Wie merkt man eine Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen?

Inhaltlich geprüft von Hebamme Emely Hoppe.

Hast du Angst, dass deinem Baby etwas geschehen könnte? Oder hast du schon eine Fehlgeburt hinter dir? Was die Anzeichen einer Fehlgeburt sind, ob und wann man eine Fehlgeburt vermeiden kann, welche Faktoren das Risiko erhöhen und vieles mehr, erklären wir in diesem Artikel. Außerdem erfährst du, was wirklich wichtig ist, wenn es passiert ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verlorene Babys werden auch Sternenkinder oder Schmetterlingskinder genannt.
  • Jede 6. bis 4. Frau war schon davon betroffen. Darüber reden hilft!
  • 80 Prozent der Fehlgeburten passieren in den ersten 12 SSW. Der Großteil davon zwischen der 4. und 6. Woche, ohne dass die Frauen es bemerken.
  • Erste Symptome einer Fehlgeburt sind meistens Blutungen und Unterleibsschmerzen. Aber nicht jede Fehlgeburt äußert sich anfänglich mit Blutungen.
  • Nicht immer ist eine Ausschabung nötig.
  • Nach einer Fehlgeburt hast du das Recht auf Hebammenbetreuung, Kündigungsschutz und unter Umständen Mutterschutz.
  • Hilfe findest du auf Internetseiten und in Selbsthilfegruppen, wo betroffene Eltern andere bei der Trauer unterstützen.

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Als Fehlgeburt (auch: Abort) wird das verfrühte Ende einer Schwangerschaft bezeichnet. Kommt es innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen (SSW) dazu, spricht man von einem Frühabort, zwischen der 13. und 24. SSW von einem Spätabort. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre das Baby medizinisch gesehen noch nicht lebensfähig gewesen. Ein Verlust des Kindes nach der 24. SSW mit einem Gewicht von mindestens 500 Gramm wird als Stillgeburt oder Totgeburt bezeichnet.

Dabei ist es für das persönliche Empfinden ganz egal, wann es dazu kommt: Eine Fehlgeburt kann zu jedem Zeitpunkt schmerzvoll für Betroffene sein. Wie sie mit dem Verlust umgehen, ist dabei eine sehr persönliche Sache. Oft steht die Frage nach dem „Warum“ im Raum, die allerdings nur selten mit Sicherheit beantwortet werden kann. Vielen hilft es aber, über das Erlebte zu sprechen und das verlorene Kind als Sternenkind, Schmetterlingskind oder Engelskind in liebevoller Erinnerung zu halten.

Tipps und Links, die dir helfen können, mit dem Verlust umzugehen, haben wir weiter unten für dich zusammengestellt. Zunächst möchten wir aber die wichtigsten Fragen zum Thema Fehlgeburt beantworten.

Wie wahrscheinlich ist eine Fehlgeburt?

Wenn du nicht selbst betroffen bist, dann kennst du ganz bestimmt mindestens eine Betroffene. Denn leider sind Fehlgeburten nicht selten. Die genauen Statistiken schwanken je nach Quelle. Da ist die Rede von jeder 6., jeder 5. oder gar jeder 4. Frau, die mindestens einmal in ihrem Leben eine Fehlgeburt erleidet.

Man geht aber davon aus, dass rund die Hälfte der Schwangerschaften bereits enden, kurz bevor sie richtig begonnen haben – Stichwort: das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Bei allen klinisch bestätigten Schwangerschaften kommt es etwa mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 bis 15 Prozent zu einer Fehlgeburt. Nur etwa 1 Prozent der Paare mit Kinderwunsch erlebten 3 oder mehr Fehlgeburten hintereinander (habituelle Aborte).

Wann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt am größten?

Die überwiegende Mehrheit der Fehlgeburten finden als Frühabort, also innerhalb der sensiblen ersten 12 Wochen statt. Vorausgesetzt, die Befruchtung und die Einnistung waren erfolgreich, ist das Risiko für eine Fehlgeburt in den darauffolgenden Wochen am höchsten.

Zwischen der 6. und 8. SSW, also dem Zeitraum des Bekanntwerdens der Schwangerschaft bis zur offiziellen Feststellung durch die Frauenärztin, beträgt es etwa 15 bis 18 Prozent. Sobald der Herzschlag im Ultraschall darstellbar ist, sinkt es Woche für Woche ab. In der 17. SSW beträgt das Risiko nur noch 3 Prozent.

Seriöse Statistiken über das Risiko einer Fehlgeburt von SSW zu SSW können wir dir aber nicht nennen, denn die gibt es nicht. Neben dem Fortschritt der Schwangerschaft spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle. Vor allem das Alter der Mutter hat einen großen Einfluss auf die Stabilität der Schwangerschaft. Ab einem Alter von etwa 35 Jahren steigt das Risiko für Fehlgeburten leider deutlich an.

Anzeichen einer Fehlgeburt

Üblicherweise geht eine Fehlgeburt mit spürbaren Symptomen einher, allen voran mit Blutungen und ziehenden, krampfartigen Unterleibsschmerzen. Im späteren Stadium kann man von Wehen sprechen. Aber nicht immer äußert sich ein Abort auf diese Weise. Und nicht immer bedeuten Blutungen das Ende der Schwangerschaft. 

In der Frühphase kann das plötzliche Abflauen der typischen Schwangerschaftsanzeichen, wie Übelkeit und Brustspannen, ein erster Hinweis auf einen Abgang des Embryos oder Fetus sein, auch ohne Blutung. Man spricht dann von einem verhaltenen Abort (missed Abortion). Welche Arten von Aborten es gibt und was die Anzeichen sind, zeigt die folgende Tabelle.

Blutung bei Fehlgeburt: So sieht sie aus

Blutungen treten zwangsläufig bei allen Fehlgeburten auf. Manchmal kündigen sie den drohenden Abort an, manchmal setzen sie erst einige Tage später ein. Zu Beginn kann die Blutung noch hellrot sein und der Periode ähneln. Im weiteren Verlauf wird sie aber deutlich stärker. Manchmal beginnt sie auch gleich stark und dunkel. Für etwa 2 Stunden kann sie überregelstark sein. In dieser Phase wäre es normal, bis zu 8 dicke Binden zu durchbluten. Die Blutung kann darüber hinaus noch einige Tage lang periodenstark und leichter andauern.

Die Blutung enthält in der Regel Gewebe und mehr oder weniger große Gewebeklumpen (Koageln). Das ist normal und sollte dich im Zweifel nicht verunsichern. Begleitet wird die Blutung zudem von leichten bis starken, krampfartigen oder auch wehenartigen Unterleibsschmerzen, die sich wie starke Periodenschmerzen anfühlen können. 

Bist du dir unsicher, ob deine Blutung das normale Maß übersteigt, wende dich an deine Frauenärztin.

Bitte nutze Binden oder andere Einlagen, denn das Gewebe muss herauskommen können. Tampons oder Menstruationstassen bergen bei einer Fehlgeburtsblutung ein Infektionsrisiko.

Wann zum Arzt?

Blutungen sind nicht immer ein Anzeichen für eine Fehlgeburt. Gerade in der Frühschwangerschaft sind leichte Blutungen bisweilen möglich. Schmierblutungen ohne weitere Symptome kannst du zunächst beobachten und im Zweifel innerhalb von 48 bis 72 Stunden von deiner Frauenärztin abklären lassen.

In der Frühphase: Wurde die Schwangerschaft bisher noch nicht klinisch bestätigt – war also noch kein Herzschlag im Ultraschall zu sehen – kannst du leider nur wenig tun, um das Vorgehen aufzuhalten. Ein Besuch der gynäkologischen Praxis ist vorerst nicht nötig. Beobachte die Blutung und deine körperliche Verfassung. Sollte es dir schlecht gehen, du Fieber bekommen, starke Schmerzen haben oder der Blutverlust sehr hoch sein, solltest du zum Arzt gehen. Wenn die Blutung vorüber ist, sollte deine Frauenärztin kontrollieren, dass keine Gewebereste der Frucht oder des Mutterkuchens verblieben sind, da sie schwere Infektionen auslösen können.

Im weiteren Verlauf: Bei plötzlich auftretenden Blutungen in der Schwangerschaft, die über Schmierblutungen hinausgehen und insbesondere, wenn sie von weiteren Symptomen wie Unterleibsschmerzen und Fieber begleitet werden, solltest du sofort einen Arzt, notfalls auch die Klinik aufsuchen. Dort wird ein Ultraschall gemacht und nach dem Embryo oder Fötus geschaut. Sollte kein Herzschlag mehr zu sehen sein, wird auch dein Blut untersucht, um die Diagnose zu sichern. 

Wie geht es weiter?

Bei einer Fehlgeburt innerhalb der ersten Wochen schafft es der Körper oft allein, das Gewebe und die abgestorbene Frucht auszustoßen. In anderen Fällen muss medizinisch nachgeholfen werden, entweder mit Medikamenten oder mittels einer Ausschabung (Kürettage). Je nach Fortschritt der Schwangerschaft kommen dabei verschiedene Methoden zum Einsatz. Ab etwa der 16. SSW ist das Baby in der Regel zu groß für eine chirurgische Entfernung. Dann kann es notwendig sein, die Geburt einzuleiten („Stille Geburt“).

Nach der Fehlgeburt

Heißt es für dich: erholen und verarbeiten. Wenn du möchtest, kannst du professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen. Deine Frauenärztin kann dich dahin gehend beraten und vielleicht auch die entsprechenden Kontakte herstellen. 

Was viele nicht wissen, auch bei einer Fehlgeburt steht dir eine Hebamme zu. Ihre Leistungen werden von der Kasse übernommen, wenn auch manchmal nicht gleich beim ersten Versuch. Wir empfehlen hierzu einen interessanten Artikel der Berliner Hebamme Jana Friedrich.

Wenn du nach einer Fehlgeburt eine Auszeit benötigst, darf dich dein Arzt krankschreiben. In dieser Zeit hast du einen besonderen Kündigungsschutz. Nach einer Totgeburt (ab 500 Gramm Geburtsgewicht) steht dir sogar Mutterschutz zu. 

Übrigens müsst ihr nach einer Fehlgeburt keine besondere Wartezeit einhalten, bevor ihr einen neuen Versuch startet. Allerdings sollte nicht nur dein Körper, sondern auch deine Seele bereit für eine neue Schwangerschaft sein. Es ist wichtig, dass ihr euch die benötigte Zeit für die Trauerphase nehmt. 

Mehr zum Thema

Wie merkt man eine Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen?

Warum? Gründe und Risikofaktoren für eine Fehlgeburt

Eine Frage, auf die es leider selten eine Antwort gibt, denn es gibt diverse mögliche Ursachen. In den ersten 12 Wochen sind es meist Chromosomenanomalien. Die fehlerhafte DNA kann vonseiten der Eltern kommen, oder bei der Zellteilung der befruchteten Eizelle entstanden sein. Andere denkbare Ursachen sind: 

  • hormonelle Störungen der Mutter
  • unentdeckte oder unbehandelte Vorerkrankungen der Mutter
  • Infektionen
  • eine Gebärmutterhalsschwäche
  • Anomalien der Gebärmutter
  • aggressive Abwehrmechanismen des mütterlichen Immunsystems

Auch immenser körperlicher und emotionaler Stress, Schadstoffe und Genussgifte, wie Alkohol, Rauchen, Drogen und der Verzehr großer Koffeinmengen, stehen in Verdacht, das Risiko für eine Fehlgeburt zu steigern. Außerdem bergen gewisse pränatale Untersuchungen (wie die Amniozentese) das Risiko für einen Abort.

Fehlgeburt verhindern – geht das?

Nicht alles hast du in der Hand. Leider gibt es einige Voraussetzungen, die dazu führen können, dass eine Frau wahrscheinlicher eine Fehlgeburt erleidet als eine andere. Einige davon kannst du beeinflussen, andere nicht. Zu den beeinflussbaren zählt vor allem deine Lebensweise vor und in der Schwangerschaft. Wenn du dich gesund und abwechslungsreich ernährst, nicht rauchst oder Alkohol trinkst, hast du dein Risiko schon sehr reduziert. Auch die Vermeidung von körperlichen Belastungen und übermäßigem Stress spielt eine Rolle.

Wenn du durch das richtige Maß an Hygiene Infektionen vermeiden kannst, schützt du dein Kind zusätzlich. Etwaige Vorerkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto, Darmentzündungen, Diabetes oder Bluthochdruck sollten medizinisch gut überwacht sein. Unnötige Impfungen, Fruchtwasseruntersuchungen und hoch dosierte Strahlung (zum Beispiel durch Röntgen) erhöhen ebenfalls das Risiko und sollten gut abgewogen werden.

Bei aller Vorsicht, eine Garantie auf eine unkomplizierte Schwangerschaft ist eine gesunde Lebensweise leider trotzdem nicht.

Eine Fehlgeburt verarbeiten: hier findest du Hilfe und Rat

  • Regionale Schwangerschafts- und Familienberatungsstellen vor Ort (Linktipps hier oder per Internet-Suchmaschine: „Fehlgeburt Hilfe Ort“)
  • Telefon-Seelsorge: 0800 111 0 111 
  • Initiative Regenbogen Glücklose Schwangerschaft e.V.
  • Hope’s Angel
  • Sternengeflüster e.V.
  • Initiative „Stille Geburt“
  • Münchner Sternenkind Netzwerk
  • Sternenkind und Eltern

Hast du eine Frage zum Thema Fehlgeburt? Oder hast du einen Rat für betroffene Eltern? Schreib uns gern einen Kommentar!

Quellen

Quellen

  • BZgA: Ursachen für eine Fehlgeburt und Totgeburt. https://www.familienplanung.de/ursachen/#c11198 (abgerufen am 01.09.2022)
  • Frauenärzte in Netz: Früh- und Fehlgeburt. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/frueh-und-fehlgeburt/#c687 (abgerufen am 01.09.2022)
  • S. Gruber: Gynäkologie und Geburtshilfe. Basics. Erschienen im Urban & Fischer Verlag. 2. Auflage, 2007.
  • A. Stiefel, C. Geist, U. Harder: Hebammenkunde. Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Erschienen im Hippokrates Verlag. 5. überarb.und erw. Auflage, 2012.
  • S. Amylidi-Mohr: Prävention habitueller Frühaborte. Welche Maßnahmen sind sinnvoll? http://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2020/03/Praevention-habitueller-Fruehaborte.pdf (abgerufen am 01.09.2022)
  • J. Maeffert: Die konservative Therapie der verhaltenen Fehlgeburt. https://doctorsforchoice.de/wp-content/uploads/2020/12/Artikel-FRAUENARZT-Missed-Abortion.pdf (abgerufen am 01.09.2022)
  • Quarks: Wir sollten offener über Fehlgeburten sprechen. https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/wir-sollten-offener-ueber-fehlgeburten-sprechen/ (abgerufen am 01.09.2022)
  • Bild: 283973306 guteksk7 / Shutterstock.com

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Wie macht sich ein Abgang in der 12 SSW bemerkbar?

Das häufigste Symptom einer Fehlgeburt ist eine Blutung aus der Scheide. Es kann zu Krämpfen und Schmerzen im unteren Bauch kommen und Klumpen und Flüssigkeit können aus der Scheide austreten.

Wie fühlt sich eine Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft an?

Die Bauchschmerzen sind weit unten im Bauch zu spüren und können krampfartig sein oder an starke Menstruationsbeschwerden erinnern. Häufig kommt auch Blut aus der Vagina – das Blut kann mit flüssigem Schleim oder Blutklumpen vermischt sein. Einige Frauen bekommen auch Schmerzen im unteren Rückenbereich.

Wie hoch ist die Fehlgeburtenrate in den ersten 12 Wochen?

Die Antwort lautet: In der Frühschwangerschaft, also in den ersten 12 Wochen bzw. drei Monaten der Schwangerschaft ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt am größten. Etwa 80 Prozent der Aborte finden in dieser Phase statt.

Woher weiß ich ob es eine Fehlgeburt ist?

Typisches Symptom einer Fehlgeburt sind Blutungen. Sie können schwach ausfallen oder ganz ausbleiben. Vor allem in der Frühphase der Schwangerschaft ist es möglich, dass ein sogenannter verhaltener Abort auftritt, ohne Blutung oder Wehentätigkeit.