Papa darf Kind nicht ins Bett bringen

Papa darf Kind nicht ins Bett bringen

Dieser Text ist für Väter: Ihr könnt zwar nicht stillen, aber die Kleinen ein paar Stunden ins Tragetuch nehmen. Den Dampfabzug laufen lassen. Auf ihren Rücken einen Garten massieren. Oder.. Wir lassen fünf Väter erzählen, wie sie das mit der Einschlafbegleitung handeln.

Neulich unterhielt ich mich mit zwei Freundinnen über die Aufteilung der häuslichen Pflichten mit ihren Männern. Insbesondere Abends. Dann wenn das eine Elternteil nach Hause kommt und das andere den ganzen Tag mit Kindern war, beide geschlaucht sind, der toughste Teil des Tages aber noch bevorsteht: Die Kinder ins Bett bringen. Und nebenbei das Chaos in Küche und Wohnzimmer beseitigen.

Die eine Freundin – ihre Kinder sind 1 und 4 – meinte: „Also hier ist es ganz klar aufgeteilt: Mein Mann arbeitet und ich mach komplett alles mit Kindern und zu Hause. Von A bis Z. Also auch abends. Dafür übernimmt er am Wochenende die Kinder und ich habe dann ein paar Stunden für mich.“ Ebenso deutlich war die andere Freundin (deren Kinder 4 und 7 Jahre alt sind): „Bei uns ist ganz klar: Derjenige der mit den Kindern zu Hause war, darf abends aufs Sofa. Derjenige der tagsdurch auswärts arbeitete, übernimmt am Abend die Kinder. Denn seit mein Mann ein paar Monate Vollzeit-Hausmann war und ich die Hauptverdienerin, wurde ihm klar, wie anstrengend es ist, sich den ganzen Tag um die Kinder und den Haushalt zu kümmern.“ Ich fand diese zwei Aussagen spannend, weil es mal wieder zeigt, wie unterschiedlich sich Eltern arrangieren.

Ich selber befinde mich abends irgendwo in der Mitte zwischen den beiden Frauen. Das Abendritual (Zähne, Pyjama etc.) und die Küche macht mein Mann. Die Einschlafbegleitung, die deutlich länger dauert (just saying), war bisher meine Domäne. Das heisst, seit drei Jahren gehe ich praktisch jeden Abend zwischen 19.00 und 20.00 ins Schlafzimmer, komme irgendwann schlaftrunken wieder raus und bin danach ständig auf Abruf. Langsam aber sicher, möchte ich hier abgeben. Und Zeit für mich haben. Zeit um in Ruhe ein Bad zu nehmen, ohne dabei Angst zu haben, dass das Baby plötzlich ruft. Zeit um ein Buch zu lesen, um zu stricken, um Yoga zu machen, um im Flow einen Text für diesen Blog zu schreiben oder einfach nur auf dem Balkon zu sitzen und mit einer Tasse Tee den Berg anstarren.

Mein Mann würde unsere Kinder zwar sehr gerne in den Schlaf begleiten, ist allerdings mit dem Vorhaben bisher gescheitert. Weil: Die Jüngste will Brust, die Ältere will Mutter. Und wer schon mal gehört hat, wie das tönt, wenn sich zwei Kleinkinder gleichzeitig beklagen, weinen und schreien, der weiss, dass man dann ziemlich schnell jede Lösung akzeptiert, damit es wieder ruhig wird. Und so steige ich wieder aus dem Bad oder mein Tee auf dem Balkon wird kalt.

Weil wir unser bedürfnisorientiertes Elternsein aber so verstehen, dass wir uns dabei an Bedürfnissen aller Familienmitglieder orientieren, starten wir hier das Projekt Einschlafbegleitung durch Papa. Doch wie soll das gehen? Und vor allem: Was machen, wenn das Kind nicht aufhört zu weinen? Ich habe mich rumgefragt und lasse fünf Väter erzählen. (Ganz am Ende des Beitrags findet ihr ausserdem einen Spickzettel für müde Väter. ;- )

Papa darf Kind nicht ins Bett bringen

#1 Einschlafbegleitung-Tipp: „Babys dürfen es ruhig blöd finden, wenn Mama mal weg ist.“

Neckys (32) aus Schaffhausen begleitet seine Kinder (4 Jahre und 14 Monate) seit der Geburt in den Schlaf.

Hat bei Dir die Einschlafbegleitung von Anfang an geklappt? Nein, natürlich war mein Sohn anfangs davon auch mässig begeistert. Aber wir hatten keine Wahl: Meine Frau musste nach 6 Monaten wieder arbeiten. Und unsere Kinder waren bei mir in guten Händen. Sie waren ja nicht alleine. Babys dürfen es ruhig blöd finden, wenn Mama mal weg ist oder eine kurze Auszeit braucht. Ich musste einfach herausfinden, wie ich meine Kinder am besten in den Schlaf begleiten kann.

Wie bist Du beim Einschlafbegleiten vorgegangen? Ich habe mich direkt nach der Geburt mit eingebracht. So kuschelte ich mit meinen Kindern, liess sie auf meiner Brust schlafen, in dem ich ganz behutsam an ihrem Popo rüttelte, trug sie auf dem Arm oder im Tragetuch. Das funktionierte oft sehr gut. Nachts kümmerte sich in erster Linie meine Frau um das Baby, dank Familienbett konnte sie das neben ihr schlafende Baby einfach stillen und weiterschlafen. Als sie wieder arbeitete, gab es aber auch mal Nächte, wo gerade unser Sohn praktisch ununterbrochen stillen wollte und meine Frau sich kaum bewegen konnte. Damit sie mal zwei oder drei Stunden richtig tief schlafen konnte, stand ich auf und trug den Kleinen durch die Wohnung.

Er fand das natürlich eher mässig lustig und weinte. Ich erklärte ihm, dass ich verstehe, dass er traurig und wütend ist, dass Mami jetzt aber einfach mal zwei Stunden Schlaf braucht, um danach wieder voll für ihn da zu sein. Dass es ok ist, zu weinen. Und dass ich, sein Papa, für ihn da bin und ihn gerne tröste. Das zusammen durchzustehen, hat unsere Beziehung enorm gestärkt und schon bald, wurde es gar kein Problem mehr, dass ich ihn auch nachts in den Schlaf begleite.

Hast Du bei eurer Jüngsten etwas anders gemacht als beim Älteren? Bewusst anders gemacht nicht. Aber ich war weniger unsicher, hatte mehr Selbstvertrauen, dass auch ich mein Baby beruhigen und in den Schlaf begleiten kann.

Bist Du manchmal nervös, weil Dein Kind weint und möchtest du es am liebsten wieder der Mutter abgeben, weil es bei ihr vielleicht schneller gehen würde? Nein. Wir haben beide unsere eigenen Wege um unsere Kinder in den Schlaf zu begleiten. Und diese werden beide gleichwertig akzeptiert.

Hast Du Tipps für Väter, bei denen die Einschlafbegleitung nicht auf Anhieb klappt? Verschiedenes ausprobieren, sich nicht entmutigen lassen, wenn es nicht sofort funktioniert. Als Vater ist es schwieriger herauszufinden, wie man sein Baby einschlafbegleiten kann. Meine Frau zum Beispiel konnte die Kinder durch stillen oft sehr einfach begleiten. Ich musste erst herausfinden, was beim jeweiligen Baby am besten klappt. Dazu brauchte ich aber weder Brüste noch ein Fläschchen.

Wechseln Deine Partnerin und Du euch ab mit der Einschlafbegleitung? Jein. Wenn sie am arbeiten ist, mache es ich. Da sie tagsüber oft weg ist, geniesst sie die abendlichen Stunden mit den Kindern und übernimmt auch dann gerne die Einschlafbegleitung. Wenn sie aber einmal weg ist, einen strengen Tag hatte und nicht mehr mag oder ähnlich, kann auch ich problemlos einspringen.

Wie lange dauert die Einschlafbegleitung bei Dir? Das hängt sehr davon ab, wie müde die Kinder sind und wie die allgemeine Tagesform ist. Grundsätzlich dauert es aber bei mir nicht länger als bei meiner Frau.

Nimmt euer Kind einen Nuggi? Nein, beide nicht.

Muss die Frau aus dem Haus sein, wenn Du einschlafbegleitest? Nein, sie kann auch im selben Raum sein.

Erschwert das Stillen die Einschlafbegleitung Deinerseits? Ich sehe da überhaupt keinen Zusammenhang. Sie hat ihre Methoden, die unter anderem das Stillen beinhalten, ich habe meine eigenen Methoden.

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#2 Einschlafbegleitung-Tipp: „Das Baby muss wirklich müde sein: Fünf Minuten zu früh ist zu früh.“

Gian-Marco (33) aus Rikon begleitet Giulia (bald 10 Monate) seit sie zwei Monate alt ist in den Schlaf. 

Warum begleitest Du Dein Kind in den Schlaf? Ich wollte meine Frau entlasten, unsere Kleine ist nicht gerade ein Leichtgewicht. Und ich wollte, dass die Papa-Tochter-Beziehung wächst. Anfangs funktionierte nur das abendliche Einschlafstillen meiner Frau. Acht Wochen nach der Geburt, ging meine Frau abends ins Rückbildungsturnen und ich habe von hier an übernommen.

Und wie gehst Du jeweils vor? Wir haben ein Ritual: Pyjama anziehen, singen, Zähneputzen, Abschiedstour zu den Haustieren und Spielsachen, Schlafsack anziehen, es uns auf dem Stillsessel bequem machen und Muttermilch geben. Danach wiege ich sie auf dem Arm, halte sie ganz nah am Körper, summe irgendein Lied und halte das obere Händchen. Und wenn sie eingeschlafen ist, lege ich sie sanft in ihr Bettchen. Aussenstehende haben immer das Gefühl, das Kind müsse alleine im Bettchen einschlafen. Dabei mache ich es sehr gerne, meine Kleine in den Schlaf zu wiegen. Wenn Mami da ist, stillt sie auch und ich übernehme teilweise den Endpart.

So einfach? Gibt es noch einen Trick? Das Ganze funktioniert nur, wenn das Baby auch wirklich müde ist – fünf Minuten zu früh ist zu früh.

Bist Du manchmal nervös, weil Dein Kind weint und möchtest du es am liebsten wieder der Mutter abgeben, weil es bei ihr vielleicht schneller gehen würde? Nein, mittlerweile kenne ich meine Tochter ganz gut. Sie muss immer vor dem «Augen zu machen» noch kurz erzählen und jammert oft ganz doll. Aber danach schläft sie friedlich ein. Mittlerweile geht es nicht «schneller» als bei meiner Frau – früher ja, heute nicht mehr.

Wie lange dauert bei euch die Einschlafbegleitung? 10 Minuten. Voraussetzung: Sie ist müde!

Nimmt euer Kind einen Nuggi? Nein.

Muss die Frau aus dem Haus sein, wenn Du einschlafbegleitest? Nein.

Wechseln Deine Partnerin und Du euch ab mit der Einschlafbegleitung? Ja schon, den Grossteil übernimmt jedoch noch immer meine Frau, beim Einschlafstillen am Abend. Wenn ich tagsüber zu Hause bin – am Wochenende oder Mittag – übernehme ich auch tagsüber.

Siehst Du das Stillen als eine Erschwerung der Einschlafbegleitung Deinerseits? Ich sehe hier keinen Zusammenhang – ich finde es toll, wenn die Kleine an der Brust eindösen kann und sonst gibt’s Schaukel-Papa (lacht).

Hast Du einen Tipp für Väter, die ihre Kinder zum ersten Mal in den Schlaf begleiten? In Bewegung bleiben, etwas summen (ein Lied, das einem gerade in den Sinn kommt) und nicht sofort aufgeben. Man findet seinen eigenen Weg.

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#3 Einschlafbegleitung-Tipp: „Wenn sein Mama-Tank schön aufgefüllt ist, nimmt er die Einschlafbegleitung durch mich besser an.“

Dominic (28) aus Winterthur begleitet seinen Sohn (15 Monate) seit er vier Monate alt ist in den Schlaf. Anfangs nur ca. zwei Mal die Woche, heute praktisch jeden Abend. 

Erschwert Dir das Stillen die Einschlafbegleitung? Schwierig zu sagen. Die ersten 3 Monate ist J. praktisch nur beim Stillen eingeschlafen.

Und später? Wir haben ein Familienbett und seit er krabbeln kann, schläft er in der Mitte zwischen uns. Anfangs habe ich die Einschlafbegleitung übernommen, aber nur nach ruhigen Tagen, an denen meine Partnerin zu Hause war und ihn bereits viel getragen und gestillt hat. Wenn der „Mama-Tank“ schön aufgefüllt ist, nimmt er die Einschlafbegleitung durch mich besser an.

Und heute, wie begleitest Du Dein Kind abends in den Schlaf? Am besten klappt es, wenn ich mich mit meinem Sohn ins Bett lege und er neben mir ganz eng in meinem Arm liegt. Das Zimmer ganz zu verdunkeln hilft.  Wenn er nicht liegen mag, jedoch sehr müde wirkt, nehme ich ihn auch mal in die Traghilfe oder das Tragetuch. Wenn er noch herumturnen will und absolut keine Lust auf Schlaf hat bzw. wieder munter ist, weil ich die „müde Phase“ verpasst hab, lasse ich ihn und erledige in der Zeit noch selber ein paar Sachen. Und probiere es dann ca. 45 Minuten später nochmals.

Hat es von Anfang an geklappt oder hast Du ganz zu Beginn auch andere «Tricks» angewendet? Wenn ich mich hingelegt habe, bin ich am Anfang häufig auch selber eingeschlafen. Eine Zeit lang (ungefähr mit 12 Monaten), habe ich meinen Sohn dann erst ins Bett gebracht, wenn ich selber auch bereit fürs Bett war. Dann sind wir gemeinsam immer sehr schnell eingeschlafen und es war viel bequemer, als nach 5 bis 20 Minuten wieder aufzustehen. Der Nachteil war, dass es für ihn eher spät war (er hat dann am Morgen eher lang geschlafen) und meine Frau und ich keine Zeit mehr zu zweit hatten. Deshalb geht er jetzt wieder früher ins Bett.

Wurdest Du manchmal nervös, weil Dein Kind weinte und wolltest es am liebsten wieder der Mutter abgeben, weil es bei ihr doch schneller gehen würde? Ja, am Anfang war ich sehr nervös, wenn er länger geweint hat. Ich gab mir aber Mühe, das nicht persönlich zu nehmen (lacht) und immer wieder mit der Einschlafbegleitung versucht.

Wie lange dauert die Einschlafbegleitung bei Dir? 5 bis 20 Minuten.

Nimmt euer Kind einen Nuggi? Ja.

Muss die Frau aus dem Haus sein, wenn Du einschlafbegleitest? Nein, aber besser nicht im selben Zimmer. Anfangs blieb sie jeweils im oberen Stock und durfte keinen Pieps machen.

Hast Du einen Tipp für Väter, die Einschlafbegleitung versuchen wollen? Wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, klappt es meistens recht einfach. Besser zu früh als zu spät versuchen und dann einfach etwas später nochmals versuchen. Geduld und Gelassenheit wenn es nicht klappt. Mir hat auch geholfen, dass wir bis er jährig war, keinen strikten Tagesablauf für das Kind angestrebt haben. So war es egal, wenn er mal etwas später ins Bett kam und einfach dann geschlafen hat, wenn er müde war. Hilfreich war bei mir sicher auch, dass ich auch tagsüber oft etwas mit ihm gemacht habe und ihn auch regelmässig trage.

Wechseln Deine Partnerin und Du euch heute ab mit der Einschlafbegleitung? Phasenweise ja, zur Zeit bringe aber mehrheitlich ich unseren Sohn ins Bett.

Warum mehrheitlich Du? Damit meine Frau freie Stunden am Abend hat für ihr Studium. Und ich geniesse es sehr, neben ihm im Bett zu liegen, wenn er einschläft. Es ist der innigste Moment am Tag mit meinem Sohn.

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#4 Einschlafbegleitung-Tipp: „Langsam mit immer ruhiger werdender Stimme und immer redundanterer Erzählung das Ziel erreichen.“

Christian (35) aus Zürich trägt Aurelia (30 Monate) seit der Geburt in den Schlaf. Seit sie 10 Monate alt ist, legt er sie wach ins Bett und begleitet sie so in den Schlaf.

Wie begleitest Du Dein Kind abends in den Schlaf? Wenn es für Aurelia Zeit ist ins Bett zu gehen, ziehen wir eine frische Windel an, kämmen die Haare und putzen die Zähne. Schon währenddessen darf sie mitbestimmen, was wir im Bett noch alles zusammen machen. In letzter Zeit waren es immer drei kurze Geschichten bzw. Kapitel aus einem Buch, die ich ihr vorlese. Im Anschluss machen wir das Licht aus und sie wünscht sich das, womit wir sie schon als Baby in den Schlaf begleitet haben: „Wir machen eine Pizza“. Dabei belege ich auf ihrem Rücken eine fiktive Pizza: Sie dabei behutsam massiere und ihr verschiedene Muster auf den Rücken zeichne.

Vorsichtig wird der Teig geknetet, ausgewallt, mit Tomatensauce bestrichen und dann mit allem belegt, was uns einfällt: Reibkäse, Mozzarella, Oliven, Pilze und Ananas. Mit ruhiger Stimme erzähle ich ihr, was gerade mit der Pizza passiert – früher oder später schläft sie dabei ein. Sehr beliebt ist auch „Im Garten arbeiten“: Da wird der Garten umgegraben, Steine rausgeschmissen, das Beet mit der Harke geglättet, Radieschen gesät und Tomaten gegossen.

Der Trick besteht wohl darin, dass es jeden Abend die gleichen Arbeitsschritte in der gleichen Reihenfolge sind, und dass meine Erzählstimme dabei ruhig und beruhigend ist. Gut einschlafen lässt es sich wohl bei allen möglichen Aufzählungen. Auch die Namen der Kinder aufzuzählen, die morgen in der Krippe auf sie warten, hat wunderbar funktioniert. Schön bei solchen Aufzählungen ist, dass man dabei gut kontrollieren kann, wie nah das Kind schon am Schlaf ist: Hat man den gleichen Namen schon dreimal aufgezählt, ohne dass sie mich korrigiert, haben wir es meistens schon geschafft (lacht).

Hat es von Anfang an so reibungslos geklappt oder hast Du ganz zu Beginn auch andere Tricks angewendet? In ihren ersten Lebensmonaten ist es mir überhaupt nicht gelungen, Aurelia in den Schlaf zu begleiten. Klar, damals war es ja auch viel schöner, in den Schlaf gestillt zu werden! Als ganz kleines Baby war es wiederum einfach, da hat man sie wunderbar im Tragetuch zum Einschlafen gebracht. Am besten mit Treppengehen. Die Kunst bestand dann höchstens darin, das schlafende Kind aus dem Tragetuch ins Bett zu verfrachten, ohne dass es aufwacht (lacht). Unseren ersten gemeinsamen Erfolg hatten Aurelia und ich, als wir beide zum ersten Mal ohne Mama bei Aurelias Grosseltern übernachtet haben. Da war irgendwie unausgesprochen klar, dass Warten auf Mama keine Option sei und es hat es mit der oben beschriebenen Aufzählung der Kita-Freunde wunderbar und erstaunlich schnell geklappt.

Warst Du später manchmal nervös, weil Dein Kind weinte und wolltest du es am liebsten wieder der Mutter abgeben, weil es bei ihr vielleicht schneller gehen würde? Geweint hat Aurelia nur zu Zeiten, als man sich noch wunderbar mit dem Tragetuch helfen konnte. Deshalb war ich da glaub selten bis nie nervös. Höchstens übermüdet, weil es mal länger dauerte. Jetzt wo Aurelia grösser ist und ohne Umweg ins Bett gebracht wird, geniesse ich es, das im lockeren Wechsel mit Aurelias Mama zu machen.

Hast Du einen Tipp für Väter, die es noch nicht tun, es aber versuchen wollen? Es macht Spass, wenn man zunächst das Interesse des Kindes weckt: z.B. mit einer selbsterfundenen Geschichte, zu dem das Kind eingangs die „Zutaten“ nennen darf und dann langsam mit immer ruhiger werdender Stimme und immer redundanterer Erzählung das Ziel erreicht. Dieses Spiel mit Sprache, Stimme und Erzählung klappt natürlich nur, wenn das Kind das Gesprochene schon gut versteht. Sicher ist es immer ein Probieren mit Versuch und Irrtum: Bei kleineren Kindern dann eben statt der Sprache mit Bewegungen wie Tragen und Streicheln.

Wechseln Deine Partnerin und Du euch ab mit der Einschlafbegleitung? Ja.

Wie lange dauert die Einschlafbegleitung bei Dir? Fünf bis zwanzig Minuten.

Nimmt euer Kind einen Nuggi? Nein.

Muss die Frau aus dem Haus sein, wenn Du einschlafbegleitest? Nein, mittlerweile ist das egal. Nur füher, als Aurelia i.d.R. in den Schlaf gestillt wurde, hatte ich quasi keine Chance, wenn die Mama zuhause war. Kinder haben dafür wohl sehr feinfühlige Antennen (lacht).

Siehst Du das Stillen als eine Erschwerung der Einschlafbegleitung Deinerseits oder hat es keinen Zusammenhang?   Bei uns war es klar erschwerend. Aber natürlich bin ich froh, dass Aurelia gestillt werden konnte. Und dafür bin es nun bei der abgestillten Aurelia immer öfter ich, der sie beim Einschlafen begleiten darf (sie darf i.d.R. aussuchen, wer bei ihr bleiben soll).

Warum hast Du die Einschlafbegleitung übernommen? Um meine Frau zu entlasten, und weil das Einschlafbegleiten ja etwas sehr Schönes ist, das ich mit Aurelia zusammen erleben wollte und will.

#5 Einschlafbegleitung-Tipp: „Es ist wichtig, für sein Kind der ruhende Pol zu sein, es nicht versuchen zu beruhigen, sondern einfach da zu sein.„

Philip (33) aus dem Kanton Zürich begleitet Harvey (fast 3) und Sophie (fast 1) seit sie zwei bzw. drei Monate alt sind in den Schlaf. Er und seine Frau bringen abends jeweils ein Kind ins Bett, da zwei Kinder ins Bett bringen „ein 2-Mann/Frau-Job“ sei. 

Wie begleitest Du Dein Kind abends in den Schlaf? Die Schlafroutine ist super wichtig: Zähne putzen, Wickeln, Pyjama anziehen, Geschichten vorlesen, allen Stofftieren einzeln gute Nacht sagen und dann sagt der Grosse auch dem Papa Gute Nacht. Wichtig ist, dass er es selber sagt und somit das letzte Wort hat. Danach Kuss geben und rausgehen. Die Kleine wird dann noch in der Küche oder im Wohnzimmer in den Schlaf getragen und dann ins Bett gelegt. 

Hat es von Anfang an so easy geklappt? Es hat sich so entwickelt. Am Anfang musste ich den Grossen auch in den Schlaf tragen. Er hat dann natürlich stark geweint und geschrien, aber davon darf man sich nicht beeindrucken lassen. Einfach weiter laufen und tragen. Gleichmässig, langsam, am selben Orten umdrehen, bis aus dem Schreien ein Schluchzen wird und langsam nachlässt. Dann ins Bett legen und die Hand noch eine Minute auf seinem Körper lassen. Je älter er wurde, desto besser konnte ich ihn wach ins Bett legen und ihn beruhigen bis er einschlief. Manchmal half auch die „White noise“-App vom Smartphone. Bei der Kleinen hat der Dampfabzug anfangs sehr geholfen, jetzt ist sie bald ein Jahr alt und lässt sich davon auch nicht mehr so gut beruhigen. Auch hier wieder: Nicht beeindrucken lassen, nicht persönlich nehmen. Einfach auf und ab laufen (lacht). 

Wolltest Du das müde und weinende Kind nicht am liebsten der Mutter abgeben, beim Stillen schläft es ja schneller ein? Nein, das wollte ich nie, denn ich bin stur und möchte das können. Eltern sollten keine Angst davor haben, wenn ihre Kinder weinen. Es ist ihre Art sich auszudrücken, ihre Kommunikation. Man lernt seine Kinder und ihr weinen immer besser kennen und interpretieren. Bei Neugeborenen ist das Schreien hart auszuhalten, manchmal hatte ich das Gefühl, die Kleine bekomme kaum mehr Luft, so hat sie sich verausgabt. Aber wenn man es einige Male gemacht hat, weiss man: Hey, es wird gut.

Einfach ist dieses Schreien-Aushalten aber nicht. Nein, aber ganz wichtig ist ja: Ich bin für sie da und lasse sie nicht alleine. Auch spüren es meine Kinder, wenn ich selber unsicher bin. Es ist wichtig, für sein Kind der ruhende Pol zu sein, sie nicht versuchen zu beruhigen, sondern einfach da zu sein. Ich habe dann jeweils gesagt: Ja, es ist Scheisse, dass Mama jetzt nicht da ist. Aber, mein liebes Baby, da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Anfangs ging es eine Stunde, jetzt sind wir bei der Kleinen meistens bei zehn Minuten.

Hast Du einen Tipp für Väter, die ihre Kinder zum ersten Mal in den Schlaf begleiten? Der einfachste, aber vermutlich nicht der beste Weg ist das Tragen und beruhigende Geräusche. Das Tragen entspannt einen auch selbst, weil man sich bewegt. Hat man mal einen Weg gefunden, der funktioniert, kann man sich von dort weiter entwickeln. Wichtig ist auch wenn es nicht gleich funktioniert, nicht jeden Tag die Strategie ändern, sondern bei dem bleiben was sich richtig anfühlt. Was auch hilft:  Die Minuten zu zählen, als Referenz. Denn manchmal kommt es einem ewig vor, aber wenn man weiss, wie lange sie etwa schreien oder wie lange man warten muss, bis sie wirklich schlafen, bevor man sie ablegt, dann hilft es ungefähr zu wissen, wieviel Zeit vergangen ist.

Sonst ein Gedanke zum Thema? Jedes Kind ist anders. Verbringe Zeit mit deinem Kind und lerne es kennen, auch ohne Mama! Tagsüber, wann auch immer es geht. Zeige ihm deine Welt.

Wie lange dauert die Einschlafbegleitung? Anfangs eine Stunde, jetzt sind wir bei 10 Minuten.

Nimmt euer Kind einen Nuggi? Kein Nuggi, hat nie funktioniert.

Muss die Frau aus dem Haus sein? Bei Neugeborenen, ja. So ab 6 Monaten hat es dann nicht viel Unterschied gemacht. Wenn ein Kind laenger als 10 Minuten schreit und die Mama zu Hause ist, ist es schwer zu vermeiden, dass sie nicht eingreift.

Siehst Du das Stillen als eine Erschwerung der Einschlafbegleitung Deinerseits? Nein, da sehe ich keinen Zusammenhang. Ausser ganz am Anfang wenn sie vielleicht während dem Trinken eingeschlafen wäre. 

Warum begleitest Du Deine Kinder in den Schlaf? My wife is too lazy (lacht). Nein, ernsthaft, weil ich es möchte und gern mache. Weil es Teil meiner Aufgabe als Elternetil ist und weil meine Frau definitiv mal eine Pause braucht.


Ein Spickzettel für müde Väter

Zum Schluss fassen wir die Einschlaf-Tipps unserer Protagonisten sowie weiterer Väter für euch zusammen: Zum ausdrucken, an den Kühlschrank hängen oder für Pinterest:

Papa darf Kind nicht ins Bett bringen

Warum kann Papa Kind nicht ins Bett bringen?

Wird der Vater beim ins Bett bringen abgelehnt, hilft es, wenn er tagsüber oder nach Feierabend viel Exklusivzeit mit dem Kind verbringt. Gemeinsam spielen, kuscheln, Bücher anschauen, spazieren - ohne Mama. Dadurch festigt sich die Bindung und das Baby möchte auch abends von Papa schlafen gelegt werden.

Wann kommt die Papa

Geschlechterrolle: Die Papa-Phase ab 3 Jahren Ab etwa drei Jahren sind sich Kinder darüber bewusst, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt. Manche Töchter binden sich in dieser Zeit noch mehr an die Mutter und manche Söhne an ihre Väter. Auch dies ist eine mögliche Begründung für die Papa-Phase.

Was bewirkt fehlende Vaterliebe?

Andere Studien haben gezeigt, dass ohne Vater aufgewachsene Jungen ein gesteigertes Risikoverhalten, mehr psychische Auffälligkeiten und weniger verfügbare Schutzfaktoren zeigen.

Warum lässt sich Baby nicht von Papa beruhigen?

Es kann durchaus vorkommen, dass Ihr Kind auf dem Arm des Vaters sich anders beruhigt, weil er es eben anders hält oder tätschelt, als dies am Arm der Mutter geschieht oder dass ein Kind durch die tiefere Stimme eines Mannes leichter zur Ruhe findet.