Warum sieht man im Sommer mehr Sterne?

Es gibt eine ganz einfache Erklärung, warum es im Sommer wärmer ist als im Winter. Dahinter stecken Gradzahlen – aber nicht die der Temperaturskala, sondern Neigungsgradzahlen.

Die Erde dreht sich bekanntermaßen um eine Achse, die vom Nordpol zum Südpol verläuft. Das macht sie einmal in 24 Stunden (genauer gesagt in 23 Stunden, 56 Minuten und 4,1 Sekunden). So lang ist ein Tag. Diese Achse, um die sich die Erde dreht, ist nicht grade sondern geneigt, und zwar in einem Winkel von 23,5 Grad. Deshalb bekommen unterschiedliche Orte auf der Welt unterschiedlich lang Sonne ab.

Bei unserem Beispiel  ist die Orange die Erde. Da, wo Licht auf die Orange fällt, ist Tag. Auf der Schattenseite ist Nacht. Die rote Stecknadel ist Europa, die blaue Stecknadel ist Australien. Dreht man jetzt an der Orange, kann man ziemlich gut beobachten, wann wo der Tag beginnt und wann die Nacht. Steht die Sonne für uns Europäer in der „Sommer-Position“, bekommt die Nordhalbkugel insgesamt deutlich mehr Tageslicht ab, als die Südhalbkugel. Die Sonne hat hier mehr Zeit, der Boden und die Luft aufzuheizen. Wir haben dann Sommer. Gleichzeitig bekommt die Südhalbkugel weniger Sonne ab. In Australien ist dann Winter.

Im Laufe des Jahres wandert die Sonne um die Erde. Der Neigungswinkel bleibt aber gleich, so dass ein halbes Jahr später wir in Europa weniger Sonne abbekommen als die Bewohner der Südhalbkugel. Die Tage sind dann kürzer und wir haben Winter.  Und gleichzeitig haben die Australier Sommer.

Wäre die Achse, um die sich die Erde dreht, nicht geneigt, dann gäbe es auf der Nord- und der Südhalbkugel keine Unterschiede in der Länge der Sonnenstunden, und wir hätten keine unterschiedlichen Jahreszeiten.

Planeten im Überblick

Zwei große Planeten dominieren den Sternenhimmel im September: Saturn und Jupiter sind schon abends zu sehen. Jupiter ist in diesem Monat besonders prächtig, denn er steht in Opposition. Zwischen den beiden hellen Lichtern können Geübte den fernen Neptun finden. Auch sein Nachbar Uranus ist im September sichtbar, in der Nähe von Mars, der jetzt immer heller wird. Die Venus strahlt Anfang September noch als Morgenstern im Osten, nimmt aber ihren Abschied.

Die Planeten sind oft die ersten Lichter, die Sie abends am Sternenhimmel funkeln sehen, noch vor den Sternen. Denn die Planeten strahlen meist viel heller als die Sterne, weil sie uns sehr nahe sind und das Sonnenlicht stark reflektieren. Da die Planeten unterschiedlich schnell die Sonne umkreisen, wandern sie stetig durch die Sternbilder und liefern sich miteinander so manches Wettrennen. Jeden Monat stehen sie etwas anders, allabendlich wandern sie ein bisschen.

Saturn und Jupiter dominieren den Nachthimmel

Eine gute halbe Stunde nach Sonnenuntergang schält sich Anfang September etwa um halb neun Uhr abends der erste Planet aus der zunehmenden Abenddämmerung: Saturn wird im Südosten sichtbar. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 0,4 mag ist der Ringplanet heller als die meisten Sterne am Firmament und leicht zu finden. Er führt Sie zum Sternbild Steinbock, das rechts unter ihm aufgeht und nicht so leicht zu erkennen ist.

Weil er im August der Erde am nächsten war, ist Saturn auch jetzt im September noch besonders groß und hell. Bis vier Uhr morgens können Sie ihn zu Monatsbeginn finden. Doch vom Morgenhimmel zieht er sich langsam zurück: Ende September versinkt Saturn schon ab zwei Uhr in den Dunstschichten über dem Horizont. Dafür ist er am Monatsende auch schon ab etwa halb acht Uhr abends zu sehen.

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Saturn, Neptun und Jupiter im September

Saturn hat strahlende Begleitung: Etwa viereinhalb Handbreit links unter Saturn finden Sie Jupiter. Er ist der größte Planet im Sonnensystem. Mit einem scheinbaren Durchmesser von knapp 50 Bogensekunden ist auch sein Scheibchen am Sternenhimmel auffallend groß. Zum Vergleich: Saturn misst nicht einmal halb so viel im scheinbaren Durchmesser. Jupiter ist außerdem mit einer scheinbaren Helligkeit von -2,9 mag viel, viel heller als Saturn. Nur Sonne, Mond und Venus werden noch heller.

Mond bei den beiden großen Planeten

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Pi mal Daumen: Maßnehmen am Firmament

Vom 7. bis 12. September wandert der Mond an den beiden Planeten vorüber und steht zunächst dicht bei Saturn, danach bei Jupiter. Die Auffindkarte weiter oben zeigt Ihnen die Positionen des Mondes in den einzelnen Nächten.

Ihre schönsten Planeten-Fotos

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Eine Sternschnuppe über dem Rifugio Nuvolau in den Ampezzaner Dolomiten, links der Planet Jupiter. Nobert Scantamburlo hat fotografiert.

Jupiter in Opposition - die beste Zeit im ganzen Jahr

Jetzt ist für Jupiter die beste Zeit im ganzen Jahr, denn am 26. September steht der Planet in Opposition zur Sonne - aus Sicht der Erde. Das ist der Moment, in dem die auf ihrer Runde um die Sonne schnellere Erde den äußeren Planeten auf der Innenbahn überholt. Dann ist der Abstand von Jupiter zur Erde am kleinsten. "Nur" noch 591 Millionen Kilometer ist Jupiter jetzt von uns entfernt.

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Die Oppositionsschleife

Außerdem steht Jupiter aus unserer Sicht der Sonne gegenüber, ist dadurch die ganze Nacht lang zu sehen und wird voll angestrahlt. So hell und groß wie jetzt ist er erst wieder zur nächsten Opposition in gut einem Jahr. Saturn war im August in Opposition, daher ist auch er immer noch für seine Verhältnisse recht groß und hell.

Beste Zeit auch für den fernen Planeten Neptun

So weit weg

Das Licht ist
1,3 Sekunden vom Mond,
8,3 Minuten von der Sonne,
33 Minuten von Jupiter,
4 Stunden von Neptun,
4,2 Jahre vom nähesten Stern (Proxima Centauri)
bis zur Erde unterwegs.

Nicht nur Jupiter ist im September in Opposition, auch Neptun erreicht diesen Moment der größten Nähe zur Erde, in der Nacht vom 16. auf den 17. September. Bei Neptun ist das aber um ein Vielfaches weiter als bei Jupiter: 4,3 Milliarden Kilometer - das ist etwa 29-mal weiter entfernt als die Sonne. Jupiter dagegen ist "nur" rund viermal weiter weg als die Sonne.

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Neptun

Dennoch heißt das: Auch für Neptun sind jetzt die Bedingungen so gut wie nie. Zumal im September die Nächte länger und klarer werden und Sie Neptun daher leichter finden können. Allerdings nicht mit bloßem Auge, sondern nur mit optischen Hilfsmitteln - einem Teleskop oder zumindest einem lichtstarken Fernglas mit Stativ. Denn selbst jetzt zur Oppositon erreicht Neptun nur eine scheinbare Helligkeit von 7,8 mag. Auch im Teleskop werden Sie nur ein winziges Pünktchen entdecken, da Neptuns scheinbarer Durchmesser gerade mal 2,3 Bogensekunden beträgt. Um Neptun zu finden, sollte es absolut dunkel sein und Neptun hoch über dem Horizont stehen, damit keine Dunstschichten sein Licht dimmen. Auch der Mond darf nicht in der Nähe sein. Anfang September können Sie Neptun zwischen 22.30 und 4.30 Uhr finden, Ende September von 20.40 bis 4.00 Uhr. Vom 8. bis 12. September ist der Mond zu nahe.

Uranus für geübte Beobachter

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Uranus im Teleskop

Wenn Sie schon mit einem Teleskop auf der Suche nach Neptun unterwegs sind, dann können Sie auch nach seinem Nachbarn Uranus Ausschau halten. Uranus ist der Erde zwar näher und mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,7 mag theoretisch noch mit bloßem Auge sichtbar. Doch praktisch sind dafür die Bedingungen selten ideal genug. Anfang September können Sie zwischen 23.15 und 4.30 Uhr Uranus beobachten, Ende September dann schon von 21.15 bis 5.30 Uhr. Sie finden Uranus unter dem markanten Bogen des Sternbilds Widder. Anfang September gibt Ihnen ein weiterer Planet etwas Orientierung: Anderthalb Handbreit links unter Uranus strahlt Mars am Nachthimmel.

Uranus wird vom Mond bedeckt

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Mondbedeckung des Uranus' am 14./15. September 2022

Vom 12. bis 16. September ist der Mond zu nahe und überstrahlt Uranus, sodass Sie ihn nicht finden werden. Außer in der Nacht vom 14. auf den 15. September: Da bedeckt die Mondscheibe nämlich von 23.20 bis 0.20 Uhr Uranus. Der Beginn der Bedeckung ist schwer zu verfolgen, da der hell beleuchtete Mondrand sich über Uranus schiebt. Doch um 0.20 Uhr taucht Uranus hinter dem unbeleuchteten Mondrand auf (Zeiten für München). Auch dieses Ereignis ist natürlich nur mit geeigneten Hilfsmitteln zu sehen.

Mars mausert sich langsam

Am späten Abend erscheint mit Mars der dritte helle Planet im September. Zu Monatsbeginn dauert es noch bis Mitternacht, bis Sie ihn im Südosten über den Dunstschichten des Horizonts erblicken können, am Monatsende ist Mars schon eine gute Stunde früher zu sehen. Sein scheinbarer Durchmesser von rund zehn Bogensekunden ist nur etwa halb so groß wie der Saturns, doch unserer innerer Nachbar im Sonnensystem ist inzwischen heller deutlich heller.

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Der rote Planet Mars

Mars kommt der Erde langsam näher und steigert in diesem Monat seine scheinbare Helligkeit von -0,1 auf -0,6 mag, um eine halbe Größenklasse. Wenn er im Dezember in Opposition und damit Erdnähe stehen wird, wird Mars fast so hell sein wie Jupiter jetzt. Unser äußerer Nachbar im Sonnensystem reist etwa halb so schnell wie die Erde um die Sonne. Aus unserer Sicht heißt das: Mars zieht uns ganz schön schnell hinterher und rast dadurch durch die Sternbilder an unserem Nachthimmel.

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Uranus und Mars im September

Im September zieht der Planet quer durch das Sternbild Stier, das nach Mitternacht deutlich im Osten zu sehen ist. Anfang September steht Mars dabei noch unter dem auffälligen Fleck des Siebengestirns, genau über dem auffällig dreieckigem Stierkopf mit dem hell strahlenden Auge Aldebaran, der aber mit 0,9 mag deutlich dunkler als Mars ist. Dabei ist Aldebaran der neunthellste Stern, den wir auf der Nordhalbkugel sehen können.

Mond bei Mars

In der Nacht vom 14. auf den 15. September, wenn der Mond den Uranus bedeckt, ist er noch mehr als zwei Handbreit von Mars entfernt. In der folgenden Nacht hat er sich auf eine gute Handbreit Abstand an den Planeten angenähert. In der Nacht auf den 17. September ist der abnehmende Mond nur anderthalb Fingerbreit über Mars und geht in der nächsten Nacht als Halbmond bereits wieder auf mehr als eine Handbreit Abstand.

Abschied des Morgensterns Venus

Kurz vor Sonnenaufgang erscheint noch ein sechster Planet am Himmel: die Venus. Seit Jahresbeginn schon steht sie als strahlender "Morgenstern" im Osten, doch jetzt im September zieht sie sich zurück. Anfang September macht sie sich ab halb sechs Uhr morgens in Ostnordost bemerkbar, ganz dicht am Horizont, und steigt dann noch einige Fingerbreit hoch über den Horizont, bis ihr um 6.10 Uhr die Morgendämmerung zu hell wird, zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang.

Warum sieht man im Sommer mehr Sterne?

Venus im September

Die Venus ist unübersehbar hell: Mit einer scheinbaren Helligkeit von -3,9 mag ist sie sogar noch deutlich heller als Jupiter, wenn auch viel kleiner im scheinbaren Durchmesser. Im Monatsverlauf geht sie immer später auf und steht bei Sonnenaufgang immer tiefer, daher ist sie täglich schlechter zu sehen. Ende September verschwindet sie ganz. Vielleicht können Sie sie am Morgen des 24. September noch erblicken, wenn die hauchdünne Mondsichel eine gute Handbreit rechts über der Venus steht. Ein Fernglas könnte hilfreich sein.

Unsichtbar im Sonnenlicht

Nur ein Planet ist im September gar nicht zu sehen: Merkur. Der innerste Planet im Sonnensystem zieht in diesem Monat zwischen Erde und Sonne hindurch und wird im Oktober am Morgenhimmel sichtbar werden. Etwa dort, wo jetzt die Venus gerade noch zu sehen war.

Welche Sterne sieht man im Sommer?

Im Sommer dominieren drei strahlende Sternbilder den Nachthimmel: Hoch im Süden stehen in den Stunden um Mitternacht (MEZ) Schwan, Leier und Adler. Ihre hellsten Sterne bilden das Sommerdreieck: Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler.

Warum sieht man im Winter andere Sternbilder als im Sommer?

Diese scheinbare Bewegung wird durch die Drehung der Erde um ihre eigene Achse hervorgerufen. Zusätzlich vollführen die Sterne diese Bewegung noch ein weiteres Mal im Verlauf eines Jahres - durch die Drehung der Erde um die Sonne. Was wir im Sommer als Nachthimmel sehen, ist im Winter unser Taghimmel - und umgekehrt.

Kann man im Winter Sterne sehen?

Im Winter kann der/die geneigte Hobby-Astronom*in das Wintersechseck entdecken. Die hellsten Sterne von "Stier", "Orion", "Kleiner und Großer Hund", "Zwillinge" und "Fuhrmann" bilden zusammen ein Sechseck. Dieses ist Ende Dezember um Mitternacht in seiner höchsten Position am südlichen Himmel zu erblicken.

Warum ist Orion nur im Winter zu sehen?

Der Orion gehört zu den besonders auffälligen Sternbildern am Winterhimmel. Haben wir auf unserer nördlichen Halbkugel, auf der Europa liegt, Winter, so gibt es nur kurze Tage und niedrige Temperaturen. Über zwölf Stunden sind fast oder ganz dunkel - man hat also viel Zeit um Sterne zu beobachten.