Wann glucosetest wenn in vorhergehender schwangerschaft schwangerwchaftsdiabetes

Zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft gehört zwar ein Urinzucker-Streifentest, dieser ist aber ungenau. Zum einen zeigt sich nur bei 50 Prozent der an Diabetes erkrankten Schwangeren eine Glucosurie, also eine erhöhte Zuckerkonzentration im Urin, zum anderen liefert der Test zu viele falsch positive Ergebnisse, denn eine Glucosurie kann auch andere Ursachen als Diabetes haben. Dr. Helmut Kleinwechter, Diabeto­loge und Sprecher der Arbeitsgemein­schaft »Diabetes und Schwangerschaft« schätzt, dass mehr als die Hälfte der Erkrankungen übersehen wird.

Übergewicht als Hauptrisiko

Die Risikofaktoren für einen GDM sind zum größten Teil die gleichen wie beim so­genannten Altersdiabetes oder Diabetes Typ 2: Übergewicht, verkehrte Ernährung, Bewegungsmangel und Veranlagung. Speziell bei Schwangeren kommt der veränderte Hormonhaushalt hinzu. Die erhöhten Blutkonzentrationen an Estrogen und humanem Plazentalaktogen (HPL) lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen. Plazentalaktogen ist ein Wachstumshormon, das, wie der Name schon sagt, während derSchwangerschaft in der Plazenta gebildet wird. Es bewirkt unter anderem die Freisetzung von Fettsäuren und Glucose zur Versorgung des Fötus. Bei manchen Frauen kann die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion nicht entsprechend erhöhen, um die Blutglucose abzubauen, sodass ein Diabetes mellitus vom Typ 1 entsteht. In den meisten Fällen ist der Schwangerschaftsdiabetes aber dem Typ 2 zuzuordnen, das heißt, der Körper produziert noch genügend Insulin, aber die Zellen können es nicht mehr richtig verwerten. Ein weiterer Risikofaktor für einen GDM ist das Alter. Viele Frauen bekommen heutzutage ihr erstes Kind später als in früheren Zeiten, dies trägt zum Anstieg der Erkrankungszahlen bei. Bereits ab dem 30. Lebensjahr gelten Schwangere als gefährdet, vor allem übergewichtige.

Obwohl sich der Zuckerstoffwechsel nach der Entbindung üblicherweise wieder normalisiert, ist der Gestationsdiabetes keineswegs harmlos. Bei erhöhtem Blutzuckerspiegel gelangt Glucose der Mutter über die Plazenta in den Stoffwechsel des ungeborenen Kindes und lässt dieses übermäßig zunehmen und wachsen. Dies kann zu Entwicklungsstörungen und damit einhergehend zu Früh-, schlimmstenfalls sogar zu Totgeburten führen. Unter anderem beeinträchtigt der hohe Zuckerspiegel die Reifung der Lunge: Der Zucker geht nicht nur ins Blut des Ungeborenen über, sondern auch ins Fruchtwasser und von dort in die Lunge. Die vermehrte Insulinproduktion, mit der bereits das Ungeborene auf das Überangebot an Zucker reagiert, hemmt die Ausreifung bestimmter Lungenzellen. Auch die anderen Organe lagern Zucker ein, und es besteht die Gefahr für Fehlbildungen oder verminderte Leistungsfähigkeit beispielsweise des Herzens oder der Leber. Die Betazellen, die das Insulin produzieren, wachsen. Zudem wird bei einem GDM die Plazenta schlecht durchblutet, sodass das Ungeborene vermehrt Blutfarbstoff bildet (Polyglobulie), um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen. Durch den Abbau des Farbstoffs nach der Geburt kann eine Gelbsucht entstehen. Manchmal leiden die Neugeborenen auch unter Unterzuckerung und sind deshalb schlapp, benommen und trinken zu wenig.

Allein schon das übermäßige Wachstum des Kindes birgt das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Entbindung. Das Ungeborene scheidet beispielsweise vermehrt Urin aus, wodurch die Fruchtwassermenge zunimmt und unter Umständen die Fruchtblase vorzeitig platzt. Laut Kleinwechter treten bei Müttern mit unbehandeltem GDM fünfmal häufiger Probleme bei der Geburt auf als bei gesunden Frauen. Überdurchschnittlich oft kommt es bei der Entbindung zu einer Schulterdystokie, das heißt, die Schultern des Kindes lassen sich nicht am Schambein vorbeidrehen, und der Arzt muss einen Damm-, manchmal sogar einen Kaiserschnitt vornehmen.

Allzu schwere Kinder

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe beträgt das Durchschnittsrisiko für die Schulterdystokie 0,5 Prozent, bei einem Geburtsgewicht von 4000 Gramm steigt es auf 2 Prozent, bei 4500 Gramm auf 10 Prozent und bei 5000 Gramm auf 40 Prozent. Das Normalgewicht eines männlichen Neugeborenen liegt bei 3600 Gramm. Kinder von Müttern mit Diabetes kommen oft mit über 4000 Gramm oder sogar einer Makrosomie, einem Geburtsgewicht von über 4350 Gramm, auf die Welt.

Für die Mütter bedeutet der Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen, Hypertonie und Präeklampsie beziehungsweise Eklampsie. Bei der Präeklampsie, die man früher fälschlich den späten Schwangerschaftsvergiftungen zuordnete, treten gleichzeitig Bluthochdruck, Ödeme und Eiweiß im Urin (Proteinurie) auf. Die Stoffwechselveränderungen machen sich bemerkbar durch Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen und Benommenheit. Die sehr seltene Eklampsie ist ein absoluter Notfall und beginnt mit Krämpfen und Nierenversagen der Mutter.

Manchmal bereitet der Gestationsdiabetes den Frauen aber auch über die Schwangerschaft hinaus Probleme. Jede zweite Gestationsdiabetikerin erkranke in den zehn Jahren nach der Geburt an »echtem« Diabetes, sagt Kleinwechter. Er empfiehlt deshalb, die betreffenden Frauen nach der Geburt weiter zu betreuen, auch wenn der Blutzuckerspiegel sich zunächst normalisiert, und auch deren Kinder. Denn deren Risiko, im Jugendalter und als junge Erwachsene an Diabetes zu erkranken, ist ebenfalls erhöht. Auch werden diese Kinder eher übergewichtig oder adipös.

Aufschluss durch Blutzuckertest

Um rechtzeitig gegensteuern zu können, fordert der Diabetologe ein verbessertes Screening Schwangerer: »Ein Blutzuckertest muss dringend den Urinzucker-Strei­fentest ersetzen und in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen werden.«

Der Blutzuckertest erfolgt zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche. Zunächst muss die Schwangere ein Glas Wasser mit 50 Gramm Zucker trinken, eine Stunde später entnimmt der Arzt eine Blut-probe und lässt den Glucosewert messen. Liegt der Blutzuckergehalt bei 140 mg/dl beziehungsweise 7,8 mmol/l oder höher, besteht der Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes, und es folgt der aufwendigere orale Glucose-Toleranztest (oGTT). Dabei muss die Frau nüchtern in die Arztpraxis kommen, damit der Arzt den Nüchternblutzuckerwert bestimmen kann. Anschließend muss sie ein Glas Wasser mit 75 Gramm Glucose trinken. Darauf werden ihr zwei weitere Blutproben entnommen, die erste eine Stunde nach der Zuckeraufnahme, die zweite nach zwei Stunden. Die Grenzwerte liegen bei 92 mg/dl (Nüchternwert), 180 mg/dl und 153 mg/dl. In manchen Fällen lassen Ärzte den ersten Test mit 50 Gramm Zucker weg und führen gleich den Toleranztest durch.

Neuerdings empfehlen viele Experten, gänzlich auf die zweistufige Untersuchung zu verzichten und grundsätzlich nur noch den oGTT vorzunehmen, und zwar bei allen Schwangeren, nicht nur bei Frauen mit Risikofaktoren. Ausschlaggebend für diese Empfehlung waren die Ergebnisse der sogenannten HAPO-Studie, »Hyperglycemia and Adverse Pregnancy Outcome«, mit über 25 000 Schwangeren weltweit, die zeigte, dass die Risiken für Kind und Mutter proportional zum Blutzuckerspiegel steigen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Jeder erkannte und behandelte Schwangerschaftsdiabetes hilft, gesundheitliche Schäden abzuwenden.

Therapie mit gesunder Kost

Die Behandlung zielt darauf ab, den Nüchternglucosewert auf maximal 90 mg/dl und den Glucosewert zwei Stunden nach einer Mahlzeit auf 120 mg/dl zu reduzieren. In erster Linie berät der Frauenarzt selbst die Patientin, wie sie ihre Ernährung umstellen muss.

Wann Messen bei Gestationsdiabetes?

Dazu wird der Schwangeren im nüchternen Zustand, sie darf also mindestens 8 Stunden vorher nichts gegessen haben, Blut aus der Armvene entnommen und der Zuckerwert im Blut bestimmt. Wenn der Blutzuckerwert dabei über 92 mg/dl (5,1 mmol/l) liegt, sollte eine 2. Messung am folgenden Tag erfolgen.

Wann wird der Zuckerbelastungstest in der Schwangerschaft gemacht?

Im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen wird bei Ihnen zwischen der 24. und 28. Schwanger- schaftswoche ein Test zur Bestimmung des Blutzuckers durchgeführt. Der Zuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranz- test, kurz oGTT) zeigt an, ob Sie an Schwanger- schaftsdiabetes leiden.

Wann Zuckertest bei zweiter Schwangerschaft?

Die Routineuntersuchung auf Gestationsdiabetes erfolgt zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche mithilfe eines Suchtests (Glucose Challenge Test, GCT) und einem bei erhöhten Glucose-Werten nachgeschalteten oralen Glucose-Toleranztest (oGTT).

Bei welchen Werten muss Insulin gespritzt werden Schwangerschaftsdiabetes?

Vor dem Frühstück: weniger als 95 mg/dl (5,3 mmol/l) Eine Stunde nach Beginn einer Hauptmahlzeit: weniger als 140 mg/dl (7,8 mmol/l) Zwei Stunden nach Beginn einer Hauptmahlzeit: weniger als 120 mg/dl (6,7 mmol/l)