sich Wassereinlagerungen (Ödeme) in Lunge oder Beinen bilden. Bluthochdruck und Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz sind weitere Folgen einer chronischen Niereninsuffizienz. Dazu kommen noch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und verminderte Leistungsfähigkeit. Diagnosestellung bei NiereninsuffizienzFür eine genaue Diagnose der Niereninsuffizienz führt der Facharzt
zunächst ein Anamnesegespräch durch gefolgt von einer körperlichen Untersuchung. Anhand der glomerulären Filtrationsrate (GFR) unterteilt man die Nierenfunktion in fünf Stadien. Hierbei unterscheidet man zwischen einer normalen Nierenfunktion mit einem GFR-Wert über 89, einer milden, einer moderaten oder schweren Funktionseinschränkung bis zum chronischen Nierenversagen mit einem GFR-Wert unter 15. Eine Einteilung erfolgt auch nach den Retentionswerten. Darunter versteht man die Nierenwerte, welche die Ansammlung der harnpflichtigen Substanzen im Blut kennzeichnen. Dabei unterscheidet man vier Stadien: Im Stadium 1 findet man eine leichte Funktionseinschränkung der Niere. Der Kreatinin-Wert im Blut ist noch normal, aber man findet Eiweiß im Urin und es können Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) auftreten. Wird die Ursache dieser leichten Form der Nierenschwäche rechtzeitig behandelt, lässt sich eine Verschlechterung der Nierenfunktion aufhalten. Im Stadium 2 liegt eine kompensierte Retention vor, harnpflichtige Substanzen können noch in ausreichendem Maße ausgeschieden werden. Es treten noch keine Beschwerden auf. Im Stadium 3 liegt eine dekompensierte Retention vor. In diesem Zustand kann die Niere die harnpflichtigen Substanzen nicht mehr ausreichend aus dem Blut filtern. Kreatinin und Harnstoff im Blut sind deutlich erhöht. Es treten körperliche Beschwerden wie Bluthochdruck auf. Wird die Eiweißzufuhr verringert, kann der Zustand des zweiten Stadiums wieder hergestellt werden. Im Stadium 4 kann die Niere ihre Filterfunktion nicht mehr nachkommen. Die Nierenfunktion liegt unter 15%. Es besteht eine terminale Niereninsuffizienz. Therapie einer NiereninsuffizienzFür die Behandlung der Niereninsuffizienz sind Internisten bzw. Nephrologen zuständig. Werden diese Therapiemaßnahmen rechtzeitig und korrekt umgesetzt, kann das Stadium der terminalen Niereninsuffizienz um Jahre herausgezögert werden. Derzeit gibt es in Deutschland ungefähr 80.000 Dialysepatienten. Niereninsuffizienz - Stand der Forschung und PerspektivenDie derzeitige Forschung zielt unter anderem darauf ab neue Wirkstoffe zu finden, welche die Entzündungsreaktionen in der Niere aufhalten sollen. Einer dieser Wirkstoffe ist das sogenannte BMe (Bardoxolonmethylester). Es stammt von der Oleanolsäure ab, welches man zum Beispiel in Arzneipflanzen wie Salbei oder Efeu findet. BMe verhindert Entzündungsprozesse in der Niere indem es die beteiligten Enzyme blockiert und so die Zellen vor Schäden schützt. Auch das Biologikum Anakinra, welches bereits zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis verwendet wird, kann Entzündungsprozesse in der Niere hemmen. Des Weiteren sind Forscher bestimmten Antikörpern auf der Spur, welche Auslöser einer bestimmten Form der Nierenentzündung (membranöser Glomerulonephritis) sind. Ebenso wurden für bereits bekannte Medikamente positive Effekte für die Behandlung der durch Diabetes ausgelösten diabetischen Nephropathie gefunden: Das Medikament TUDCA (Tauroursodeoxcholin), welches eigentlich bei Gallenleiden eingesetzt wird, zeigte eine Linderung und sogar eine Wiederherstellung des geschädigten Nierengewebes. In ersten Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass das Antibiotikum Minocyclin das Absterben von Nierenzellen verhindern kann. Auch die Forschung zur Entwicklung einer künstlichen Niere schreitet voran. Derzeit arbeiten Forscher an der Entwicklung einer bioartifiziellen Niere. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus lebenden Zellen und einer künstlichen Struktur. Auch bei der Charité Research Organisation führen wir immer wieder klinische Studien mit neuen Wirkstoffen gegen Niereninsuffizienz durch. Hierfür suchen wir Patienten, die an einer Studienteilnahme interessiert sind. Registrieren Sie sich hier gerne für eine künftige Studienteilnahme. Wie merkt man das man was mit den Nieren hat?Leitsymptom einer Nierenerkrankung ist der Dauerschmerz
Schmerzen beim Urinieren oder beim Treppen steigen sind ebenfalls charakteristisch. Hinzu können kommen Harndrang, Fieber, Blutdruckanstieg, Blut im Urin und Wasseransammlungen im Gewebe.
Welche Symptome bei schlechten Nierenwerten?Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, sind: hoher Blutdruck.. nicht mehr einzustellender Bluthochdruck.. Rückgang der Urinmenge.. Wassereinlagerungen (Ödeme). Luftnot.. Übelkeit.. Erbrechen.. Appetitlosigkeit.. unregelmäßiger Herzschlag.. Wie stelle ich fest ob die Nieren richtig arbeiten?Eine nachlassende Nierenfunktion lässt sich mit Blut- und Urinuntersuchungen erkennen: Einen wichtigen ersten Hinweis liefert der Kreatininwert im Blut. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Säure Kreatin, sie versorgt die Muskeln mit Energie. Es reichert sich im Blut an, wenn die Nieren nicht ausreichend arbeiten.
|