Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke Text

Song Cycle by Viktor Ullmann (1898 - 1944)

1. Rast! Gast sein einmal. Nicht immer selbst [sung text checked 1 time]

Rast! Gast sein einmal. Nicht immer selbst seine Wünsche bewirten mit kärglicher Kost. Nicht immer feindlich nach allem fassen; einmal sich alles geschehen lassen und wissen: was geschieht, ist gut. Auch der Mut muß einmal sich strecken und sich am Saume seidener Decken in sich selber überschlagen. Nicht immer Soldat sein. Einmal die Locken offen tragen [und den weiten offenen Kragen und in seidenen Sesseln sitzen und bis in die Fingerspitzen so: nach dem Bad sein. ]1 Und wieder erst lernen, was Frauen sind. Und wie die weißen tun und wie die blauen sind; was für Hände sie haben, wie sie ihr Lachen singen, wenn blonde Knaben die schönen Schalen bringen, von saftigen Früchten schwer.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , "Rest", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Repos ! Être un jour un hôte", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, Endgültige Fassung von 1906 Geschrieben 1899, Im Insel-Verlag zu Leipzig.

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 147.

1 omitted by Reutter

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

2. Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden [sung text checked 1 time]

Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und endlich aus den reifgewordnen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riß er hin. Das war ein Wellenschlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein [Lichterblinden]1 und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden, die in den Kleidern warmer Frauen sind. Aus dunklem Wein und tausend Rosen rinnt die Stunde rauschend in den Traum der Nacht.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , "The celebration", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Cela commença comme un repas. Puis c'est devenu une fête", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 147.

1 Pászthory: "Licht-Erblinden"

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

3. Einer, der weiße Seide trägt, erkennt [sung text checked 1 time]

Einer, der weiße Seide trägt, erkennt, daß er nicht erwachen kann; denn er ist wach und verwirrt von Wirklichkeit. So flieht er bange in den Traum und steht im Park, einsam im schwarzen Park. Und das Fest ist fern. Und das Licht lügt. Und die Nacht ist nahe um ihn und kühl. Und er fragt eine Frau, die sich zu ihm neigt: "Bist Du die Nacht?" Sie lächelt. Und da schämt er sich für sein weißes Kleid. Und möchte weit und allein und in Waffen sein. Ganz in Waffen.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , "Are you the night?", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Quelqu'un qui porte de la soie réalise", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 148.

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

4. Die Turmstube ist dunkel [sung text checked 1 time]

Die Turmstube ist dunkel. Aber sie leuchten sich ins Gesicht mit ihrem Lächeln. Sie tasten vor sich her wie [Blinde und finden]1 den Andern wie eine Tür. Fast wie Kinder, die sich vor der Nacht ängstigen, drängen sie sich [in einander]2 ein. Und doch fürchten sie sich nicht. Da ist nichts, was gegen sie wäre: kein Gestern, kein Morgen; denn die Zeit ist eingestürzt. [Und sie]3 blühen aus ihren Trümmern. Er fragt nicht. "Dein Gemahl?" Sie fragt nicht: "Dein [Namen]4?" Sie haben sich ja gefunden, [um einander]5 ein neues Geschlecht zu sein. Sie werden sich hundert neue Namen geben und einander alle wieder abnehmen, leise, wie man einen Ohrring abnimmt.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 149.

1 Reutter: "Blinde, / finden"
2 Pászthory: "ineinander"
3 Reutter: "Sie"
4 Reutter: "Name"
5 Reutter: "einander"

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

5. Ist das der Morgen? Welche Sonne geht auf? [sung text checked 1 time]

Ist das der Morgen? Welche Sonne geht auf? Wie groß ist die Sonne. Sind das Vögel? Ihre Stimmen sind überall. Alles ist hell, aber es ist kein Tag. Alles ist laut, aber es sind [nicht]1 Vogelstimmen. Das sind die Balken, die leuchten. Das sind die Fenster, die schrein. [Und sie schrein,]2 rot, in die Feinde hinein, [die draußen stehn im flackernden Land, schrein]2: Brand. Und mit zerrissenem Schlaf im Gesicht drängen sich alle, halb Eisen, halb nackt, von Zimmer zu Zimmer, von Trakt zu Trakt und suchen die Treppe. Und mit verschlagenem Atem stammeln Hörner im Hof: Sammeln, sammeln! Und bebende Trommeln.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 2 times against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, Endgültige Fassung von 1906 Geschrieben 1899, Im Insel-Verlag zu Leipzig.

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 150.

1 Reutter: "keine"
2 omitted by Reutter

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

6. Aber die Fahne ist nicht dabei [sung text checked 1 time]

Aber die Fahne ist nicht dabei. Rufe: Cornet! Rasende Pferde, Gebete, Geschrei, Flüche: Cornet! Eisen an Eisen, Befehl und Signal; Stille: Cornet! Und noch einmal: Cornet! Und heraus mit der brausenden Reiterei. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Aber die Fahne ist nicht dabei.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 151.

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

7. Er läuft um die Wette mit brennenden Gängen [sung text checked 1 time]

Er läuft um die Wette mit brennenden Gängen, durch Türen, die ihn glühend umdrängen, über Treppen, die ihn versengen, bricht er [aus aus]1 dem rasenden Bau. Auf seinen Armen trägt er die Fahne wie eine weiße, bewußtlose Frau. Und er findet ein Pferd, und es ist wie ein Schrei: über alles dahin und an allem vorbei, auch an den Seinen. Und da kommt auch die Fahne wieder zu sich und niemals war sie so königlich; und jetzt sehn [sie sie]2 alle, fern voran, und erkennen den hellen, helmlosen Mann und erkennen die Fahne . . . Aber da fängt sie zu scheinen an, wirft sich hinaus und wird groß und rot . . . -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Da brennt ihre Fahne mitten im Feind, und sie jagen ihr nach.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 151.

1 Reutter: "aus"
2 Reutter: "sie"

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

8. Der Waffenrock ist im Schlosse verbrannt [sung text checked 1 time]

[Der Waffenrock ist im Schlosse verbrannt, der Brief und das Rosenblatt einer fremden Frau. --]1 Im nächsten Frühjahr (es kam traurig und kalt) ritt ein Kurier [des Freiherrn von Pirovano]2 langsam in Langenau ein. Dort hat er eine alte Frau weinen [sehen]3.

Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, first published 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Knut W. Barde) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke. Kommentiere Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von Manfred Engel, Ulrich Fülleborn, Horst Nalewski, August Stahl, Band I Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1996, page 152.

1 omitted by Reutter and Ullmann
2 omitted by Reutter
3 Reutter: "gesehen"

Research team for this text: John Versmoren , Sharon Krebs [Guest Editor]

Total word count: 712