Was kann man dagegen tun wenn es in einer Familie immer zu Streit kommt?

Streiten ist ein Teil der Erziehung. Es gibt kein zweifelsfreies Richtig oder Falsch, aber ein paar Grundregeln

© Elva Etienne/Getty Images

von Claudia Doyle

Erziehung ist unter anderem das Ringen um Regeln und Grenzen. Wenn es dabei zu Streit kommt, sollten Eltern ein paar Besonderheiten beachten

Streit in der Familie

Ob bei den Hausaufgaben, beim Aufräumen oder Zähneputzen: Oft liegen die Meinungen von Eltern und Kindern bei der Diskussion dieser Themen weit auseinander. Zorn flammt dann auf. Streiten ist daher ein Teil der Erziehung. Ein zweifelsfreies Richtig oder Falsch gibt es dabei ebenso wenig wie Patentrezepte, die sich für jedes Kind, jede Familie eignen.

Doch eines ist gewiss: Eine Auseinandersetzung der Eltern mit ihren Kindern läuft nicht nach den gleichen Regeln ab wie unter Erwachsenen. Denn der Erziehende muss zwei Rollen vereinen, sagt der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun.

Er muss zum einen Akzeptanz beweisen – also zulassen, dass der heranwachsende Mensch sich nach eigenen Gesetzen, in einem eigenen Tempo entfaltet. Und zum anderen zugleich Autorität zeigen: das Kind anleiten, manches gutheißen, anderes verbieten. Wer mit Kindern oder Jugendlichen streitet, bewegt sich also immer in einem Spannungsfeld.

Tipps von Psychologen zum richtigen Streitverhalten

Daher sollten Eltern, so raten Psychologen und Pädagogen, stets vier Grundregeln beherzigen:

  • Kinder brauchen Grenzen.
    Konflikte entspinnen sich bereits mit Krabbelkindern. Dann ist naturgemäß meist keine Diskussion möglich, dazu ist das Ausdrucksvermögen noch nicht ausreichend entwickelt. Doch ein bestimmtes "Nein" der Eltern verstehen bereits die Kleinsten. Und so eine klare Grenze ist wichtig für deren Entwicklung, denn auf diese Weise können sie lernen, Bedürfnisse der anderen zu erkennen.
  • Drohungen vermeiden, Folgen aufzeigen.
    Wenn Kinder oder Jugendliche eine Regel nicht akzeptieren wollen, halten sie oft mit lautstarkem Protest dagegen. Der Versuch, sie mit Strafdrohungen zu kooperativem Verhalten zu bewegen, ist da in der Regel keine geeignete Lösung – denn häufig wird der kindliche Widerstand dadurch nur verstärkt. Stattdessen ist es besser, die Kinder die Folgen ihres Handelns spüren zu lassen (sofern es sich dabei um vertretbare Folgen handelt).

    Wer bei Minusgraden trotz aller Warnungen die dünne Sommerjacke anzieht, wird außer Haus schnell bedauern, nicht die Aufforderung zum Tragen einer warmen Jacke befolgt zu haben. Und wer elektronische Medien länger genutzt hat als abgesprochen, wird sich am nächsten Tag ärgern, wenn der Medienkonsum dann gestrichen ist.
  • Verhalten tadeln, nicht die Persönlichkeit.
    Beim Schimpfen sollten sich Eltern darauf beschränken, das Verhalten des Kindes zu tadeln, nicht dessen Charakter. Worte wie "Nervensäge" oder "Dummkopf" schädigen das Selbstbild des Kindes, bewirken aber nicht, dass es sein Fehlverhalten beendet.
  • Zuhören und verstehen wollen.
    In Diskussionen wünschen sich Kinder, so wie Erwachsene, Respekt und Verständnis für ihre Situation. Werden sie als Gesprächspartner ernst genommen und ihre Vorschläge angehört, trägt das zu einer erfolgreichen Konfliktlösung bei.

Vorbildfunktion gerecht werden

Damit Streitereien eine Familie nicht dauerhaft belasten, raten Experten aber vor allem: Eltern sollten ein gutes Vorbild sein. Geraten Vater und Mutter in einen Konflikt miteinander, müssen sie den nicht vor den Kindern verstecken – aber klar kommunizieren, dass die keine Schuld an der Missstimmung tragen.

Und an den Erwachsenen sollten die Kleinen erleben, wie ein Konflikt friedlich und konstruktiv besprochen wird: Im besten Fall endet er mit einer Lösung. Haben Eltern den Eindruck, dass ihre Kinder im Vergleich zu anderen sehr aggressiv und streitlustig auftreten, können ihnen verschiedene Schulungsprogramme helfen. Sie reichen von Erziehungstrainings für Eltern über spielerische Lektionen im Unterricht bis zu Benimmregeln und Belohnungen für positives Verhalten.

Als erfolgreich erwiesen haben sich etwa das "Effekt"-Training, entwickelt an der Universität Erlangen-Nürnberg, oder die "Faustlos"-Schulungen vom Heidelberger Präventionszentrum für Eltern und Pädagogen in Kindergärten und Grundschulen.

Im Detail mögen solche Programme unterschiedlich sein, doch ihr Kern ist stets ähnlich: Kinder und Eltern sollen lernen, Emotionen anderer richtig einzuschätzen – und erleben, dass sie ihren eigenen Empfindungen nicht hilflos ausgeliefert sind. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen fairen, nicht zerstörerischen Streit.

Das meint man zumindest, wenn man älter wird und es plötzlich regelmäßig knallt. So ein bisschen Zoff ist durchaus auch okay. Wenn zu Hause immer alles super wäre, würden wir sonst schließlich alle noch bis 40 bei Mama und Papa wohnen. Aber Spaß beiseite: Meist geht das Zoffen irgendwann über gelegentliches Anmotzen hinaus. Bevor Türenknallen und Beschimpfungen zum Normalzustand werden und eine Unterhaltung ohne Schreien gar nicht mehr möglich ist, solltest du aktiv werden. Denn es gibt viele Möglichkeiten, etwas für den Haussegen zu tun!

1. Sprich mit deinen Eltern.

Sollte auf Hand liegen, klappt aber längst nicht immer: Damit sich euer Verhältnis wieder bessert, müsst ihr erst mal  miteinander reden. "Die verstehen mich doch eh nicht!" oder "Das hat doch gar keinen Zweck!" gilt nicht!

2. Erklär ihnen, was mit dir los ist.

Deinen Eltern bist du garantiert ein mindestens genauso großes Rätsel wie sie dir. Statt ihnen Vorwürfe zu machen, erklär ihnen lieber, wie du die Dinge siehst. Wie fühlst du dich, was macht dich wütend oder sorgt für Frust? Wenn du selber keine Ahnung hast, was eigentlich mit dir los ist, sag ihnen zumindest das. Zum Beispiel so: "Ich bin gerade selber total überfordert. Und wütend. Aber ich weiß gar nicht, warum!" Denn das ist immer noch besser als nur "Ihr nervt!" zu schreien.

3. Sprich immer nur von dir.  

Die goldene Regel der Konfliktkommunikation: Unbedingt Ich-Botschaften formulieren. "Ihr seid total ungerecht!" sorgt garantiert für Abwehrreaktionen. "Ich fühle mich ungerecht von euch behandelt!" hört sich da schon ganz anders an.

4. Frag nach, wie deine Eltern die Dinge sehen.

Statt deinen Eltern deine Meinung aufzwingen zu wollen, frag sie doch einfach mal nach ihrer Sicht der Dinge. Das zeigt, dass du bereit bist, auf sie zuzugehen, und dir ihre Meinung nicht egal ist. Hör ihnen genau zu und versuch, sie zu verstehen – statt nur zu hören, was du hören willst, damit du den nächsten "Angriff" starten kannst.

5. Versetz dich mal in ihre Lage.

Bevor du deine Eltern anschreist, dass sie dich "nie etwas tolles unternehmen" lassen und die anderen "immer viel mehr" dürfen, wechsel mal die Perspektive. Wenn du an Stelle deiner Eltern wärst – würdest du dein Kind wirklich unter der Woche bis morgens feiern lassen? Vermutlich eher nicht.

6. Mach ihnen Angebote und Kompromissvorschläge.

Besser als ein reines "Nö!" ist immer ein Gegenvorschlag. Wenn deine Mutter dich bittet, die Spülmaschine auszuräumen, kannst du einfach "Nein!" rufen und damit den nächsten Streit vom Zaun brechen. Du kannst aber auch sagen: "Ich telefoniere noch 10 Minuten, dann kümmere ich mich darum." Klingt doch gleich versöhnlicher.

7. Trefft klare Vereinbarungen.

Setzt euch zusammen, sprecht darüber, was euch jeweils stört, und was sich ändern muss. Dann formuliert ihr konkrete Maßnahmen und trefft feste Absprachen. "Mehr im Haushalt helfen" ist zum Beispiel viel zu schwammig. "Montags die Mülltonne an die Straße holen" und "nach dem Essen die Spülmaschine einräumen" ist klarer. Ehrensache: Was ihr ausmacht, wird auch eingehalten.

8. Versprich nur, was du halten kannst.

Leere Versprechungen sorgen am Ende nur für noch mehr Zoff. Wenn du deinen Eltern etwas anbietest oder etwas mit ihnen aushandelst, sorg dafür, dass du deine Zusagen einhalten kannst. 5 Stunden für die nächste Mathearbeit zu üben, ist realistisch – ab jetzt immer Zweien in Mathe zu schreiben aber eher nicht.

9. Schimpf nur ohne Schimpfwörter.

Wenn man sich gerade richtig ärgert, kann es schon mal unschön werden. Wichtig ist, dass allen bewusst ist: Auch unter Familienmitgliedern kann man sich nicht benehmen wie die Axt im Wald. Schimpfworte sind klar tabu – und schlechte Laune ganz selbstverständlich an deiner Mutter auszulassen, ist natürlich ebenfalls nicht okay. Wenn es doch mal passiert, ist zumindest eine Entschuldigung fällig.

10. Appellier an ihre Erinnerungen – und arbeite an dir.

Deine Eltern waren auch mal jung. Bestimmt haben sie auch jede Menge Unsinn gemacht. Wenn du sie nett daran erinnerst, kann das die Situation entspannen. Vielleicht könnt ihr sogar gemeinsam über die eine oder andere Geschichte lachen. Das ist aber natürlich kein Freifahrtschein für dich. Beziehungen sind keine Einbahnstraße: Wenn du möchtest, dass deine Eltern lockerer werden, musst du auch an dir arbeiten!

Warum gibt es immer Streit in der Familie?

Gründe für familiäre Zerwürfnisse Streit ist nicht gleich Streit. Ein Konflikt zwischen erwachsenen Geschwistern geht oft bis in die Kindheit oder Jugend zurück, auf Probleme im Elternhaus oder ungleiche Behandlung.

Wie viel Streit in einer Familie ist normal?

Geschwister streiten sich alle zehn bis 20 Minuten Und weiß: "Studienergebnisse zeigen auf, dass ein Geschwisterstreit alle zehn bis 20 Minuten normal ist." Und das hat laut Imke Dohmen einen guten Grund. "Kinder lernen gerade in ihrer Ursprungsfamilie das soziale Leben.

Was tun bei Streit in der Familie?

Wie Familien mit Konflikten umgehen sollten.
Ursachen erforschen. ... .
Verletzungen vermeiden. ... .
Gutes fokussieren. ... .
Perspektive wechseln und eigenes Verhalten reflektieren. ... .
Konflikt lösen. ... .
Entschuldigen und versöhnen. ... .
Bei der Ursachenforschung unterstützen. ... .
Perspektive wechseln und Verhalten reflektieren..

Wie kann man in der Familie Streit verhindern?

Den Konflikt nicht eskalieren lassen.
Ausreden lassen: Wenn Sie Ihr Gegenüber ausreden lassen, zeigen Sie dadurch Respekt und entfachen nicht noch mehr Wut..
Keine verletzenden Worte: Denken Sie genau darüber nach, was Sie sagen. ... .
Kompromisse eingehen: Gehen Sie Kompromisse ein und arbeiten Sie gemeinsam an einer Lösung..

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte