Schmerzen aber der Arzt findet nichts

Schmerzen aber der Arzt findet nichts

Hans-Joachim Melzer bekommt von Chefarzt Abdulmassih Elkarra eine schmerzlindernde Botox-Spritze, die bei ihm über Monate wirkt: „Ich bin froh und dankbar, hier endlich Hilfe gegen meine Dauerschmerzen gefunden zu haben.“

Patienten mit chronischen Schmerzen können auf einer Schmerzskala ihre empfundenen Leiden von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz) angeben und so eine Art Schmerztagebuch führen. Als Hans-Joachim Melzer 2017 das erste Mal in der Fachklinik für Spezielle Schmerztherapie im KRH Klinikum Lehrte behandelt wurde, lag sein Schmerzlevel am Aufnahmetag bei 9 bis 10 und am Entlassungstag bei 7, erinnert sich der 57-jährige Burgdorfer. Beim zweiten Aufenthalt in der von Chefarzt Abdulmassih Elkarra geleiteten Klinikabteilung im April dieses Jahres lag Melzers Schmerzlevel bei der Aufnahme bei 7 und am Ende der Behandlung bei 4. Für Melzer sind diese Zahlen großartig. Sie zeigen ihm, dass die Therapie wirkt. Er verlässt das Krankenhaus in deutlich verbesserter Verfassung: „Ich habe hier verstanden, was mit mir los ist. Ich fühle mich ernst genommen. Die haben Ahnung von Schmerzen und wissen, wie man helfen kann.“ Das Therapieangebot für Menschen mit chronischen Schmerzen im KRH ist in dieser Form einzigartig in der Region Hannover. Der Anästhesist Elkarra baute die Abteilung 1992 zunächst im KRH Klinikum Großburgwedel auf, wo es 38 Behandlungsplätze gibt. Seit 2014 gibt es zudem im KRH Klinikum Lehrte eine entsprechende Abteilung mit derzeit 16 Therapieplätzen.

Hans-Joachim Melzer leidet unter dem sogenannten Fibromyalgiesyndrom. Fibromyalgie heißt wörtlich übersetzt Faser-Muskel-Schmerz. Die komplexe chronische Krankheit ist nicht heilbar, aber behandelbar, wenn erfahrene Schmerztherapeuten sie erkennen. Betroffene berichten über Schmerzen an mehreren Stellen des Körpers – typischerweise im Nacken oder im Rücken, im Kreuz und im Brustkorb oder im Bauch sowie an Armen und Beinen. Melzers Schmerzgeschichte begann nach zwei Operationen an Herz und Lunge, er war damals sieben Jahre alt und musste wegen eines Herzfehlers unters Messer. Der kleine Junge lag monatelang im Krankenhaus. Sein ganzes weiteres Leben war von Schmerzen begleitet, kein Arzt fand eine passende Therapie für ihn. „Ich habe mich mit den Schmerzen arrangiert“, sagt der glücklich verheiratete Vater von drei Söhnen. 30 Jahre arbeitete er als EDV-Fachmann bei der VHV Versicherung, gegen die chronischen Schmerzen nahm er Schmerztabletten wie Ibuprofen „bis zum Magenbluten“. Melzer erlitt mehrere Bandscheibenvorfälle, auch Depressionen kamen zu den chronischen Schmerzen hinzu. Er ging viele Jahre zu Orthopäden, machte immer wieder Physiotherapie. Erst 2017, als er erstmals einen niedergelassenen Facharzt für spezielle Schmerztherapie aufsuchte, spürte er Linderung seiner Dauerschmerzen. Der Schmerztherapeut wies ihn auf die Fachklinik für spezielle Schmerztherapie des KRH hin.

Schmerzen aber der Arzt findet nichts

Physiotherapeutin Sabine Retkowski behandelt eine Patientin am Schlingentisch. Bewegungstherapie ist ein wichtiger Baustein im Konzept der Fachklinik für spezielle Schmerztherapie.

Spezielle Schmerztherapie umfasst die Diagnostik und Therapie chronisch schmerzkranker Patienten, bei denen der Schmerz seine Leit- und Warnfunktion verloren und einen selbstständigen Krankheitswert erlangt hat. Das mehrschichtige Therapiekonzept berücksichtigt neben den körperlichen Symptomen auch psychische und soziale Aspekte der Patienten, die vielfach eine langjährige Leidensgeschichte hinter sich haben, betont Oberärztin Dr. Christiane Dybus-Kaukemüller. Medikamentöse, physiotherapeutische und psychotherapeutische Behandlungsmodule werden aufeinander abgestimmt, wobei verschiedene Fachdisziplinen in enger Absprache zusammenwirken. Bei individuellem Bedarf kommt sogenannte infiltrative Therapie hinzu, etwa über Spritzen und Infusionen. Auch Injektionen von Botox, als Lifestyle-Medikament gegen Falten bekannt, wird als schmerzlinderndes Mittel eingesetzt. Botox helfe ihm sehr, berichtet Hans-Joachim Melzer: „Die Wirkung hält vier bis fünf Monate.“

Die Verweildauer auf der Schmerzstation beträgt zwei bis drei Wochen, die Patienten kommen aus ganz Norddeutschland in die Spezialklinik. Bei Christa Biester, 72, fingen die „schlimmen Schmerzen“ vor 18 Jahren an: „Ich hatte es immer mit dem Kreuz“, erzählt die Langenhagenerin, die bis zu ihrer Erwerbsunfähigkeit im Alter von 50 Jahren als Bürokraft gearbeitet hat. Auch sie suchte viele Jahre vergeblich Hilfe in Arztpraxen, organische Ursachen konnten weder Haus- noch Fachärzte herausfinden: „Man kommt sich vor wie ein Simulant, aber ich habe mir die Schmerzen weiß Gott nicht eingebildet.“

Umso größer war ihre Erleichterung nach dem ersten Gespräch mit Chefarzt Elkarra: „Der sagte, dass er mich verstehe. Ich habe geweint vor Freude.“ Christa Biester leidet genauso wie Hans-Joachim Melzer unter Fibromyalgie, dem nicht heilbaren chronischen Muskel-Faser-Schmerz. In den vergangenen Jahren war sie schon mehrfach in der Fachklinik für spezielle Schmerztherapie. Der Aufenthalt tue ihr jedes Mal gut und es gehe ihr dann immer eine Zeit lang besser.

Was macht man wenn der Arzt nichts findet?

Was können Sie tun? Zunächst sollten Sie zu Ihrem Hausarzt oder einem anderen Arzt gehen, der Sie schon länger kennt. Mit ihm zusammen können Sie überlegen, ob ein Spezialist zu Rate gezogen werden sollte. Wichtig ist, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen.

Was tun wenn der Arzt nicht mehr weiter weiß?

Wenn sich die Beschwerden trotz fachärztlicher Behandlung nicht bessern oder eine unklare Diagnose vorliegt, kann das Einholen einer Zweitmeinung durch einen weiteren Arzt derselben Fachrichtung sinnvoll sein.

Was sind diffuse Beschwerden?

Ausgebreitet, verbreitet, ohne bestimmte Grenzen; dieser Begriff wird häufig in der Medizin verwandt, wenn die Beschwerden z.B. Bauchschmerzen, sich nicht eindeutig einem bestimmten Gebiet oder Organ zuordnen lassen.

Warum spielt mein Körper verrückt?

Chronischer Stress versetzt den Körper in einen dauerhaften Aktivierungszustand, der zu Erschöpfung führt. Dauerhaft Gestresste haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Innere Anspannung und Konzentrationsschwierigkeiten sind erste psychische Folgen von Stress.