Was ist der Unterschied zwischen Tierheim und Tierpension?

Liebevolle Laien und professionelle Tier­pfleger

Recherchen im Internet verwirren oft mehr, als sie helfen. Mehr als 500 000 Treffer liefert Google zum Such­begriff „Tierpensionen“, fast 400 000 sind es für „Tiersitter“. Die Angebote unterscheiden sich so stark wie die Bedürf­nisse und Wünsche der Halter und ihrer Vier­beiner. Die Preisspanne bei Tierpensionen reicht von ein paar Euro bis hin zu mehr als 100 Euro pro Tag. Unter den Einzel­betreuern konkurrieren wenige professionelle Tier­pfleger mit sehr vielen Laien. Wie filtern Tierhalter aus dieser Vielfalt gute und verläss­liche Angebote heraus? Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Betreuungs­formen? Und welche Preise sind angemessen? Die wichtigsten Antworten.

Tier­heime: Günstig, aber wenig Plätze

Katzen im Tierheim. Viele Notasyle bieten auch Pfle­geplätze auf Zeit. © imago/Lars Berg

Viele Menschen kennen Tier­heime nur als Notasyl für herrenlose Vier­beiner. Etliche bieten aber auch Urlaubs­betreuung für Haustiere an. Gute Gründe sprechen dafür: Meist kümmern sich dort qualifizierte Pfleger um die Tiere. Viele Häuser nehmen nicht nur Hunde und Katzen auf, sondern auch Hasen, Hamster und andere Kleintiere. Außerdem ist die Dienst­leistung recht günstig. Das Tierheim Würzburg beispiels­weise berechnet, je nach Größe, 13 oder 15 pro Tag für Hunde, 12 Euro für Katzen und 7 Euro für Kleintiere. Im Tierheim Luckenwalde Jüterbog (Brandenburg) fallen pro Tag 10 Euro für Hunde, 5 Euro für Katzen und 2 Euro für Kleintiere an. Die Kapazitäten sind allerdings begrenzt. Vorrang haben Tiere in Not. Während der Sommermonate werden laut Deutschem Tier­schutz­bund etwa 70 000 ausgesetzte Tiere abge­geben. Der Verein rät deshalb, sich möglichst früh um einen Platz für die Ferien­betreuung zu kümmern.

Tipp: Eine Über­sicht, welche Heime diesen Service bieten, gibt es leider nicht. Weil Tier­heime aber auf Notsituationen einge­stellt sind, können sie oft weiterhelfen, wenn dringend eine Tierpension oder ein Tiersitter benötigt wird – etwa weil ein Halter plötzlich ins Kranken­haus muss.

Tier­gast­häuser: Enorme Unterschiede

In nahezu jeder Klein- und Groß­stadt nehmen Tierpensionen und -hotels Tiere auf Zeit bei sich auf. Die Suche erleichtern Onlineplatt­formen wie zum Beispiel www.tierpension.net oder www.snautz.de. Das Spektrum der Angebote reicht von simplen Gemein­schafts­zwingern mit täglich Trockenfutter bis zu schnieken Einzel­bungalows nebst Straußen­fleisch-Menü und Magnetfeld­therapie. Der Deutsche Tier­schutz­bund hält für kleine Hunde Tages­preise von bis zu 20 Euro für vertret­bar, für große maximal 25 Euro und für Katzen höchs­tens 15 Euro.

Check­liste für Tierpensionen

Sicher mit Pass. Gute Häuser verlangen ihn als Impf­nach­weis. © imago/CHROMORANGE

Verläss­liche Siegel für Qualität gibt es nicht, aber Erkennungs­zeichen, die jeder Interes­sent leicht prüfen kann:

  • Wer eine Tierpension professionell betreibt, muss einen Sachkunde­nach­weis nach Paragraf 11 des Tier­schutz­gesetzes zeigen können.
  • Halter und Haustier sollten die Örtlich­keiten vorab besuchen, um zu sehen, ob das Tier sich dort wohl­fühlt. Verlangen Pensionen für solche Termine Geld oder bieten sie sie gar nicht an, ist das keine Empfehlung.
  • Hunde und Katzen sollten nicht ausschließ­lich in Boxen, Käfigen oder Zwingern unterge­bracht sein, sondern regel­mäßig Auslauf bekommen.
  • Empfehlens­wert sind nur Häuser, die ausschließ­lich geimpfte Gäste aufnehmen. Sonst wird die Pension zum Gesund­heits­risiko für das Tier. Auch ein Veterinär sollte regel­mäßig vorbeikommen.

Tiersitter: Eine Frage des Vertrauens

Hundesitterin beim Spaziergang. Der Service muss nicht teurer sein als eine Tierpension. © Thinkstock

Die Tages­sätze privater Betreuer können güns­tiger sein als die von Tierpensionen. Viele bieten ihre Dienste an Pinn­wänden in Supermärkten oder Tier­arzt­praxen an. Eine größere Auswahl findet sich auf Vermitt­lungs­platt­formen im Internet; zu den bekann­testen zählen Holidog, Pawshake, Dogbuddy und Betreut.de. Hier können Tierhalter mithilfe einer Post­leitzahlen-Suche nach Tiersittern in ihrer Nähe fahnden. Deren Profile zeigen üblicher­weise Fotos, Kurz­beschreibungen, Preise, die Entfernung vom Wohn­ort und das Leistungs­spektrum des Betreuers.

Für die Vermitt­lung kassieren einige Portale Provisionen von bis zu 22 Prozent der Rechnungs­summe. Andere verlangen eine Mitglieds­gebühr, Betreut.de etwa 35 Euro im Monat oder 140 Euro im Jahr. Dogbuddy verlangt beides: 9 Euro Jahres­gebühr vom Suchenden plus vom Hundesitter 15 Prozent der Rechnung. Nicht immer herrscht von Anfang an Trans­parenz über die Kosten: Holidog lässt Nutzer bis kurz vor Buchungs­abschluss über das Finanzielle im Unklaren.

Onlineportale: Gewähr­los

Über die Vermitt­lung hinaus leisten die meisten Portale wenig für ihr Geld. Pawshake verspricht auf seiner Website zwar „verifizierte Profile“, schließt aber im – nur auf Eng­lisch abruf­baren – Klein­gedruckten jede Prüfung der Betreuer und ihrer Angebote aus. Holidog verheißt „qualifizierte Tiersitter“. Ob das stimmt, soll aber nach den Geschäfts­bedingungen der Kunde prüfen: „Es ist Verantwortung der Nutzer sicher­zustellen, dass ihre Haustiere von verantwort­lichen Personen betreut werden.“ Dogbuddy versucht gar, sich von „allen Ansprüchen, Forderungen, Beschwerden, Anklagen, gericht­lichen Klagen, Verfahren, Verpflichtungen, Haftungen, Honoraren von Rechts­vertretern, Kosten und Zahlungen jeder Natur und Art“ frei­zustellen. Solch unzu­lässige Klauseln sollten Geschädigte nicht davon abhalten, ihre Ansprüche geltend zu machen.

Wenig Service, keine Trans­parenz

Das Portal Leinentausch.de, von Such­maschinen prominent gelistet, hat Insolvenz angemeldet. Neue Verträge lassen sich seither nicht abschließen. Leider erfahren Besucher das nur auf einer versteckten Seite oder im Laufe der Registrierung. Da die Betreiber der Portale ganz offen­bar die Verantwortung scheuen, sollten Nutzer von ihnen vermittelten Betreuern nicht mehr vertrauen als jenen, die ihre Dienste an einer Supermarkt-Pinn­wand anbieten. Ein Licht­blick in Sachen Offenheit ist das Angebot von Betreut.de: Der Vermittler macht keine reißerischen Versprechen, sondern liefert praktische Tipps für die Suche nach einem geeigneten Tiersitter.

Gute Tiersitter erkennen

Jeder kann seinen Dienst als Tier­betreuer anbieten, vom unerfahrenen Laien bis hin zum Profi. Die folgenden Hinweise können helfen, geeignete Pfleger zu finden:

  • Bei Tiersittern ist es mitunter noch wichtiger als bei Tierpensionen, dass nicht nur der Halter, sondern auch Hund oder Katze den Kandidaten kennen­lernen, bevor eine längere Pflege vereinbart wird. Stimmt die Chemie? Ist der Anbieter sicher im Umgang mit dem Tier?
  • Tierliebe ist gut, Erfahrung und Fachwissen sind besser. Der Auftrag­geber sollte Bewerber nach ihren Qualifikationen fragen. Profibetreuer brauchen, wie Betreiber von Tierpensionen, einen Sachkunde­nach­weis nach Paragraf 11 des Tier­schutz­gesetzes.
  • Viele Tier­heime führen Verzeich­nisse von Tiersittern, die sich bewährt haben.
  • Die meisten Kleintiere, Vögel, aber auch Katzen schätzen ihre gewohnte Umge­bung. Wer dem Tier einen Umzug auf Zeit ersparen will, setzt auf die Betreuung daheim. Soll ein bisher unbe­kannter Tiersitter in die Wohnung kommen, reicht Vertrauen auch dann nicht aus, wenn ein Online­vermittler den Kontakt angebahnt hat. Zumindest den Ausweis sollte sich der Auftrag­geber zeigen lassen und gegebenenfalls die Daten notieren, bevor er einem nicht näher bekannten Menschen Wohnungs­schlüssel anver­traut; besser sind zusätzliche Referenzen von Dritten.
  • Ein schriftlicher Betreuungs­vertrag sollte die Bedingungen regeln: Umfang der Leistung, Dauer, Bezahlung, Fütterungs­zeiten, Spaziergänge oder Tier­arzt­besuche.
  • Halter haften für Schäden, die ihr Tier anrichtet. Sie sollten deshalb haft­pflicht­versichert sein. Normale Haft­pflicht­versicherungen decken Schäden ab, die von Katzen und Kleintieren wie Hasen oder Hams­tern verursacht werden. Hundehalter brauchen spezielle Tierhalter-Haft­pflicht­policen (Test Hundehaftpflichtversicherung, Finanztest 4/2016).

Vorsicht, Schwarz­arbeit

Juristisch heikel ist die Frage, unter welchen Umständen Tiersitter als (Schein-) selbst­ständige gelten – auch, wenn eine Onlineplatt­form sie vermittelt hat. Wer sicher­gehen will, dass er nicht rück­wirkend Sozial­abgaben abführen, Bußgelder zahlen oder sich gar mit einer Straf­anzeige befassen muss, sollte sich offiziell bestätigen lassen, dass sein Tier­betreuer selbst­ständig arbeitet. Die Clearing-Stelle der Deutschen Renten­versicherung prüft das im „Status­fest­stellungs­verfahren“ kostenlos. Bis das Ergebnis vorliegt, kann es allerdings drei Monate oder länger dauern. Ergibt die Prüfung, dass der Tiersitter nicht frei arbeitet, lässt er sich, wenn er weniger als 450 Euro in einem Monat verdient, recht unkompliziert bei der Minijobzentrale anmelden.

Urlaubs­paten auf Gegen­seitig­keit

Viele Tier­heime unterstützen die Aktion „Nimmst du mein Tier, nehme ich dein Tier“. Das Ziel: Halter sollen Urlaubs­paten für ihr jeweiliges Haustier finden – und zwar ausdrück­lich kostenlos. Die Suche sollte so früh wie möglich beginnen. So können sich Tier und Betreuer kennen­lernen. Stimmt die Chemie nicht, bleibt noch Zeit, eine Alternative zu finden.

Werden Hunde in deutschen Tierheimen getötet?

Werden im Tierheim Tiere eingeschläfert? Nein! Es sei denn es gibt eine medizinische Indikation, die für das Tier dauerhaft ein Leben mit Schmerzen und Leiden bedeuten würde.

Wie viel Geld braucht man um ein Tierheim zu eröffnen?

460.000 Euro, so schätzt der amtierende Vorstand des „Tierschutzverein Krefeld und Umgebung“, benötige man für die Unterbringung und Versorgung von jährlich 1.800 Tieren.

Welchen Beruf braucht man um im Tierheim zu arbeiten?

Tierpfleger/in der Fachrichtung Tierheim und Tierpension ist ein 3-jähriger anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handel. Der Steckbrief fasst den Beruf kurz und knapp zusammen - ideal zum Ausdrucken.

Wie alt muss man sein um im Tierheim zu arbeiten?

Ab wieviel Jahren darf man im Tierheim ehrenamtlich helfen? Es gibt kein wirkliches Mindestalter, ab wann man im Tierheim ehrenamtlich helfen „darf“. Wichtig ist, dass Kinder / Jugendliche erst ab ihrem 16. Lebensjahr alleine mit einem Hund spazieren gehen dürfen.

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