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Meta © 2022 Veröffentlicht am 18.09.2017 | Lesedauer: 2 Minuten Zu den Aussprüchen, die in mehreren Varianten kursieren und verschiedenen Persönlichkeiten zugeschrieben werden, zählt dieser: „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, hat kein Herz. Wer es mit 40 Jahren immer noch ist, hat kein Hirn.“ Winston Churchill soll das gesagt haben, andere nennen Georges Clemenceau, Benedetto Croce oder Theodor Fontane. Es ist eine Beobachtung, die vermutlich schon Sokrates oder Cicero machten: Beim Nachwuchs schlägt das Herz politisch links. Hierzulande werden sich viele reifere Bürger noch gut an Zeiten erinnern, in denen man als Exot galt, wenn man mit einem Franz-Josef-Strauß-Aufkleber in der Schule erschien. Auch Helmut Kohl oder Junge Union – das ging gar nicht. Cool waren Oskar Lafontaine und Joschka Fischer. Aber diese Zeiten sind vorbei, wie das Ergebnis der U18-Bundestagswahl belegt, die immer eine Woche vor dem „richtigen“ Urnengang stattfindet. Sie ist eine der größten und verdienstvollsten Initiativen politischer Bildung in Deutschland: Jeder unter 18 Jahren, egal, welcher Staatsbürgerschaft, konnte am Samstag in 1662 Wahllokalen seine Stimme abgeben. Zuvor hatten sich die Kinder und Jugendlichen mit den Parteiprogrammen beschäftigt und mit Wahlkreiskandidaten und Gleichaltrigen debattiert. 215.000 stimmten ab, und wie sich zeigt, unterscheiden sich die politischen Präferenzen der Generationen nur wenig. Wahlsieger bei den U18-Teilnehmern wurde die Union mit 28,3 Prozent. Mit einigem Abstand folgt die SPD mit 19,8 Prozent, die Grünen mit 16,5 Prozent, die Linke mit 8,1 Prozent und die AfD mit 6,8 Prozent. Die FDP käme, ginge es nach den Jugendlichen, mit 5,7 Prozent nur vergleichsweise knapp in den Bundestag. Auch bei den regionalen Besonderheiten folgen die U18-Ergebnisse den Trends bei den Erwachsenen: Den Spitzenwert erzielte die Union mit 32 Prozent in Bayern, die AfD verzeichnete die höchste Zustimmung mit gut 15 Prozent bei Jugendlichen in Thüringen und Sachsen. Einzige Besonderheit: Die Tierschutzpartei wird überdurchschnittlich geschätzt. In Bayern kam sie auf fünf Prozent, bei den jungen Brandenburgern erzielte sie sogar sieben Prozent. Das hätte dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss gefallen: „Je früher unsere Jugend von sich aus jede Rohheit gegen Tiere als verwerflich anzusehen lernt, desto klarer wird auch später ihr Unterscheidungsvermögen, was in der Welt der Großen Recht und Unrecht ist.“ Frau Wagenknecht – oh Verzeihung, eigentlich müssen wir jetzt Frau Dr. Wagenknecht sagen … Der Titel ist mir nicht als Selbstzweck wichtig. Sie haben doch genug um die Ohren. Warum haben Sie auch noch eine Dissertation geschrieben? Das Thema Ihrer Doktorarbeit lautet: „Die Grenzen der Wahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern.“ Damit sind Sie deutlich überqualifiziert für die meisten Talkshows. Ihr früherer Parteichef Lothar Bisky nannte Sie "Njet-Maschine". Heute sind Sie beliebter als Ihre Partei. Mit welchem Gefühl beobachten Sie diesen Wandel? Ich freue mich natürlich über gute Resonanz und habe das Gefühl, dass meine Kritik tatsächlich von vielen geteilt wird. Wer will denn im Ernst in einer Gesellschaft leben, in der die einen zum Klub der glücklichen Spermien gehören, in dem die Millionenvermögen von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Und andere arbeiten 50 und mehr Stunden in der Woche und kommen trotzdem auf keinen grünen Zweig. Das Problem ist, dass sich solche Stimmungen bisher kaum in Wahlergebnissen niederschlagen. Winston Churchill sagte: „Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 Kommunist ist, keinen Verstand.“ Sind Sie noch Kommunistin? Ein viel beschriebenes Klischee: Sahra Wagenknecht und Rosa Luxemburg – schon äußerlich Ihr Vorbild … Von klein auf waren Sie eher Einzelgängerin. Wären Sie in der DDR weniger glücklich geworden, als Sie es heute sind? Sie waren kurz vor dem Umbruch auf dem direkten Weg in die Illegalität, ja, Asozialität … Sie lachen. Sie haben Ihren Sekretariats-Job an der Humboldt-Uni wegen Langeweile aufgeben. Hatten Sie keine Angst vor den
Konsequenzen? Sehen Sie sich heute als glücklichen Menschen? Frau Wagenknecht, Sie haben Ihre beiden Westmänner angesprochen. Verstehen Sie eigentlich West- oder Ostdeutsche besser? Und wo fühlen Sie sich zu Hause? Auf der Homepage Ihres Wohnorts steht: „Merzig, die Heimat des Viez, des saarländischen Apfelweins – mit seiner so ganz besonderen Mischung aus deutscher Gründlichkeit, französischem Charme und luxemburgischer Gemütlichkeit.“ Sie sind eine leidenschaftliche Leserin. Haben Sie jetzt zwei Bibliotheken – eine in Karlshorst, eine in Merzig? Kaufen Sie sich doch einen eReader. Mit vier haben Sie lesen gelernt. Wer hat es Ihnen beigebracht? „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ oder „Alfons Zitterbacke“? "Spinoza habe ich nicht verstanden, aber ich las standhaft weiter."Das erste Buch für Erwachsene, wann haben Sie das gelesen? Eine komische Eigenschaft, weiterzulesen, obwohl man nichts versteht. Wegen Hegel sind Sie zum ersten Mal nach West-Berlin gefahren, den fehlenden Band gab es nur in der Stabi. Ein halbes Jahr lang blieben Sie in Karlshorst, obwohl die Mauer schon gefallen war. Was war mit Ihrem Begrüßungsgeld? Stellen Sie sich vor, die 19-jährige Sahra Wagenknecht würde sich hier im Bundestagsbüro bei Ihnen als Praktikantin bewerben … Sie kämpften sich also durch die Hegel’sche Logik – ist Durchhaltevermögen auch bei Belletristik eine entscheidende Gabe? Welcher ist heute Ihr Lieblingsplatz zum Lesen? Über welchem Buch sind Sie zuletzt eingeschlafen? Leihen Sie sich immer noch Bücher aus? Ein starkes Argument für das Privateigentum! Können Sie uns ein Antiquariat empfehlen? Sie kaufen also alles bei Amazon? Sie müssen in Ihrem Alltag viele komplizierte Drucksachen und Anträge lesen. In dem Papier „Bodenschutz europaweit stärken“ heißt es zum Beispiel unter Punkt 6: „… einheitliche Regelung von Grenzwerten für Schadstoffgehalte in Böden, die auch synergistische und antagonistische Effekte berücksichtigen sowie Festlegung von
allgemein gültigen Untersuchungsstandards hinsichtlich Methodik, Umfang, Raster und Frequenz …“ Das haben Sie auch unterschrieben. Wenn Sie hier vor dem Bundestag in eine Zeitmaschine steigen könnten: Wohin würde es gehen? Frau Wagenknecht, manche Ihrer Genossen halten Sie für kühl. Als Sie das Gesicht der Kommunistischen Plattform wurden, waren Sie erst 25 und meist umringt von älteren Herren in grauen Anzügen. Was hat Ihre Mutter eigentlich dazu gesagt? Sie haben Überzeugungsarbeit geleistet? Waren
Sie mittlerweile im Iran, der Heimat Ihres Vaters? Sie haben mal Farsi gelernt. Würden Sie zum Schluss noch einige Sätze für uns vervollständigen? An Angela Merkel mag ich … Den Sozialismus in seinem Lauf
… Heiraten würde
ich noch mal, wenn … Wenn ich Monopoly spiele … Sahra Wagenknecht, 43, ist stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei und führte lange deren Kommunistische Plattform. Sie wuchs in Jena auf, studierte Philosophie, Neuere Deutsche Literatur und Volkswirtschaftslehre. Heute lebt sie mit ihrem Partner Oskar Lafontaine im Saarland und in Berlin. Zur Startseite
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