Warum sollte Shakespeare noch unterrichtet werden?

Sollen wir einfach aufgeben?

Zunächst sollte man wohl klar stellen, dass die meistens Schüler heutzutage keine Interesse daran haben Klassiker zu lesen und erst recht nicht in der Originalsprache. Sie sind genervt davon und haben keinerlei Lust sich damit zu beschäftigen. Größtenteils ist es wohl so, dass die Lektüre überhaupt nicht gelesen wird und stattdessen Wikipedia zu Rate gezogen wird. Man sollte sich also von vorneherein die Fantasie aus dem Kopf schlagen, dass Shakespeare auf dem Lehrplan bedeutet, dass sein Werk tatsächlich gelesen wird.

Außerdem wurde inzwischen beinahe jedes seiner Stücke verfilmt und das in zeitgemäßerer und für Schüler wahrscheinlich interessanterer Art und Weise. "Romeo and Juliet", eines seiner wohl bekanntesten Werke, beispielsweise gibt es in zahlreichen Varianten bei denen sicherlich für jeden etwas dabei ist. Ob nun im gleichnamigen Film mit Originaltext, Aktion und Leonardo di Caprio oder aber wie in "Westside Story" mit Musik und moderner Sprache. Die Inhalte werden auch so übermittelt und es ist wahrscheinlicher, dass etwas aus dem Unterricht mitgenommen wird. Ist es da nicht besser anderthalb Stunden Film zu zeigen als Schüler durch ein Buch zu quälen?

In der jetzigen Zeit spricht niemand mehr wie zu Shakespeares Zeiten und selbst Muttersprachler haben sicherlich mit der Ausdrucksweise zu kämpfen, die in der Literatur aus dem sechzehnten Jahrhundert verwendet wurde. Dennoch denke ich, dass nicht nur der Inhalt der Texte gelehrt werden sollte, sondern ebenso die Sprache. Wer sich beispielsweise einmal länger mit einem der 154 Sonnetts aus Shakespeares Feder befasst hat, erkennt die unglaubliche Vielfalt und Schönheit seiner Worte. Mit nur einem Satz schafft er es mehrere Szenarien auszudrücken, wodurch gerade diese Sonnetts in ihrer Interpretation viel Raum für die Gedanken und Interpretationen des Lesers lassen. Er fordert quasi dazu auf sich selbst eine Meinung zu bilden und dies ist in einer Übersetzung in die moderne Sprache einfach nicht möglich. Meiner Meinung nach ist die Arbeit, die dahintersteckt ein solches Meisterwerk an Wortgewandtheit zu verstehen, beinahe wertvoller als das Ergebnis zu dem man kommt. Durch das Deuten eines Schriftwerks des großen Englischen Schriftstellers kann man einen ganz anderen Bezug zur englischen Sprache erlangen, der durch Film und Übersetzungen nicht nachgeahmt werden kann. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass zwangsläufig der einfachste Weg auch gleichzeitig der beste ist.

Wie bereits erwähnt, werden natürlich die meisten der Schüler sich nicht derart intensiv mit der Materie befassen, aber dennoch sollte es weiter unterrichtet werden. Die Filme und Übersetzungen bilden sicherlich eine gute Alternative und sollten ebenfalls gezeigt werden, aber es wäre eine Schande, wenn derartige Kunst verloren ginge, und selbst wenn aus jeder Klasse nur ein einziger Schüler Shakespeare wundervolle Sprache lieben lernt, so sollte es das wert sein.

Das ewige Problem mit Shakespeare.
Man lernt ihn in der Schule kennen. Dann verflucht die große Mehrheit er Schüler ihn und seine umständliche Sprache, während einige wenige (und der Lehrer) Shakespeares Schreibekunst in den Himmel loben.

Es ist vielleicht überraschend, dass ich zu Letzteren gehöre. Das erste Buch, das ich von Shakespeare gelesen habe, war Hamlet.
Oder besser gesagt: Nicht ich, sondern wir haben Hamlet gelesen. Die gesamte Klasse. Jede einzelne Seite wurde wie in einer Probe für ein Theaterstück vorgelesen.

Zeitaufwändig? Auf jeden Fall!
Hat es sich gelohnt? Aber, ja!

Denn, was die meisten Lehrer zu vergessen scheinen:

Shakespeare hat keine Bücher geschrieben, sondern Theaterstücke.

Und egal wie genial ein Theaterstück sein mag, man kann es nicht still für sich lesen, ohne eine Menge der Nuancen zu verpassen.
Nicht nur Nuancen, ganze Monologe können an einem vorbeiziehen, ohne dass man verstanden hat, warum Person X gerade redet.
Dazu kommt, dass die Stücke in einer sehr schwierigen Sprache geschrieben sind, vor allem wenn man sie in der Originalversion liest. Der gequälte Schüler muss zum Einen übersetzen und zum Anderen zwischen den Zeilen lesen.
Im besten Fall versteht er die Worte, aber nicht den Sinn.
Im schlimmsten Fall gibt er frustriert auf.

Beim Vorlesen hingegen passiert etwas Tolles. Der Sprecher bestimmt den Fluss des Gesprächs (denn ein vorgelesenes Theaterstück ist im Grunde nur ein Gespräch) und der Zuhörer muss nur Übersetzen.
Ein erfahrener Vorleser kann es schaffen, dass der Zuhörer noch nicht einmal jedes Wort kennen muss, um den Sinn des Gesagten zu verstehen.

Also wiederhole ich gerne:
Niemand sollte Shakespeare lesen.

Shakespeares Stücke sollten angeschaut werden.

Aber was meinst du? Sollte Shakespeare gelesen werden?
Ich bin gespannt auf deine Meinung.

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Warum sollte Shakespeare heute noch unterrichtet werden?

Er habe zum einen europäische Einflüsse in seinen Dramen verarbeitet, ohne die sein Werk nicht denkbar sei. Zum anderen könne man bei Shakespeare Denk- und Handlungsweisen nachlesen, die zum kulturellen Kernbestand des modernen Europas gehörten. „Shakespeare hat auch nach 400 Jahren nicht an Aktualität verloren.

Warum ist Shakespeare so besonders?

Berühmt wurde Shakespeare vor allem durch seine Theaterstücke, die bis heute auf der ganzen Welt gespielt werden. Manche sind lustig, wie zum Beispiel die Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Andere sind traurig, haben kein schönes Ende. Das sind sogenannte Tragödien.

Warum ist Macbeth heute noch relevant?

Ein aktueller Kern Es ist eindrücklich, dass das Stück über den Machtmenschen Macbeth, das Shakespeare vor mehr als 500 Jahren geschrieben hat, in seiner Botschaft aktuell geblieben ist. In der Zwischenzeit hat es unzählige «Macbethes» gegeben, noch heute leiden Menschen unter den Folgen solcher Tyrannen.

Warum sollte man Shakespeare nicht mehr lesen?

Nicht nur Nuancen, ganze Monologe können an einem vorbeiziehen, ohne dass man verstanden hat, warum Person X gerade redet. Dazu kommt, dass die Stücke in einer sehr schwierigen Sprache geschrieben sind, vor allem wenn man sie in der Originalversion liest.