Warum hat man schlechte laune wenn man hunger hat

Unterzuckerung, ein äußerer Anlass und kaum Einsicht in die eigene Gefühlslage: Das ist das Rezept für schlechte Laune.

Warum hat man schlechte laune wenn man hunger hat

© Nickbeer / Getty Images / iStock (Ausschnitt)

Das Phänomen ist derart bekannt, dass es einen eigenen Eintrag im englischen »Oxford Dictionary« bekommen hat: »hangry«, eine Mischung aus »hungry« (hungrig) und »angry« (verärgert, wütend). Der umgangssprachliche Ausdruck bezeichnet den reizbaren, übellaunigen Zustand, in den manche Menschen geraten, wenn sie eigentlich nur Hunger haben.

Doch damit es so weit kommt, ist mehr nötig als nur eine starke Unterzuckerung, stellten Jennifer MacCormack und Kristen Lindquist von der University of North Carolina in Chapel Hill fest. Wie die Psychologinnen in der Fachzeitschrift »Emotion« berichten, bedarf es zum einen eines zusätzlichen negativen Inputs, um das körperliche Unwohlsein fälschlich auf eine äußere Ursache zu beziehen und in schlechte Laune zu verwandeln. Zum anderen dürfen sich die hungrigen Menschen ihrer emotionalen Verfassung nicht bewusst sein. Denn sonst würden sie den Grund für ihr Unwohlsein nicht in der Situation suchen und dann einer falschen Ursache zuschreiben.

Eine solche Fehlattribution erzeugten die Forscherinnen in einem Experiment, indem sie ihren teils mehr, teils weniger hungrigen Versuchspersonen zunächst Bilder zeigten, die entweder positive, negative oder neutrale Gefühle weckten. Folgte darauf ein mehrdeutiges chinesisches Piktogramm, bezogen die hungrigen Probanden ihr Unwohlsein darauf und beurteilten das Symbol negativer als ihre weniger hungrigen Mitstreiter – aber nur, sofern sie zuvor ein negatives Bild präsentiert bekommen hatten.

Für ein weiteres Experiment baten die Psychologinnen mehr als 200 Studierende, vorher entweder zu fasten oder normal zu essen. Im Labor sollten sie dann einen Text verfassen, wobei der Computer abstürzte und sie daraufhin auch noch die Schuld für den Defekt in die Schuhe geschoben bekamen. Hungrige Studierenden äußerten sich in diesem Fall in der Abschlussbefragung negativer über die Versuchsleitung. Allerdings geschah das bloß, wenn sie sich beim Schreiben nicht explizit mit ihrer Gefühlslage beschäftigen sollten.

Das gleiche Phänomen könne auch bei Müdigkeit auftreten, glauben die Psychologinnen. Wer sich gereizt fühlt, sollte die eigene Gefühlslage einmal unabhängig von etwaigen Irritationen unter die Lupe nehmen und nach möglichen körperlichen Anlässen suchen: So ließe sich mancher falschen Schuldzuschreibung vorbeugen. Einfacher dürfte es allerdings sein, bei Müdigkeit ein Nickerchen zu halten oder die schlechte Laune mit ein paar Keksen zu vertreiben.

Warum hat man schlechte laune wenn man hunger hat

Wenn man aus Hunger schlechte Laune hat, kann ein Apfel helfen. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Schnelle Tipps gegen die Wut durch Hunger.

Arrgh!! Manchmal sind wir richtig gereizt. Dann gehen uns Eltern oder Freunde plötzlich tierisch auf die Nerven. Es kann zwar sein, dass etwas Ärgerliches passiert ist und wir uns zu Recht aufregen. Manchmal aber fragt man sich: Wo kommt meine schlechte Laune plötzlich her? Forschende sagen: Ein wütendes Gefühl kann unter anderem vom Hunger kommen. Dafür gibt es sogar ein Wort: Es verbindet die beiden englischen Begriffe „hungry“ (hungrig) und „angry“ (wütend) miteinander: hangry.

Was haben die Forschenden untersucht?

Ein Team aus Großbritannien wollte es genauer wissen. Es hat Menschen viele Tage lang über eine App nach verschiedenen Gefühlen gefragt: Hatten die Leute Hunger? Waren sie gut drauf oder eher gereizt? Die Forschenden konnten so bestätigen, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Hunger und schlechten Gefühlen gibt.

Warum hat man schlechte laune wenn man hunger hat

Nicht immer ist der Kühlschrank nah, um den Hunger zu stillen. Foto: Lino Mirgeler/dpa

Warum hängen Hunger und unsere Laune zusammen?

Es gibt mehrere Ideen. Eine ist: Wenn wir essen, versorgen uns die verschiedenen Stoffe in der Nahrung mit Energie. Essen wir länger nichts, sinkt der Blutzucker in unserem Körper. Das Gehirn aber benötigt dringend Zucker, um weiter gut arbeiten zu können. Fehlt Nachschub an Zucker durch neue Nahrung, fährt unser Gehirn herunter. Dann sind wir nicht mehr so gut in der Lage, unsere Gefühle zu kontrollieren, erklärt Viren Swami. Er hat das Forschungsteam geleitet.

Warum stress Hunger unseren Körper?

Außerdem ist unser Körper bei Hunger in einem Alarmzustand. Er ist also gestresst. Wir reagieren auch deshalb gereizter. Viren Swami vermutet, dass der Grund für das Hangry-Gefühl am Ende eine Mischung aus den verschiedenen Erklärungen ist.

Wichtig ist aber auch: Schlechte Gefühle hat man nicht nur, wenn man hungrig ist. Wer also häufig gereizt ist, sollte auch über andere Gründe nachdenken: schlechte Noten zum Beispiel oder Mobbing in der Schule.

Doch wie kann man verhindern, dass man Streit anfängt, nur weil man gerade Hunger hat?

Das ist eigentlich ganz einfach: Wenn du das Hangry-Gefühl kennst, packe dir zum Beispiel Obst oder Nüsse ein. Auch Traubenzucker hilft schnell, den Blutzucker im Körper wieder hochzufahren. (dpa)

Warum werde ich aggressiv wenn ich hungrig bin?

Doch warum kann Hunger so eine Wut auslösen? Der Blutzuckerspiegel trägt zu dem „Hangry“-Phänomen bei. Fällt nämlich der Blutzuckerspiegel ab, fehlt unserem Körper Energie. Zusätzlich produziert er Stresshormone wie Cortisol, Adrenalin und ein Neuropeptid Y, das uns ärgerlich und wütend werden lässt.

Was passiert wenn man Hunger hat und nichts isst?

Wird keine Nahrung zugeführt, greift das Gehirn zu Plan B. Um zu funktionieren, braucht das Gehirn Traubenzucker, also Glucose. Obwohl das Gehirn nur zwei Prozent der Körpermasse eines Menschen ausmacht, beansprucht es etwa die Hälfte des Glucoseverbrauchs im Körper.

Wie wirkt sich Hunger auf die Psyche aus?

Unterzuckerung, ein äußerer Anlass und kaum Einsicht in die eigene Gefühlslage: Das ist das Rezept für schlechte Laune.

Sollte man immer Essen wenn man Hunger hat?

Essen, wenn man hungrig ist, ist etwas Natürliches. Denn der Hunger verrät dir, dass dein Körper Energie braucht, die du ihm, idealerweise mit einer ausgewogenen Kost, zuführst. Egal, ob du drei Hauptmahlzeiten oder sechs kleine Portionen über den Tag verteilt isst: Hör auf dein Sättigungsgefühl.