ZusammenfassungWas kann man sich eigentlich unter einer konstruktiven Konfliktkultur vorstellen? Eine eindeutige und allumfassende Antwort kann an dieser Stelle nicht gegeben werden. Was jedoch beschrieben werden kann, ist eine beispielhafte Auseinandersetzung mit verschiedenen Fragestellungen, die notwendig sind, um in einem Unternehmen die Konfliktkultur zu einer konstruktiven Konfliktkultur weiterzuentwickeln. Show
Abb. 2.1 (Eigene Darstellung) Abb. 2.2 Author informationAuthors and Affiliations
Authors
Corresponding authorCorrespondence to Kathrin Bieler . Rights and permissionsCopyright information© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature About this chapterCite this chapterBieler, K. (2021). Konstruktive Konfliktkultur: Von der Idee zum Konzept. In: Konfliktkultur (weiter-)entwickeln. essentials. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32700-2_2 Download citation
1. Destruktive Konfliktaustragung Anstatt das gemeinsame Problem anzugehen, wird die andere Person als das Problem angesehen. Hier wird Konflikt negativ verstanden, etwa in dem Sinne »Mir steht etwas im Wege« : Der Gegner, konkret der andere Mensch oder die andere Partei. Konflikt bedeutet Unvereinbarkeit und die Quelle der Unvereinbarkeit ist die Gegenseite. Konflikt ist dann Gelegenheit, die andere Seite zu verändern – denn die hat es nötig! Die Konfliktaustragung ist dadurch gekennzeichnet, dass der »Gegner« verlieren muss, wenn die eigene Seite gewinnen soll. Wichtiger als das Ja zu einer Konfliktauflösung wird die Niederlage der anderen Seite. Der anderen Seite »erlauben« zu gewinnen, solange auch selbst gewonnen wird, ist den Konfliktbeteiligten nicht möglich. 2. Konstruktive Konfliktaustragung Konflikte konstruktiv auszutragen, bedeutet, zusammenzuarbeiten, d.h. eine Lösung für das Problem zu suchen, die sicherstellt, dass alle gewinnen. Alle Konfliktbeteiligten übernehmen gemeinsam Verantwortung für das Problem und suchen zusammenarbeitend nach einer Lösung. Damit beide Seiten gewinnen können, ist die Bereitschaft, seine Interessen voll einzubringen erforderlich, verknüpft mit der gleich hohen Bereitschaft, kooperativ zu sein und kooperativ zu handeln. Vgl. Besemer, C.: Mediation, Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Freiburg, 1993, S. 24 f.; Besemer bezieht sich hier auf Veröffentlichungen von J. P. Lederach. Jana und Lisa schreien sich lauthals an, Tobias beschimpft Markus aufs Übelste, Lukas schubst Hannah und dann prügeln sich auch noch Jan und Leon. Streitigkeiten gibt es im Schulalltag immer wieder – und bestimmt haben auch Sie schon einmal gedacht: "Wie schön wäre es, wenn sich alle einfach vertragen würden!" Erfolgreiche Gesprächsführung in der Schule (4. Auflage)Grenzen ziehen, Konflikte lösen, beratenBuch mit Kopiervorlagen und CD-ROM Drei Säulen für eine konstruktive KonfliktkulturGenerell gilt: Eine Konfliktkultur haben Sie auch jetzt schon. An jeder Schule wird auf bestimmte Weise mit Differenzen umgegangen – die Frage ist nur, wie. Eine konstruktive Konfliktkultur ist immer auf drei Säulen aufgebaut: 1. Prävention, also der langfristige Aufbau von Konfliktfähigkeit; 2. Intervention, also das kurzfristige Eingreifen im Fall der Fälle; 3. Konfliktbewältigung, etwa durch Mediation, um Konflikte bewusst auszutragen und sinnvoll zu lösen. Präventionsmaßnahmen sind letztlich darauf gerichtet, dass sich alle Akteure mit ihrer Schule identifizieren. Die Prävention umfasst dabei einerseits allgemeinere Bereiche, wie zum Beispiel die Gestaltung von Klassenraum und Schule, eine Schülervertretung, eine Schülerzeitung, Schulvereine oder die Gesundheitserziehung. Zusätzlich gibt es Maßnahmen, die die Konfliktfähigkeit ganz gezielt trainieren, also eine spezifische Prävention leisten sollen. Beispiele hierfür sind:
Klassenwerte statt Klassenregeln · Praxismaterial für ein besseres LernklimaThemenhefte Sekundarstufe Fächerübergreifend · Klasse 5-10Buch mit Kopiervorlagen und Webcodes Wichtig ist allerdings, dass solche Maßnahmen nicht als kurzfristige "Schnellschüsse zur Symptom-Bekämpfung" zum Einsatz kommen, sondern tatsächlich systematisch, konsequent und langfristig etabliert werden. Die Einführung des Buddy-Programms kann also beispielsweise keine wirkungsvolle Antwort auf drängende Probleme sein: In akuten Situationen – wenn also mit Gewalt gedroht oder sie tatsächlich angewandt wird – ist eine Intervention nötig. Bei Bedrohungen und Beleidigungen, körperlichen Attacken oder (Cyber-)Mobbing sind konkrete Maßnahmen gefordert, die die Gewalt verhindern beziehungsweise beenden. Denkbar sind zum Beispiel folgende Interventionsansätze:
Damit die reine Intervention eine Auseinandersetzung nicht nur "pausiert", muss allerdings auch noch eine systematische Konfliktbewältigung erfolgen. Direkte Gespräche oder Beratungen zum Beispiel können viele Streitigkeiten nachhaltig auflösen und auch die Mediation wird immer häufiger in Schulen eingesetzt.1 Auch für jüngere Kinder gibt es geeignete ModelleUmfassendes Konflikttraining ist übrigens schon mit Grundschulkindern möglich. Die Streitschlichter-Methode gibt es zum Beispiel auch speziell für die Grundschule und auch die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist bestens für jüngere Schüler geeignet. Rosenbergs Methode basiert im Wesentlichen auf vier einfachen Schritten: 1. Was ist passiert? – Beobachtung beziehungsweise Wahrnehmung 2. Wie geht es dir? – Gefühl 3. Was brauchst du? – Bedürfnis 4. Kannst du eine Bitte formulieren? – Bitte (ergebnisoffen, nicht fordernd) Im ersten Schritt beschäftigen sich die Schüler mit der Frage "Was sehe und höre ich?". Sie beschreiben ohne Wertung ganz konkret eine bestimmte Situation oder Handlung. Dann benennen sie Ihre Gefühle mit Blick auf die genannte Situation ("Wie geht es mir?"). Im dritten Schritt formulieren sie das Bedürfnis, das bisher unerfüllt ist ("Was brauche ich?") und bitten im letzten Schritt schließlich um eine erfüllbare Handlung. Am Ende könnte beispielsweise folgende Kommunikation dabei herauskommen: 1. "Wenn ich sehe, dass Paul in der Pause seit einer Woche allein ist, 2. bin ich besorgt, 3. weil ich mir wünsche, dass sich alle Kinder in der Pause wohlfühlen, sich bewegen und Spaß haben und wieder entspannt arbeiten können. 4. Seid ihr bereit, mit mir gemeinsam eine Lösung für diese Situation zu suchen?"2 100 Bewegungsspiele für mehr SozialkompetenzStark in der Grundschule Fächerübergreifend · Klasse 1-4Buch Erst analysieren, dann aktiv werdenSie sehen: Sie haben zahlreiche Möglichkeiten, auf eine konstruktive Konfliktkultur an Ihrer Schule hinzuarbeiten. Bevor Sie sich ans Werk machen, ist allerdings eine realistische Bestandsaufnahme wichtig. Werden Konflikte wirklich aufgearbeitet oder findet bisher nur eine Intervention ohne tatsächliche Konfliktbewältigung statt? Ist es klug, direkt mit spezifischen Präventionsmaßnahmen zu starten? Oder gibt es akute Auseinandersetzungen, die erst einmal eine Intervention nötig machen? Umgekehrt ist reine Symptombekämpfung ohne langfristige Prävention ebenso wenig sinnvoll – für eine positive Konfliktkultur sind letztlich immer alle drei Säulen wichtig. Zum Weiterlesen: Programme speziell für Grundschüler Wenn Sie nach konkreten Trainingsmodulen speziell für Grundschüler suchen, empfehlen wir Ihnen die Ratgeber "Respektvoll miteinander sprechen – Konflikten vorbeugen: 10 Trainingsmodule zur gewaltfreien Kommunikation in der Grundschule – von der Wolfssprache zur Giraffensprache" von Evelyn Schöllmann und Sven Schöllmann (Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-2477-2) sowie "Grundschulkinder werden Streitschlichter – Ein Ausbildungsprogramm mit vielen Kopiervorlagen" von Marina Götzinger und Dieter Kirsch (Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-86072-854-3). Dort finden Sie vielfältige altersgerechte Anregungen. Literatur 1 In enger Anlehnung an: "Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Grundschule" von Jamie Walker, ISBN 978-3-589-05187-8, Cornelsen, S. 12 f 2 In enger Anlehnung an: "Respektvoll miteinander sprechen – Konflikten vorbeugen: 10 Trainingsmodule zur gewaltfreien Kommunikation in der Grundschule – von der Wolfssprache zur Giraffensprache" von Evelyn Schöllmann und Sven Schöllmann, ISBN 978-3-8346-2477-2, Verlag an der Ruhr, S. 5 f Leitfaden Schulpraxis (12. Auflage)Pädagogik und Psychologie für den LehrberufBuch Fortbildungen der Cornelsen AkademieGewalt ist kein Mittel – Gewaltprophylaxe im Unterricht (SchiLf) Wertschätzende Kommunikation Kommunikatives Aikido: Umgang mit Widerstand und verbalen Angriffen Schwierige Schüler/-innen – und wie man sie führt Was sind konstruktive Konflikte?Bei konstruktiven Konflikten werden hingegen unterschiedliche Ideen und Weltanschauungen berücksichtigt, um das Unternehmen in Richtung seiner Ziele und seines Auftrags voranzubringen. Diese Art von Konflikten erhöht die Produktivität, anstatt sie zu behindern.
Was sind konstruktive Verhaltensweisen im Konflikt?Jemand, dem konstruktives Konfliktverhalten wichtig ist, lässt die Angriffe des anderen unbeschadet vorbeiziehen, er geht auf die Angriffe des anderen gar nicht weiter ein. Er widersetzt sich dem Impuls zurückzuschlagen.
Wie kann man Konflikte konstruktiv begegnen?5 Wege, wie man Konflikten konstruktiv begegnet. Sprich an, wenn Dir etwas nicht gefällt und gehe nicht jedem Konflikt aus dem Weg! ... . Nenne die Dinge konkret beim Namen und vermeide Übergeneralisierungen und „verbale Bäuerchen“ ... . Es gibt nur eine wahre Sicht der Dinge – Deine! ... . Vergiss das Zuhören nicht.. Was ist ein konstruktiver Umgang?Im Verdeutlichen und Klären von Konflikten liegt ein konstruktives Potential. Die konstruktive Bearbeitung und der richtige Umgang mit Konflikten sind ein Motor für die Weiterentwicklung. Auch in Organisationen wie Schule können Konflikte Anlass und Motor für Dynamik und Weiterentwicklung sein.
|