Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

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Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

Community-Experte

Geschichte, Psychologie

Interessante Frage. Die gleiche Frage habe ich mal einem Bekannten aus Ghana gestellt und ihn gefragt, ob für ihn die Weißen alle gleich aussehen. Er lachte und meinte, genauso wie für mich alle Schwarzen gleich aussehen. Und ja, ich musste zugeben, dass viele Schwarze für mich gleich aussehen. Ok, ich kann einen Menschen aus Ghana von einem Somali leicht unterscheiden, aber dann kann es schwierig für mich werden. Und mein Bekannter meinte, das Gleiche gelte für ihn auch. Er meinte, dass in seinen Augen die Ostafrikaner völlig anders aussehen als die aus Westafrika. Da er allerdings in Deutschland verheiratet war und seit langem hier lebte mit dt. Pass, kann er jetzt natürlich Hans von Franz gut unterscheiden. Das würde mir dann, wenn ich in Ghana leben würde, auch so ergehen.

Ich habe mir mal einen jap. Krimi angucken wollen. Ich musste aber nach einiger Zeit aufgeben, weil ich die Leute nicht unterscheiden konnte. Wer war jetzt der Mörder und wer war der Detektiv? Ich habe dann aufgehört zu gucken, weil es einfach zu schwierig war.

Ich finde das aber auch nicht schlimm und erst recht nicht rassistisch.

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

Hallo,

ein superlieber Bekannter aus dem Kongo, Humanbiologe und inzwischen seit Jahren in Österreich lebend, hat mir einmal lachend erzählt, dass er anfangs die größten Schwierigkeiten hatte, uns alle auseinanderzuhalten. Er musste sich auf Details konzentrieren, um langsam, nach und nach, die Unterschiede zu sehen und erkennen zu können. Erst nach einigen Monaten war er so weit, die Unterschiede "wie zuhause" wahrzunehmen. Er war sehr daran interessiert zu erfahren, wie das für uns ist. Gemeinsam hatten wir dann, es schwierig zu finden, Asiaten auseinanderzuhalten. Wir hatten viel Spaß bei dem Gespräch, da völlig klar war, dass diese Fragen keinerlei rassistische Hintergründe hätte, sondern rein die Wahrnehmungsfähigkeit des Gehirns bei ungewohnten Ethnien betrifft. Dass das selbstverständlich mit der Umgebung zusammenhängt, in der man aufwächst und lebt, war auch klar. Seine Kinder, die derzeit in Österreich aufwachsen, aber natürlich auch immer wieder mit schwarzhäutigen Menschen zusammen sind, haben da und dort keine Probleme. Das ist schon wirklich interessant!

Liebe Grüße!

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

Hallo ioroio,

Zumindest im gleichen Maße wie für die Weißen alle Schwarzen gleich aussehen. Die Hautfarbe und die unterschiedlich Physiognomie überdeckt die individuellen Merkmale. Ebenso bei Asiaten. Den meisten Europäern fällt es schon schwer einen Vietnamsen von einem Japaner zu unterscheiden, ganz abgesehen von seinem persönhlichen Erscheinungbild.

Dies ist eine (evolutionäre) Folge der Notwendigkeit in erster Linie die Menschen im sozialen Umfeld unterscheiden zu können. Alle Anderen sind erstmal nur 'Fremdartig'.

MFG automathias

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

Zumindest so, wie für uns alle Schwarzen gleich aussehen. :D

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus

Hellhäutige Menschen haben viel deutlichere Erkennungsmerkmale wie z.B. Haarfarbe, Muttermale, und Augenfarben

Dunkelhäutige Menschen sind meist Schwarzhaarig und haben meist braune Augen.

Das ist ein unbestreitbarer Fakt.

Wir Menschen sind sicherlich nicht alle so gleich wie hier viele meinen, wer meint dass alle gleich sind sollte aufhören sich selbst zu belügen.

Natürlich sollten alle die gleichen Rechte haben, aber "gleich" sind wir trotzdem nicht.

MfG! :)

Das ist die großartige Youtuberin Pocket Hazel:

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus
Pocket Hazel Screenshot: YouTube / Pocket Hazel

Und das ist die großartige Youtuberin und Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim:

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus
Mai Thi Nguyen-Kim Foto: imago images / Future Image

Obwohl beide Viet-Deutsche sind, sind sie, das mag vielleicht einige etwas überraschen, nicht dieselbe Person. Und nein, sie sind auch nicht verwandt.

Pocket Hazel war am Dienstag vergangener Woche gutgelaunt beim gutgelaunten „Volle Kanne“ zu Gast, online wurde sie jedoch, wie sie danach feststellte, mit einem Bild von Mai Thi Nguyen-Kim angekündigt. Anscheinend kann es nur eine viet-deutsche Youtuberin in den Öffentlich-Rechtlichen geben, sonst implodiert das deutsche Fernsehen.

Pocket Hazel erzählt auf ihrem YouTube-Kanal von ihrem Auftritt, und ich empfehle sehr, sich das gesamte Video anzuschauen, denn ihre Verletztheit vermittelt vielleicht, warum ein Lapsus, der Ihnen banal vorkommen mag, ein grundsätzlicheres Problem darstellt. Die beiden sehen sich wirklich nicht ähnlich, weshalb davon auszugehen ist, dass die Bilder verwechselt worden sind, weil sie beide phänotypisch wahrnehmbar Viet-Deutsche sind. Tja, mystisches Asien, ja, uff, tolles Land, aber die Menschen, uff, ja, kaum zu unterscheiden!

Oder wie es mal ein Professor zu mir sagte, der mich zwei Semester lang immer als Frau Raji aufrief, weil er mich für meine indische Kommilitonin hielt: „Entschuldigung, aber ihr Mandelaugen seht für mich alle gleich aus.“

Hazel erzählt von dem älteren Fan, der explizit kam, um Mai Thi Nguyen-Kim zu sehen und den sie damit enttäuschen musste, „nur“ sie selbst zu sein.

Die Kolumne

Warum sehen schwarze für weisse gleich aus
Foto: Quirin Leppert

Samira El Ouassil ist Zeitungswissenschaftlerin, verdient ihr Geld aber mit Schauspielerei und politischem Ghostwriting. Außerdem ist sie Vortragsreisende und macht, zusammen mit Christiane Stenger, den Philosophie-Podcast „Sag niemals Nietzsche“. Bei Übermedien schreibt sie seit 2018 jede Woche über Medien, Politik und Kommunikation.

Und sie erzählt von ihrer Befürchtung, wenn sie in einem „Mama-ich-bin-im-Fernsehen“-Impuls ihren Eltern den Link geschickt hätte, ob diese ihn nicht weiter hätten teilen können, ohne sich ihrer Ansicht nach vor Freunden und Verwandten lächerlich zu machen.

Sie schließt traurig, dass es sei, als habe man „asiatische Frau“ gegoogelt und dann einfach Mai This Porträt eingefügt, als die eine, die einzige repräsentative Asiatin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Und das vermittelt ein nach wie vor bestehendes Gefühl im nicht-fiktionalen deutschen Fernsehen: Menschen werden nach wie vor mehr als Repräsentanten ihrer Herkunft eingeladen, denn als Experten ihres Themas.

Aufgrund der eigenen Ethnie verwechselt zu werden, schmerzt tatsächlich mehr, als aufgrund von phänotypischer Ähnlichkeiten verwechselt zu werden, was nur ärgerlich oder lustig wäre. Es ist eine Verletzung der ganz wesentlichen Essenz, die unser Ich ausmacht, wenn vermittelt wird, dass unsere nach außen hin getragene Identität, unser Gesicht, für andere austauschbar ist wie industriell hergestellte Guy-Fawkes-Masken; nicht etwa, weil man ein Allerweltsgesichts hat, sondern weil man optisch auf eine Hautfarbe, Haarstruktur oder Augenform reduziert und dann verallgemeinert wurde.

Eine ähnliche Situation ergab sich in der deutschen Novemberausgabe der Zeitschrift „Elle“ mit dem Themen-Schwerpunkt „Schwarz“. Models of Color sollten dort gefeatured werden, nach dem Blatt-Motto „Back to black“ – was in Bezug auf Pigmentierung maximal schräg ist, da es eine Hautfarbe als einen Fashiontrend anmuten lässt. Das ist im besten Fall sehr unglücklich formuliert, im schlimmsten Fall extrem ignorant. Schwarze Hautfarbe ist kein Laufsteg-Accessoire, diskriminiert zu werden kein Schmuck.

Vorgestellt wurde unter anderem das amerikanische Model Janaye Furman – allerdings mit einem Foto von Naomi Chin Wing, einem Model aus Trinidad und Tobago.

Ausgerechnet in einer Strecke, in welcher es explizit darum ging, Schwarze Kultur in der Modeindustrie durch konkrete Namen und Gesichter abzubilden, um sie zu würdigen („Super Girls!“), wurden sie verwechselt. Diese Ironie hätte sich nicht mal Dave Chappelle getraut auszudenken.

Erforscht: der Cross-Race-Bias

Das ganze Phänomen des „die sehen für mich alle gleich aus“, der Umstand, dass man Gesichter anderen Ethnien verwechselt, kann tatsächlich kognitiv erklärt werden. In der Forschung zum Wiedererkennen menschlicher Gesichter konnte sehr stabil der sogenannte Cross-Race-Bias ausgemacht werden, also die schlechtere Wiedererkennensleistung von Gesichtern, die nicht der eigenen Ethnie oder vertrauten Phänotypen entstammen.

In einer Studie von 1996 stellten die Forscher fest, dass wir bei der Betrachtung von Gesichtern, die nicht unserer Ethnie angehören, erst wahrnehmen, welche ethnischen Details und Merkmale das Gesicht hat. Anstatt zum Beispiel die Augenbrauenform oder Gesichtsform kognitiv zu verarbeiten, registrieren wir erst die Hautfarbe, Augenform, Augenfarbe. Die Marker, mit denen wir ein Gesicht leichter wiedererkennen, definieren sich darüber, ob und inwiefern ein Gesicht von der Norm der eigenen ethnischen Gruppe durch das Fehlen oder Vorhandensein ethnischer Besonderheiten abweicht. Unser stumpfes Tribalistenhirn checkt erstmal ab, dass jemand nicht Arabisch, nicht Asiate, nicht Schwarzer (oder aber nicht Weißer) ist, und verarbeitet dann erst weiter (wenn die Person also vermutlich vom selben „Stamm“ zu kommen scheint, also keine Gefahr droht), wie die Person im Detail aussieht. Deshalb können wir diese Gesichter dann besser unterscheiden.

Gesichter, die wir nicht unserer Ethnie zugehörig glauben, ordnen wir schneller als nicht zugehörig ein und beschäftigen uns kognitiv weniger damit, weil wir ein wahrnehmbares Merkmal, die schwarze Hautfarbe zum Beispiel, als Hauptdistinktionsmerkmal und Ko-Kriterium nehmen. Wodurch Nicht-Schwarze kognitiv denken, alle Schwarzen sehen gleich aus, weil nur die Hautfarbe im Gesichterkennungsprozess gerade als Programm läuft.

Der Cross-Race-Effekt kann durch kontinuierliche Exposition gegenüber ethnischen Gruppen, die sich von den eigenen unterscheiden, reduziert werden. Je mehr positive Interaktionen zwischen zwei ethnischen Gruppen auftreten, desto besser kann man Gesichter anderer Gruppen unterscheiden.

Er wird auch weniger, wenn man um diesen Effekt weiß und Gesichter mit diesem Bewusstsein anschaut und nicht auf ethnische Erstmarker reduziert. Sondern tatsächlich mal auf die Form der Brauen, des Kinns, des Gesichts schaut.

Zu wissen, wie es zu den Verwechslungen kommt, entschuldigt sie nicht und macht sie nicht weniger irritierend für die Betroffenen, aber es erklärt sie zumindest ein bisschen. Die „Volle Kanne“-Redaktion hat es übrigens zunächst versäumt, sich zu entschuldigen, als sie den Fehler korrigierte. Sie holte dies aber nach Veröffentlichung von Hazels Video immerhin nach.

Mit diesem Wissen um diese Voreingenommenheit müssen Redaktionen besonders achtsam und aufmerksam bei der Zuordnung von Namen und Gesichtern sein. Besser noch ist es, wenn Diversität in den Redaktionen so selbstverständlich wird, dass sich der Cross-Race-Bias durch Austausch und Exposition automatisch reduziert.

Bis dahin können wir das ja ein bisschen üben!

Laurence Fishburne ist NICHT Samuel L. Jackson:

Lisa Ling ist NICHT Lucy Liu:

America Ferrera ist NICHT Gina Rodriguez:

The @goldenglobes announcements have begun with @ChloeGMoretz @AmericaFerrera @ImAngelaBassett and #DennisQuaid pic.twitter.com/tFQr6qVzl8

— Golden Globe Awards (@goldenglobes) December 10, 2015

Hazel Pocket ist NICHT Mai Thi Nguyen-Kim.

Zum Abschluss sagt sie in ihrem Video: „Die vom Öffentlich-Rechtlichen sollen sich meinen Namen merken. Und mein Gesicht!“

Wir werden das tun.