Aldi sind die preise alle gleich

  • Von Stefanie Diemand, Jonas Jansen und Gustav Theile
  • -Aktualisiert am 19.03.2022-12:48

Leere Regale und alles wird teurer: Discounter Aldi erhöht seine Preise. Bild: dpa

Der Discounter Aldi erhöht die Preise. Die Wettbewerber werden wohl nachziehen. Müssen die Verbraucher in Zukunft mit noch teureren Lebensmitteln rechnen?

Nun also auch noch Aldi: Der Discounter-Riese erhöht die Preise. Laut der Lebensmittel-Zeitung geht es um rund 160 Artikel, die teurer werden. Mal geht es nur um eine Steigerung von 10 Cent, mal gleich um einen Euro. Ob Kaffee, Cola, Tiefkühlprodukte oder Backwaren – rund 10 Prozent des Sortiments sind von der Erhöhung betroffen. „Aldi führt seit jeher regelmäßig Preisanpassungen durch. Das bedeutet, dass wir Verkaufspreise reduzieren, wenn die Einkaufspreise sinken, und Verkaufspreise erhöhen, wenn die Einkaufspreise steigen“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Was die Sprecherin nicht sagt: So viele Aldi-Produkte waren seit Jahren nicht mehr auf einmal von einer Erhöhung betroffen.

Lebensmittel werden also – zumindest bei Aldi – teurer. Auch laut Statistischem Bundesamt zogen die Preise von Nahrungsmitteln allein im Februar um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Höhere Verbraucherpreise, sei es für Benzin oder für Strom, sind kein neues Thema. Auch im Lebensmittelmarkt mögen dem einen oder anderen Verbraucher schon Preissteigerungen aufgefallen sein, flächendeckend hielt sich der Lebensmittelhandel bisher aber zurück.

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Aldi sind die preise alle gleich

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Aldi, Lidl, Rewe und Edeka haben die Preise für viele Lebensmittel in den vergangenen Wochen drastisch angehoben. Doch nicht immer kam die Preisänderung am Regal an. In vielen Fällen stimmen die Preise am Regal mit den Preisen an der Kasse nicht überein. FOCUS Online sagt, was Verbraucherinnen und Verbraucher wissen sollten und welcher Preis am Ende gilt.

Aldi Süd und Aldi Nord hatten es vor zwei Wochen vorgemacht, mittlerweile haben alle Discounter, Supermärkte und Drogerie-Anbieter in Deutschland Preise für Lebensmittel, Hygieneartikel und Reinigungsmittel angehoben.

Niemand kann derzeit ausschließen, dass es zu weiteren Preissteigerungen kommt, wie Brancheninsider berichten. „Die Lage ist höchst angespannt und dynamisch“, sagt ein Insider. „Es wäre falsch zu behaupten, dass nur Aldi oder Lidl die Preise angehoben hätten“.

Bei Aldi Süd und Aldi Nord ging es bei etwa 420 Artikeln im Regal preislich nach oben, bei Lidl erreichte die Preissteigerungen ein ähnliches Volumen und Supermärkte wie Rewe und Edeka hoben die Preise sogar bei 600 Positionen im Regal an.

Betroffen sind sogenannte Schnelldreher und deren Varianten. Also Waren, die jeder schnell und häufig im Supermarkt kauft. Darunter Milch (in den Varianten haltbar, frisch, mit 3,5 Prozent Fett oder 1,5 Prozent Fett), Mineralwasser (in den Varianten Still, Medium und Classic), Brot (Mischbrot, Vollkornbrot oder Eiweißbrot) und Joghurt in sämtlichen Geschmacksrichtungen und Sorten.

Preise wurden im Regal nicht geändert – Ärger an der Kasse

Wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichten, kommt es seit Anfang März immer wieder im Supermarkt zu Unstimmigkeiten bei den Preisen. In vielen Fällen häufen sich die Preisumstellungen so sehr, dass Angestellte nicht rechtzeitig die Preise am Regal ändern können.

In vielen Fällen kommt es deshalb immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen dem am Regal angegeben Preis und dem Preis, der an der Kasse fällig wird. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie Preise in einem Supermarkt oder beim Discounter geändert werden.

Entweder über digitale Preisschilder, die immer wieder bei Rewe, Edeka oder neuerdings auch bei Aldi Süd und Aldi Nord zu finden sind. Dabei werden die Preise zentral gesteuert und geändert. In wenigen Fällen müssen Mitarbeitende mit einem mobilen Gerät über die Schilder scannen, um die Änderungen anzuzeigen. Dieses Vorgehen ist allerdings mittlerweile veraltet. Neuere Schilder übernehmen sämtliche Änderungen automatisch.

Die meisten Supermarkt- und Discounter-Filialen nutzen aber auch normale Preisschilder, die im Vorfeld gedruckt und dann im Regal angebracht werden. Je mehr Preise geändert werden müssen, desto mehr Fehler können passieren, weil Preisschilder vergessen oder nicht richtig angebracht werden. Und genau deshalb kommt es derzeit vereinzelt zu solchen Unstimmigkeiten.

Welcher Preis gilt am Ende? Der Preis am Regal oder an der Kasse?

„Im Supermarkt gilt der an der Kasse hinterlegte Betrag, nicht der am Regal ausgezeichnete Preis“, erklärt die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Preisschilder dienen lediglich als Richtwert und haben den Charakter des Angebots, wie es im Schaufenster oder im Internet der Fall ist. „Sie laden Kunden lediglich zum Kauf ein“, sagen die Verbraucherschützer.

Rechtlich kommt der Kaufvertrag erst an der Kasse zustande, erklären auch Rechtsexperten auf Anfrage von FOCUS Online übereinstimmend. Grundsätzlich sollten Supermärkte und Discounter auf richtige Preisangaben achten.

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten dennoch bei besonders hohen Preisunterschieden zwischen Regal und Kasse die Preise abfotografieren. Das kann beispielsweise im Modegeschäft oder im Möbelladen hilfreich sein. In vielen Fällen zeigen sich Mitarbeitende kulant und ziehen die Differenz im Ausnahmefall ab. Kundinnen und Kunden zahlen am Ende den günstigeren Preis.  

Im Supermarkt ist es aber eher unwahrscheinlich, dass Kassiererinnen und Kassierer den günstigeren Preis am Regal durchgehen lassen. Grund ist, dass die Kassenabläufe ein solches Vorgehen nicht vorsehen.

Am Ende stimmt die Kasse nicht mehr, die Mitarbeitende kommen bei höheren Beträgen in Erklärungsnot gegenüber den Vorgesetzten. Der Fehlbetrag beim Geldzählen kurz vor Feierabend kann im Extremfall sogar zur Abmahnung führen.

Schützen können sich Kundinnen und Kunden nur, wenn sie auf den Fehler hinweisen und den Kauf verweigern. Die Ware muss dann allerdings an der Kasse zurückbleiben. Ob das Produkt bei anderen Supermärkten günstiger zu haben ist, muss dann entsprechend überprüft werden.

Grundsätzlich waren die Preise im Supermarkt in den vergangenen Tagen flächendeckend angehoben worden.

Surftipps:

  • Schnitzel bald für 20 Euro? - Restaurant wird teurer - wo die Preise steigen und wie Sie die Erhöhung erkennen
  • Massive Erhöhung - Supermärkte und Bäckereien erhöhen Brot-Preis - so teuer wird es für Kunden

Im Video:

Was ist der Unterschied zwischen Aldi und Aldi Nord?

Die Grenze der Hoheitsgebiete, auch „Aldi-Äquator“ genannt, verläuft quer durch Deutschland. Im Westen auf Höhe der beiden Firmensitze Essen (Aldi Nord) und Mülheim an der Ruhr (Aldi Süd) und im Osten an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern.

Ist Rewe oder Aldi günstiger?

Um es mal in Prozent auszudrücken: Bei Rewe zahlen Sie knapp 25 Prozent mehr als bei Aldi (Süd) für unseren Beispiel-Einkauf. Besonders für größere Einkäufe lohnt sich also der Weg zum Discounter, zumal die Produkte nicht schlechter sein dürften, als von den teureren Supermärkten.

Was ändert sich 2022 bei Aldi und Lidl?

Eine Übergangsphase, die zum Januar endet, ist jene für Plastiktüten: Supermärkte, Discounter, Drogerien und andere Geschäfte dürfen ab dem 1. Januar 2022 keine Einkaufstüten aus Plastik mehr ausgeben. Nicht von der Regel betroffen sind die stabileren Mehrwegtaschen und die dünnen Knotenbeutel für Obst und Gemüse.

Wann erhöht Aldi die Preise?

Bereits im November 2021 hat Aldi die Preise für Milchprodukte angezogen. Und noch immer – über ein halbes Jahr später – steigen die Preise für Milch, Quark und andere Molkereiprodukte weiter an. So ging es mit der Preisspirale im April dieses Jahres weiter.