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Mit leichtem Schwips fällt einem das Leben leichter – behauptet ein neuer Film. Unsinn, sagt ein renommierter Suchtforscher.
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Mit leichtem Schwips fällt einem das Leben leichter – behauptet ein neuer Film. Unsinn, sagt ein renommierter Suchtforscher.

Publiziert: 09.05.2021, 12:00

Alkohol kann gute Laune machen. Aber wie lange hält sie an?

Foto: Getty Images

Von jetzt an immer leicht betrunken durchs Leben gehen. Das wollen vier desillusionierte Lehrer im Film «Drunk (Another Round)», der kürzlich den Oscar für den besten internationalen Film gewonnen hat. Sie berufen sich dabei auf den norwegischen PsychologenFinn Skårderud. Dieser behauptet, der Mensch habe von Natur aus 0,5 Promille zu wenig Alkohol im Blut – wenn man das ausgleiche, falle einem das Leben leichter.

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von 27. Juli 2021, 11:46 Uhr

Oder: Wie wird man m�glichst schnell zum Alkoholiker. Das Drama wurde mit dem Europ�ischen Filmpreis ausgezeichnet.

Auf der Leinwand wird gern mal �ber den Durst getrunken: Ob James Bond nun Martini (gesch�ttelt, nicht ger�hrt) bestellt, �The Big Lebowski� an seinem �White Russian� schl�rft oder Marilyn Monroe und Tony Curtis in �Manche m�gen�s hei߻ einen �Manhattan� mixen. Dann gibt es noch die Alkoholiker-Melodramen, die uns mahnen, wohin �berm��iger Alkoholgenuss f�hren kann - von �Das verlorene Wochenende� bis �Leaving Las Vegas�. Einen ganz anderen Weg wollte der D�ne Thomas Vinterberg (�Das Fest�) beschreiten, nachdem er sich von einer Theorie des norwegischen Philosophen Finn Sk�rderud inspirieren lie�. Der behauptet, dass der Mensch mit einer halben Promille Alkohol zu wenig im Blut geboren wird, um wirklich optimal �funktionieren� zu k�nnen. Um dieses Defizit auszugleichen, k�nnte man versuchen, sein Blutalkoholwert konsequent auf 0,5 Promille zu halten. Zusammen mit Tobias Lindholm schrieb Vinterberg mehrere Jahre an dem Drehbuch zu �Der Rausch� mit dem Ziel, keine Position f�r oder gegen Alkoholkonsum einzunehmen. Doch es entwickelte sich anders.

Vier Freunde wagen das Experiment

Martin (Mads Mikkelsen) ist ein ausgebrannter Geschichtslehrer. Auch mit seiner Ehefrau Anika (Maria Bonnevie) hat er Probleme. Seine Kollegen Tommy (Thomas Bo Larson) Nikolaj (Magnus Millang) und Peter (Lars Ranthe) sind nicht weniger frustriert. Auf einer Feier kommt es zum Bes�ufnis und Nikolaj erz�hlt den anderen von der 0,5 Promille-Theorie und schl�gt das Experiment vor, t�glich so viel Alkohol zu trinken, damit dieser Pegel gehalten wird. Anfangs scheint der heimliche Versuch der vier zu gl�cken. Sie sind gut drauf! Vor allem Martin steckt voller Energie, er kann seine Sch�ler wieder begeistern und auch Anika wundert sich �ber ihren verwandelten Mann. Die vier Freunde beschlie�en, den Pegel noch zu erh�hen. Um die Kontrolle �ber ihren Konsum zu behalten, soll alles ganz genau dokumentiert werden. Doch es wird ein Fass ohne Ende. Einer von ihnen verliert die Kontrolle, wird alkoholkrank und stirbt. Auf der Beerdigung geben sich die anderen wieder dem Rausch hin. Auch sie sind nicht mehr Herr ihrer selbst.

M�nner in der Midlife-Crisis

Alkoholismus ist zweifelsohne eine der schlimmsten Krankheiten, vor deren Folgen � sowohl pers�nlich als auch gesellschaftlich � noch immer viele die Augen verschlie�en. Ein Bierchen zum Mittag und ein Glas Wein zum Abend geh�ren zum Alltag wie das t�gliche Brot. Und wer daran zugrunde geht, die Kontrolle verliert und s�chtig wird, ist selbst schuld � so scheint es zumindest. Dabei haben sich die Mechanismen l�ngst verselbst�ndigt. Harte Drogen sind verboten, Haschisch immer noch halbillegal, Zigarettenraucher werden seit etlichen Jahren gema�regelt, nur Alkohol ist und bleibt (neben Medikamente) gesellschaftsf�hig, und wer das selbstverst�ndliche Sektglas zum feierlichen Anlass ausschl�gt, macht sich verd�chtig und ist sowieso eine Spa�bremse. Dieser ambivalente Gesellschaftszustand wird in �Der Rausch� beeindruckend ausgelotet. Da wird nichts besch�nigt oder angeprangert. Die Dinge nehmen einfach ihren Lauf, und wenn die vier Jungs pl�tzlich im Alkoholrausch sind, gute Laune verbreiten und sogar ihre Umwelt positiv beeinflussen, erwischt man sich selbst dabei, wie sympathisch man diese M�nner doch findet, die doch eigentlich in einer tiefen Midlife-Crisis stecken, was psychotherapeutisch zu behandeln w�re. Schon bald ist aber Schluss mit lustig, die Stimmung wird ernster, weil ihnen das Experiment zusehends entgleitet.

Mads Mikkelsen in einer seiner besten Rollen

�Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben. Ich h�r� schon wie der Teufel lacht, wenn wir am Schnaps einmal sterben�, sang einst Udo J�rgens und dr�ckt damit die ganze Aussichtslosigkeit aus, wenn wir uns verlieren. Vielen scheint nicht klar zu sein oder wollen es wom�glich nicht h�ren, dass Alkohol im �berma� pers�nlichkeitsver�ndernd ist. Auch das vermittelt der Film, insbesondere durch die Figur, die Mads Mikkelsen spielt. Wie er die Stimmungsschwankungen her�berbringt, ist ph�nomenal. Als Bond-B�sewicht in �Casino Royale� ist Mikkelsen 2006 weltber�hmt geworden. Nun ersetzt er auch noch Johnny Depp als Gellert Grindelwald in �Fantastische Tierwesen 3�. Eine seiner besten Rolle wird aber gewiss die des Martin in �Der Rausch� bleiben. Mit Thomas Vinterberg drehte er 2021 bereits �Die Jagd� - ebenfalls eine spannende Gesellschaftsstudie �ber eine Hexenjagd auf einen Mann, der sich als Kindersch�nder verd�chtigt gemacht hat. Man kann sich zuk�nftig also nur noch weitere Zusammenarbeiten mit den beiden w�nschen.

Fazit: M�nner in der Midlife-Crisis, denen nichts Besseres einf�llt als sich mehr und mehr zu betrinken. Das kann nicht gutgehen. �Der Rausch� will aber weder anklagen noch besch�nigen und ist damit besonders entlarvend und schmerzhaft. Daf�r gab es gleich vier Europ�ische Filmpreise einschlie�lich f�r den �Besten Film� und den �Besten Hauptdarsteller�.

�Der Rausch� ist im Kino zu sehen.

Was passiert wenn man mehr als 0 5 Promille hat?

0,5-Promillegrenze Erwischt Sie die Polizei mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille und mehr am Steuer, gilt dies als Ordnungswidrigkeit und wird unterschiedlich stark bestraft: Erstverstoß: 500 Euro Bußgeld, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot. Zweitverstoß: 1000 Euro Bußgeld, 2 Punkte, 3 Monate Fahrverbot.