Wer ist im Berliner Dom beerdigt?

Fürstliche Grablegen demonstrieren seit dem Mittelalter Kontinuität und Machtanspruch der regierenden Adelshäuser in Europa. Alle christlichen Familien suchten dafür die unmittelbare Nähe überregional wichtiger Kirchen oder persönlich bevorzugter Klosteranlagen.

Die erste landesherrliche Grablege in Berlin befand sich in der 1747 abgerissenen Kirche des Dominikanerklosters, die 1536 zum Dom und zur Grablege der Hohenzollern erklärt worden war.
Die Kurfürsten Johann Cicero und Joachim I. waren als erste Vertreter dieses Hauses in der Mark Brandenburg beigesetzt worden. Allerdings hatte Johann Cicero das Kloster Lehnin als Grablege bestimmt. Mit der Schließung des Klosters 1545 ließ Kurfürst Joachim II. die Särge seiner Vorfahren in den Dom zu Cölln überführen. Das Grabdenkmal seines Großvaters Johann Cicero ließ er im vorderen Chorraum aufstellen.

Die Lage der Domgruft am Spreeufer ließ die Särge immer wieder unter Hochwasser leiden, so dass beim Neubau der Kirche im 19. Jahrhundert Überlegungen angestellt wurden, eine eigene Denkmalskirche zu erbauen.
Dieser Plan wurde tatsächlich auch umgesetzt. An der Nordfassade des Domes, die nach den Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs neu gestaltet wurde, fand die Denkmalskirche ihren Platz. Kronprinz Friedrich (III.) hatte zuvor die Aufgabe übernommen, die Ordnung der Domgruft und die Überführung der Särge zu betreuen. So weit vorhanden wurden die Särge aller Mitglieder des Hauses Hohenzollern 1905 in der Denkmalskirche aufgestellt.

Die Denkmalskirche erlitt während des Zweiten Weltkrieges wie der Dom schwere Schäden. Einige der Särge wurden zerstört. Die Restaurierungen aller Särge sind bis heute nicht abgeschlossen, doch sind die meisten von ihnen durch die Einrichtung der Gruft unter der Predigtkirche des Domes in einer öffentlich zugänglichen Präsentation zu betrachten.
Wie im Faltblatt des Dombauvereins formuliert, ist es auch in Berlin also möglich, eine der bedeutendsten fürstlichen Grablegen Europas zu besuchen.

Literatur:
Rüdiger Hoth: Die Gruft der Hohenzollern im Dom zu Berlin, München und Berlin 1995 (= Grosse Baudenkmäler Heft 426).

Literatur aus den Publikationen des Vereins für die Geschichte Berlins:
Heinrich Lange: Der Prunksarg König Friedrich Wilhelms II., in: MVGB 97, 2001, S. 194-204 und 252.

Gerhild H. M. Komander 12/2004

Die Särge in der Hohenzollengruft sollen mit einem neuen Lichtkonzept besser präsentiert, die Wände mit einem Farbkonzept neu gestaltet und in den Katakomben eine Klimaanlage eingebaut werden.

Gruft im Berliner Dom wird für 17,3 Millionen Euro saniert

Kultur

Die Hohenzollengruft im Berliner Dom soll umfassend saniert werden. Die größte fürstliche Grabstätte in Deutschland mit 94 Särgen aus fünf Jahrhunderten führt derzeit ein Schattendasein in dem imposanten Kirchenbau. Das soll sich bis 2023 ändern.

16.08.2018

epd

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Schimmliges Raumklima, schummrige Beleuchtung, schwer lesbare Inschriften: Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist derzeit wenig vorzeigbar. Die Grablege mit 94 Särgen aus fünf Jahrhunderten in den Katakomben des gewaltigen Kirchenbaus ist die größte fürstliche Grabstätte in Deutschland. Aber sie strahlt das nicht aus. Deshalb soll die Gruft bis 2023 umfassend saniert werden. "Wir wollen sie zu einem würdevollen Ort machen, an dem die Besucher nicht nur durchrennen", sagte Domsprecherin Svenja Pelzel am Donnerstag in Berlin.

Derzeit ist die Grablege, in der unter anderem der Große Kurfürst, König Friedrich I., seine zweite Frau Königin Sophie-Charlotte sowie Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin von Friedrich dem Großen, bestattet sind, nur über eine schmale Kellerstiege zu erreichen. Im Untergeschoß erwartet die Besucher ein gesichtsloser, in kaltes Neonlicht getauchter Durchgangsraum, der in die muffige Gruft führt, die derzeit eher eine "Parkhausanmutung" hat, wie die Domsprecherin sagte.

Domgemeinde zahlt 1,7 Millionen Euro

Raum und Särge leiden wegen der schlechten Belüftung zum Teil unter Schimmel- und Mottenbefall. Die Verweildauer der jährlich 700.000 Dombesucher an dem geschichtsträchtigen Ort ist entsprechend kurz. "Wir wollen, dass die Gruft wieder auf emotionaler Ebene erlebbar wird", sagte Pelzel. Geplant sind unter anderem ein besserer Zugang zum Gruftgeschoss durch eine Verlängerung des breiten Treppenhauses im Dom und der Einbau eines Fahrstuhles, um Kirche und Gruft barrierefrei zugänglich zu machen. Außerdem sollen die Särge mit einem neuen Lichtkonzept besser präsentiert und in den Katakomben eine Klimaanlage eingebaut werden. Auch die kahl-weißen Wände der Gruft sollen mit einem Farbkonzept umgestaltet werden, das sich an die ursprüngliche Ausmalung des 1905 eingeweihten Kirchenbaus anlehnt.

Ein Teil der Gruft wird laut Pelzel zudem abgetrennt und zu einem Ausstellungs- und Informationsraum über die Hohenzollern-Grablege umgestaltet. Am Ende des Rundgangs wird in einem weiteren Raum über die Wirkungsstätten der Hohenzollern in Berlin und Brandenburg informiert. Die Baukosten sind auf insgesamt 17,3 Millionen Euro veranschlagt. Davon tragen Bund und Land insgesamt 90 Prozent, den Rest von rund 1,7 Millionen Euro die evangelische Domgemeinde, so Pelzel.

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