Kuba syndrom bedeutung

Demnach könnten manche Fälle des sogenannten Havanna-Syndroms gezielt durch eine Art elektromagnetischer Strahlung ausgelöst worden sein. Es gebe »mehrere plausible Wege« elektromagnetische Impulse eines bestimmten Frequenzspektrums derart gezielt einzusetzen, hieß es am Mittwoch in einem von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und CIA-Direktor William Burns veröffentlichten Bericht.

Ein Einsatz solcher Strahlungsquellen könne die zentralen gesundheitlichen Beschwerden des Havanna-Syndroms »plausibel« erklären, hieß es in der teilweise geschwärzten Zusammenfassung eines geheimen Expertenberichts.

Krankheit und Stress erklären nicht alle Fälle

Zwar könne auch die Verwendung von Ultraschall die Symptome erklären, allerdings könnten solche Geräte nur Zielen schaden, die sich in unmittelbarer Nähe befänden. Andere Hypothesen wie nur der Einsatz chemischer oder biologischer Substanzen seien angesichts der beobachteten Symptome nicht plausibel, hieß es weiter.

Der Auslandsgeheimdienst CIA hatte nach US-Medienberichten kürzlich erklärt, es sei nicht davon auszugehen, dass eine globale Kampagne eines fremden Landes für die mysteriösen Erkrankungen verantwortlich sei.

Demnach waren die meisten Fälle auf bisher nicht diagnostizierte Krankheiten oder Stress zurückzuführen. Es gebe allerdings auch Fälle, die sich nicht erklären ließen.

Mehr als tausend geheime Dokumente ausgewertet

Auch in dem neuen Bericht hieß es, ein Teil der Fälle »lässt sich nicht leicht durch Umwelteinflüsse oder Erkrankungen erklären und könnte externen Stimuli geschuldet sein.« Das räumlich begrenzte und plötzliche Auftreten der Symptome spreche für einen räumlich und zeitlich begrenzten externen Auslöser.

Für den Bericht waren mehr als tausend als geheim eingestufte Dokumente verschiedener US-Behörden und Ministerien analysiert worden, genauso wie Berichte Betroffener und deren Krankenakten, wie es in der Zusammenfassung hieß.

Dutzende in Havanna lebende US-Diplomaten und ihre Angehörigen haben ab 2016 über rätselhafte Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit geklagt. Das Botschaftspersonal dort wurde daraufhin auf ein Minimum reduziert.

Später wurden auch an anderen Orten der Welt ähnliche Beschwerden gemeldet. Die US-Regierung schloss nicht aus, dass es sich dabei um eine Art Angriff handeln könnte – es wurde aber immer betont, dass man nicht wisse, wer oder was genau dahinterstecke.

Seit 2016 ranken sich diverse Theorien um die mysteriösen Symptome, welche US-Diplomatinnen und Diplomaten im Ausland erleiden. Die Betroffenen fordern Antworten, doch diese sind nur schwer zu finden. Das Problem erklärt in 6 Punkten.

Was ist das Havanna-Syndrom?

Die Symptome scheinen auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich: plötzliche Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und Sehstörungen. Rätselhaft werden die Symptome erst in Kombination mit anderen Tatsachen. Beispielsweise berichten die Betroffenen während dieser Episoden von Geräuschen aus einer bestimmten Richtung, wobei sie vibrierende sensorische Reize verspüren. Laut den Betroffenen dauern diese Eindrücke zwischen 20 Sekunden und 30 Minuten. Besonders seltsam: Bei den Betroffenen handelt es sich hauptsächlich um amerikanische Diplomatinnen und Diplomaten.

Einige berichten, dass die Symptome sofort aufhörten, als sie sich in ein anderes Zimmer begaben. Andere litten noch Monate nach dem unerklärbaren Ereignis unter Schmerzen und/oder Sinnesstörungen, welche Seh-, Hör-, und Gleichgewichtsstörungen umfassten. Wiederum andere kämpfen bis heute mit den Konsequenzen.

Die aktuellsten Ereignisse:

Seit wann tritt das Syndrom auf?

Erstmals über diese unerklärlichen Gesundheitsprobleme wurde im August 2017 berichtet. Sie betrafen amerikanisches und kanadisches Diplomatenpersonal in Kuba und gingen bis auf Ende 2016 zurück. Gemäss ihren Aussagen seien die Symptome jeweils nur in ihren eigenen vier Wänden oder in ihren Hotelzimmern aufgetreten – Familienmitglieder oder andere Hotelgäste seien allerdings nie davon betroffen gewesen.

Im Oktober 2017 wurden die Ereignisse von der Trump-Administration als «Gesundheitsattacken» bezeichnet. Als Konsequenz verwies der damalige US-Präsident Donald Trump einige kubanische Diplomatinnen und Diplomaten aus Washington. Nach der kubanischen Hauptstadt benannt, wurden die mysteriösen Symptome fortan als Havanna-Syndrom bezeichnet.

Die kubanische Hauptstadt Havanna war Namensgeberin der Symptome, nachdem dort die ersten mutmasslichen Attacken stattgefunden haben. Bild: Shutterstock

Auch amerikanische Diplomatinnen und Diplomaten in China berichteten 2018 von ähnlichen Erlebnissen. Laut neusten Berichten seien mittlerweile schon über 130 Vorfälle mit unerklärbaren Hirnverletzungen unter US-Offiziellen gemeldet worden, schreibt The New York Times im Sommer 2021. Im Januar 2022 meldet das US-Aussenministerium, dass insgesamt mehr als 200 Personen betroffen sind. Registriert wurden Vorfälle in China, Deutschland, Australien, Russland, Österreich und den Vereinigten Staaten selbst. Doch nicht nur das: Vergangenen November, kurz nach der Präsidentschaftswahl, berichteten zwei Sicherheitsbeamte des Weissen Hauses von Symptomen, nachdem sie sich auf dem Areal bewegt hatten.

Wie werden die Symptome erklärt?

21 der 24 betroffenen Diplomatinnen und Diplomaten aus Kuba erklärten sich zu einer Untersuchung bereit. Diese wurde am Zentrum für Hirnverletzungen an der University of Pennsylvania durchgeführt. Am 15. Februar 2018 wurde die Studie veröffentlicht. Sie kam zum Schluss, dass die betroffenen Personen anscheinend eine Verletzung grossflächiger Hirnnetzwerke erlitten hätten. Für Fragezeichen sorgte dabei der Fakt, dass keine der Personen je ein Kopftrauma erlitten habe, was in solchen Fällen üblich wäre.

Kuba syndrom bedeutung

Die Verletzungen im Hirn sind gemäss Fachleuten unumstritten und nachweisbar. Allerdings herrscht bezüglich der Ursachen noch immer keine Klarheit.Bild: Shutterstock

Die Fachleute bezweifeln, dass die von den Betroffenen gehörten Geräusche die Symptome verursacht haben. Aber:

«Vielmehr könnten die Geräusche ein zufälliger Nebeneffekt einer anderen Art von Einwirkung gewesen sein. Zum Beispiel könnte ein Gerät sowohl den Ton als auch den neurologischen Schaden verursacht haben.»

Gleichzeitig betonen die Neurolog:innen, dass psychisch bedingte Ursachen für die Symptome nicht ausgeschlossen werden können. So könnte eine Massenhysterie unter den Diplomat:innen Auslöser für die Symptome gewesen sein.

Die Theorie, dass ein Gerät für die Symptome verantwortlich sein könnte, wird zudem durch eine im Dezember 2020 veröffentlichte Studie unterstützt.

Wie soll eine solche Technologie funktionieren?

Um der Sache auf den Grund zu gehen, hatte das amerikanische Aussenministerium die «Nationale Akademie der Wissenschaften» beauftragt, das Havanna-Syndrom weiter zu untersuchen. In dem darauffolgenden Bericht vom 5. Dezember 2020 wird zielgerichtete gepulste Radiofrequenzenergie als wahrscheinlichste Ursache genannt.

Mit dieser Technologie kann das weiche Gewebe im Gehirn durch schnelle Mikrowellenpulse leicht erwärmt werden, was eine Schockwelle im Gehirn verursacht. Die gemeldeten Symptome decken sich mit den Auswirkungen gepulster Radiofrequenzenergie, heisst es im Bericht. Die Fachleute wollten diese Technologie nicht zwingend als Waffe bezeichnen – sie könnte aber als solche genutzt werden.

Eine portable Mikrowellen-Waffe sei in den vergangenen Jahren von diversen Ländern entwickelt worden, so James Giordano gegenüber «The Guardian». Nach den Vorfällen in Kuba wurde der Professor für Neurologie von der US-Regierung als Berater hinzugezogen. Dabei untersuchte er unter anderem, welche Länder solche Technologien entwickelten und was sie damit bereits erreicht hatten.

Auch die USA selbst entwickelte 2004 einen Prototyp einer solchen Waffe für das Marine Corps. Die Waffe, «Medusa» getauft, sollte klein genug sein, um in ein Auto zu passen, um von dort aus einen vorübergehend kampfunfähig machenden Effekt zu verursachen. Dass die Entwicklung je über die Prototyp-Phase hinausging, kann nicht belegt werden. Aufgrund ethischer Bedenken in Bezug auf Menschenexperimente sei das Projekt auf Eis gelegt worden, berichtet «The Guardian» weiter.

Wer steckt dahinter?

Der Neurologe Giordano gibt aber zu Bedenken, dass in anderen Ländern andere politische und ethische Normen herrschen würden – so beispielsweise in Russland und China: «Diese Situation schafft einzigartige Möglichkeiten, die biowissenschaftliche und technologische Entwicklung auf eine Art und Weise voranzutreiben, die in den Vereinigten Staaten und in Nato-Programmen nicht tragbar wären.»

Während sich Trump nach den Ereignissen in Kuba überzeugt zeigte, dass das karibische Land hinter den mysteriösen Attacken steckte, deuteten spätere Hinweise in eine andere Richtung. Untersuchungen unter der Beteiligung des FBI, der CIA und anderer US-Behörden legten nahe, dass Russland für die mysteriösen Erscheinungen verantwortlich sein könnte, berichtet «NBC». Bisher liegen allerdings noch nicht genügend Beweise vor, um dies zu bestätigen. Russland streitet jegliche Verantwortung ab.

US-Aussenminister Anthony Blinken bekräftige am im Januar 2022 gegenüber dem TV-Sender MSNBC, man arbeite noch immer daran, die Ursache der Erkrankungen zu klären. Man wisse derzeit weder, was genau passiert sei, noch, wer allenfalls dafür verantwortlich sei, so Blinken.

Was wird dagegen getan?

Trotz vorliegender wissenschaftlicher Beweise der Verletzungen werden diese von der US-Regierung nicht ernstgenommen, klagen US-Diplomaten. In einem Brief an das Aussenministerium teilten die Betroffenen Ende Mai ihren Frust mit – sie hätten gehofft, dass sich die neue Biden-Administration besser um sie kümmere. Stattdessen würden ihnen der Zugang zu angemessenen medizinischen Behandlungen verwehrt und keine weiteren Anstrengungen unternommen, um die Ursachen ihrer Verletzungen zu finden.

Die Betroffenen hatten sich an den Vize-Aussenminister Brian McKeon gewandt.Bild: imago stock&people

Der Brief zeigte Wirkung, wie «Politico» vor zwei Tagen meldet: Vize-Aussenminister Brian McKeon habe ein Pilot-Programm angekündigt, welches neue Erkenntnisse liefern soll. Es sieht vor, dass sich Diplomatinnen und Diplomaten vor ihrem Auslandaufenthalt einem umfangreichen Gesundheits-Check unterziehen. Die Teilnahme ist freiwillig und soll unter anderem Untersuchungen des Hör- und Sehvermögens umfassen.

Sollte eine Person später Opfer dieser unerklärlichen Symptome werden, könne der Gesundheits-Check wiederholt werden. Dies ermögliche Vergleiche und helfe bei der Untersuchung möglicher Ursachen. Bis dahin wird es rund um das Havanna-Syndrom weiterhin mehr Fragen als Antworten geben.

Dieser Artikel wurde im Juni 2021 erstmals aufgeschaltet. Wir haben ihn mit den neuesten Entwicklungen ergänzt und erneut publiziert.

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