Stell dir vor du wachst am Errechneten Termin (ET) auf und hast keine Wehen. Dabei hast du doch schon 40 Wochen genau auf diesen Tag gewartet. Nun ist er da und… nichts passiert. Was nun? Show
In diesem Blogartikel findest du alle Informationen, die du brauchst, um selbst gut bewerten zu können, was eine Einleitung bedeutet und ob du sie tatsächlich schon brauchst. Denn die Entscheidung dafür oder dagegen liegt eigentlich immer bei Dir. Aus Vorfreude wird EnttäuschungFreudig und etwas ängstlich wartet man darauf, dass am Termin endlich was passiert. Die Verwandten fragen stündlich nach Neuigkeiten. Alles ist vorbereitet. Die Kindersachen sind sortiert, die Kliniktasche steht mahnend an der Tür. Nur die Wehen sind auch beim angestrengtesten Reinhorchen nicht zu spüren. Plötzlich werden alle kleinen Beschwerlichkeiten gigantisch groß, die Geduld ist am Ende. Die Geburtseinleitung scheint plötzlich eine attraktive Möglichkeit zu sein, das Warten zu beenden. Statistisch ganz normalDass dein Kind am Errechneten Termin noch nicht da ist, ist keine Besonderheit und auch gar nicht schlimm! Nur circa 4% aller Kinder kommen am ET zur Welt. Alle Anderen etwas früher, oder eben etwas später. Alles innerhalb von drei Wochen vorher und bis zu zwei Wochen nachher ist letztendlich völlig normal. Was passiert am Errechneten Termin?Du wirst am ET, spätestens jedoch bei ET+3, zum Frauenarzt oder in die Klinik einbestellt. Dort wird ein CTG (Herz-Wehen-Schreiber) angelegt. So kann man kontrollieren, ob es dem Kind gut geht. Da das CTG immer nur eine Momentaufnahme liefert, werden noch weitere Parameter betrachtet:
Wenn alles in Ordnung ist, kannst du entspannt nach Hause gehen und weiter auf die Wehen warten. Das Kind braucht dann einfach noch etwas mehr Zeit. Bleib ganz entspannt: es ist ein natürlicher biologischer Prozess. Es geht los, wenn es los gehen soll. Wenn eine Geburt partout nicht von alleine starten will, soll in Deutschland – nach der S2 Leitlinie
„Geburtseinleitung“ – bei ET 41+0, spätestens bei 41+3 eine Einleitung der Geburt empfohlen werden. Ab 42+0 SSW soll eine Geburtseinleitung dringend empfohlen werden. „Frauen sollten in angemessener Weise über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden, damit sie eine informierte Entscheidung zwischen einer geplanten Einleitung, einer späteren Einleitung oder einer Überwachung ohne Einleitung, treffen können.“ Die Geburt einleitenDie Geburtseinleitung mit Hilfe von Medikamenten ist meist kein Spaß: Wenn der Körper noch nicht bereit für Wehen ist, dann passiert bestenfalls nichts. Schlimmstenfalls hast du aber ein bis zwei Stunden lang „künstliche“ Wehen, ohne dass sich etwas Bemerkenswertes in Richtung Geburtsbeginn tut. Wenn mit der Einleitung der Geburt aber erst mal
begonnen wurde, musst du auf jeden Fall in der Klinik bleiben. Dann verbringst du deine kostbare Zeit zwischen Einleitung, CTG-Kontrollen und Langeweile. Es kann Tage dauern, bis eine künstlich eingeleitete Geburt tatsächlich los geht. Und Frauen, die eingeleitet werden, nehmen die Wehen sehr häufig als extrem schmerzhaft wahr. Ab wann muss man die Geburt einleiten?Aber muss man die Geburt denn wirklich an einem bestimmten Stichtag einleiten? „An einem Apfelbaum sind auch nicht alle Äpfel gleichzeitig reif.“ (frei nach Ina May Gaskin)
Wer entscheidet über die Einleitung der Geburt?Die Empfehlung der geburtshilflichen Leitlinie tastet niemals deine Entscheidungshoheit an. Du hast das Recht über deinen Körper und die Aufnahme von Medikamenten selbst zu entscheiden. Riskofaktoren, die für die Einleitung der Geburt sprechen„Na wenn sie wollen, dass ihr Kind stirbt …“ Solche Risiken sind:
In den „Guidelines for the management of postterm pregnancy“ heißt es dazu: “Es gibt keinen Beweis dafür, dass das reine „über den Termin gehen“ alleine ein Risiko darstellt.“ Und: „Es herrscht Konsens darüber, dass extrem viele Einleitungen stattfinden müssten, um dadurch ein einziges Kind vor dem intrauterinen Tod zu bewahren.“ „Routine Einleitungen ab der 41. SSW sind bei unkomplizierten Schwangerschaften nicht zu rechtfertigen, da es das fetale / neonatale Ergebnis nicht verbessert und mütterliche Komplikationen und die Wahrscheinlichkeit einer Schnittentbindung erhöht. Der entscheidende Punkt für die Auswahl der einzuleitenden Schwangerschaften ist die sorgfältige Identifizierung der möglichen mütterlichen und / oder fetalen Komplikationen, die bereits existieren.“, sagt Prof. Dr. Giampaolo Mandruzzato 2009 im Journal der polnischen Gesellschaft für Perinatalmedizin. Das bedeutet: Solange bei den Kontrollen alles in Ordnung ist und du keine Veränderungen in den Bewegungsmustern deines Kindes erkennst und du noch auf einen natürlichen Geburtsbeginn warten möchtest, kannst du das tun und damit dein Baby seinen Geburtstag selbst wählen lassen. Natürliche Geburtseinleitung – eine (gute) Option?Nach diesem Plädoyer für einen zurückhaltenden und entspannten Umgang mit der Geburtseinleitung mag es ein wenig absurd erscheinen, dennoch über
natürliche Einleitungsmethoden zu schreiben. Aber… Wehen fördern – so leitest du die Geburt natürlich einEs gibt viele Methoden und Hausmittelchen, die mehr oder weniger wirksam sind. Die bekanntesten habe ich hier mal zusammengestellt. Ananas essenDass Ananas essen wirklich Wehen fördern oder gar auslösen kann, ist natürlich eher Quatsch. Schaden tut es zumindest nicht. Ich habe die Ananas hier mit
aufgenommen, weil dieser Tipp immer wieder kursiert. Tatsächlich wird der Ananas nachgesagt, ein wehenförderndes Enzym zu enthalten. Scharfes EssenEben so unsinnig wie die Ananas, ist der Tipp, etwas Scharfes zu essen. Wenn das wahr wäre, müssten in einigen Ländern die Kinder generell früher kommen. Aber hey, wenn’s schmeckt?! Abwarten und Tee trinkenAls wehenfördernd gilt ein Tee aus Zimt, Nelken, Ingwer, Minze, Kardamom und Eisenkraut. Einige dieser Zutaten sind ja typische Weihnachtsgewürze und dementsprechend häufig in Weihnachtsgebäck und Tee zu finden. Und daran sieht man schon, dass auch hier die Wirksamkeit begrenzt sein muss, denn sonst hätte man längst herausgefunden, dass im Dezember viele Kinder etwas eher zur Welt kommen. Aber auch hier gilt: Wer es mag, nur zu. Tee-Rezept „Geburtseinleitung“:
Das Ganze mit 1 Liter Wasser aufgießen und über den Tag verteilt (circa 3 Tassen) trinken. Einlauf„Der Einlauf ist das beste Wehenmittel“ – dieses Uralt-Zitat von Ernst Bumm steht in: Praktische Geburtshilfe für Studierende und Ärzte* von Willibald Pschyrembel, einem der Standardwerke für Geburtshelfer. Ärzte und Hebammen haben sich jahrzehntelang daran gehalten. Nichtsdestotrotz ist es falsch! Wehen-Cocktail – nicht so cool, wie es sich anhört!Der Wehen-Cocktail ist wohl – neben Sex – das berühmteste Mittel zur Einleitung der Geburt. Im Netz finden sich zahlreiche Anleitungen und Rezepte. Ein klassisches Wehen-Cocktail-Rezept sieht dann so aus:
Alles im Mixer kräftig durchmischen. Durch das Rizinusöl soll der Körper bereits nach kurzer Zeit zu Wehen angeregt werden. Mit Sex die Geburt natürlich einleiten: Brustwarzenstimulation & GeschlechtsverkehrBei der Brustwarzenstimulation wird Oxytocin ausgeschüttet. Das ist ein Hormon, das für die Entstehung von Wehen zuständig ist. Und selbst schon das reine Küssen kann Wehen anregend sein. Dieser Mechanismus lässt sich übrigens auch ganz wunderbar dafür nutzen, um die Wehentätigkeit unter der Geburt weiter anzukurbeln. Gleichzeitig wird die Produktion schmerzlindernder Stoffe in Gang gesetzt – eine Art natürliches Schmerzmittel. In „Mehr Küsse unter der Geburt!“ beschreibe ich, was es damit genau auf sich hat. Durch ungeschützten, vaginalen Geschlechtsverkehr können Prostaglandine, die im Ejakulat des Mannes vorhanden sind, ebenfalls für Wehen sorgen. Zusätzlich kann der weibliche Orgasmus für kleine „Kontraktiönchen“ sorgen, wodurch es wiederum zur vermehrten Ausschüttung von Oxytocin kommt. Ich finde, dass Sex – wenn beide Partner Lust dazu haben – eine gute Möglichkeit ist, um die Geburt ein wenig in Gang zu bringen. Und sollte es nicht funktionieren, dann hatte man wenigstens Spaß dabei. Eine valide Studie gibt es hierzu natürlich nicht. EipolablösungDie Eipolablösung kann von der Hebamme oder der Gynäkologin durchgeführt werden. Sie findet im Rahmen einer vaginalen Untersuchung statt. Dabei wird die Fruchtblase vorsichtig vom Muttermundsrand gelöst. In den Eihäuten befinden sich Prostaglandine, die dadurch freigesetzt werden. Nelkenöl-TamponBei dieser Methode wird ein Tampon in eine Ölmischung getunkt, der dann in die Vagina eingeführt wird. Er verbleibt dort eine Stunde. Danach gibt es eine Pause von 4-8 Stunden. Die Prozedur kann bis zu drei Mal pro Tag wiederholt werden. Rezeptur für die Ölmischung:
Die Anwendung von Nelkenöltampons löst bei ca. 32% aller Frauen Wehen aus. Medikamentöse Geburtseinleitung im KrankenhausNatürlich kann es sein, dass aus einer medizinischen Indikation heraus (siehe oben) die Geburt eingeleitet werden muss. Vielleicht haben bereits alle eigenen, natürlichen Einleitungs-Anstupser versagt und nun drängt die Zeit, denn es gibt tatsächlich einen guten Grund, warum dein Baby so schnell wie möglich geboren werden sollte. Dann wirst du im Krankenhaus aufgenommen und bekommst Medikamente: Geburtseinleitung mit TabletteDie wahrscheinlichste Einleitungsart ist die mit einer Tablette Cytotec (Misoprostol). Es ist ein Medikament, das ursprünglich gegen Magengeschwüre entwickelt wurde. Dann entdeckte man, dass es eine extrem anregende Wirkung auf die Uterusmuskulatur hat. Es wird in der Geburtshilfe seit circa 20
Jahren zur Einleitung der Geburt benutzt, ist aber niemals für Schwangere zugelassen worden. Daher musst du diesen „Off-Label-Einsatz“ an dir gesondert unterschreiben. Nachtrag: Cytotec wurde 2021 in Deutschland vom Markt genommen. Laut ExpertInnen war vor allem der Umgang damit problematisch. Ungenaue oder zu hohe Dosierung und mangelnde Überwachung von Mutter und Kind sorgten für ein schlechtes Risiko-Nutzen-Verhältnis. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. verteidigte Cytotec: Misoprostol sei in mehr als 80 randomisiert-kontrollierten Studien gut erforscht. Geburtseinleitung mit GelEs gibt Faktoren, die das Einleiten der Geburt mit Cytotec zu risikoreich machen würden. Das wäre zum Beispiel ein vorausgegangener Kaiserschnitt oder andere Uterusoperationen. Dann wird bei einer vaginalen Untersuchung ein Minprostin-Gel ins hintere Scheidengewölbe eingebracht. Teilweise wird auch noch der Muttermund mit dem Gel massiert. Auch hier ist vorab ein halbstündiges CTG und danach ein zweistündiges CTG obligatorisch. Das Gel kann bis zu zwei Mal pro Tag gegeben werden. Geburtseinleitung mit WehentropfIst der Muttermund schon ein gutes Stück geöffnet, wird zur Einleitung der Geburt manchmal auch ein Wehentropf mit Oxytocin verwendet. Er wird unter dauerhafter CTG-Kontrolle kontinuierlich höher dosiert, bis die Wehentätigkeit die gewünschte Regelmäßigkeit zeigt. Geburtseinleitung mit StäbchenRelativ neu ist die Einleitung der Geburt mit Dilapan-S. Es handelt sich dabei um ein dünnes Stäbchen, das wie ein Tampon in den Muttermund eingeführt wird. Es zieht dort Flüssigkeit
an und quillt entsprechend stark auf. Dadurch eröffnet es den Muttermund. Da die Methode noch sehr neu ist, gibt es bisher nur eine sehr kleine Studie, die zu dem Schluss gelangt, das Dilapan „ein sicheres und effektives Mittel zur Cervixreifung vor Geburtseinleitung ist.“ Geburtseinleitung durch FruchtblasensprengungDie ungünstigste Einleitungsvariante ist sicherlich die gezielte manuelle Eröffnung der Fruchtblase, die sogenannte Fruchtblasensprengung (Amniotomie). Denn damit setzt man etwas in Gang, das nicht mehr rückgängig zu machen ist und womit man sich (womöglich unnötig) in Zeitnot
bringt: Ist die Schutzhülle des Babys erst einmal eröffnet, steigt mit den kommenden Stunden die Infektionsgefahr. Mein Fazit: Geburtseinleitung nur mit gutem Grund!Wie oben aufgeführt, gibt es durchaus triftige Gründe, die eine Geburtseinleitung notwendig machen können. Dann muss es eben sein. Aber ohne echte Indikation ist es aus meiner Sicht immer besser, den natürlichen Lauf der Dinge abzuwarten. Ja, aber wann geht’s denn nun endlich los? Mehr über die ersten Anzeichen des Geburtsbeginns findest du im Artikel „Schatz, das Kind kommt! Nur wann?!“. Und welche Einleitungs-Erfahrungen habt ihr gemacht?Zu früh – zu spät? Habt ihr natürlich eingeleitet? Wie lief’s? Lässt der Artikel noch Fragen offen? Dann ab in die Kommentare damit! *= Dieser Artikel enthält Affiliating-Links - Wenn du sie klickst und dann etwas kaufst, erhalte ich dafür vom Händler eine klitzekleine Vergütung - Danke dafür! Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme
geworden bin verhelfe ich Frauen dazu. Mehr über mich → Ist viel Bewegung Wehenfördernd?Spaziergänge, Wohnungsputz und Treppensteigen: Sich auch in der letzten Phase der Schwangerschaft zu bewegen, ist gesundheitsfördernd für Mutter und Kind - und kann darüber hinaus die Wehen fördern oder sogar auslösen. Wer dabei seinen Körper bewusst wahrnimmt, vermeidet ganz von selbst ein zu hohes Pensum.
Was hemmt die Wehen?Die häufigsten Präparate zur Wehenhemmung sind derzeit Beta-Mimetika (Beta-Rezeptorenblocker) wie Partusisten (Wirkstoff Fenoterol) und Gynipral (Wirkstoff Hexoprenalin), sowie der Calcium-Antagonist Adalat (Wirkstoff Nifedipin) und der Prostaglandinsynthese-Inhibitor Indocid (Wirkstoff Indometacin).
Was beschleunigt den Geburtsbeginn?Alternativ sind Sportarten wie Schwimmen, Yoga oder Pilates einsetzbar. Fenster putzen, mit dem Gymnastikball umher kreisen und Bauchtanz sollen die Wehen auch anregen. Hör in jedem Fall auf deinen Körper und verausgabe dich nicht zu fest, sodass du für die Geburt genügend Energiereserven zur Verfügung hast.
Welche Stellung um Wehen zu fördern?Spezielle Übungen zum Wehen auslösen
Leichte Beckenübungen wie Beckenkreisen auf einem Gymnastikball können dazu beitragen, dass das Köpfchen des Kindes tiefer ins Becken rutscht. Dadurch wird der Gebärmutterhals stimuliert. Infolgedessen setzt dein Körper Oxytocin frei. Oxytocin wirkt wehenfördernd.
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