Wie lange dauert es bis sich die Hormone nach der Schwangerschaft normalisieren?

Am liebsten wären wir Mamas ja schon kurze Zeit nach der Geburt wieder superschlank und superfit. Celebrity-Moms in Magazinen und im Fernsehen gaukeln uns vor, dass eine schnelle Rückkehr zur Normalität möglich ist: Wenige Tage nach der Entbindung stehen sie wieder strahlend und schlank vor der Kamera, vom Babybäuchlein keine Spur mehr.

Bei uns dagegen sieht der Bauch noch wochenlang so aus, als seien wir im dritten Monat schwanger. Die Brüste sind riesig und laufen aus. Geburtsverletzungen sorgen dafür, dass wir es kaum schaffen, eine Runde um den Block zu laufen.

Und wir fragen uns: Warum schaffe ich nicht, was andere Neu-Mamas scheinbar locker und entspannt hinbekommen?

Die amerikanische Medizin-Journalistin und Mutter Mandy Major erklärt auf „healthline.com“, dass das gesellschaftliche Bild von frischgebackenen Mamas falsch – und fatal ist. In Wahrheit brauchen wir nämlich meistens viele, viele Wochen, um uns äußerlich (und innerlich) von den Strapazen von Schwangerschaft und Geburt zu erholen.

Nach der Geburt geht der Körper durch vier Phasen, Postpartum genannt. In dieser Zeit regenerieren Körper und Psyche. Das ist ganz normal – und wichtig! Du solltest dich in dieser sensiblen Phase auf keinen Fall unter Druck setzen. Wir erklären dir hier die vier Phasen und was in jeder einzelnen von ihnen passiert.

Das sind die vier Heilungsphasen nach einer Geburt:

Phase 1: Die ersten Wochen

Die ersten zwei bis sechs Wochen nach der Geburt werden auch Wochenbett genannt (hier habe ich schon einmal ausführlich darüber geschrieben). In dieser Phase muss sich der Körper von den Strapazen von Schwangerschaft und Geburt regenerieren. Je nachdem, wie Schwangerschaft und Geburt verlaufen sind, dauert das eine Weile. Es findet die sogenannte Involution statt: Die Gebärmutter bildet sich langsam wieder zu ihrer normalen Größe zurück.

Die Gebärmutterwunde und mögliche Geburtsverletzungen oder die Kaiserschnittnarbe heilen ab. Körperliche Veränderungen der Schwangerschaft bilden sich zurück. Manchmal braucht auch die Seele etwas Zeit. Vielleicht ist die Geburt anders verlaufen, als du es dir gewünscht hast. Oder der Bauch fühlt sich schmerzhaft leer an, die Babykugel fehlt dir. Du hast Probleme mit dem Stillen. In dieser Phase brauchst du als Mama vor allem Ruhe und solltest möglichst viel liegen. Sportliche Aktivitäten oder schweres Heben solltest du vermeiden.

Phase 2: Allmähliche Erholung

Nach ungefähr drei bis sechs Monaten haben sich Muskeln und Bindegewebe meistens spürbar (und sichtbar) erholt. Trotzdem ist der Körper lange noch nicht zur alten Form zurückgekehrt. Der Hormonhaushalt ist durch das Stillen verändert. Viele Frauen haben auch immer noch Probleme mit den Gelenken. Das liegt am Hormon Relaxin: Es bereitet die Gelenke während des Geburtsvorgangs vor und wird nur langsam abgebaut.

In dieser Zeit kannst du aber ganz leichte Workout-Übungen machen, um den Beckenboden wieder zu stärken. Der Beckenboden spielt eine tragende Rolle – im wahrsten Sinne des Wortes! Das Geflecht aus Sehnen und Muskeln stützt unseren Unterbauch. Er schließt den Bauchraum nach unten hin ab und hält damit alle Organe im Bauch an Ort und Stelle. In der Schwangerschaft „leiert“ er aus. Das Gute: Mit einfachen Übungen kannst du ihn nach der Geburt wieder straffen.

Phase 3: Körper und Psyche

Ungefähr sechs Monate nach der Geburt haben sich Körper und Allgemeinzustand weitestgehend erholt. Das bedeutet aber nicht, dass wir Mamas wieder zum Wunschgewicht und straffem Bindegewebe zurückgekehrt sind! In dieser Phase ist besonders die Psyche gefährdet. Viele Frauen sind frustriert und überrascht, dass sie immer noch nicht aussehen wie früher. Dazu kommen Schlafmangel, Stillprobleme und die vielen anderen Herausforderungen, die das Leben mit einem Säugling so mit sich bringt.

Eine Studie im Jahr 2008 kam zu dem Ergebnis, dass etwa 15 Prozent aller Frauen in dieser Zeit eine mehr oder weniger schwere postnatale Depression bekommen. Du solltest dich in dieser Zeit also auch um dich und deine (seelische) Gesundheit kümmern. Häufig sind wir Mamas so auf unseren Schatz fokussiert, dass wir uns selbst aus den Augen verlieren. Jetzt sind vor allem der Beistand und die Zuwendung von Partner, Familie und Freunden wichtig.

Phase 4: Das neue Mama-Ich

Eine US-Studie kam 2012 zu dem Ergebnis, dass die körperliche und seelisch-emotionale Regenerationsphase nach einer Geburt im Schnitt nach etwa einem Jahr abgeschlossen ist. Manchmal dauert sie auch nur sechs Monate. Das ist individuell verschieden. Du bist nun endgültig im Mama-Alltag angekommen. Die Aufgaben, die damit einhergehen, spielen meistens eine wichtigere Rolle als ein perfekter Körper.

Denn meistens bleiben nach Schwangerschaft und Geburt dauerhaft Spuren zurück. Es gibt Dinge, die nie mehr so sein werden wie vorher: Der Bauch zum Beispiel ist nicht mehr so glatt und straff wie er es vor der Schwangerschaft war. Die Körbchengröße verändert sich dauerhaft. Statt uns darüber zu ärgern, sollten wir stolz auf unseren Körper sein und das Wunder, das er vollbracht hat!

Und warum klappt es bei den Star-Mamas?

Tja, das ist die große Frage. Gut möglich, dass einige dieser Wunder-Mütter ihre Kinder Wochen vor dem errechnetem Geburtstermin per Kaiserschnitt (inklusive Bauchdecken­straffung) holen lassen, um sich die letzten Schwangerschafts-Kilos zu ersparen. Bei dem ein oder anderen Bild wird sicher auch mit Photoshop geschummelt.

Die deprimierende Wahrheit ist aber auch: Viele Promi-Moms haben einfach ein supergutes Bindegewebe und nehmen während der Schwangerschaft so wenig zu, dass sie sich kurz nach der Geburt wieder in eine Skinny Jeans quetschen können. Sie haben oft einfach „bessere“ Voraussetzungen als wir Normalos. Sonst wären sie ja auch nicht Model oder Schauspielerin geworden. Außerdem ziehen viele nach der Geburt ein eiser­­nes Abnehmprogramm  durch. Dazu braucht es eine Ernährungsberaterin, einen Fitnesscoach und eine Vollzeitnanny. Haben wir alles nicht.

Und wenn ich es mir so überlege, hätte ich auf so einen Stress auch überhaupt keine Lust gehabt. Ich bin froh, dass ich mich im ersten Babyjahr auf meinen kleinen Schatz konzentrieren konnte – und darauf, mich in aller Ruhe von der Geburt zu erholen.