Ab welchem wert hat man diabetes

Empfehlung:

Vereinbaren Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welchen HbA1c-Wert Sie anstreben. Bedenken Sie dabei auch Begleiterkrankungen, Lebenserwartung oder mögliche Nebenwirkungen der Behandlung.

Was ist der HbA1c-Wert? 

Der HbA1c-Wert beschreibt, wie hoch der Blutzucker in den letzten 8 bis 12 Wochen war. Er zeigt den Anteil an rotem Blutfarbstoff, an den Zucker gebunden ist. Der Wert wird in Prozent oder in mmol/mol Hb angegeben. Ein plötzlicher und vorübergehender Anstieg oder Abfall des Blutzuckers lässt sich mit diesem Wert nicht erkennen. Um ihn zu messen, nimmt man Ihnen in der Arztpraxis Blut ab. Manchmal ist der HbA1c-Wert nicht aussagekräftig, beispielsweise bei einer schweren Nierenerkrankung. Mit zunehmendem Alter steigt er auch bei Menschen ohne Diabetes etwas an. 

Wie soll mein HbA1c-Wert eingestellt sein?

Fachleute sind sich einig: Es gibt keinen Zielwert für den Blutzucker, der für alle gilt. Dafür gibt es gute Gründe: Diabetes führt nicht sofort und nicht immer zu Komplikationen. Für einige Menschen mit dauerhaft hohen Werten können die Komplikationen aber schwerwiegend sein. Andererseits kann es zu gefährlichen Unterzuckerungen kommen, wenn der Wert zu stark gesenkt wird. Deshalb muss man abwägen: Wie wahrscheinlich erleben Sie schwerwiegende Diabetes-Folgen? Wie gut kommen Sie mit der Behandlung zurecht?

Der Zielwert für den Blutzucker soll Ihrer persönlichen Situation angepasst sein: Je nach Alter und Therapieziel soll er zwischen 6,5 und 8,5 Prozent liegen.

Unten finden Sie eine Übersicht, welche Umstände für den Zielwert eine Rolle spielen:

Wer jünger und ansonsten gesund ist und die Behandlung gut verträgt, für den kommt ein niedrigerer Wert in Frage. Wer körperlich sehr eingeschränkt ist und weitere Erkrankungen hat, für den ist ein höherer HbA1c günstiger.

Ob man bei Werten zwischen 6,5 und 7 Prozent bereits Diabetes-Medikamente geben oder nur den Lebensstil anpassen soll, beurteilen Fachleute unterschiedlich. 

Was bringt eine strenge Blutzuckereinstellung?

Studien haben untersucht, wie groß der Nutzen einer strengen im Vergleich zu einer weniger strengen Blutzuckereinstellung ist. Diese Studien waren sehr unterschiedlich und hatten einige Mängel. Sichere Ergebnisse liefern sie nicht. Deshalb sind die im Folgenden genannten Zahlen nur eine sehr grobe Orientierung:

  • Ob eine strenge Einstellung schwere Folgeschäden wie Todesfälle, Schlaganfälle, Amputationen oder Erblindung verhindert, ist unklar.

  • Es traten weniger nicht-tödliche Herzinfarkte auf: etwa 1 weniger pro 100 Behandelte.

  • Aber es gab auch mehr Unterzuckerungen: Etwa 8 mehr pro 100 Behandelte.

Übersicht: Welcher Blutzucker-Langzeit-Wert (HbA1c) für wen?

Das folgende Bild zeigt, welche Umstände Sie und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berücksichtigen sollten, wenn Sie einen Zielwert für das HbA1c festlegen. Das Bild zeigt auch, was dabei eher für einen niedrigen und was für einen höheren Blutzuckerwert spricht.

Die Vorteile eines sehr niedrig eingestellten Blutzuckerwertes machen sich erst nach mehreren/vielen Jahren bemerkbar. Daher gilt: Je älter oder gesundheitlich eingeschränkter Sie sind, desto weniger hilft Ihnen ein niedriger Zielwert. 

Wenn Sie die Behandlung nicht gut vertragen, dadurch stark belastet sind oder schon sehr viele Medikamente einnehmen, spricht das für einen höheren Zielwert. Wer sehr viele Medikamente einnehmen muss, macht mehr Fehler dabei, und hat öfter mit schweren Nebenwirkungen zu tun.

Manche der unten aufgeführten Umstände können in unterschiedliche Richtungen weisen. Zum Beispiel: Sie haben mehrere Begleiterkrankungen. Das spricht für eine weniger strenge Einstellung. Die Begleiterkrankungen beeinträchtigen Sie aber wenig und Ihre Lebenserwartung ist normal. Dann könnte der Zielwert für den Blutzucker ruhig etwas niedriger sein. Entscheidend ist, was für Sie selbst schwerer wiegt.

Nicht alles kann man von Anfang an mit bedenken. Manches fällt Ihnen vielleicht erst nach einigen Monaten auf, wenn Sie einschätzen können, wie gut Sie mit der Behandlung zurechtkommen.

Im Verlauf der Behandlung soll Ihre Ärztin oder Ihr Arzt immer wieder mit Ihnen gemeinsam überprüfen, ob der vereinbarte HbA1c-Zielwert noch angemessen ist, oder ob sich Ihre persönliche Situation so verändert hat, dass ein anderer Zielwert günstiger wäre.

HbA1c-Zielbereich

 

März 2021, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

Mit Diabetes Typ 2 umgehen lernen

Diabetes Typ 2 ist eine Erkrankung des Stoffwechsels. Sie führt dazu, dass der Blutzucker dauerhaft zu hoch ist. Viele Betroffene bemerken die Erkrankung lange Zeit nicht. Trotzdem können dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte schwere Folgen haben. Erfahren Sie hier, was genau Diabetes Typ 2 ist, wie er entsteht und wie er festgestellt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Bei Diabetes mellitus Typ 2 (kurz: Diabetes Typ 2) kann der Zucker im Blut von den Körperzellen nicht mehr richtig aufgenommen und verarbeitet werden. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an. Im Volksmund ist Diabetes daher auch als „Zuckerkrankheit“ bekannt. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann schwere Folgen für den Körper haben, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen an den Nieren, Nerven und Augen.

Neben Diabetes Typ 2 gibt es auch noch andere Diabetes-Formen.

Im Jahr 2015 waren 9,5 Prozent der Menschen in Deutschland an Diabetes Typ 2 erkrankt. Insgesamt steigt die Zahl der Betroffenen: Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an dieser Krankheit.

Die Häufigkeit steigt mit dem Alter – daher wurde der Diabetes Typ 2 in der Vergangenheit oft auch Altersdiabetes genannt. Es können jedoch auch schon jüngere Menschen betroffen sein. Ab ungefähr 50 Jahren nimmt die Häufigkeit der Erkrankung stark zu. In der Altersgruppe der 75- bis 85-Jährigen gibt es die meisten Erkrankten. Männer erkranken in fast allen Altersgruppen häufiger an Diabetes Typ 2 als Frauen. 

Entstehung und Ursachen

Kohlenhydrate aus der Nahrung werden im Magen-Darm-Trakt aufgespalten und als Glukose (Traubenzucker) ins Blut aufgenommen. Diabetes Typ 2 entsteht, wenn der Körper diese Glukose nicht angemessen weiterverarbeiten kann. Dabei spielt Insulin eine wichtige Rolle. 

Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Die Bauchspeicheldrüse wird auch Pankreas genannt. Insulin wird in bestimmten Bereichen der Bauchspeicheldrüse produziert: den sogenannten Langerhans-Inseln. Dort gibt es verschiedene Zelltypen. Das Insulin wird von den Betazellen gebildet.

Nehmen wir über die Nahrung Kohlenhydrate auf, steigt der Blutzuckerspiegel an. Daraufhin schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin ins Blut aus.

Insulin sorgt dafür, dass die Glukose aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen werden kann. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Die Körperzellen nutzen die Glukose, um Energie zu gewinnen.

Wie der Körper Zucker verarbeitet

Fast alles, was wir essen enthält Zucker in Form von Kohlenhydraten. Doch nicht alle Arten von Zucker sind gleich. Lesen Sie mehr darüber, was "gute" von "schlechten" Kohlenhydraten unterscheidet

  • Wie gesund sind Kohlenhydrate?

Diabetes Typ 2 ist durch eine sogenannte Insulinresistenz gekennzeichnet. Das heißt, die Körperzellen reagieren zunächst weniger empfindlich auf das Insulin. Sie benötigen immer mehr Insulin, um die gleiche Menge an Glukose aufzunehmen. Die Insulinresistenz beginnt meist schon viele Jahre, bevor die Erkrankung Diabetes Typ 2 festgestellt wird.

Um den Blutzucker trotzdem zu senken, muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin herstellen. Langfristig ist die Bauchspeicheldrüse zu dieser vermehrten Arbeit nicht in der Lage. Nach einer gewissen Zeit sind die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse erschöpft. Sie können nicht mehr ausreichend Insulin herstellen und sogar absterben. Es entsteht ein Insulinmangel.

Das Auftreten von Diabetes Typ 2 ist zum Teil genetisch bedingt. Verschiedene Risikofaktoren können die Entwicklung jedoch begünstigen. Dazu gehören unter anderem: 

  • Übergewicht und Fettleibigkeit
  • Ein höheres Lebensalter
  • Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung mit wenig Ballaststoffen und viel Fetten oder Zucker, Rauchen
  • Niedriger sozialer Status
  • Metabolisches Syndrom  
  • Bestimmte Medikamente
  • Vorheriger Schwangerschaftsdiabetes

Diagnose

Diabetes Typ 2 kann lange Zeit ohne Beschwerden verlaufen. Viele Betroffene bemerken ihre Erkrankung gar nicht und die Diagnose wird oft zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen gestellt.

Folgende Anzeichen können auf Diabetes Typ 2 hindeuten:

  • Häufiges Wasserlassen
  • Starkes Durstgefühl
  • Müdigkeit und Schwächegefühl
  • Konzentrationsschwäche und Antriebsarmut
  • Trockene Haut 

Um Diabetes Typ 2 sicher festzustellen, ist eine Blutabnahme notwendig. Im Blut werden mehrere Werte bestimmt. Des Weiteren erfragt der Arzt, die Ärztin vorliegende Symptome sowie die Krankheitsvorgeschichte des oder der Betroffenen und der Familie. Anhand von Fragebögen kann die Ärztin, der Arzt verschiedene Risikofaktoren für Diabetes in Erfahrung bringen.

Es gibt verschiedene Methoden, um den Zuckergehalt im Blut zu bestimmen. Zucker liegt im Blut in Form von Glukose vor. Umgangssprachlich spricht man auch vom Blutzucker. Die Glukose wird im Blut gemessen und in der Einheit mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder mmol/l (Millimol pro Liter) angegeben. Um die Diagnose Diabetes Typ 2 zu stellen, bestimmen Ärztinnen und Ärzte meistens mehrere Werte. So kann man zum Beispiel natürliche Schwankungen berücksichtigen oder Faktoren ausschließen, die den Blutzuckerwert möglicherweise verfälschen könnten. 

Wie messe ich meinen Blutzucker?

Wenn der Zucker im Blut von den Körperzellen nicht mehr richtig aufgenommen und verarbeitet werden, steigt der Blutzuckerspiegel. Dies ist bei Menschen mit Diabetes der Fall. Für sie ist es wichtig, ihren Blutzucker regelmäßig zu messen.

  • Wie Sie Ihren Blutzucker selbst messen können

Verlauf

Diabetes Typ 2 ist eine fortschreitende Erkrankung. Zu Beginn treten oft lange keine oder nur wenige Symptome auf. Wenn der Blutzuckerwert dauerhaft erhöht ist, dann kann das die Blutgefäße und Nerven schädigen. Dadurch steigt das Risiko von Folgeerkrankungen wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Durchblutungs-Störungen in den Beinen und Füßen. Auch Störungen der Nierenfunktion, Augen-Erkrankungen oder Empfindungs-Störungen können auftreten.

Prävention

Bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Diabetes Typ 2 kann ein gesunder Lebensstil dazu führen, dass die Erkrankung möglichst spät oder eventuell auch gar nicht auftritt. Zu einem gesunden Lebensstil gehören u. a.:

Diabetes Typ 2 verursacht oft lange keine Beschwerden. Daher bietet es sich an, im Rahmen einer Früherkennungs-Untersuchung den Blutzuckerwert überprüfen zu lassen. Dies kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn Diabetes Typ 2 bereits in der Familie aufgetreten ist.

Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich krankenversicherte Personen alle drei Jahre Anspruch auf Früherkennungs-Untersuchungen, um zum Beispiel Anzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankungen festzustellen. Bei diesem „Gesundheits-Check-up“ erfolgt auch eine Kontrolle des Blutzuckerwerts.

Prädiabetes

Der so genannte Prädiabetes ist eine Vorstufe von Diabetes. Beim Prädiabetes liegen die Blutzuckerwerte über dem normalen Bereich, aber unterhalb der Grenze zur Diagnose Diabetes Typ 2. 

Personen mit Prädiabetes haben ein erhöhtes Risiko, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Einige Studien zeigten, dass Betroffene in manchen Fällen auch wieder zu normalen Blutzuckerwerten zurückkehren können. 

Ob und zu welchem Zeitpunkt sich Prädiabetes zu echtem Diabetes entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Neben dem Alter spielen womöglich auch Lebensgewohnheiten eine Rolle, zum Beispiel eine ungesunde Ernährung, Rauchen oder Bewegungsmangel.

Weitere Diabetes-Formen

Neben Diabetes Typ 2 gibt es noch eine Reihe weiterer Diabetes-Formen.  

Die Erkrankung bewältigen

Die Diagnose "Diabetes" kommt für viele Menschen unerwartet. Um sie zu bewältigen gibt es viele Hilfsangebote. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr darüber.

  • Nach der Diagnose: Wie geht es weiter?

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Wie hoch darf der Blutzucker sein Tabelle?

Normale Blutzuckerwerte (Tabelle) Die normalen Blutzuckerwerte nüchtern liegen bei Erwachsenen zwischen 60 - 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) bzw. zwischen 3,3 - 5,6 mmol/l (Millimol pro Liter). Nach dem Essen steigen die Blutzuckerwerte an und betragen zwischen 90 - 140 mg/dl bzw. 5,0 - 7,8 mmol/l.

Wie hoch dürfen die Werte bei Diabetes Typ 2 sein?

Diabetes Typ 2 liegt vor, wenn der gemessene Wert 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher ist. Der orale Glukose-Toleranztest gibt Aufschluss darüber, wie gut der Körper Zucker aus dem Blut aufnehmen kann. Dafür wird zunächst der Nüchtern-Blutzuckerwert bestimmt.

Wie hoch ist der normale zuckerwert?

Bei Menschen ohne Diabetes liegt der Glukosespiegel im Blut nüchtern (nach 8 bis 10 Stunden ohne Nahrung) unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise unter 5,5 Millimol pro Liter (mmol/l). Nach dem Essen steigt der Blutzuckerwert gewöhnlich nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l).

Wann ist der Zucker zu hoch?

Von einer Hyperglykämie spricht man, wenn die Blutzuckerwert nüchtern > 125 mg/dl (7,0 mmol/l) beträgt oder bei einem zufällig gemessenen Wert > 200 mg/dl (11,1 mmol/l) (Umpierrez et al. 2002). Bei Diabetikern werden verschiedene Medikamente angewendet, um einer Überzuckerung entgegenzuwirken.