3 Chinesen mit dem Kontrabass Corona Version

Enthält das Lied Drei Chinesen mit dem Kontrabass Rassismus? Das ist eine Frage, die Internetnutzer heutzutage sehr häufig in den Suchmaschinen stellen. Deshalb möchten wir sie gerne in unserer Reihe China-Fragen beantworten. Darin beantworten wir alle Fragen über China. Egal, ob sie besonders oder weniger klug klingen. Enthält das beliebte Kinder Drei Chinesen mit dem Kontrabass Rassismus oder nicht?

Heutige Erwachsene, die in Deutschland aufgewachsen sind, kennen dieses Lied sehr gut. Auch die jetzige Generation von Kindern kann meist mitsingen. Denn das Kinderlied wird nach wie vor in Tagesstätten und Kindergärten geschallert. Ist das ein Problem?

Ja. So kann man es auf jeden Falls sehen. Denn mit dem Lied, das in der üblichen Version mit Absicht falsch gesungen wird, wird sich über die chinesische Sprache lustig gemacht. Beziehungsweise wird damit geblödelt, dass alle Chinesinnen und Chinesen die deutsche Sprache nicht richtig aussprechen könnten.

Historisch ist das Lied noch problematischer. Die heute so bekannte Version lässt sich in Deutschland seit den 1930ern nachweisen. Dabei handelt es sich um eine der schrecklichsten Phasen von Fremdenfeindlichkeit überhaupt. Und was viele nicht wissen:

Die Nationalsozialisten sind auch brutal gegen Chinesinnen und Chinesen in Deutschland vorgegangen. Bei einer sogenannten „Chinesenaktion“ wurden in Hamburg einige von ihnen gefoltert und getötet. Weitere Details finden sich in diesem Beitrag. Das macht das Lied also noch weniger singenswert.

Drei Chinesen mit dem Kontrabass-Alternative?

Sollte das Lied in der bekannten Form gar nicht mehr gesungen werden? Das schlagen zumindest einige Expert:innen vor. Man stelle sich beispielsweise vor, dass ein chinesischstämmiges Kind im deutschen Kindergarten mit der seltsam gesungenen Version konfrontiert wird. Das ist sicher kein schönes Gefühl – und passt keineswegs zu einem weltoffenen Deutschland.

Andere empfehlen, einfach eine Drei Chinesen mit dem Kontrabass-Alternative. Zum Beispiel lässt sich das Wort Chinesen mit einem anderen Wort, z.B. Studenten oder Bassisten, singen. Am traurigen historischen Hintergrund ändert das aber nichts. Ohnehin gibt es genug deutsche Kinderlieder, die in Hinblick auf Rassismus völlig unproblematisch sind.

Und falls jemand wissen möchte, wie sich das gesungene Chinesisch wirklich anhört? Dann gibt es auch tolle chinesische Kinderlieder! Die stellen zugleich spielerisch eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt vor.

3 Chinesen mit dem Kontrabass Corona Version

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube immer entsperren

Auch interessant:

Wie heißt Hallo auf Chinesisch?

Wo liegt China auf der Weltkarte?

War oder ist China Entwicklungsland?

Kann man in China Hunde essen?

HANNOVER. Über Rassismus in Kinderbuch-Klassikern wie Pippi Langstrumpf ist bereits vor Jahren eine Debatte entbrannt. Aber auch im Musikunterricht beliebte Songs sind problematisch. Die «Drei Chinesen» etwa singen manche Schüler nicht gerne mit.

3 Chinesen mit dem Kontrabass Corona Version
Manche Kinderlieder wirken lustig – sind es aber bei genauerer Betrachtung gar nicht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Seit Jahrzehnten wird «Drei Chinesen mit dem Kontrabass» in Kitas und Grundschulen gesungen. Einfacher Text, eingängige Melodie und dann noch der Spaß mit der Vokalverschiebung zu «Dra Chanasan» oder «Dri Chinisin». Für Frank Joung war das Lied nie lustig. «Irgendwann merkte ich, dass die anderen Kinder das Lied auf mich beziehen. Ich dachte: Was habe ich mit Chinesen zu tun?», erinnert sich der 45-Jährige. Er habe nicht mehr mitgesungen, die anderen hätten gelacht. «Das war mir peinlich, ich war genervt und ärgerte mich.» Joung wurde in Hannover geboren, seine Eltern stammen aus Korea. 2016 gründete er den Podcast «Halbe Katoffl», eine Gesprächsreihe mit Deutschen mit nicht-deutschen Wurzeln.

«Es ist eine relativ überschaubare Anzahl von Liedern, die ich als kritisch betrachte»

«Für nicht-asiatische Menschen wäre es keine große Sache, das Lied nicht mehr zu singen», meint Joung. Das Veralbern der Sprache – auch in anderen Kinderreimen wie «Ching Chang Chong» – sei verletzend. Das sieht der Musikethnologe Nepomuk Riva genauso. «Es ist eine relativ überschaubare Anzahl von Liedern, die ich als kritisch betrachte», sagt der Forscher von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH). Ihm sei es ein Rätsel, warum diese Lieder noch in Büchern auftauchten.

«Bei uns ist diskriminierungs-unsensible Sprache in Kinderliedern selbstverständlich immer ein Thema», teilt der Carus-Musikverlag mit. «Wir wägen immer sehr bewusst ab, und wenn wir ein Lied wie „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ in eine Edition aufnehmen, dann geschieht das immer mit einer entsprechenden Einordnung beziehungsweise einem Hinweis.» Der Ravensburger Verlag hingegen hat entschieden, die «Drei Chinesen» komplett wegzulassen. Dies werde in Nachdrucken, Neuauflagen und neuen Liederbüchern umgesetzt.

Der Kanon «C-A-F-F-E-E» ist in seiner ursprünglichen Version laut Riva ebenfalls rassistisch – hier gibt es inzwischen Versionen, in denen Begriffe ersetzt wurden, die Türken und Muslime diskriminieren. Das Lied «Ein Mann, der sich Kolumbus nannt» wurde wie auch die «Drei Chinesen» in den 1930er Jahren – der Zeit des Nationalsozialismus – populär.

Im Kolumbus-Lied erscheint die «Entdeckung Amerikas» wie ein lustiger Spaziergang des Seefahrers, als Pointe schreien die erschreckten «Wilden»: «Wir sind entdeckt!» Aus Rivas Sicht kann man das Lied auch nicht mit Ironie rechtfertigen. «Dazu müsste man wissen, wie es wirklich war.» Von Umsiedlungen, Vertreibungen und Hetzjagden auf indigene Völker ist keine Rede. Auch das rockige Mitgröl-Lied «Die Affen rasen durch den Wald» hält Riva für höchstproblematisch, zumal die Affen in Abbildungen in Liederbüchern vermenschlicht werden.

«Schon ganz junge Kinder nehmen diskriminierende Äußerungen und Handlungsweisen wahr»

Die Berliner Fachstelle Kinderwelten setzt sich seit rund 20 Jahren für vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung in Kitas und Grundschulen ein. «Schon ganz junge Kinder nehmen diskriminierende Äußerungen und Handlungsweisen wahr», sagt Mitgründerin Petra Wagner. «Sie entnehmen Liedern oder Büchern Botschaften über sich und ihre Familien, etwa dass sie weniger wert oder weniger wichtig seien.» Es gebe Einseitigkeiten und Auslassungen. Prinzessinnen sind im Großteil der Kinderbücher immer noch weiß und blond. Das Kinderrecht auf Schutz vor Diskriminierung müssten Kitas wahrmachen, sagt Wagner. Die Teams könnten sich etwa durch Fortbildungen auf den Weg machen.

Im September hatte die Volkswagenstiftung in Hannover eine Veranstaltung zum Thema Rassismus in Kinderliedern organisiert. Die Reaktionen im Publikum seien gespalten gewesen, erzählt Riva. Teilweise herrschte auch Unverständnis, warum bestimmte Lieder nicht mehr gesungen werden sollten. «Es ist eine Frage der Empathie», meint der Wissenschaftler. Es gehe auch darum, sich in die Betroffenen hineinzuversetzen.

Rosa Fava von der Amadeu Antonio Stiftung plädiert dafür, Diversität abzubilden – in Büchern, Spielen und Liedern. In einem Lied zum Alphabet könnte das «O wie Ostern» um «Ch für Chanukka» und «R wie Ramadan» ergänzt werden, schlägt die Erziehungswissenschaftlerin vor.

Das Lied «Alle Kinder lernen lesen», das oft bei Einschulungen gesungen wird, enthalte rassistische Bezeichnungen für bestimmte Gruppen. «Viele Menschen kennen das Konzept von Alltagsrassismus gar nicht, sie denken bei Rassismus gleich an Nazis oder Neo-Nazis», sagt Fava. Dabei könne man auch unbewusst rassistische Bilder weitertragen. Es gehe darum, das Verletzende an Anredeweisen oder Bildern zu erkennen, selbst wenn diese mit Spaß an den entsprechenden Liedern und positiven Kindheitserinnerungen verbunden seien. Von Christina Sticht, dpa

Fachstelle Kinderwelten zu vorurteilsbewussten Kinderliedern

Schüler beklagen Alltags-Rassismus, Forscher fordern von Lehrern mehr Sensibilität