Soweit die füße tragen wahre begebenheit

Soweit die füße tragen wahre begebenheit

Wenn ein Mensch sich selbst überwindet

Die Geschichte ist einfach unvorstellbar: Ein Mann läuft 14208 Kilometer zu Fuß, wandert drei Jahre lang durch Schnee und Eis, durchquert Wüsten und reißende Flüsse, überwindet Gebirge. Nur mit dem einen Ziel: Er will nach Hause, zu seiner Frau und den beiden Kindern. Wie der Mann, wahrscheinlich der einzige Mensch dieser Welt, der solche Strapazen überlebte, wirklich hieß, weiß bis heute keiner. Doch als „Clemens Forell“ wurde er durch Josef Martin Bauers (1901-1970) Weltbestseller „So weit die Füße tragen“ berühmt. Bauer nahm in unzähligen Tonbandsitzungen die abenteuerliche und schreckliche Geschichte Forells auf und schrieb daraus seinen Roman. Nun kommt die Story auch noch auf die Kino-Leinwand. Morgen Abend hat „So weit die Füße tragen“ Weltpremiere im Zoo-Palast (siehe BZ-Verlosung). Als deutscher Soldat wird Forell Ende des Zweiten Weltkrieges von den Russen gefangen genommen, zu 25 Jahren Zwangsarbeit im Lager Kap Deschnew am äußersten Zipfel Sibiriens verurteilt. Forell kommt in ein Bleibergwerk. Die Verhältnisse sind grauenhaft: Die deutschen Gefangenen liegen auf dem nackten Boden, sehen kein Tageslicht. Forell weiß: Entweder gelingt ihm die Flucht oder er stirbt an Bleivergiftung. Weihnachten 1952 kann er seine Familie wiedersehen. Forell bekommt Arbeit als Drucker im Münchner Verlag Ehrenwirth. Der Verleger wird irgendwann auf den schweigsamen Mann aufmerksam, lässt sich seine Geschichte erzählen, erkennt das Potenzial und beauftragt Josef Martin Bauer, den Roman zu schreiben. „Mein Vater war sich anfangs gar nicht sicher, ob er zusagen soll. Er war sehr skeptisch, da die Geschichte so unwahrscheinlich klang“, erinnert sich Sohn Martin Bauer, bis vor kurzem General-Landesanwalt für die Bayerische Staatsregierung. Damals, im Spätsommer 1954, war Martin Bauer gerade 19 Jahre alt. Abends, nach den Sitzungen mit Forell, holte er seinen öfter Vater ab. Dabei traf Bauer den Flüchtling: „Selbst bei den kurzen Begegnungen hat man gemerkt, dass die Psyche von Forell angeknackst war. Er hatte Angst vor unbekannten Menschen. Auf der einstündigen Heimfahrt mit dem Auto erzählte mir mein Vater immer von diesen Gesprächen.“ Doch beide konnten sich nie erklären, warum Forell seine wahre Identität unbedingt verheimlichen wollte. Denn in Deutschland hatte er die Russen nicht mehr zu fürchten. „Laut Grundgesetz ist die Auslieferung von Deutschen ins Ausland nicht zulässig. Deshalb musste er sich keine Sorgen machen. Seine Angst hat sich wohl in diesen drei Jahren der Flucht herausgebildet. Dass er sich ständig verstecken musste, scheint sich bei ihm zu einem handfesten Komplex ausgewachsen zu haben.“ 1983 starb Forell als Rentner. Seine beiden Kinder, eine Tochter und ein Sohn, wollen bis heute nicht, dass die wahre Identität ihres Vaters an die Öffentlichkeit kommt. „Obwohl es immer wieder Zweifel gab, ob die Geschichte auch wirklich wahr ist“, erzählt Bauer. „Zum Glück hat der Verlag bis heute die Tonbänder, die alles beweisen.“

In Güterwagen fahren Kriegsgefangene, die zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurden, im Winter 1945 nach Sibirien. Endpunkt der monatelangen Reise sind die Stollen eines Bleibergwerks am Polarkreis. Unter den Gefangenen bricht schon bald Typhus aus. Viele, die vorher nur knapp dem Tode entronnen sind, fallen hier der Seuche zum Opfer. Clemens Forell, ein ehemaliger Oberleutnant, zählt zu den Überlebenden. Sein erster Fluchtversuch misslingt. Die eigenen Kameraden, seinetwegen auf halbe Ration gesetzt, lassen ihn Spießruten laufen. In Forell stirbt der Gedanke an Flucht. Doch der Arzt Dr. Stauffer bestärkt ihn, die Hoffnung nicht aufzugeben. Forell plant erneut den Ausbruch ...

"Soweit die Füße tragen" war die erste wirkliche deutsche Fernseh-Eigenproduktion. Über fünf Monate dauerten die Dreharbeiten. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen wurden fast alle Außenaufnahmen in Bayern gedreht. Das ganze sibirische Bleibergwerk, seine Baracken und unterirdischen Stollen entstanden in den Bavaria-Studios in München. Der Regisseur Fritz Umgelter schrieb das Drehbuch nach einem Roman von Josef Martin Bauer. Ein ehemaliger Kriegsgefangener gab Bauer mit seinen Berichten den Anstoß zu einer romanhaften Schilderung der Flucht durch die Weiten Russlands. Jener Heimkehrer, der Josef Martin Bauer von seinem Fluchtabenteuer berichtete, blieb bis heute unbekannt. In einem Nachwort zu seinem Roman schrieb der Autor: "Dies mag aus der Furcht verstanden werden, die diesen Mann noch Jahre später beherrschte, und aus der heraus er seinen wirklichen Namen nicht genannt wissen will." 2001 inszenierte Regisseur Hardy Martins eine ebenso gelungene So weit die Füße tragen des Stoffes.

Foto: Ascot Elite Home Entertainment

Ist soweit die Füße tragen eine wahre Geschichte?

Es ist eine abenteuerliche Geschichte, die der oberbayerische Autor Josef Bauer zu hören bekommt und 1955 auf vier alten AGFA-Magnettonbändern festhält. Er destillierte daraus den bewegenden Tatsachenroman „So weit die Füße tragen“.

Wo wurde der Film so weit die Füße tragen gedreht?

Die Dreharbeiten dauerten gut fünf Monate. Die Innenaufnahmen wurden in den Bavaria-Studios in Geiselgasteig gedreht, die Außenaufnahmen in Finnland und in den Schweizer Bergen. In Bayern waren die Hauptdrehorte das Kraftwerk in Burghaig, einem Ortsteil von Kulmbach, und das Sägewerk der Spinnerei in Mainleus.

Wer schrieb So weit die Füsse tragen?

Josef Martin BauerSo weit die Füße tragen / Autor der Filmgeschichtenull

Wann kommt Soweit die Füße tragen?

Die Erzählung beginnt im westsibirischen Omsk. Forell und seine Kameraden befinden sich seit dem 24. Oktober 1945 in einem Güterzug auf einem Gefangenentransport nach Tschita. Dort kommen von den ca. 3200 Personen nur 1950 lebend an, der Rest ist erfroren, an Typhus gestorben oder verhungert.