Wann kann man die Beziehung nicht mehr retten?

Fremdgehen, Distanz oder Sexflaute – es gibt viele Gründe, die das Ende einer Beziehung einläuten. Können Sie die Trennung noch verhindern?

Wenn man sich entliebt hat oder etwas in der Partnerschaft vorgefallen ist, das die Vertrautheit und Verbundenheit zwischen den beiden stark beschädigt hat, ist es schwer, an eine weitere gemeinsame Zukunft zu glauben. Manchmal ist dies auch nicht sinnvoll. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, an denen Sie erkennen können, dass es sich lohnt, nicht gleich an die Trennung zu denken.

Laut Eric Hegmann, Paartherapeut und Coach, durchlebt jede Beziehung sowohl Höhen als auch Tiefen. Dazu gehören auch Unstimmigkeiten und Streit. "Es geht bei Konflikten nur vordergründig um Sachthemen, es geht immer um emotionale Themen und die Sorge der Verbindung zum Partner. Hinter einem Konflikt lauern meistens die Ungewissheit und die Frage, weshalb der Partner mich nicht versteht oder sich nicht in meine Situation hineinversetzen kann", so der Experte. Auch ein gewisser Zweifel an den Gefühlen des Partners schwinge bei den meisten Konflikten mit.

Glauben Sie noch an eine gemeinsame Zukunft?

Die Paartherapeuten Dr. Sabine und Roland Bösel sind sich einig, dass eine Trennung verhindert werden kann, wenn beide Partner noch an die Beziehung glauben. Daher sollten sie sich selbst fragen: "Sehe ich noch ein Potenzial in meiner Beziehung? Oder ist das Vertrauen so sehr zerstört, dass ich nicht mehr an uns und eine gemeinsame Zukunft glaube?", so die Experten gegenüber t-online. Besteht aus Sicht von beiden noch der Wille und der Gedanke sowie eine geringe Hoffnung, dass sie wieder zueinander finden könnten, so sei eine Paartherapie sinnvoll. "Es ist jedoch viel Arbeit", sagt Roland Bösel. "An sich bedeutet eine Beziehung, kontinuierlich an der Zweisamkeit zu arbeiten."

Entscheidungshilfe dank Liebesformel

John Gottman, amerikanischer Beziehungsforscher und Psychologe, hat herausgefunden, dass eine glückliche und langlebige Beziehung nach einer bestimmten Formel funktioniert: Sie heißt 5:1. Demnach darf auf fünf positive Gefühlserlebnisse mit dem Partner maximal ein negatives folgen. Ist dies der Fall, so ist die Partnerschaft ausgeglichen, gefestigt und beständig. Zu den unerwünschten und die Beziehung schädigenden Empfindungen zählen: Kritik, Machtdemonstration, Rückzug, Verachtung und Verteidigung. Wichtig ist auch, so Gottman, dass sich die Partner bei einem Streit nicht gegenseitig hochschaukeln. Ein emotionaler Angriff sollte daher nicht mit einem Gegenangriff gekontert werden. Auch sollte das Gegenüber nicht zusätzlich verärgert, sondern stattdessen besänftigt werden.

Sandra Murray, Psychologin an der State University of New York, betont zudem, dass für eine glückliche, stabile und harmonische Beziehung ebenfalls Humor, Intelligenz und Toleranz nicht fehlen dürfen.

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Fühlen Sie sich von Ihrem Partner ignoriert, ununterbrochen kritisiert oder unterdrückt, sollten Sie über eine Trennung nachdenken.

In jeder Partnerschaft kriselt's mal – aber was tun, wenn die Liebe wirklich kurz vor dem Aus steht? Tipps, wie ihr eure Beziehung retten könnt.

Beziehung retten oder beenden?

Die ersten Anzeichen für das große Unheil bahnen sich schon seit Längerem an: bissige Kommentare und genervte Blicke am Frühstückstisch häufen sich, der Sex ist nicht mehr das, was er einmal war und unliebsame Gedanken über den eigenen Partner oder die Partnerin schleichen sich in den Kopf. Dann läuft das Fass irgendwann über und plötzlich steckt man mitten drin: in der Beziehungskrise. Wie kommt man da denn jetzt wieder raus? Irgendwann steht wohl jedes Paar einmal am Scheideweg seiner Beziehung und stellt sich die Frage, ob da noch was zu retten ist oder ob man die Partnerschaft besser beenden sollte. Eine Frage, die auch besonders schmerzhaft sein kein, weil die Liebe zum Partner oder zur Partnerin unter all den Schattenwolken ja häufig immer noch vorhanden ist. Und man sich sehnlichst an die Zeit zurückerinnert, in der noch alles perfekt lief. Trotzdem sollte man die Anzeichen einer Beziehungskrise nicht ignorieren und die Partnerschaft bei aufkommenden Zweifeln besser früher als später einmal ehrlich auf den Prüfstand stellen. 

Gründe für Trennungsgedanken in einer Beziehung

Weil jeder Partner, jede Partnerin und jede Partnerschaft ganz individuell ist, gibt es auch keine Universalantwort auf die Frage, wann eine Beziehung noch zu retten ist. Nicht immer muss bei jedem Streit oder jedem Zweifel an der Partnerschaft alles verloren sein und genauso gut ist es auch nicht immer sinnvoll, noch krampfhaft an der Liebe festhalten zu wollen. Es kann diverse Gründe haben, weshalb eine Beziehung aus der Balance gerät und nicht jeder Konflikt muss gleich das Liebes-Aus bedeuten. Viele Situationen und Anzeichen in der Beziehung sind aber klassisch für aufkommende Trennungsgedanken:

1. Kein Sex mehr: Wie häufig man in einer Beziehung Sex hat, muss keinen Aufschluss über die Qualität der Beziehung geben. Wenn aber gar keine körperliche Intimität mehr stattfindet, kann das ein Warnsignal dafür sein, dass die Beziehung nicht mehr richtig funktioniert. Denn häufig körperliche Distanz auch eine Folge von emotionaler Entfremdung.

2. Mangelnde oder falsche Kommunikation: Wenn man sich nichts mehr zu sagen hat oder gänzlich aneinander vorbei kommuniziert, dann fehlt eine der Grundsäulen einer gesunden Beziehung. Wenn Partner:innen nicht offen über Wünsche und Bedürfnisse sprechen, dann können schnell Missverständnisse aufkommen und ein Teil fühlt sich verletzt oder nicht richtig verstanden.

3. Das Interesse aneinander schwindet: Die rosarote Brille nimmt ab und man beginnt, den Partner oder Partnerin so zu sehen, wie er oder sie wirklich ist. Der gemeinsame Alltag und Routinen können die anfänglichen Verliebtheitsgefühle abflauen lassen: Man kennt die andere Person mittlerweile so gut, dass es nicht Neues mehr an ihr zu entdecken gibt. Laut Statistik erreichen die meisten Paare den kritischsten Punkt ihrer Beziehung übrigens schon nach einem Jahr, denn dann erfolgen die meisten Trennungen.

4.Ständiger Streit: Häufig sind es nur Kleinigkeiten, kleine Reibereien im Alltag, die Konfliktpotential haben. Oder aber es sind wiederkehrende Themen, die große Streitereien in der Beziehung entflammen. Gespräche können schnell eskalieren, wenn sich Partner:innen nicht kompromissbereit zeigen oder kein Verständnis für die andere Seite aufbringen. Grundsätzlich ist Streit etwas ganz Normales und auch Teil jeder glücklichen Beziehung. Wenn beide Teile allerdings nie gelernt haben, richtig zu streiten oder nicht dazu bereit sind, nach dem Streit wieder aufeinander zuzugehen, dann ist das eine Gefahr für die Beziehung. 

5. Machtspiele: Die Beziehung kann hart auf die Probe gestellt werden, wenn kleine Machtspielchen den Alltag bestimmen: Jede:r will im Recht sein, Eifersucht und Missgunst stehen echter Liebe und Zuneigung im Weg. Wenn man dem Partner oder der Partnerin nichts mehr gönnen kann und in ihm/ihr eine:n Konkurrent:in sieht, dann kann das auch ein Anzeichen einer toxischen Beziehung sein.

Tipps, wie ihr eure Beziehung noch retten könnt

Vielleicht erkennt ihr eure Partnerschaft in einer der genannten Situationen wieder. Oder es sind andere Probleme, die bei euch die Frage aufkommen lassen, ob eure Beziehung noch zu retten ist. Grundsätzlich bringt jede Beziehungskrise auch immer das Potential mit sich, dass beide Partner:innen dadurch noch stärker zusammen zu wachsen. Das erfordert aber auch Arbeit von beiden Seiten und die Bereitschaft, aktiv für die Partnerschaft zu kämpfen. Wenn eure Beziehung kurz vor dem Aus steht, dann können euch folgende Tipps dabei helfen, die Situation noch zu retten und wieder neues Vertrauen herzustellen. 

1. Schafft Abstand und gebt euch Freiraum

Distanz kann ein Mittel sein, den Blick auf die Beziehung noch einmal zu verändern. Damit ist gar nicht unbedingt eine Beziehungspause gemeint, sondern es geht darum, sich Freiräume im Alltag zu schaffen. Wer 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche Zeit miteinander verbringt, wird schnell blind für das, was man eigentlich am Partner oder Partnerin gerne mag – denn die Person wird Teil der täglichen Normalität. Abstand kann helfen, einander wieder mehr wertzuschätzen und die kleinen Reibereien des Alltags zu vermeiden. Schon zwei Tage getrennt voneinander können helfen, einmal tief durchzuatmen und sich noch einmal bewusst zu machen, was man an der eigenen Beziehung schätzt. Auch Freiräume von ein paar Stunden sind bereits hilfreich: Wer mehr Zeit mit eigenen Freund:innen oder Hobbies verbringt, macht seine eigene Zufriedenheit weniger vom Partner oder der Partnerin abhängig. Das kann die Beziehung enorm entlasten, denn sie wird dadurch nicht zur einzigen Glücksquelle im Leben.

2. Macht euch bewusst, warum ihr zusammen seid

Ihr wärt wahrscheinlich nicht in einer Beziehung gelandet, wenn nicht eindeutige Gründe dafür gesprochen hätten. Streite oder Konflikte können diese Gründe schnell in Vergessenheit geraten lassen, weil man sich nur noch auf die negativen Seiten der Partnerschaft konzentriert. Versucht euch also mal an die Anfangszeit eurer Beziehung zu erinnern, als die Verliebtheitsgefühle besonders stark waren: Warum habt ihr euch von eurem Partner oder der Partnerin so angezogen gefühlt? Was sind die positiven Seiten eurer Beziehung? Benennt die Gründe gemeinsam und versucht, euch wieder häufiger gegenseitig Komplimente zu machen, um durch emotionale Annäherung die Beziehung zu retten. 

3. Schafft gemeinsame Rituale im Alltag

Der Alltag ist wohl einer der bekanntesten Beziehungskiller. Gemeinsame Rituale können Paare, die nur noch nebeneinander her leben, wieder zueinander finden lassen. Schafft euch besondere Momente im Alltag, auf die ihr euch beide freuen könnt: ein wöchentlicher Filmabend, gemeinsames Backen oder ein anderes neues, gemeinsames Hobby.

4. Lasst euch auf Kompromisse ein

Eine funktionale Beziehung basiert immer auf Geben und Nehmen. Gerade in langjährigen Beziehungen wird die anfängliche Selbstlosigkeit aber immer häufiger von egoistischen Handlungen eingeholt. Wer immer nur auf den eigenen Vorlieben und Wünschen beharrt, zeigt wenig Empathie – und der Partner/die Partnerin fühlt sich weniger wertgeschätzt. Wer seine Beziehung ernsthaft retten will, sollte lernen, in manchen Situationen auch zurückstecken zu können und, als Akt der Liebe, Kompromisse eingehen.

5. Überrascht einander mit aufmerksamen Gesten

Wenn ihr an einem Punkt in eurer Beziehung steht, ihr euch fragt, ob ihr euch überhaupt noch liebt, dann solltet ihr euch gleichzeitig fragen, was ihr dafür tut. Oder wie sehr ihr euch gegenseitig überhaupt eure Liebe zeigt. Damit sind gar nicht die großen drei Worte gemeint, sondern kleine Liebesbeweise im Alltag, mit denen ihr eurem Partner oder eurer Partnerin kommuniziert: Du bist mir wichtig. Immer und immer wieder. So finden Unsicherheiten und Zweifel an der Liebe erst gar keinen Platz. Lesetipp: Anderen Gutes tun: 20 Ideen.

6. Nähert euch körperlich wieder an

Körperliche Gesten wie kleine Zärtlichkeiten oder Berührungen gehören ebenfalls in jede funktionierende Beziehung. Und sie setzen das Kuschelhormon Oxytocin frei, welches auch die Paarbindung stärkt. Wenn euch der Wiederaufbau von emotionaler Nähe nicht so gut gelingt, dann eine Annäherung mit etwas Fingerspitzengefühl und in den passenden Momenten auch über körperliche Gesten eingeleitet werden: Einfach mal wieder beim Spazierengehen die Hand des/der anderen greifen zum Beispiel. 

7. Kommuniziert gewaltfrei

Viele Menschen tendieren dazu, in Streitereien besonders emotional zu werden und sich vor dem Gegenüber einmal komplett zu entladen. Bittere Vorwürfe, Anschuldigungen und Du-Botschaften machen einen Streit allerdings nicht besonders konstruktiv und sorgen für noch mehr Distanz und Entfremdung in der Beziehung. Bevor ihr euch also in einen Streit reinsteigert: am besten einmal tief durchatmen und fragen, ob er es überhaupt wert ist. Falls ja: bleibt bei euch und versucht dem Partner oder der Partnerin euren Standpunkt und eure Gefühle klar zumachen. Seid auch offen für andere Meinungen und versucht, gemeinsame Lösungen für euer Problem zu finden. 

8. Holt euch Unterstützung

Wenn ihr es aus eigener Kraft nicht schafft, eure Beziehung zu retten, dann holt euch Hilfe von einer dritten Person. Eine Paarberatung unterstützt euch dabei, die Wogen in der Partnerschaft wieder zu glätten und einen neuen Weg einzuschlagen. 


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Wann ist eine Beziehung nicht mehr zu retten?

Eine Beziehung um jeden Preis zu retten ist allerdings auch nicht in jedem Fall erstrebenswert. Gerade wenn besonders gravierende Vertrauensbrüche wie Betrug vorgefallen sind, dann wird es schwierig. Häufig ist die Verletzung oder Kränkung so groß, dass einiges an Arbeit erforderlich ist, um das Vertrauen wieder aufzubauen. Auch eine Beziehung mit Narzissten hat ihre Tücken, weil es kräftezehrend sein kann, mit dem manipulativen und egoistischen Verhalten des Partners/der Partnerin umgehen zu müssen. Jede:r muss für sich selbst beurteilen können, wie viel Kraft und Anstrengung er oder sie aufbringen will, um die eigene Beziehung noch zu retten. Wenn die Differenzen aber so groß sind und gar kein Vertrauen mehr aufgebaut werden kann, dann kann eine Trennung auch erlösend sein. 


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