Halbes Jahr nach Trennung immer noch Schmerzen

hab mir deinen Beitrag durchgelesen und bin so froh, endlich auf einer Seite gelandet zu sein und dort Menschen anzutreffen, die genau das kennen, was ich seit jetzt knapp einem Jahr mitmache...(und auch schon mit anderen Expartnern mitgemacht habe). Ich habe das Gefühl, in meinem Umfeld kann das nämlich niemand so richtig nachvollziehen, Bekannte und Freunde auch Familienmitglieder sind zwar immer für mich da und unterstützen mich, wo sie können, dennoch höre ich schön langsam durch, dass es jetzt an der Zeit wäre, endlich abzuschalten und loszulassen, da nicht alles rosig war in meiner Beziehung. Selbst ich muss zugeben, dass da Momnte waren, in denen ich dachte, ich beende das jetzt, hätte es aber von mir aus denke ich niemals beendet, es war die große Liebe, obwohl wir nur knapp zwei Jahre zusammen waren. Ich versuche intensiv, loszulassen und das abzuhaken, dachte schon, ich wäre nicht normal, weil sich nach wie vor fast jeder Gedanke um ihn dreht, aber es tut nun so gut Menschen in diesem Forum kennenzulernen, die genau dasselbe durchmachen bzw erlebt haben und ie nachvollziehen können, wie es einem da geht. Ich gehe auch seit Jahren bereits in Gesprächstherapie, doch irgendwie gelingt mir das Loslassen trotz allem nicht. Ich habe wirklich so gut wie alles probiert, Bücher zum Thema gelesen, möchte mich in Zukunft sogar einer Hypnose unterziehen, ich mache wirklich alles, damit mir das Loslassen endlich gelingt. Und in diesem Prozess tut es undendlich gut, zu sehen, dass ich mit solch geballten Gefühlen nicht alleine bin, dass es da Menschen wie mich gibt, die trotz Schwierigkeiten, die es mit dem Expartner gab, die positiven Seiten mehr vermissen, als die schwierigen und das Gefühl hegen, nicht ohne diesen Menschen leben zu können und wenn, dann unglücklich und in permanenter Sehnsucht gepaart mit der Hoffnung, er käme eines Tages wieder zurück. Ich werde dann auch manchmal ungeduldig und wütend und denke mir, dann kann ER es anscheinend doch nicht sein für mich, sonst hätten wir jetzt diese Situation nicht. Dann denke ich mir sogar, sei froh, dass du so eine starke Liebe empfunden hast, dieses Glück haben nicht allen Menschen aber sei auch froh, dass du ihn los bist, er hat mich schließlich wirklich sehr verletzt, mein Vertrauen in die Beständigkeit einer Beziehung ist unglaublich erschüttert. Schließlich hat er anfänglich immer gesagt, er lässt mich niemals gehen. Das Problem kam dazu, dass er zwar die Beziehung beendet hat, wir uns allerdings trotzdem beim Fortgehen ab und zu noch getroffen haben und ja, da ist dann wieder was gelaufen. Am nächsten Tag dann immer seine Reue, er wollte mich nicht verletzten, das tut ihm alles so leid, es ist auch nicht einfach für ihn, mich gehen zu lassen, er will mich nicht ausnutzen oder die Situation(fairerweise muss ich dazu sagen, er hat auch im Vorfeld gesagt, das wird nichts mehr mit uns, auch wenn ich jetzt mitkomme)aber ich sollte jetzt besser gehen, es bringt ihn alles so durcheinander. Und jetzt im September dann der endgültige Schnitt, wir haben uns neutral getroffen in einem Cafe und da hat er mir gesagt, wir sollten absolut keinen Kontakt haben, dann ist es leichter, alles andere tut uns nicht gut. Dass ich eine Hammerfrau bin, ein Engel sogar, dass er mich niemals vergessen wird, aber obwohl er mich nach wie vor extrem attraktiv findet, wird nichts mehr sein zwischen uns, auch sexuell nicht mehr, das verwirrt ihn dann immer so. Und seitdem war auch wirklich nichts mehr. Ich merke im Nachhinein, dass ich mir dadurch, dass trotzdem noch ein halbes Jahr etwas gelaufen ist, es mir noch schwerer fällt, jetzt wirklich loszulassen und zu akzeptieren, dass das nun WIRKLICH das Ende ist, auch wenn er ungewohnt inkosnquent war anfangs, jetzt ist er jedenfalls konsequent in seinem NEIN. An einer neuen Partnerin liegt es nicht, ich habe ihn gefragt.(das würde ich ja auch gar nicht aushalten). Sorry meiner langen, ausschweifenden Schilderungen, aber ich habe hier wirklich das Gefühl, auf Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und Gesinnungen gestoßen zu sein, ich hoffe, wir können uns hier austauschen, mir hilft das jedenfalls.

Liebe Grüße und ich würde gern erfahren, wie es dir mittlerweile geht.

… der weiß manchmal nicht, wo er mit seinem Schmerz hin soll. Freunde und Familie sind die ersten und wichtigsten Ansprechpartner und sollen das bleiben. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man sie nicht mehr mit seinem Liebeskummer behelligen will, sich neutralen Rat oder professionelle Hilfe wünscht – für diese Fälle sind „Die Liebeskümmerer“ da.

Sie haben 2011 in Berlin Ihre Liebeskummer-Beratung gegründet. Musste das sein?

Als ich vor acht Jahren nach zwei Jahren Beziehung selbst verlassen wurde und größten Liebeskummer hatte, fiel mir auf, dass es keine passende Anlaufstelle gab. Die Hemmschwelle, zum Psychotherapeuten zu gehen, war mir zu hoch. Meine Kunden erzählen Ähnliches. „Da geht man hin, wenn man psychisch krank ist“, heißt es. Ich fühlte mich nicht krank, wollte aber, dass der Kummer weggeht.

Ist Liebeskummer ein Tabu-Thema? Ein nicht ernst genommenes Leiden, Teenieproblem?

Fast jeder hat in seinem Leben bereits Liebeskummer gehabt. Er wird tatsächlich oft heruntergespielt, aber es handelt sich absolut nicht um ein reines Teenieproblem. Im Gegenteil. Für Erwachsene ist es oft nicht nur eine Liebes-, sondern auch eine Lebenskrise. Da hängen Zukunftspläne, Existenz, Familie dran. Frauen zwischen 30 und 40 trifft es oft besonders hart, sie haben Angst, niemand Neuen mehr kennenzulernen, und spüren die biologische Grenze fürs Mutterwerden.

Ist man im Alter geübter in Liebeskummer, kann ihn besser wegstecken?

Die einen sind schnell über zwanzig Ehejahre hinweg, andere haben ein halbes Jahr lang eine Affäre und leiden drei Jahre. Auch die, die nicht wissen, ob sie sich trennen sollen. Oder die unglücklich Verliebten. Liebeskummer hat viele Facetten. Dauer und Schwere hängen davon ab, wie sehr das eigene Glück an der Beziehung hängt.

Die Formel „Beziehungsdauer, geteilt durch zwei, gleich Liebeskummerdauer“ stimmt nicht?

Die ist Blödsinn. Bei manchen dauert er Wochen, bei anderen Jahre. Typisches Vorurteil: Nach drei Monaten ist alles vorbei.

Was ist Liebeskummer?

In der Psychologie ist er eine Anpassungsstörung an eine neue Lebenssituation. Deren Symptomatik weist Überschneidungen zur Depression auf: Antriebslosigkeit, niederschmetternde Trauer, Sinnlosigkeitsgefühle, Appetitlosigkeit, im Alltag nicht mehr zurechtkommen, Grübeln, Veränderungen im Sozialverhalten, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwächung des Immunsystems, Magenprobleme… Neurologen haben herausgefunden, dass sich Liebeskummer wie körperlicher Schmerz im Hirn abbilden lässt. Und er führt zu Entzugserscheinungen, ähnlich wie bei Drogenabhängigen.

Raten Sie zu „kaltem Entzug“?

Das kann ich nicht pauschal sagen. Es gibt Fälle, in denen es besser ist, den Kontakt zum Ex-Partner vorerst komplett abzubrechen, aber auch die, in denen es wichtig ist, sich immer wieder mit der Realität zu konfrontieren. Zumal es in vielen Konstellationen gar nicht möglich ist, ganz auf Entzug zu gehen. Etwa wenn Kinder im Spiel sind.

Ist Liebeskummer eine Krankheit?

Wenn er schwer ist, ja. Man sollte ihn dann so ernst nehmen wie andere körperliche oder psychische Krankheiten und sich fragen: Muss ich da wirklich allein durch oder ist es ok, mir helfen zu lassen? Viele isolieren sich mit ihrem Schmerz und fühlen sich von ihren Mitmenschen unverstanden. Sie schämen sich, kommen sich dumm vor, ihr Kummer erscheint ihnen irrational. Dabei ist er total unabhängig von Attraktivität oder Intellekt.

Was ist dran am Broken-Heart-Syndrom, bei dem echte Herzbeschwerden auftreten?

Das gibt es und es ist wichtig, zu wissen, dass Liebeskummer diese Herzerkrankung auslösen kann – dennoch braucht nicht jeder, der Liebeskummer hat, Angst davor zu haben. Das Syndrom ist selten und betrifft in erster Linie Frauen jenseits der Menopause. Die Symptome sind die eines Herzinfarkts, allerdings hormonell ausgelöst – nicht durch ein verstopftes Herzkranzgefäß.

Welche unterschiedlichen Liebeskummer-Patienten haben Sie?

Ich unterteile in drei Typen, und zwar danach, wie bedeutend ein Partner für ihr Lebensglück ist. Den schlimmsten Herzschmerz haben jene, für die er das Zentrum ist – ihr ganzes Herz besteht, bildlich gesprochen, aus Partnerschaft. Zerbricht sie, zerbricht das Herz. Menschen mit weiteren Glücksquellen – einem erfüllenden Beruf, eigenem Freundeskreis, Familie oder Hobbys – trifft der Kummer nicht so ganz fürchterlich, weil sie Halt in anderen Themen finden. Um schweren Liebeskummer zu heilen und weiteren zu verhindern, helfe ich meinen Kunden, ihr Lebensglück umfangreicher aufzubauen. Unromantisch? Im Gegenteil. Beziehungen werden erfüllter und stabiler, wenn jeder auch für sich selbst glücklich ist.

Wie leiden Männer?

Sie begreifen Liebeskummer im Vergleich zu Frauen vielmehr als Schwäche. Körperlich leiden sie gleich. Die Reaktion auf eine Trennung ist allerdings über Kreuz: Männer lenken sich ab, ziehen durch Bars, treiben Sport, stürzen sich in One-Night-Stands. Oft wird nicht mal der beste Freund eingeweiht. Frauen ziehen sich eher zurück, sprechen viel mit Freunden und Familie. Das befördert Missverständnisse: Sieht die Frau, dass er schon wieder um die Häuser zieht, denkt sie, er wäre über den Schmerz hinweg. Dabei verarbeitet er ihn nur anders.

Wer kommt zu Ihnen? Wie viele waren es schon?

Frauen, Männer, Junge, Alte… Die meisten sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, 70 Prozent Frauen, aber es werden immer mehr Männer. Bisher waren es schon ein paar Tausend Betroffene.

Wird dann geweint?

Ganz viel, ja! Wäre es nicht so, wäre die Beratung nicht gut.

Eine japanische Firma gibt Liebeskummerkranken Sonderurlaub…

Grundsätzlich finde ich es gut, offen damit umzugehen, weil das den Betroffenen guttut. Aber man darf das Thema auch nicht überdramatisieren. In Deutschland kann jeder, der schweren Liebeskummer hat, zum Arzt gehen und sich krankschreiben lassen.

Sollte man dem Chef seinen Liebeskummer mitteilen?

Auch hier: Ein offener Umgang ist gut, aber man muss abwägen, ob man sich zusätzlich schadet. Auf dem gelben Schein steht niemals „Liebeskummer“ drauf, wenn man sich krankschreiben lässt. Und die Phase, in der gar nichts geht, dauert selten länger als zwei Wochen.

Was raten Sie Ihren Patienten?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten, bis auf eine Sache: Die Leute machen sich oft extrem viele Gedanken um den Ex. Was macht er gerade? Was denkt er? Ich helfe ihnen, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken, sich nicht an ihrem Gegenüber abzuarbeiten. Wer bin ich im Leben, was habe ich für Ziele, was tut mir gut? Es geht darum, das eigene Leben auf die Beine zu stellen. Erst dann verschwindet der Kummer.

Frauen trennen sich nach 25 Jahren Ehe, in den Wechseljahren, wenn die Sinnkrise da ist. Männer rennen mit etwa 30 Jahren davon, wenn die Freundin Kinder will. Ist das Ihre Erfahrung?

Nein, ich halte nichts von Pauschalaussagen. Jede Beziehung ist anders, genauso die Trennungssituationen.

Hat Liebe ein Verfallsdatum?

Kann man nicht sagen. Aber: Vielen von uns täte es gut, sich von der Suche nach der „einen großen Liebe“ zu befreien. Wenn wir diesem Ideal hinterherjagen, neigen wir dazu, mit vollkommen unrealistischen und dadurch belastenden Erwartungen in eine Partnerschaft zu starten. Eine Liebe muss nicht ein Leben lang halten, um groß zu sein, und wir Menschen können uns mehrfach im Leben verlieben. Wer anderes erwartet, schadet seiner Partnerschaft leider oft. Manchmal höre ich Sätze wie „Unsere Großeltern wussten noch, was die große Liebe ist“ – weil Beziehungen in dieser Generation oft 50 oder 60 Jahre lang hielten. Wer so etwas sagt, vergisst, dass es meist Sachzwänge wie die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau waren, die dazu geführt haben. Nicht die großen Gefühle. Ich bin dafür, ein realistischeres Bild von Partnerschaften zu zeichnen. Der beste Garant für Beziehungsglück.

Sie sind durch einen eigenen Schicksalsschlag Liebeskümmerin geworden. Sagen Sie heute: Danke!?

Schicksalsschlag würde ich es nicht nennen, eine Trennung trifft einen ja selten aus heiterem Himmel, da tragen immer zwei Personen ihren Anteil bei. Aber ja, es ging mir damals sehr schlecht. Ich bin durch ein tiefes, aber für meine Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtiges Tal gegangen. Seitdem weiß ich, dass Liebeskummer auch eine riesige Chance ist – wenn man sie am Schopfe packt. Die Gründung der Liebeskümmerer zum Beispiel hat mein Leben so bereichert, dass ich heute natürlich dankbar für diese Trennung bin.

Die krasseste Trennungsgeschichte, die Sie gehört haben?

Ein junger Mann frühstückte noch mit seiner Freundin, am nächsten Tag war er verschwunden – Wohnung gekündigt, Handyvertrag aufgelöst, auch für seine Familie vom Erdboden verschluckt. Seine Partnerin war traumatisiert. Diesen Fall habe ich damals für mein erstes Buch „Schluss mit Kummer, Liebes“ aufgeschrieben.

Wann hört eine Trennung auf weh zu tun?

Wie bereits erwähnt, lässt sich nicht pauschal sagen, wie lange es dauert, um Trennungsschmerz zu überwinden. Generell gilt: Wenn Sie Ihre Emotionen zulassen, hilft Ihnen das, den Liebeskummer zu verarbeiten. Manchmal kann es aber bis zu einem Jahr dauern, bis man sicher wieder frei und hoffnungsvoll fühlt.

Wie lange dauert die schlimmste Phase der Trennung?

Eine Faustregel aus der Liebeskummer-Praxis lautet: Wurde die Partnerschaft nach sechs oder mehr Jahren beendet, leiden Frauen durchschnittlich bis zu drei Jahre lang an Liebeskummer, Männer dagegen nur rund 18 Monate.

Was tun wenn der Trennungsschmerz nicht nachlässt?

Folgende 5 Tipps können dir dabei helfen, den Trauerprozess erträglicher zu machen..
Suche dir ein Ventil. Nach einer Trennung kochen die Emotionen hoch. ... .
Vertraue dich jemandem an. ... .
Räume alles weg, was dich an deinen Expartner erinnert. ... .
Nimm dir Zeit für dich selbst. ... .
Sei geduldig..

Kann man sein Leben lang Liebeskummer haben?

Fast jeder hat in seinem Leben bereits Liebeskummer gehabt. Er wird tatsächlich oft heruntergespielt, aber es handelt sich absolut nicht um ein reines Teenieproblem. Im Gegenteil. Für Erwachsene ist es oft nicht nur eine Liebes-, sondern auch eine Lebenskrise.