Was ist stärker Furosemid oder Torasemid?

Mentz R.: TRANSFORM-HF: Comparative Effectiveness of Torsemide versus Furosemide in Heart Failure: Primary Results of the TRANSFORM-HF Trial. Late Breaking Science 01. AHA Kongress 2022, 5. – 7. November 2022, Chicago 

In der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören Diuretika wohl zur "ältesten" Wirkstoffgruppe. Entsprechend gut dokumentiert ist deren Wirksamkeit. Prospektive kontrollierte Studien belegen, dass sie bei Hypertonikern nicht nur den Blutdruck effektiv senken, sondern auch deren Prognose verbessern. Bei chronischer Herzinsuffizienz verbessern sie in Kombination mit ACE-Hemmern und häufig auch Betablockern ebenfalls die Symptomatik und Überlebensdauer. So ist der therapeutische Nutzen der Behandlung mit ACE-Hemmern, Betablockern, aber auch Herzglykosiden nur in Kombination mit Diuretika belegt.

So sicher wie möglich

Doch die Diuretikatherapie ist nicht unproblematisch. Gefürchtet werden unter anderem Rebound-Phänomene, Hypokaliämien und eine Verschlechterung von Stoffwechselparametern. Um die Therapie effektiv und zugleich sicher zu gestalten, ist die Wahl des Diuretikums daher besonders wichtig. Schleifendiuretika wie beispielsweise Torasemid (Torem®) zeichnen sich im Gegensatz zu den Thiaziden durch ihre lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung auch bei Verwendung hoher Dosen aus. Doch auch Schleifendiuretika ähneln sich nicht wie ein Ei dem andern.

Einmalgabe durch günstige Pharmakokinetik

Das bisherige Standarddiuretikum Furosemid (z. B. Lasix®) und der neuere Wirkstoff Torasemid unterscheiden sich vor allem in ihrer Pharmakokinetik. Und das hat weitreichende klinische Konsequenzen. So schwanken die Resorptionsmengen von Furosemid individuell zwischen 10 und 100 Prozent, während Torasemid zu 85 Prozent konstant resorbiert wird. Diese günstigere Bioverfügbarkeit wird auch für die bessere Wirksamkeit von Torasemid verantwortlich gemacht. So müssen Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz unter Torasemid seltener ins Krankenhaus und besitzen eine höhere Lebensqualität. Ein weiterer Vorteil von Torasemid ist eine deutlich längere Halbwertszeit, die eine Einmalgabe möglich macht und das Risiko für ein Rebound-Phänomen wesentlich reduziert. Günstig ist Torasemid auch im Hinblick auf den Kaliumspiegel. Das Risiko von Hypokaliämien ist geringer.

Hospitalisierungsrate und Mortalität sinken

Auch die klinische Überlegenheit von Torasemid konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden. So profitierten in einer Post-Marketing-Studie an 1740 chronisch Herzinsuffizienten die Patienten erheblich von der zusätzlichen Torasemidgabe zu einem ACE-Hemmer. 75,4 Prozent der Patienten verbesserten sich um mindestens eine NYHA-Klasse. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ging von ursprünglich 8,3 Prozent auf 1,4 Prozent zurück. Noch größer war der Vorteil für Patienten, die vor Beginn der Studie bereits Furosemid erhalten hatten. Hier sank die Zahl der Krankenhauseinweisungen von 16,7 Prozent unter Furosemid auf 2,2 Prozent unter Torasemid.

Hohe Sicherheit bei Niereninsuffizienten

Torasemid hat sich nicht nur in der Therapie Herzinsuffizienter bewährt. Es eignet sich in besonderem Maße auch bei Niereninsuffizienz. Da es im Gegensatz zu Furosemid über die Leber ausgeschieden wird, steigt die Plasmakonzentration auch bei progredientem Verlust der Nephronen nicht an. Dies bedeutet eine größere Therapiesicherheit für niereninsuffiziente Patienten, die mit Torasemid behandelt werden.

Die Pharmakoökonomie stimmt

Dass sich Torasemid auch unter pharmakoökonomischen Aspekten "auszahlt", zeigen zwei Studien, in denen die Gesamtkosten der Torasemidbehandlung mit den Kosten der Furosemidbehandlung verglichen wurden. Die retrospektive Beobachtungsstudie an 400 Herzinsuffizienten ergab Gesamtkosten pro Jahr und Patient unter Torasemid von 768 Euro, unter Furosemid dagegen von 953 Euro. Die höheren Medikamentenkosten von Torasemid können also durch eine Reduktion der Herzinsuffizienz-bedingten Krankenhaus- und Arbeitsunfähigkeitstage mehr als ausgeglichen werden. 38 Prozent der Patienten in der Torasemidgruppe, dagegen nur 24,5 Prozent in der Furosemidgruppe verbesserten sich während eines Jahres um mindestens eine NYHA-Klasse. In der prospektiven Vorher-Nachher-Studie an 298 Herzinsuffizienten, die sechs Monate mit Furosemid und im Anschluss daran sechs Monate mit Torasemid behandelt wurden, zeigten sich Einsparungen unter Torasemid um 526 Euro, erzielt vor allem durch eine um 87 Prozent geringere Hospitalisierungsquote.

Quelle: Presseworkshop "Torasemid – mehr als ein Diuretikum", München, 19. Oktober 2001, veranstaltet von der Berlin Chemie AG und Hoffmann LaRoche.

Bei stark übergewichtigen Menschen mit hohen Blutfettwerten und Insulinresistenz (das heißt, die Körperzellen sprechen auf das noch von den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttete Insulin nicht mehr gut an) können Diuretika das Risiko für Diabetes weiter erhöhen.

Die unerwünschten Wirkungen von Schleifendiuretika und Thiaziden entsprechen sich im Großen und Ganzen. Wegen der stärker harntreibenden Wirkung der Schleifendiuretika besteht jedoch ein höheres Risiko für einen übermäßigen Salz- und Wasserverlust und die daraus folgenden unerwünschten Wirkungen.

Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.

Keine Maßnahmen erforderlich

Bei etwa 1 von 100 Behandelten treten Magen-Darm-Beschwerden wie Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen auf. Auch Geschmacksstörungen können vorkommen, diese verschwinden wieder, wenn Sie das Mittel absetzen.

Muss beobachtet werden

Mundtrockenheit, Durst, Schwäche- und Schwindelgefühle, Muskelschmerzen und -krämpfe sowie Kopfschmerzen können Anzeichen von übermäßigem Salz- und Flüssigkeitsverlust sein, der vor allem bei hoher Dosierung der Diuretika auftreten kann. Dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen und Natrium und Kalium sowie die Nierenwerte im Blut kontrollieren lassen. Achten Sie darauf, dass Sie genügend trinken (mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich, es sei denn, Sie haben eine Herzschwäche, dann folgen Sie dem Rat Ihres Arztes).

Häufig (bei etwa 1 von 100 Behandelten) steigt der Blutzucker an. Dadurch kann ein bislang nur unterschwellig vorhandener Typ-2-Diabetes in Erscheinung treten. Wenn Sie gefährdet sind, an Diabetes zu erkranken (z. B. weil die Krankheit häufig in der Familie vorkommt oder weil Sie Übergewicht haben), sollte der Arzt mindestens einmal jährlich den Blutzucker kontrollieren.

Auch der Harnsäurespiegel im Blut kann ansteigen. Sind die Harnsäurewerte schon erhöht, kann dadurch ein Gichtanfall ausgelöst werden. Anzeichen dafür sind Schmerzen im Großzehen- oder Daumengrundgelenk. Suchen Sie dann einen Arzt auf.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen.

Die Mittel können bewirken, dass sich weniger Tränenflüssigkeit bildet.

Wenn Sie kurzsichtig sind, kann sich diese Sehstörung durch die Anwendung von Diuretika weiter verschlechtern. Dann müssen Sie Ihre Sehhilfe anpassen lassen.

Das Blutbild kann sich bei etwa 1 von 1 000 Behandelten verändern: Die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), seltener auch der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) kann stark absinken, insbesondere, wenn Sie eine Kombination aus zwei Diuretika einnehmen. Wenn Sie kleine rote Punkte in der Haut (Hauteinblutungen) oder vermehrt Blutergüsse und blaue Flecken bemerken, wenn häufig schwer stillbares Nasenbluten auftritt oder wenn Sie Blutungen im Auge feststellen, sollten Sie den Arzt aufsuchen. Enthält das Blut weniger weiße Blutkörperchen, besteht eine höhere Anfälligkeit für Infekte. Wenn Sie auffällig oft an Erkältungen oder Harnwegsinfekten leiden, sollten Sie ebenfalls den Arzt aufsuchen, damit er das Blutbild kontrollieren kann. Ein Mangel an roten Blutkörperchen macht sich meist durch verstärkte Müdigkeit und zunehmende Schwäche bemerkbar. Auch darüber sollten Sie den Arzt informieren.

Sofort zum Arzt

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.

Wenn Sie hohes Fieber und Schüttelfrost bekommen, sollten Sie unverzüglich den Arzt rufen. Auch wenn Sie Blut im Stuhl oder Urin feststellen oder kaffeesatzartig erbrechen, müssen Sie umgehend den Arzt aufsuchen. Beides weist auf eine gravierende Störung der Blutbildung hin.

Wenn der Körper sehr viel Flüssigkeit ausscheidet, kann das Blut "eindicken", sodass die Gefahr für Thrombosen und Embolien wächst. Das Risiko dafür ist besonders bei älteren Menschen, bei bestehender Venenschwäche (Krampfadern, Venenentzündung) und bei langandauerndem Sitzen (z. B. bei Langstreckenflügen) erhöht. Wenn Krämpfe oder Verwirrtheit mit zeitlicher und räumlicher Desorientierung auftreten oder wenn Sie nur noch sehr wenig Urin ausscheiden, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Ist Furosemid gleich Torasemid?

Torasemid kann aufgrund seiner langen Wirkdauer von zwölf Stunden einmal täglich gegeben werden, wohingegen Furosemid dreimal täglich genommen werden muss. Unter einer Therapie mit Torasemid sinkt der Kalium- und Magnesiumspiegel nicht ab, wie dies bei Furosemid der Fall ist.

Welches Diuretika ist das beste?

Als am besten untersucht können so genannte Thiazid-Diuretika und die Kalziumantagonisten gelten. Die wenigsten Daten liegen für die Angiotensin-II-Antagonisten vor.

Wann wirkt Furosemid nicht?

Darüber hinaus darf der Wirkstoff nicht angewendet werden bei: Nierenversagen mit Anurie, das auf eine Furosemid-Therapie nicht anspricht. Coma und Praecoma hepaticum im Zusammenhang mit einer hepatischen Enzephalopathie. schwere Hypokaliämie.

Was ist die höchste Dosierung von Torasemid?

Die Therapie sollte mit 1/4 Tablette (entsprechend 50 mg Torasemid) täglich begonnen werden. Bei ungenügender Harnausscheidung ist eine Dosissteigerung auf täglich 1/2 Tablette (entsprechend 100 mg Torasemid) bis max. 1 Tablette (entsprechend 200 mg Torasemid) möglich.