Was sollen ausrufezeichen bedeutung

«Ein Ausrufezeichen ist wie über seinen eigenen Witz zu lachen.» Das schrieb der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald mit dem dringenden Rat, überhaupt keine Ausrufezeichen zu verwenden.

Auch der «Sprachpapst» Wolf Schneider warnt in seinem Standardwerk «Deutsch für Profis»: «Vorsicht vor dem Ausrufezeichen, das den eigenen Worten einen Tusch hinterherschickt.»

Was sollen ausrufezeichen bedeutung

Legende: No-Go Ausrufezeichen: Bei dem Satzzeichen standen F. Scott Fitzgerald die Haare zu Berge. Keystone / AP

Solche Tuschs mehren sich in sozialen Medien. Es herrscht eine gewaltige sprachliche Aufgeregtheit, selbst wenn es um banale Mitteilungen geht wie «Gute Besserung!!», «schöne Ferien!!!» oder «finde ich auch!!!!». Als bräuchte es ganz viel Nachdruck, damit die Emotionen auch ankommen.

Ähnliche Aufgabe wie Emoticons

Ursprünglich hatte das Ausrufezeichen eine ähnliche Funktion wie heute Emoticons, sagt der Germanist und Historiker Matthias Heine: «Entstanden ist das Ausrufezeichen aus dem lateinischen Jubelausruf ‹Io›, den mittelalterliche Mönche oft am Ende von Manuskriptsätzen platzierten, um Freude auszudrücken.»

Dieser Ausruf sei im Laufe der Zeit zum einem Strich und einem Punkt zusammengezogen worden. Eine Art mittelalterliches Smiley also.

Ein junges Satzzeichen

Die emphatische Verwendung des Ausrufezeichens lässt sich im Deutschen ab dem frühen 17. Jahrhundert belegen. Als Satzzeichen ist es verhältnismässig jung. Seine grammatische Funktion am Ende eines Befehlssatzes tritt sogar erst im 18. Jahrhundert auf.

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«Es ist bezeichnend, dass zum Beispiel die zehn Gebote in der Lutherbibel ohne Ausrufezeichen stehen. Das Ausrufezeichen müsste rein grammatisch am Ende von ‹Du sollst nicht töten› stehen. Es steht dort aber nicht», sagt Heine.

Totalitärer Sprachgestus

Wie kommt es denn heute zur inflationären Verwendung von Ausrufezeichen? Und weshalb hat das einen unangenehmen Beigeschmack? Matthias Heine vermutet einen Grund in der jüngeren Geschichte.

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Wie steht's eigentlich um das Komma? «100 Sekunden Wissen»

02:48 min, aus 100 Sekunden Wissen vom 17.07.2017. Bild: Colourbox

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Heine forschte über den Sprachgebrauch der Nationalsozialisten: «Das Ausrufezeichen taucht in bestimmten Publikationssorten sehr häufig auf. Es gibt eine Wandzeitung, die Goebbels und das Propagandaministerium herausgegeben haben, die ‹Parole der Woche›.» Darin gebe es viele Sätze, die grammatisch keine Ausrufezeichen brauchen, sich aber plötzlich steigern. Nach dem ersten Satz stehe ein Ausrufezeichen, nach dem zweiten zwei, nach dem dritten drei.

Buchhinweis

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Matthias Heine: «Letzter Schultag in Kaiser-Wilhelmsland. Wie der Erste Weltkrieg die deutsche Sprache für immer veränderte». Hoffmann und Campe, 2018.

Vielleicht hat es also mit diesem totalitären Sprachgestus zu tun, dass eine Häufung von Ausrufezeichen ein Unbehagen hervorrufen kann. Da schwingt etwas von Strammstehen mit, der Appell «Denk', was ich Dir sage, stelle nichts in Frage!».

Kein Vertrauen in die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten

Vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump gibt es übrigens kaum einen Tweet ohne Ausrufezeichen. Wenn man Sprechen als Handeln begreift, könnte man in Ausrufezeichen auch Ersatzhandlungen sehen.

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Denn natürlich haben Ausrufezeichen nicht immer einen diktatorischen Nachhall. Oft klingen sie nach pubertärem Gefühlsüberschwang und wirken etwas hilflos, so Heine: «Wer massiv Ausrufezeichen benutzt, vertraut offenbar den eigenen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten nicht.»

Grundsätzlich sind die Regeln zu Punkt, Fragezeichen und Ausrufezeichen sehr einfach. Das heißt aber nicht, dass es hier nicht doch ein paar Fallen gibt, die Sie umgehen sollten. Vor allem beim Ausrufezeichen sollten Sie ab und zu genauer hinschauen.

Tipp: Vor den Satzzeichen kommt übrigens kein Leerzeichen, dahinter müssen Sie einen Leerschritt setzen.

Das Fragezeichen

Das Fragezeichen steht – richtig – nach einer Frage. Dabei ist es unerheblich, ob diese Frage mit einem Fragewort eingeleitet wird oder nicht. Auch ist es egal, ob der Fragende eine Antwort erwartet oder nicht. Kein Fragezeichen dürfen Sie dagegen bei indirekten Fragesätzen nutzen: “Sie fragte, ob dies sinnvoll sei.” Wenn Sie mit der Frage eine Aufforderung aussprechen oder es ein Ausruf ist, dann setzen Sie ein Ausrufezeichen: “Kann das nicht bald mal besser werden!”

Der Punkt

Der Punkt beendet einen gewöhnlichen Satz. Bei freistehenden Zeilen wird er jedoch nicht gesetzt, das gilt etwa für Überschriften oder Schlussformeln in Briefen. Wenn Ihr Satz mit einer Abkürzung mit Punkt oder mit Auslassungszeichen endet, fällt der Punkt ebenfalls weg: “Autos, Busse, Fahrräder usw.” und “Wenn wir könnten, wie wir wollen …”

Warum soll man kein Ausrufezeichen machen?

Mit der Verwendung des Ausrufezeichens wird die Aussage bzw. die Stimmung des Satzes verändert. Er wirkt sofort marktschreierischer, aktionistischer und lauter. In Headlines eingesetzt, kann ein einziges Ausrufezeichen den restlichen Text von Anfang an in eine bestimmte Richtung lenken.

Was bedeutet Guten Morgen mit Ausrufezeichen?

Das Ausrufezeichen verleiht dem Vorangehenden besonderen Nachdruck: Guten Morgen! Viel Glück!

Wo sagt man Ausrufungszeichen?

Als Satzzeichen steht das Ausrufezeichen in unabhängigen Sätzen, Wortgruppen oder nach Einzelwörtern (auch in Überschriften u. ä.), und zwar nach Ausrufen, Anrufen, Befehlen, Aufforderungen, Warnungen, Verboten, Wünschen, Grüßen und nachdrücklichen Behauptungen.

Was bedeutet ein Ausrufezeichen nach einem danke?

Man setzt normalerweise einen Punkt, man kann aber, wenn der Text nicht sehr formell ist, zur Verstärkung oder besonderen Betonung des Dankes auch ein Ausrufezeichen setzen. Das wird relativ häufig so gemacht.