Was passiert wenn man jeden Tag ein Bier trinkt?

Seit Anfang der Pandemie wird mehr getrunken. Weltweit gingen die Verkaufszahlen von alkoholischen Getränken nach oben. Das sorgt aber auch für einen Anstieg der Alkoholsucht. In den USA nutzen nun immer mehr Menschen Apps, die dabei helfen sollen, davon loszukommen.

Quelle: WELT / Steffen Schwarzkopf

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Gegen ein kleines Feierabend-Bier oder ein Gläschen Wein ist doch nichts einzuwenden, oder? Eine aktuelle Studie zeigt: Auch moderates Trinken kann sich schnell auf die Gesundheit auswirken – und zwar nicht positiv.

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Die Studien sind bekannt und produzieren wie von selbst Schlagzeilen: Frauen, die täglich Alkohol trinken, haben ein geringeres Risiko für einen Schlaganfall. Ein paar Gläser Rotwein sind gut für den Körper – dank gesunder Antioxidantien. Wo wir schon beim Rotwein sind: Der ist schließlich auch fester Bestandteil einer mediterranen Ernährung und die gilt gemeinhin als ziemlich ausgewogen.

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Lässt sich daraus also schließen, dass ein paar Gläser Wein, das tägliche Feierabendbier oder ein paar Cocktails am Wochenende gar nicht so schlimm sind? Im Gegenteil, vielleicht sogar gesund? Nun, das ist nur die eine Seite der Medaille. Eine aktuelle britische Studie zeigt nämlich: Bereits moderater Alkoholkonsum erhöht merklich das Risiko bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachjournal Clinical Nutrition.

Bevor wir dir aber die ganze bittere Wahrheit auftischen, wollen wir erst mal checken, wie es bei dir ausschaut:

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Die Wahrheit ist: Es gibt keinen optimalen Alkoholkonsum

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Bislang gingen viele Experten davon aus, dass ein geringer bis mäßiger Alkoholkonsum gesundheitliche Vorteile hat. Dieser Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als J-förmige-Kurve bekannt. Der Physiologe Rudolph Schutte von der Anglia Ruskin University in Cambridge, England widerspricht dieser Theorie. In einer Pressemitteilung sagt er, der angebliche Vorteil mäßigen Alkoholkonsums sei „der größte Mythos, seitdem uns gesagt wurde, Rauchen sei gut für uns“.

Ein Rotwein am Abend?

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Das Problem: Auf Basis dieses bisher scheinbar nachgewiesenen Zusammenhangs wurden von vielen Regierungen offizielle Empfehlungen herausgegeben, wie viel ein Erwachsener in der Woche an Bier, Schnaps & Co. trinken sollte. In Großbritannien sind das zum Beispiel 14 Alkoholeinheiten, die in etwa sechs großen Halbliter-Gläsern Bier entsprechen. Diese Empfehlung muss dort sogar per Gesetz auf alkoholischen Getränken vermerkt sein.

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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt hierzulande als risikoarmen Konsum für Frauen nicht mehr als ein Standardglas Alkohol pro Tag, für Männer zwei. Außerdem sollte an zwei Tagen pro Woche komplett auf alkoholische Getränke verzichtet werden.

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Der Cocktail in der Bar schmeckt wohl gut, schadet aber der Gesundheit

Quelle: Unsplash.com/Stanislav Ivanitskiy

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Doch die neuen Studienergebnisse der britischen Forscher legen nahe, dass diese Empfehlungen eigentlich auf schlecht ausgewerteten Daten basieren, die nicht das Gesamtbild miteinbezogen haben. Für ihre aktuelle Studie nutzten die Mediziner die Gesundheitsdaten der seit 2006 erhobenen Langzeitstudie UK Biobank.

Teil der Studie sind 333.259 Menschen aus Großbritannien im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, die über einen Zeitraum von fast sieben Jahren regelmäßig Alkohol tranken, jedoch kein Suchtproblem hatten, sowie 21.710 Menschen, die noch nie in ihrem Leben Alkohol getrunken haben. So wurden die vorliegenden Daten im Hinblick auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Herzerkrankungen und neurologische Erkrankungen wie etwa Schlaganfälle ausgewertet.

Dabei zeigte sich zunächst etwas, mit dem die Forscher nicht gerechnet hatten:

Diejenigen, welche noch nie in ihrem Leben auch nur einen Tropfen Alkohol getrunken haben, waren durchschnittlich älter, hatten einen höheren Body-Mass-Index, litten häufiger an Bluthochdruck und bewegten sich weniger. Außerdem hatten sie weniger soziale Kontakte. Alles in allem war damit ihr Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden, viel höher als das derjenigen, die Alkohol tranken. Klingt nicht so gesund.

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Auch Menschen, die niemals Alkohol getrunken haben, hatten Herzprobleme

Quelle: Unsplash.com/Robina Weermeijer

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Die Forscher stellten aber auch fest, dass die meisten der Niemals-Trinker aus sozioökonomisch schwachen Milieus stammten – konnten also die unterschiedlichen Lebensumstände vielleicht die Werte erklären? Im nächsten Schritt verglichen die Forscher die Studienteilnehmer mit einem sehr geringen Alkoholkonsum mit denen, die mehr tranken.

Unterschiedliche Risiken für Weintrinker und Bierfreunde

Sie stellten dabei zwar fest, dass Wein einen minimalen Schutz vor ischämischen Herzerkrankungen wie einem Herzinfarkt oder einer Herzrhythmusstörung bot. Dieser war aber sehr gering und konnte zudem nicht mit einem Schutz vor anderen kardiovaskulären Problemen in Verbindung gebracht werden. Mit anderen Worten: Die Idee, ein Glas Rotwein fürs Herz zu trinken, geht nicht ganz auf.

Wer eher Bier oder einen Gin-Tonic trinkt, muss nun stark sein: Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass für Menschen, die bereits weniger als sechs Halbliter-Gläser Bier oder sieben Longdrinks mit je zwei Zentilitern Spirituose mit einem Alkoholvolumengehalt von 40 Prozent pro Woche konsumieren, das Risiko für jegliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch steigt. Dabei entsprechen die sechs Halbliter-Gläser Bier in etwa den meisten gängigen Richtlinien für einen risikoarmen Alkoholkonsum. Menschen, die mehr als die in Großbritannien empfohlene Alkoholmenge in einer Woche konsumierten, hatten ein noch höheres Gesundheitsrisiko.

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Weintrinker haben einen Vorteil

Quelle: Unsplash.com/Kelsey Chance

Die Forscher hoffen, dass ihre Ergebnisse Menschen einen aufgeklärten Umgang mit Alkohol ermöglichen. „Vorurteile, die in epidemiologische Beweise eingebettet sind, verschleiern oder unterschätzen die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Gefahren“, so Studienautor Schutte. Wenn diese jedoch in der gesamten Risiko-Nutzen-Bewertung berücksichtigt werden, würden selbst die Nachteile eines geringen Alkoholkonsums eher aufgedeckt. Als Konsequenz könnten demnach auch die Richtlinien für den empfohlenen Alkoholkonsum von Erwachsenen angepasst werden, schreiben die Mediziner in ihrer Studie.

Angesichts dieser Studienergebnisse sind die Gesundheitsprognosen für diese Nation wohl nicht allzu rosig:

Ist es schlimm jeden Tag ein Bier zu Trinken?

Anders ausgedrückt: Wer im Durchschnitt höchstens 10 Gramm Alkohol am Tag trinkt, schadet seiner Gesundheit kaum. Bei 10 bis 20 Gramm Alkohol am Tag nimmt das Erkrankungs- und Unfallrisiko bereits etwas zu. Wer deutlich mehr trinkt als 20 Gramm pro Tag, schadet seiner Gesundheit erheblich.

Ist man ein Alkoholiker wenn man jeden Tag ein Bier trinkt?

Außerdem besteht beim konstanten, wenigen Trinken, also max. ein Glas Bier am Tag, die Gefahr, dass sich der Körper daran gewöhnt und so von der gleichen Menge Alkohol immer weniger zu spüren ist. Eine Abhängigkeit kann nicht nur aus massivem Alkoholkonsum entstehen, sondern auch aus regelmäßigen kleineren Mengen.

Ist ein Bier am Abend gesund?

Ein Bier am Abend schadet nicht, im Gegenteil Das Ergebnis der Studie: Das tägliche Trinken von alkoholfreiem oder alkoholischem Bier über vier Wochen erhöhte weder das Körpergewicht der Studienteilnehmer noch die Körperfettmasse. Es scheint auch keine negativen Folgen für das Herz oder den Stoffwechsel zu haben.

Wie viel Bier in der Woche ist normal?

Da du an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol trinken solltest, können Männer pro Woche rund neun Flaschen Bier (je 0,3 Liter, fünf Volumenprozent Alkohol, insgesamt zwischen 2,5 und 2,7 Liter) und Frauen rund fünfeinhalb Flaschen Bier(1,25 bis 1,65 Liter) konsumieren.