Was sind die Folgen der Varusschlacht?

Das Herrmanndenkmal erinnert noch heute an die Schlacht im Teutoburger Wald, bei der fast 20.000 Römer umkamen. Quelle: © Andreas Alexander, shutterstock

Die Varusschlacht war ein herber Schlag für die Römer!  Im Jahr 9 nach Christus mussten sie sich im Teutoburger Wald den Germanen geschlagen geben. Was war der Grund für diese Niederlage? Das möchte Marco, 11 Jahre, erfahren.

Über diese Schlacht gibt es nur römische Berichte und Quellen, so verbreiten die Berichte natürlich auch die Sicht der Römer.

Im Jahr 7 nach Christus war man in Rom der Meinung, Germanien sei vollständig unterworfen. Doch tatsächlich beschränkte sich der römische Einfluss nur auf eroberte Teilgebiete. Weite Teile des Landes, in die nie römische Truppen gekommen waren, besaßen noch ihre Freiheit.

Verräter Arminius

Publius Quintillius Varus sollte Germanien zu einer römischen Provinz machen. Er schlichtete zwischen unterschiedlichen germanischen Stämmen und führte das römische Rechts- und Tributsystem ein. In seiner Begleitung befand sich auch der germanische Adelige Arminius, ein Cheruskerfürst, der auch als Hermann bekannt wurde. Dieser war nicht immer sehr angetan von der Härte, mit der Varus seine Ziele verfolgte. Außerdem nahm der Römer keine Rücksicht auf die germanischen Sitten und Gebräuche.

Im Spätsommer zog sich Varus mit seinem gesamten Heer und Gefolge von der Weser in die Winterquartiere an der Lippe oder am Rhein zurück. Im Inneren des Landes blieben nur kleinere Einheiten mit Überwachungsaufgaben. Dann erhielt er im Gebiet der Cherusker nahe der Weser die Nachricht über einen Aufstand in einer Gegend, die eigentlich abseits von seiner Route lag. Er beschloss jedoch einen Umweg zu machen, um diese Revolte niederzuschlagen. Wie sich später herausstellte handelte es sich dabei aber um eine Falle.

Die Römer in der Falle

Die Germanen lockten Varus und seine Truppen in ein unwegsames und den Römern nicht vertrautes Gebiet, den so genannten Teutoburger Wald. Auf dem Weg wurden die Römer von heimlich zusammengerufenen Kriegern wie Cherusker, Brukterer oder Marser unter der Führung von Arminius angegriffen, der sich kurz vorher vom römischen Heer abgesetzt hatte.

Die Römer mussten gegen germanische Krieger, aber auch gegen abtrünnige germanische Hilfstruppen im eigenen Heer kämpfen. Laut Berichten soll das Wetter sehr schlecht gewesen sein. Mehrere Tage wurde gekämpft.

Am Ende ging die Schlacht für die Römer verheerend aus: Fast 20.000 Soldaten der drei Legionen und der Hilfstruppen fanden den Tod. Varus stürzte sich angesichts der ausweglosen Situation in sein Schwert. Die Nummern der untergegangenen Legionen, 17-18-19, wurden nie wieder vergeben.

Vor mehr als zweitausend Jahren, in den letzten Septembertagen des Jahres 9 nach Chr., die Zeitangabe bleibt allerdings nach wie vor fraglich, besiegten die Germanen die siegverwöhnten Römer und brachten ihnen eine schwere Niederlage bei. Dieser unverhoffte Sieg vereinter „barbarischer“ Stämme über die Träger einer der mächtigsten Zivilisationen der Antike erwies sich als eines der bedeutendsten, weil folgenschwersten Ereignisse in der Frühzeit Europas und des Gebietes, in dem das spätere Deutschland entstand.

Der Schlachtverlauf

Vermutlich im September des Jahres 9 n. Chr. brach Varus mit der XVII., XVIII. und XIX. Legion, drei Alen und sechs Kohorten zum Winterkastell nahe der schweizerischen Stadt Xanten auf der ihn bekannten Route an der Weser, dem Teutoburger Wald und der Lippe entlang auf – insgesamt über 22.000 Mann. Vor dem Aufbruch entfernten sich die germanischen Truppen unter Arminius aus dem Lager. Sie wurden beauftragt, das Gelände nach germanischen Rebellen zu durchsuchen. Varus ahnte nichts vom Seitenwechsel des Arminius. Am ersten Tag erreichten die Legionen des Varus die Ausläufer des Teutoburger Waldes. Nun begann das listige Täuschungsmanöver des Arminius. Mit seinen vorausgeschickten Truppen eroberte er die Beobachtungstürme. Durch Brände sollten die Legionen seine Angriffe erkennen. Varus ließ sich täuschen und glaubte, Arminius mit seinen drei Legionen zu Hilfe eilen zu müssen.

Am zweiten Tag erzwang Arminius mit seinen Angriffen die Abweichung von der geplanten Route in von Römern unbekanntes und unwegsames Gebiet, das von Tälern sowie Felsen durchzogen und für ein Heer von mehr als 20.000 Mann unpassierbar war. So geriet der Marsch ins Stocken und die Formationen lösten sich langsam auf. Immer wieder musste ein Weg z. B. durch Baumfällen für den Tross bereitet werden. Dies führte, wie Cassius Dio schrieb, bei den Legionären zu Ermüdungs- und Zermürbungserscheinungen. Die Germanen dagegen kannten ihre Wälder. Sie kamen aus allen Richtungen zusammen. Ein weiterer Vorteil der rebellischen „Barbaren“ war ihre leichtere Bekleidung und Bewaffnung; sie ermöglichte es ihnen, im Kampf beweglicher zu agieren. Hinzu kam das Überraschungsmoment. Als erstes griff die eigentlich zum Flankenschutz dienende germanische Reiterei die Legionen in der Mitte an. Die Römer hatten keine Chance sich zu formieren und wurden zum Kampf Mann gegen Mann gezwungen. Durch ihren Angriff im mittleren Abschnitt, der eine große Lücke aufriss, konnten die Germanen ein geordnetes Vorrücken der römischen Legionen verhindern. Am Abend richteten die Legionäre ein Nachtlager zur Sicherung ein. Sie entledigten sich des Trosses, um am nächsten Tag ein schnelleres Vorankommen zu ermöglichen. Varus hoffte auch, dass sich die beutegierigen Germanen an den Zivilisten vergreifen würden. Die Rebellen wiederum nahmen die Zivilisten in Gefangenschaft, um mit ihnen als Beute später Gewinn zu erzielen.

Der dritte Marschtag wurde durch heftig einsetzende Regenfälle erschwert. Ein brutaler Angriff des Arminius folgte aus dem Unterholz. Römische Quellen führten den Triumph des Arminius vor allem auf die widrigen Naturgewalten zurück, die in Germanien herrschten. Cassius Dio betonte die Regenfälle, die den Marsch erschwerten; Velleius Pateraulus charakterisierte die germanischen Wälder und Sümpfe, in denen die Legionen des Varus eingeschlossen waren, als besonders gut geeignet für den Hinterhalt der Germanen. Strabo verwies darauf, dass den „Barbaren“ im Sumpfgelände, den unzugänglichen Waldabschnitten und Einöden ihre Ortskenntnis im Krieg gegen die Römer half. Die missliche Lage der römischen Legionen sprach sich nun unter den germanischen Stämmen im Umkreis der Schlachtorte herum. Neue, auf Beute und Ruhm erpichte Germanen stießen zu den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Römern. Numonius Versuch, mit seiner Reiterei aus der prekären Situation auszubrechen und eventuell Verstärkung zu holen, wird in den antiken Quellen allerdings als Verrat dargestellt. Dadurch sei der Schutz der Fußsoldaten angeblich verloren gegangen. So bezichtigte Velleius Pateraulus ihn der Desertion: „Numonius Vela aber, ein Legat des Varus, sonst ein ruhiger und bewährter Mann, gab ein abschreckendes Beispiel: Er beraubte die Fußsoldaten ihres Schutzes durch die Reiterei, machte sich mit den Schwadronen auf die Flucht und suchte den Rhein zu erreichen. Jedoch das Schicksal rächte seine Schandtat: Er überlebte seine Kameraden nicht, von denen er desertiert war, sondern fand als Deserteur den Tod.“

Am vierten Marschtag erfolgten aus dem Schutz des Waldes immer wieder Offensiven auf die restlichen Legionäre. Die Siege lockten weitere beutegierige Germanen an. Gegen die plötzliche germanische Übermacht hatten die restlichen römischen Truppen keine Chance mehr. Varus beging Selbstmord. Es folgte der vollständige Zusammenbruch der römischen Truppenteile. Zwischen 15.000 und 20.000 Römer sollen bei der Schlacht gefallen sein. Die Verluste der Legionsschilder XVII, XVIII und XIX vergrößerten für die Römer die Schmach der Katastrophe. Die Germanen opferten ihren Göttern Gefangene zum Sieg.

Giebelfries der Nordseite der Walhalla - Es zeigt links die Germanen unter Arminius in der Schlacht im Teutoburger Wald gegen die von Westen (rechts) anstürmenden Römer.

Die Folgen der Schlacht

Schon kurz nach dem Bekanntwerden der Katastrophe des Varus in den germanischen Wäldern ereilte auch ein Hilferuf der versprengt übriggebliebenen Soldaten und Zivilisten aus dem gut befestigten Legionslager an der Lippe, wo sie sich sammelten. Nonius Asprenas rückte zur Verteidigung vor, die erfolgreich war. Die Germanen zogen sich erst einmal zurück. Es sollte nicht der einzige Feldzug der Römer in das Rhein-Weser Gebiet bleiben. Doch als kurzfristige Folge der Niederlage gab Rom alle Pläne auf, das rechtsrheinische germanische Gebiet zu okkupieren. Die Niederlage in der Varusschlacht bedeutete somit zunächst den Verlust sämtlicher römischer Stützpunkte im östlichen Rheingebiet. Die antirömischen Kräfte auf Seiten der Germanen gingen daraus verstärkt hervor. Jedoch nicht alle beteiligten sich an der Politik von Arminius. Sein Schwiegervater Segestes stellte sich weiterhin gegen seine Politik. Kurz nach der Schlacht, 10 n. Chr., wurde Tiberius zum Niederrhein entsandt und übernahm das Oberkommando. Zwischen 11 und 12 n. Chr. unternahm er unzählige Feldzügen in das rechtsrheinische Gebiet. Am Jahresende übergab er aber Germanicus das Oberkommando über beide Rheinarmeen, die Provinzen Gallia, Belgica, Lugdunensis und Aquitania. Dessen militärischen Operationen dienten der Stabilisierung des Gebietes. Während 14 n. Chr. Kaiser Augustus starb und Tiberius seine Nachfolge antrat, erfolgten römische Vorstöße von Germanicus und Aulus Caecina gegen die Marser, Usipeter, Chatten und Brukterer. Germanicus suchte bei seinen Feldzügen die Stätten der Niederlage auf und erwies den Soldaten die letzte Ehre, in dem er die Knochenfunde beerdigen ließ, auf die inzwischen die Archäologen in Kalkriese gestoßen sind. Des Weiteren wurde eine Wallanlage im Bereich der „Oberesch“ entdeckt, die auf kriegerische Aktivitäten in der Varusschlacht hinweist. Dass es diese Schlacht sein muss, beweisen auch die Ausgrabungen von Münzen, die in der Zeit angefertigt wurden.

Die Nachfolger Tiberius konnten im östlichen rheinischen Gebiet trotz vieler militärischer Versuche keine großen territorialen Gewinne mehr erzielen. Die Römer agierten nun mit diplomatischem Mitteln in Germanien - sie schürten die germanischen Fraktionskämpfe, um zur Schwächung der germanischen Stämme beizutragen. So zerfiel das Reich der Markomannen. Trotz des Sieges gegen die Chatten 85 n. Chr. unter Kaiser Domitian (81-96) und der Entstehung der Provinzen „Germania Superior“ und der „Germania inferior“ blieben die Römer territorial ohne weitere Erfolge. Folglich verlagerten sie ihren Eroberungsanspruch auf die militärischen Brennpunkte an der Donau.

Das Nachleben des Schlachtgeschehens und seines Siegers

Nach der Schlacht gerieten das Geschehen und ihr dominierender Held bald in Vergessenheit. Erst im 16. Jahrhundert erinnerten sich Gelehrte des Humanismus mit der Wiederentdeckung antiker Quellen wieder an Arminius und er wurde nun immer mehr als mythologischer Held der Deutschen gedeutet. Sowohl Ulrich von Hutten als auch Martin Luther bewunderten den Cheruskerfürsten als jemand, der jegliche sich ihm bietende Situation benutzt hätte, seinem Vaterland zu dienen. So entstand auch der Mythos des „deutschen Herrmanns“, der bis in die Zeit des Dritten Reiches als Symbol eines siegreichen Deutschen über äußere Feinde gefeiert wurde – als „Everybody's Darling der deutschen Nationalgeschichte“, wie es der Historiker Tillmann Bendikowski so prägnant formuliert hat.

*****

Literatur

Tillmann Bendikowski, Der Tag, an dem Deutschland entstand. Die Schlacht durch Germanien. München 2008.

Dirk Husemann, Der Sturz des römischen Adlers. 2000 Jahre Varusschlacht. Frankfurt am Main 2008.

Wolfgang Korn, Klaus Ensikat, Das Rätsel der Varusschlacht. Archäologen auf der Spur der verlorenen Legionen. Köln 2008.

Ralf- Peter Märtin, Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. Frankfurt am Main 2008.

Günther Moosbauer, Die Varusschlacht. Die Germanen. München 2009.

Christian Pantle, Die Varusschlacht. Der germanische Freiheitskrieg. Berlin 2009.

Wolfgang Schleiter, Wolfgang Lippek, Die Schlacht – plausible Gründe zur Varuskatastrophe in Ostwestfalen-Lippe. Bielefeld 2008.

Helmuth Schneider (Hrsg.), Feindliche Nachbarn. Rom und die Germanen. Köln 2008.

Publius Cornelius Tacitus, Annalen, lateinisch und deutsch, hg. u. übers. v. Erich Heller, mit einer Einf. v. Manfred Fuhrmann. München 2. Aufl. 1992.

Peter Wells, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Die Entstehung einer Legende. Düsseldorf 2008.

Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008.

Warum ist die Varusschlacht so wichtig?

Man wollte verhindern, dass Germanen die römische Grenze am Rhein angreifen konnten. Außerdem sollten einige Anführer aus der Familie des Augustus über die Germanen siegen, um damit mehr Ansehen in Rom zu gewinnen. Die Niederlage im Teutoburger Wald war ein großer Schock für die Römer.

Was wäre passiert wenn die Römer die Varusschlacht gewonnen hätten?

Zumindest wäre dort genug von dem Rohstoff "Holz" gewesen, an dem die Römer immensen Bedarf hatten. Möglicherweise wäre Germanien danach genau so entwaldet worden wie der Mittelmeerraum.

Warum haben die Römer die Varusschlacht verloren?

Laut Berichten soll das Wetter sehr schlecht gewesen sein. Mehrere Tage wurde gekämpft. Am Ende ging die Schlacht für die Römer verheerend aus: Fast 20.000 Soldaten der drei Legionen und der Hilfstruppen fanden den Tod. Varus stürzte sich angesichts der ausweglosen Situation in sein Schwert.

Wer hat in der Varusschlacht gewonnen?

Im Jahr 9 nach Christus besiegen die Germanen unter Arminius die Truppen des römischen Feldherrn Varus. Später wird die Schlacht mythisch verklärt. Und noch immer sind Fragen offen. Seit 20 Jahren bietet das Varusschlacht-Museum in Kalkriese Einblicke.