Was bedeuten flaschensymbol bei audi

Audi zeigt mit dem neuen A3, wie sich aus dem Allerweltsauto VW Golf ein nobler Kompaktwagen herausschälen lässt. Allerdings klappt das längst nicht in allen Details.

Von Thomas Geiger

07.04.2020, 10.24 Uhr

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Der neue Audi A3 ist die inzwischen vierte Generation der Kompaktwagenbaureihe aus Ingolstadt

Foto: Roman Raetzke/ Audi

Der erste Eindruck: Mit seinen stark eingezogenen Flanken erinnert der neue Audi A3 an eine Cola-Flasche. Allerdings eine Cola-Flasche mit Unterbiss - was an der wuchtigen Front liegt.

Das sagt der Hersteller: Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann wirft den Blick erst mal weit zurück. 1996 feierte der A3 Premiere und "war der Erste seiner Art", wie Wortmann stolz sagt. Tatsächlich war ein nobler Kompaktwagen damals etwas Neues, erst später zogen BMW mit dem 1er und Mercedes mit der A-Klasse nach.

Heute, nach gut fünf Millionen produzierten A3-Modellen, muss sich Audi in einem harten Wettbewerb behaupten und setzt deshalb nicht nur auf ein betont sportlich-elegantes Design. "Wir haben den A3 vollgepackt mit viel neuer Technik, die bis vor Kurzem noch der Oberklasse vorbehalten war", sagt Wortmann. Was sie nicht erwähnt: Dass Audi dafür vor allem in den Konzernbaukasten gegriffen hat und der A3 kaum mehr bietet oder etwas besser kann als die Schwestermodelle VW Golf, Seat Leon oder Skoda Octavia. Teurer ist er trotzdem.

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Audi A3: Der feine Cousin des VW Golf

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Foto: Roman Raetzke/ Audi

Das ist uns aufgefallen: Verkehrte Welt! Obwohl sich Audi immer als die fortschrittlichste Marke im VW-Konzern positioniert hat ("Vorsprung durch Technik"), lässt Audi im Falle des A3 die Brot- und Buttermarke aus Wolfsburg vorfahren. Zwar ist die Software für A3 und VW Golf identisch, doch während im Interieur des Golfs fast ausschließlich Sensorfelder und sogenannte Touchbars verbaut werden, bietet der A3 für die Klimaregelung und die Wahl der Fahrprofile weiterhin ganz gewöhnliche Tasten. Und auch das Licht aktivieren Audi-Fahrer nach wie vor über vertraute Knöpfe.

Ansonsten ist der A3 jedoch ebenso voll vernetzt und digitalisiert und kann sich mittels Car-to-X-Kommunikation erstmals auch mit der Umgebung oder anderen Autos verbinden, etwa um Warnmeldungen früher anzuzeigen oder freie Parkplätze zu finden.

Der vermeintliche Rückstand entpuppt sich im Alltag allerdings schnell als Vorteil. Die Taster und Schalter sind meist leichter und vor allem treffsicherer zu bedienen als ein Touchscreen oder ein Sensor-Slider. Erst recht, wenn man einen anderen Vorzug des Audi auskostet - das agile Fahrverhalten. Denn während es der Golf allen recht machen will und deshalb betont kompromissbereit abgestimmt ist, pflegt der A3 eine bestimmtere Gangart und bindet damit auch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. 

Auch sieht das Cockpit im Audi eleganter aus als im VW. Die Sitzbezüge des A3 aber sind buchstäblich Müll - und die Entwickler auch noch stolz darauf. Erstmals bei einer Marke im Konzern setzen die Ausstatter beim A3 auf Bezüge, die aus alten PET-Flaschen hergestellt werden. Pro Auto werden dafür 45 Flaschen recycelt und für die Teppiche noch einmal 62. "Auch das macht den A3 zu einem nachhaltigen Auto", sagt Marketingchefin Wortmann. 

Die Bayern haben sich noch ein paar andere Spielwiesen zur Emanzipation ausgesucht. Eine eher nebensächliche sind die Scheinwerfer, bei denen nun auch das Tagfahrlicht digital ausgeführt ist und deshalb je nach Ausstattungsvariante unterschiedliche Lichtlinien im Scheinwerfer darstellen kann.

Tief greifender ist die Einführung sogenannter Functions on Demand, mit denen sich einzelne Funktionen nachträglich ins Auto laden und für bestimmte Zeit oder dauerhaft freischalten lassen. Es ist ein in der Autobranche relativ neuer Trend: Zum Beispiel Komfortextras werden nicht mehr je nach Bestellung des Kunden individuell in das Fahrzeug eingebaut, sondern sind schon serienmäßig großzügig im Fahrzeug installiert. Genutzt werden können sie aber nur, wenn der Kunde das Extra auch ordert und bezahlt - dann wird die Nutzung freischaltet. Auch wenn in der Folge ein Teil der Flotte mit Extras an Bord herumfährt, die nicht genutzt werden, ist das für die Hersteller günstiger als die individualisierte Fertigung.

Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Audi A3 mit unserem 360-Grad-Foto

Das muss man wissen: Der neue A3 ist in Länge und Breite um jeweils etwa drei Zentimeter gewachsen, im Radstand aber unverändert und deshalb nicht wirklich geräumiger als früher. Ab Mai kommt er in den Handel - zunächst als Sportback mit fünf Türen und später auch als Limousine mit klassischem Stufenheck. Den Dreitürer hat Audi beerdigt und mit ihm das Cabrio. Los geht es zunächst zu Preisen ab 28.900 Euro mit einem 150-PS-Benziner und zwei Diesel-Motorisierungen mit 116 (29.900 Euro) und 150 PS (34.900 Euro). 

Später folgen weitere Motoren, darunter auch ein Dreizylinder-Benziner mit 110 PS, der den Grundpreis auf 26.800 Euro drückt. Außerdem soll der A3 schrittweise elektrifiziert werden: Dafür wird als Erstes der 150-PS-Benziner zum Mildhybridantrieb mit 48-Volt-System, elektrischem Boost beim Anfahren und verstärkter Rekuperation beim Bremsen. Zudem soll es gleich zwei Plug-in-Hybrid-Modelle geben, mit jeweils mehr als 50 Kilometern elektrischer Reichweite. Aber auch der Sport kommt nicht zu kurz: Ein S3 mit rund 300 PS ist genauso in Planung wie ein RS3, der mehr als 400 PS haben dürfte. 

Fahrzeugschein Audi A3

Hersteller:

Audi

Typ:

A3 35 TDI

Karosserie:

Kompaktwagen

Motor:

Vierzylinder-Turbodiesel mit Direkteinspritzung

Getriebe:

Siebengang-Doppelkupplung

Antrieb:

Front

Hubraum:

1968 ccm

Leistung:

150 PS (110 kW)

Drehmoment:

360 Nm

Von 0 auf 100:

8,2 s

Höchstgeschw.:

224 km/h

Verbrauch:

3,7 l/100 km

CO2-Ausstoß:

98 g/km

Kofferraum:

380 Liter

Umgebaut:

120 Liter

Maße:

4340 / 1820 / 1430

Preis:

34.900 Euro

Das werden wir nicht vergessen: Den intuitiven Griff auf die Mittelkonsole, der in diesem Auto ins Leere geht. Erstens, weil der Schaltknauf des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes zum Stummel geschrumpft ist, den man nur mit den Fingerspitzen berührt. Und mehr noch, weil Audi den lieb gewordenen Knopf fürs Radio einer Sensorfläche geopfert hat. Zwar kann man auch da noch "drehen” - also mit dem Finger kreisen, um lauter oder leiser zu stellen, und wenn man drückt, herrscht Ruhe. Dass Audi ausgerechnet hier auf einen klassischen Drehknopf verzichtet, ist unbegreiflich.

Thomas Geiger ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche von Audi unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.

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