Auslöser eines deutlichen Blutdruckanstiegs sind häufig Stress oder ein abruptes Absetzen der gewohnten Blutdruckmedikamente. Wie gefährlich der plötzliche Blutdruckanstieg ist und auf welche Maßnahmen es dann ankommt, hängt davon ab, ob mit dem hohen
Blutdruck ernste Beschwerden verbunden sind, die auf einen akuten Organschaden deuten. Hohe Blutdruckwerte z.B. von bereits über 180/100 mmHg, die mit Symptomen wie Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder verschwommenes Sehen einhergehen, müssen im Krankenhaus notfallmäßig behandelt werden. „Dann handelt es sich um einen Bluthochdrucknotfall (hypertensiven Notfall), bei dem sofort die Rettungsleitstelle über die 112 alarmiert werden muss.“, erklärt Herzspezialist Prof. Dr. Bernhard Krämer, Direktor
der V. Medizinischen Klinik (Nephrologie, Hypertensiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Rheumatologie) der Universitätsmedizin Mannheim und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Denn im schlimmsten Fall kann es unter anderem zu einem Schlaganfall oder zum Versagen der Autoregulation im Gehirn kommen mit einer Erweiterung der Arterien im Gehirn und einem Hirnödem. Dieses löst dann zum Beispiel Krampfanfälle aus und führt zur Bewusstlosigkeit. Nicht immer sind jedoch mit einem Blutdruckanstieg ernste Beschwerden verbunden. Ist ein gemessener Wert merklich erhöht (über 200/100 mmHg), aber sind keine Beschwerden oder nur leichte Symptome wie unspezifische Kopfschmerzen und Schwindel vorhanden, ist es oftmals ausreichend, wenn sich die Betroffenen zunächst hinlegen und Ruhe bewahren. Hier sprechen Mediziner dann von einer hypertensiven Krise. Nach etwa 15 bis 30 Minute sollte der Blutdruck
nochmal nachgemessen werden. Meist wird sich der Blutdruck dann bereits spontan wieder gebessert haben. Nach einer Bluthochdruckkrise sollte der Patient seinen Blutdruck die nächsten Tage besonders sorgfältig überwachen. Bleibt der Blutdruck nach weiteren Messungen unverändert hoch, ist eine sofortige Behandlung beim Arzt oder in der Ambulanz einer Klinik notwendig. Doch auch wenn die Erhöhung nur einmalig oder hin und wieder auftritt, sollte der behandelnde Arzt oder die Ärztin informiert
werden, um die bisherige Blutdruck-Therapie zu überprüfen und gegebenenfalls die Dosis bzw. den Einnahmezeitpunkt anzupassen oder ein weiteres blutdrucksenkendes Medikament hinzufügen. Patientenschulungen können helfen, dass hypertensive Krisen vermieden werden. Dabei wird über die korrekte Blutdruckmessung und die medikamentöse Therapie informiert und es werden Tipps zum Umgang mit Blutdruckschwankungen vermittelt. Fragen Sie auch Ihren Arzt,
wie Sie sich bei einem plötzlichen Blutdruckanstieg richtig verhalten. Das beruhigt und gibt Ihnen ein gewisses Maß an Sicherheit. Bei einem hypertensiven Notfall, liegen die systolische Blutdruckwerte meist bei 200 bis 220 mmHg und die diastolischen Blutdruckwerte bei 100 bis 120 mmHg. Ein Notfall kann jedoch auch schon bei niedrigeren Blutdruckwerten auftreten. Es sollte daher immer der Notarzt unter
112 gerufen werden, wenn zu dem plötzlichen Bluthochdruck mindestens eines der genannten Symptome auftritt: Diese Beschwerden weisen auf
akute Schädigungen der vom Bluthochdruck betroffenen Organe hin. „Wichtig: Die Beschwerden sind entscheidend und nicht die absolute Höhe des Blutdrucks, der durchaus auch unter 200/100 mmHg liegen kann“, sagt Prof. Krämer. Es empfiehlt sich, bei dem Anruf den Verdacht Bluthochdrucknotfall zu äußern, damit die Leitstelle direkt einen Rettungswagen mit Notarzt zur Erstversorgung schickt. Die Notfallbehandlung im Krankenhaus
richtet sich nach den Symptomen und Schäden an den Organen. Bei einem Schlaganfall zum Beispiel darf der Blutdruck nicht zu schnell gesenkt und in den ersten Tagen nicht zu tief gesenkt werden. Ein Einriss der Wand der Körperschlagader (Aorta) hingegen macht es erforderlich, den Blutdruck so schnell wie möglich zu senken. Dazu verabreicht der Arzt beispielweise das Medikament Urapidil, ein sogenannter Alpha-Rezeptoren-Blocker, der den Blutdruck senkt, indem er die Gefäße erweitert. Hat
sich in der Lunge aufgrund des überhöhten Drucks Flüssigkeit angesammelt (Lungenödem), wird beispielsweise Nitroglycerin eingesetzt, ein Medikament mit gefäßerweiternder Wirkung und/oder Furosemid, eine entwässernde Substanz aus der Gruppe der Diuretika. Blutdruckentgleisungen: UrsachenWichtig ist nach einer solchen Klinikbehandlung zu prüfen, ob es ein konkretes gesundheitliches Problem gibt, das den hypertensiven Notfall ausgelöst hat. Bei Bluthochdruck-Patienten kann beispielsweise eine Ursache für die Hochdruckkrise eine unzureichende Medikamentendosierung oder eine Interaktion mit anderen Medikamenten vorliegen. Zum Beispiel können bestimmte Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen der Blutdrucksenkung entgegenwirken. Auch eine nicht konsequente Medikamenteneinnahme, kann zur Blutdruckentgleisung führen. Gerade beim abrupten Absetzen von Blutdruckmitteln drohen krisenhafte Anstiege. Auch psychische Stresssituationen können durchaus derartige Blutdruckanstiege verursachen. Folgende weitere Ursachen können Gründe für eine Entgleisung des Blutdrucks sein:
Bei der Ursachensuche für einen Bluthochdrucknotfall helfen zudem spezielle Laboruntersuchungen von Blut und Urin, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes, insbesondere der Nieren, der Nierenarterien und der Nebennieren. Gegebenenfalls erfolgen Untersuchungen im Schlaflabor und Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren, wie der Magnetresonanz- (MRT) oder der Computertomografie (CT). Bluthochdruck-Entgleisung vorbeugen: regelmäßiges und richtiges MessenBluthochdruckpatientinnen und -patienten, aber auch gesunde Menschen, sollten regelmäßig Ihre Blutdruckwerte kontrollieren. So werden Blutdruckauffälligkeiten erkannt. Für Patienten, die selbst ihren Blutdruck messen, ist es wichtig zu wissen, dass leichte Schwankungen des Blutdrucks grundsätzlich normal und nicht immer als bedrohlich anzusehen sind. So kann bei starker körperlicher Belastung, etwa beim intensiven Radfahren, der Blutdruck auch bei gesunden Menschen kurzzeitig auf etwa 200/100 mmHg ansteigen. Sehr wichtig ist auch das korrekte Blutdruckmessen, hierfür muß u.a. die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe sein, eine 5-minütige Ruhepause (d.h. kein Reden, Fernsehschauen etc.) im Sitzen eingehalten werden und dann 3 Messungen im Minutenabstand erfolgen (der zu notierende Wert entspricht dem Mittelwert aus 2. und 3. Messung). Neben dem regelmäßigen Messen sind konsequente nichtmedikamentöse Maßnahmen – also Lebensstiländerungen – wichtig, um Entgleisungen des Blutdrucks zu verhindern. Wissenschaftlich besonders gut untersucht und belegt sind folgende nichtmedikamentöse Maßnahmen:
Blutdruck-Schwankungen: Medikamente zuverlässig einnehmenBei schwankendem Blutdruck sollten Sie die Blutdruck-Medikamente nie ohne ärztliche Absprache selbst anpassen. Eine gute Einstellung des Blutdrucks baut auf einer kontinuierlichen (regelmäßigen) Einnahme einer fest angesetzten Medikation auf, bei der sowohl feste Einnahmezeiten als auch die jeweilige Dosis festgelegt sind. Eine Einnahme von „Bedarfsmedikamenten“ ist im allgemeinen nicht sinnvoll und sollte nur nach Absprache mit ihrem Arzt und unter Einhaltung der empfohlenen Dosis erfolgen. „Eine stabile Blutdruckeinstellung ist nur möglich, wenn Blutdruck-Medikamente nicht „bei Bedarf, sondern regelmäßig eingenommen werden“, erklärt Prof. Krämer. Entsprechend den aktuellen europäischen Blutdruckleitlinien aus dem Jahr 2018 wird für die meisten Hochdruckpatienten im Alter unter 65 Jahren ein Blutdruckzielkorridor von 120 bis 130 mmHg systolisch und von 70 bis 80 mmHg diastolisch bei Praxisblutdruckwerten gefordert. Bei Patienten im Alter über 65 Jahren liegt das Blutdruckziel bei 130 bis 139 mmHg systolisch und 70 bis 80 mmHg diastolisch. „Gelingt es dem Patienten zusammen mit seinem Arzt, diese Blutdruckzielkorridore zu erreichen, sind Entgleisungen des Blutdrucks kaum zu befürchten, “ so der Hochdruckexperte. Unser Download-AngebotAls Mitglied der Herzstiftung erhalten Sie Zugang zum Downloadbereich und können alle Medien direkt lesen. Als Nicht-Mitglied können Sie Informationsmaterial unter 069 955128-400 oder über den Button "Produkt bestellen" kostenfrei anfordern
Bluthochdruck-Broschüre der HerzstiftungIn welchem Alter sollte der Blutdruck wie tief gesenkt werden? Welche Ernährung ist bei einem Bluthochdruck sinnvoll? Das und vieles mehr beantwortet die Bluthochdruck-Broschüre der Herzstiftung. Fördern Sie kompetente Aufklärung!Wissen ersetzt Unsicherheit. Deshalb informieren wir kompetent, unabhängig und umfassend über Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Herzerkrankungen. Helfen Sie uns dabei mit Ihrer Spende! Bluthochdruck? Mit dem kostenlosen Blutdruck-Pass der Deutschen Herzstiftung behalten Sie Ihre Werte im Blick.
Wie gefährlich ist ein Blutdruck von 190?Hohe Blutdruckwerte z.B. von bereits über 180/100 mmHg, die mit Symptomen wie Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder verschwommenes Sehen einhergehen, müssen im Krankenhaus notfallmäßig behandelt werden.
Wie kann man sofort den Blutdruck senken?Mit diesen natürlichen Blutdrucksenkern können Sie eine Menge erreichen:. Achten Sie auf ausreichend Bewegung. ... . Vermeiden Sie Übergewicht. ... . Essen Sie weniger Salz. ... . Trinken Sie nur wenig Alkohol. ... . Vermeiden Sie Stress: ... . Verzichten Sie aufs Rauchen.. Ist ein Blutdruck von 190 zu 111 hoch?Hypertensive Gefahrensituation
Misst eine Person unter üblichen Bedingungen in Ruhe einen Blutdruck von > 180 mmHg systolisch und/oder 110–120 mmHg diastolisch, hat dabei aber keine akute Erkrankung, die eine Notfallbehandlung erforderlich macht (siehe unten), spricht man von einer hypertensiven Gefahrensituation.
Wie man in 5 Minuten den Blutdruck senkt?Atemtraining bringt gegen erhöhten Blutdruck mindestens gleich viel wie Sport. Mit fünf Minuten Training am Tag kann man seinen Blutdruck senken. Das zeigt eine Studie. Die Effekte sind sogar vergleichbar mit denen, die sonst empfohlene Massnahmen bringen – wie vermehrtes Sporttreiben.
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