Was bedeutet die schwarze weiße Flagge?

© picture alliance / Christoph Soeder / dpa

Das Wichtigste zum Thema Reichsflagge

  • Die Flagge in Schwarz-Weiß-Rot geht auf das Kaiserreich Deutschland zurück. Sie war die Nationalflagge, bis die Nationalsozialisten sie durch die Hakenkreuzflagge ersetzten.

  • In den vergangenen Jahren wurde die Reichsflagge zu einem Erkennungszeichen von Rechtsextremisten. Auch selbsternannte Reichsbürger greifen auf sie zurück.

  • Das hat einen Grund: Sie wird als Gegensatz zu der schwarz-rot-goldenen Flagge verstanden, die für die demokratische Bundesrepublik steht.

  • Als am 29. August rechte Demonstranten die Reichsflagge auf den Treppen des Reichstags schwenkten, war die Aufregung deswegen sehr groß.

Schwarz-Weiß-Rot: Die Geschichte der Reichsflagge

1867 wurde sie als Flagge des Norddeutschen Bundes eingeführt, in dem sich alle deutschen Staaten nördlich des Mains unter preußischer Führung vereinten. Darin verbinden sich die Farben Preußens (schwarz und weiß) und der Hanse (rot und weiß). Mit Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde sie zur Nationalflagge.

Während der Weimarer Republik (1919-1933) änderte man die Farben der Nationalflagge in Schwarz-Rot-Gold, die auch heute für die Bundesrepublik stehen. Die erste deutsche Demokratie sah darin eine bewusste Abkehr von der Reichsflagge, die für Monarchie und  Kaiserreich stand. Schon damals nutzten Rechte sie allerdings weiter, als Ausdruck ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Demokratie.

Die Nationalsozialisten führten die schwarz-weiß-rote Reichsflagge zwischen 1933 und 1935 wieder ein und ersetzten sie dann durch die Hakenkreuzflagge.

Die Reichsflagge als Symbol der Reichsbürger und rechtsextremistischer Gesinnung

Laut einer Broschüre des Bundesamts für Verfassungsschutz steht die Reichsflagge für Rechtsextremisten "im Gegensatz zur Farbkombination "Schwarz-Rot-Gold", die das demokratische Deutschland symbolisiert." Rechtsextremisten tragen sie also, um eine deutsche, undemokratische Flagge zu zeigen.

Ein bisschen anders ist das bei Reichsbürgern, die ohnehin die Existenz der Bundesrepublik verneinen und von daher in der Reichsflagge die gültige Nationalflagge sehen.

Deswegen kam es zu heftigen Reaktionen, als die Reichsflagge am 29. August vor dem Reichstag zu sehen war. Also dem Gebäude, das als Sitz des Bundestags wie kein anderes für die parlamentarische Demokratie in Deutschland steht.

Ist die Reichsflagge verboten?

Die Paragraphen 86 und 86a im Strafgesetzbuch verbieten es, Symbole ehemaliger nationalsozialistischer Organisationen zu propagandistischen Zwecken zu verwenden. Bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe drohen jedem, der zum Beispiel eine Hakenkreuzflagge hisst.

Die Reichsflagge fällt allerdings nicht in diese Kategorie und ist nicht verboten, weil sie ja ursprünglich nicht nationalsozialistisch war.

Trotzdem muss man genauer hinschauen. Denn als die Nationalsozialisten die Reichsflagge übergangsweise wieder einführten, änderten sie zum Beispiel auch die Reichskriegsflagge. Die Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz ist verboten.

Schwarz-Rot-Gold: Der Ursprung der deutschen Flagge

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    Die "Ur-Fahne" wurde auf dem Hambacher Fest 1832 präsentiert. Sie zeigte erstmals die heute gängige Anordnung der Farben und den Schriftzug "Deutschlands Wiedergeburt".

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    Genäht hatte sie Johann Philipp Abresch, der wegen seines Kampfes für die Demokratie mehrfach verhaftet wurde.

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    Auf dem Hambacher Fest forderten zwischen 20.000 und 30.000 Menschen nationale Einheit, Freiheit und Volks-Souveränität.

Video-Clips passend zum Thema

Veröffentlicht: 31.08.2020 / Autor: Galileo

Noch mehr zum Staunen

Berlin. “Abscheulich und unerträglich”, mit diesen Worten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier jene Bilder vom Wochenende kritisiert, auf denen rechtsextreme Demonstranten die Reichsflagge vor dem Reichstag schwenken. Politiker der meisten Parteien zeigten sich empört.

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Dabei ist die schwarz-weiß-rote Flagge selbst gar nicht verboten – und das ist offenbar auch der Grund dafür, warum sie sich in rechtsextremen Kreisen immer größerer Beliebtheit erfreut.

Bundespräsident Steinmeier zum Reichstagsvorfall

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das Vordringen von Demonstranten auf die Treppe des Reichstagsgebäudes in Berlin erneut scharf verurteilt.

© Quelle: Reuters

“Neonazis würden natürlich gern die Hakenkreuzfahne schwenken, aber die ist nun einmal verboten, und das ist mit erheblichen Sanktionen belegt”, erklärt Michael Dreyer, Politikprofessor und Leiter der Forschungsstelle Weimarer Republik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

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In die Reichsflagge als solche würden die meisten, die sie derzeit tragen, nicht so viel hineininterpretieren, glaubt der Forscher. Dabei böte sie dafür durchaus Anlass, denn auch die schwarz-weiß-rote Fahne steht für vieles, was den Werten der heutigen Bundesrepublik widerspricht.

Woher kommt die Reichsflagge?

In den 1860er-Jahren gab es die ersten Überlegungen, die Farben Preußens Schwarz-Weiß mit den Farben Weiß-Rot der Hanse zu kombinieren. Ein nationalistischer oder gar radikaler Hintergrund existierte folglich zunächst nicht. Die Kombination wurde die Flagge des Norddeutschen Bundes und später die Flagge des Deutschen Kaiserreiches. Damals begannen republikanisch Gesinnte die Farbzusammensetzung zu kritisieren und plädierten für die Farben Schwarz, Rot und Gold, weil diese nicht für einen Ausschluss des deutschsprachigen Österreichs aus dem deutschen Nationalstaat standen. Die Reichsflagge etablierte sich aber als patriotisches und nationalistisches Symbol – vor allem während des Ersten Weltkrieges.

Wofür stehen die Farben Schwarz-Weiß-Rot?

Seither ist die Abgrenzung in Deutschland eindeutig: Schwarz-Weiß-Rot steht für Obrigkeitshörigkeit und Nationalismus, Schwarz-Rot-Gold für Demokratie und Liberalismus.

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Folgerichtig wählte die 1919 entstandene Weimarer Republik die Nationalflagge Schwarz-Rot-Gold. Militärische und nationalistische Kräfte waren aber stark genug, um bei der Verfassunggebung durchzusetzen, dass die deutschen Handels- und Marineschiffe weiter unter der alten Reichsflagge fahren sollten – wenn auch mit einer kleinen schwarz-rot-goldenen Flagge in der oberen linken Ecke. Antidemokratische und rechtsradikale Bewegungen begannen schon damals, die Reichsflagge weiterhin als Symbol zu nutzen und so ihre politische Gesinnung auszudrücken.

Im Jahr 1926 führte der sogenannte “Flaggenstreit” zur Absetzung des Reichskanzlers Hans Luther und seines Kabinetts, weil die Regierung einen Erlass durchbringen wollte, neben der schwarz-rot-goldenen Fahne auch immer eine schwarz-weiß-rote zu platzieren. Das Vorhaben scheiterte, die Regierung stürzte.

Die Reichsflagge im Nationalsozialismus

Die Idee zweier Flaggen übernahm der Nationalsozialismus. Die Reichsflagge und die Hakenkreuzfahne wurden vorerst nebeneinander gehisst. Nachdem Adolf Hitler 1934 die politischen Spitzenämter Reichskanzler und Reichspräsident vereint hatte, legte er sich auf die Hakenkreuzfahne fest. Die Reichsflagge war nicht mehr Nationalflagge Deutschlands. Nach dem Ende des NS-Regimes gab es keine Diskussionen mehr über die Nationalflagge. Schwarz-Rot-Gold wurde die deutsche Flagge, wie wir sie heute kennen.

Obwohl die Reichsflagge zu Beginn des NS-Regimes gehisst wurde, ist ihre oder die Verwendung einer Reichskriegsflagge in Deutschland nicht verboten. Erst, wenn ein Hakenkreuz oder sonstiges klar als solches erkennbares nationalsozialistisches Symbol die Flaggen ziert, ist die Verwendung untersagt. Allerdings kann die Fahne sichergestellt werden, wenn sie “Kristallisationspunkt einer konkret drohenden Gefahr ist und diese sich dadurch beheben lässt”, sagt die Broschüre “Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen”. Vor allem der letzte Satz der Regelung zeigt: Eine Sicherstellung ist nur in sehr konkreten Einzelfällen legitim.

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Verbot der Reichsflagge würde Problem nicht lösen

Dass alle, die nun hinter dieser Flagge herlaufen, deren Geschichte und Bedeutung kennen, bezweifelt Experte Dreyer. “Die vermeintlich Wissenden sind die ideologischen Rädelsführer, die anderen geben ihnen die Masse, so aufzutreten und die Treppen des Reichstages zu stürmen”, sagt er. Besser mache das die Sache allerdings nicht. “Ein Führer ohne Geführte ist uninteressant, aber eine Herde von Schlafschafen, die sich nur führen lassen, wird mit ihm gefährlich”, warnt der Politikprofessor.

Und könnte man das Problem nicht einfach lösen, indem man auch das Zeigen der Reichsflagge verbietet? Da winkt Dreyer ab. “Es ist ja nicht so, als wäre die deutsche Geschichte arm an autokratischen Flaggen”, sagt er. “Würde man die Reichsflagge ebenfalls verbieten, würde es Minuten dauern, eine neue zu finden.”

Was bedeutet 🏴?

Die rein schwarze Fahne ist das primäre Symbol anarchistischer Bewegungen, findet jedoch auch Anwendung als allgemeine Flagge für Widerstand. Mit zusätzlichen Symbolen versehen kann sie zahlreiche andere Bedeutungsinhalte annehmen.

Welches Land hat eine schwarz

Flagge des Freistaats Preußen November 1920 eine republikanische Verfassung. Sie legte in Art. 1 Abs. 2 lediglich das Führen der schwarz-weißen Landesfarben fest.

Für was steht eine schwarze Fahne?

Schwarze Flagge + Startnummer (Black flag) Die schwarze Flagge wird zum Beispiel nach gefährlichem Fahren oder nach einem technischen Verstoß gezeigt. Sie bedeutet die sofortige Disqualifikation eines Fahrers.

Für was steht die reichsflagge?

im Jahr 1888. Unter dessen Regiment wurde Schwarz-Weiß-Rot zum Symbol für das gewachsene Gewicht des Deutschen Reiches in der internationalen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.