Was passiert wenn man 2 Wochen nur im Bett liegt?

Absolute Schonung oft der falsche Weg: Strenge Bettruhe? Bei welchen Krankheiten Ihnen dieser Rat sogar schadet

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Was passiert wenn man 2 Wochen nur im Bett liegt?

Getty Images/iStockphoto/vladans Wer krank ist, soll sich ausruhen - aber nicht nur liegen

  • FOCUS-online-Autorin Petra Apfel

Mittwoch, 29.08.2018, 17:02

Strikte Bettruhe galt früher als Königsweg, damit Kranke wieder zu Kräften kommen sollten. Heute weiß man: Der Körper verträgt langes Liegen ganz schlecht, es schadet ihm sogar. Es gibt allerdings Ausnahmen.

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„Bleiben Sie einmal ein paar Tage im Bett und schonen sich“ – diesen Rat hören Grippe- und Erkältungsgeplagte vom Arzt. Aber, wie wörtlich ist die verordnete „Bettruhe“ eigentlich zu nehmen?  Und fühlt man sich im heizungswarmen Zimmer inmitten von Bettecken und Kissen nicht erst recht angeschlagen und kränklich?

Tatsächlich sehen Mediziner die strenge Bettruhe früherer Zeiten heute ausgesprochen kritisch. Und dabei meinen sie nicht nur die unsinnigen Therapieempfehlungen, psychisch Kranke wochenlang fast bewegungslos ins Bett zu stecken. So sollten sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Nerven erholen oder depressive Gedanken verschwinden.

Im Bett macht der Körper schnell schlapp

Heute wissen Mediziner, dass ein ruhig gestellter Organismus immer schlechter funktioniert. Selbst nach Operationen sollen Patienten daher schnellstmöglich aufstehen und das Krankenlager wenigstens für kurze Zeit verlassen – gern auch in Begleitung von Pflegepersonal. Die frühe Mobilisierung soll den Heilungsprozess beschleunigen und verhindern, dass das tagelange Liegen den Kreislauf schwächt, Thrombosen fördert und die Lunge anfällig für Entzündungen macht.

Es gibt jedoch einige Situationen, in denen kann und darf ein Patient nicht aufstehen – nicht einmal, um zur Toilette zu gehen. Strenge Bettruhe ist nötig

  • im Frühstadium des Herzinfarkt
  • in Schockzuständen
  • bei Beatmung
  • bei Lungenembolie
  • bei schwerer Herzinsuffizienz
  • bei instabilen Knochen- oder Wirbelbrüchen.

 

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Mobilisierung auch auf dem Krankenlager

Bei längerer Bettruhe muss daher auf die damit verbundenen Gesundheitsrisiken geachtet werden und, soweit möglich, eine Mobilisierung im Bett stattfinden. Neben Kreislaufschwäche und Thrombose-Risiko drohen bettlägrigen Menschen vor allem

  • Muskel- und Knochenabbau

Wer jemals einen Gips tragen musste, weiß, wie schnell Muskulatur sich in Nichts auflöst. Experten sprechen von 15 Prozent, die pro Woche verloren gehen, wenn ein Muskel sich nicht bewegt.

  • Lungenentzündung

Wer im Bett liegt, atmet flacher, die Lunge wird schlechter durchlüftet – auch weil im überheizten Zimmer frische Luft und Sauerstoff fehlen. Das macht die Atmungsorgane anfällig für Infekte von Bronchitis bis Lungenentzündung.

Viel liegen bei komplizierter Schwangerschaft - aber auch aufstehen

Umstritten ist die Bettruhe bei Komplikationen in der Schwangerschaft. Früher galt striktes Liegen als ein Muss, um eine Frühgeburt zu verhindern. Und tatsächlich sind vorzeitige Wehen oder Blutungen ein Warnsignal, das Schwangere nicht ignorieren sollten. Sich immer wieder Ruhe gönnen und keine schweren Gegenstände tragen, sind sinnvolle Schon-Hinweise des Arztes. Es gibt allerdings keine Studien, die der strengen Bettruhe attestieren, eine drohende Frühgeburt besser aufhalten zu können. Eine US-Studie meint sogar, dass langes Liegen und der damit verbundene Muskelabbau die Geburt erschwert. 

Hilft gegen Erkältung: ausruhen und spazierengehen

Nicht nur bei alltäglichen und harmlosen Krankheiten wie einem grippalen Infekt bringt langes Liegen dagegen keinen Vorteil oder schadet sogar. Bei einer schweren Erkältung tut es den meisten Menschen zwar gut, sich tagsüber hinzulegen und ein, zwei Stunden zu schlafen. Aber dann sollte er aufstehen, lüften und – sofern die Kraft dafür reicht – einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen.

Bloß nicht liegen bei Rückenschmerzen

So bessern sich Rückenschmerzen so gut wie nie durch Liegen. Zwar bietet die entspannte Körperhaltung zunächst Linderung bei verspannter Muskulatur, gestauchten Lendenwirbeln oder blockiertem Iliosakralgelenk . Doch der Schmerz ist gleich wieder da, wenn der Patient steht, geht oder sitzt. Er verfällt in eine Schonhaltung, die wiederum den Rückenschmerz forciert – ein Teufelskreis.

Orthopäden raten daher bei Rückenproblemen zu Bewegung, gern auch anfangs mit einer Schmerztablette. Dabei soll der Patient aber nicht über seine Schmerzgrenze gehen, sondern eine langsame, gleichmäßige Belastung und Mobilisierung des Rückens anpeilen.

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Leser-Kommentare (2)

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Donnerstag, 22.02.2018 | 17:03 | Jonas Callsohn

Wie kommt man ohne Experten zum Klo

Ich Frage mich folgendes..... Wann bitte hat ein Kranker schon mal den Rat des Experten eingehalten, wenn er sich in der Lage fühlt aufzustehen..... Wann ist jemand aufgestanden, der es krankheitsbedingt wirklich nicht könnte.... Gibts wirklich Menschen, die dazu Rat brauchen? Nur, wenn ja, haben die ganz andere eher psychische Probleme.

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Weitere Kommentare (1)

Donnerstag, 22.02.2018 | 15:49 | Hubert Mubert  | 1 Antwort

Natürlich...

...steht man bei knapp 40 Grad Fieber nicht mehr auf den Beinen und gehört ins Bett. Aber sobald das Fieber abklingt stehe ich auf, nehme eine heiße Dusche oder Bad und mache zu Hause irgendwas. Oder einen Spaziergang an der frischen Luft. Sobald ich nicht mehr ansteckend bin, geht es auch sofort wieder an die Arbeit. Wenn ich sehe, wie mansche sich bei einer Erkältung im Bett rum quälen...sorry...das würde ich noch mehr krank werden. Aber so mancher nutzt es halt auch schamlos aus und feiert krank!

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  • Donnerstag, 22.02.2018 | 20:04 | Fred Werner

    Das

    ist genau so, als wenn jemand sagt, ich lasse mich nie gegen Grippe impfen, denn ich hab noch nie eine Grippe gehabt! Es ist nun mal so, daß was Sie da von sich auf Andere schließen, diese eben aktuell wiederum ganz anders empfinden, denn sonst würden sie sich bestimmt genau so wie Sie verhalten!

    Was passiert wenn man nur noch im Bett liegt?

    Bereits nach nur zehn Tagen Bettruhe ist ein Drittel der Muskelmasse verschwunden. Zum Beispiel führt das Ruhigstellen eines Armes dazu, dass auch Bein- und Atemmuskulatur abgebaut werden. Durch geschwächte Beinmuskeln wiederum kann eine Thrombose entstehen, wenn das Blut dadurch nicht mehr richtig gepumpt wird.

    Was passiert wenn man 30 Tage im Bett liegt?

    „Durch den Wegfall der Schwerkraft verschieben sich die Körperflüssigkeiten in Richtung Kopf und rufen unter anderem Veränderungen an den Augen und im Gehirn hervor“, erklärt Andrea Nitsche vom Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin im DLR.

    Wie viel liegen ist schädlich?

    Es spricht viel dafür, dass Menschen, die zehn Stunden oder mehr schlafen, häufiger unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu bekommen, liegt bei Vielschläfern um 61 Prozent höher. Bei Menschen, die mehr als neun Stunden schlafen, steigt das Risiko um 27 Prozent.

    Was tun nach langer Bettlägerigkeit?

    Spezielle Bewegungsübungen helfen dabei, den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Muskeln und Gelenke geschmeidig zu halten. Außerdem fördern sie die Atmung und das Herz-Kreislauf-System. So fällt der Muskelaufbau nach einer längeren Bettlägerigkeit entsprechend leichter.