Aufmerksamkeit wer ist der mörder video

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Netzvideo sorgt für Diskussionen: In welche Richtung schaukelt die Person?

Erinnerungen an #TheDress und Yanny vs. Laurel werden wach

Aufmerksamkeit wer ist der mörder video

Das Netz hat wieder einmal einen Streitfall. Ein Tiktok-Video, das seit einigen Tagen im Netz diskutiert wird, zeigt eine schaukelnde Person. Die Frage, die sich Nutzer stellen: in welche Richtung blickt die Person?

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An diesem Video ist irgend etwas seltsam. So weit kann der Betrachter noch folgen. Aber was es genau ist, das will sich beim ersten Gucken nicht so recht erschließen. Tatsache ist nur: Wir haben eine verdammt geringe Aufmerksamkeitsspanne und die erstaunliche Fähigkeit, Details auszublenden.

Eine Szene aus einem englischen Krimi. Wer ist der Mörder: das Zimmermädchen, der Butler oder die Gattin? Der Kommissar lässt die Verdächtigen antreten, hört sich die Aussagen an und enttarnt sofort der Mörder. Das ist billig und auch noch schlecht geschauspielert.

Und das mit Absicht! Denn das Video hat eine ganz andere Botschaft: Es will uns vor Augen führen, wie leicht wir Dinge übersehen können, mit denen wir nicht rechnen. Dahinter steckt eine Kampagne der Stadt London, die Autofahrer auffordert, Acht auf Radfahrer zu geben. Und? Habt ihr den Test bestanden?

Ich falle übrigens nicht drauf rein: Die wollen mit ihrem ganzen Brimborium doch nur vertuschen, dass sie die Falsche verhaftet haben. Mir schien der Butler viel verdächtiger …

Via @ibo @escamoteur.

Internet Feuillevard

Eine Tragödie hat sich ereignet: Lord Smithe wurde ermordet. Gelingt es Ihnen, in zwei Minuten herauszufinden, wer der Mörder ist?

(Es lohnt sich, das Video gesehen zu haben, bevor Sie weiterlesen).

Wenn Sie die Veränderungen nicht bemerkt haben, dann sind Sie in bester Gesellschaft, denn der Großteil Ihrer Mitmenschen kann das ebensowenig. Die Werbung von London-Transport nutzt eine menschliche Eigenschaft aus, die man in der Wissenschaft Veränderungsblindheit nennt: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf einen bestimmten Aspekt lenken, dann nehmen wir alle anderen Aspekte einer Szene nur noch äußerst eingeschränkt war – und bemerken daher auch deren Veränderung nicht.

Hintergrund: Die Sache mit der Tür

Einen eindrucksvollen wissenschaftlichen Nachweis für dieses Phänomen haben die beiden Forscher Daniel Simons und Daniel Levin von der University of Illionois erbracht. Sie testeten die Aufmerksamkeit von Passanten auf der Straße, indem sie einen Schauspieler baten, mit einer Karte in der Hand ahnungslose Passanten nach dem Weg zu fragen. Noch während der Erklärung kreuzten zwei Arbeiter, die eine Tür trugen, den Weg – genau zwischen Passant und Schauspieler. Der Clou: während die Tür dem Passanten die Sicht versperrte, wurde die erste Person nicht sichtbar für den Passanten ausgetauscht.

Das interessante Ergebnis: Etwa 50% der Teilnehmer bemerkten den Wechsel nicht; und zwar unabhängig davon, ob die zweite Person anders gekleidet war. Selbst einen Wechsel des Geschlechts bemerkten viele Teilnehmer nicht.

Wir sehen immer aktiv

Was wir wahrnehmen, hängt offenbar wesentlich davon ab, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Obwohl wir vielleicht subjektiv den Eindruck haben, stets ein vollständiges Bild der Realität um uns herum passiv aufzunehmen, können wir in Wahrheit nur einen winzigen Ausschnitt bewusst wahrnehmen, eben denjenigen, auf den wir gerade aktiv unsere Aufmerksamkeit lenken.

Übrigens nutzen das auch Magier immer wieder aus, um uns hereinzulegen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit z.B. mit Handbewegungen gezielt ab, so dass eine bestimmte Veränderung, die den eigentlichen Trick ausmacht, unserer Aufmerksamkeit verborgen bleibt.

Eine Präsentation ist keine Zauberei

Für Ihre Präsentation sollten Sie aber gerade den umgekehrten Schluss ziehen. Denn Ihre Aufgabe ist es in aller Regel nicht, die Aufmerksamkeit der Zuhörer abzulenken, sondern gezielt so zu lenken, dass Sie Ihre Ideen optimal verstehen. Überprüfen Sie vor Ihrer nächsten Präsentation vielleicht noch einmal, ob Ihre Folien (oder auch Ihre Ausführungen) Bestandteile enthalten, die Ihre Zuhörer ablenken. Unnötig komplizierte Diagramme, überflüssig lange Texte oder viel zu ausführliche Tabellen gehören auf den Prüfstand. Erwarten Sie auch nicht unbedingt, dass Ihre Zuhörer jede kleinste Detailinformation aktiv verinnerlicht haben, nur weil Sie sie in einem Nebensatz erwähnt oder in der Ecke einer Folie versteckt gezeigt haben.

Eine Präsentation ist weder Zauberei noch Detektivarbeit. Sie hat nicht das Ziel zu verschleiern, sondern eine Idee so klar wie möglich in die Köpfe der Zuhörer zu bringen.