Muss ich nach knie-op in die reha

Ist eine Kniearthrose erst einmal sehr weit fortgeschritten, gilt der Einsatz eines künstlichen Gelenks als beste und nachhaltigste Behandlungsmethode, weiß Oberärztin Dr. Renata Čop, stellvertretende Ärztliche Direktorin am Klinikum Bad Gastein. „Für einen guten Reha- und Langzeiterfolg ist es aber wichtig, dass Betroffene fit und gesund sind“, fügt sie hinzu. Um in ein möglichst schmerzfreies, aktives Leben zurückkehren zu können, sollte mit Reha-Maßnahmen möglichst bald nach der OP begonnen werden. Im Klinikum Bad Gastein werden jedes Jahr 300 Menschen mit Knieprothese behandelt. Ein interdisziplinäres Team erstellt je nach Schwere der Operation, persönlicher Leistungsfähigkeit und Lebensbedingungen einen individuellen Therapieplan. Je besser die Patientinnen und Patienten mitarbeiten, umso rascher kommen sie wieder in Bewegung. Dazu gehört, dass belastende Faktoren wie Übergewicht und Rauchen ernst genommen werden. Daher soll auf Zigaretten zumindest für drei Monate vor und sechs Wochen nach der Operation verzichtet werden, um Komplikationen zu vermeiden.

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Magazin rehaZEIT (Ausgabe 2022)

Muss ich nach knie-op in die reha

Muss ich nach knie-op in die reha

Nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks bleibt man etwa 7 bis 10 Tage im Krankenhaus. An die Operation schließt sich eine Rehabilitation an. Ihr Ziel ist, die Genesung zu unterstützen, die Beweglichkeit zu verbessern und den Umgang mit dem neuen Gelenk zu erlernen.

Ein künstliches Kniegelenk kann bei fortgeschrittener Kniearthrose Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern. Es funktioniert aber nicht genauso wie ein normales Knie.

Nach der Operation ist eine Rehabilitation wichtig. Es dauert einige Monate, bis man sich an das künstliche Knie gewöhnt hat und es beweglich genug ist. Bis dahin sind die Schwellungen und Schmerzen abgeklungen. Auch die Muskulatur und die Bänder sind dann kräftig genug, um dem Gelenkersatz vollständigen Halt zu bieten.

Die Lebensdauer künstlicher Gelenke ist begrenzt. Man kann jedoch selbst viel für ihre Funktion und Haltbarkeit tun – zum Beispiel, indem man die Rehabilitation aktiv nutzt und auch danach in Bewegung bleibt, am besten mit einer gelenkschonenden Sportart.

Bei der Suche nach einer geeigneten Klinik kann die Plattform www.endocert.de unterstützen. Dort sind zertifizierte Endoprothese-Zentren verzeichnet, die sich verpflichten, bestimmte Qualitätsvorgaben einzuhalten. Auch über die von der Bertelsmann Stiftung und verschiedenen Verbraucher- und Patientenorganisationen herausgegebene Weisse Liste kann man nach Krankenhäusern suchen.

Für Total-Endoprothesen (Knie-TEP) gibt es in Deutschland eine gesetzlich festgelegte Mindestmenge. Das bedeutet, dass solche Prothesen nur in Krankenhäusern eingesetzt werden dürfen, die mindestens 50 Operationen im Jahr nachweisen können. Für einseitige Prothesen (Teil-Endoprothesen) gibt es keine festgelegte Mindestmenge. Wenn man sich für eine Teilprothese entscheidet, ist es daher sinnvoll, sich selbst ein Krankenhaus mit ausreichenden Operationszahlen auszusuchen.

Die Einnahme bestimmter Medikamente muss vor der Operation vorübergehend unterbrochen werden. Für die Ärztinnen und Ärzte ist es hilfreich, zur Voruntersuchung eine vollständig ausgefüllte Medikamenten-Liste mitzunehmen. Wichtig ist auch, sie über bestehende Allergien zu informieren – etwa gegen Metalle oder Medikamente wie Antibiotika. Metall-Allergien können sich durch Hautrötungen oder Juckreiz bemerkbar machen, zum Beispiel beim Tragen von Schmuck, Brillen mit Metallgestell oder durch Hautkontakt mit Metallknöpfen oder Gürtelschnallen.

Wer raucht und es schafft, einige Wochen vor der Operation damit aufzuhören, kann seine Genesung fördern. Wunden heilen nach einem Rauchstopp nachweislich besser.

Im Krankenhaus sind unter anderem nützlich:

  • Ein Trainingsanzug mit weiten Hosenbeinen, in die man leicht reinkommt
  • Gut sitzende und rutschfeste Schuhe ohne Schnürsenkel
  • Sportschuhe
  • Ein langer Schuhlöffel
  • Ein Rucksack oder eine Umhängetasche zum Transportieren von Dingen, wenn man an Unterarmgehstützen geht

Eine ausführliche Checkliste für den Krankenhausaufenthalt bietet zum Beispiel die Weisse Liste.

Nicht zuletzt: Niemand lässt sich gerne operieren, und manche Menschen fürchten sich vor der Operation und vor Schmerzen danach. Verschiedene Strategien können aber im Umgang mit der Angst helfen. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, Schmerzen nach einem Eingriff zu lindern. Hilfreich ist, im Vorgespräch mit der Ärztin oder dem Arzt alle Sorgen zu besprechen und noch offene Fragen zu klären. Eine Frageliste für den Arztbesuch kann dabei helfen, eigene Fragen zu klären.

Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt vorzubereiten – vor allem, falls sich nicht unmittelbar eine stationäre Rehabilitation anschließt. Wer auf Unterstützung angewiesen ist, kann bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe oder häusliche Krankenpflege beantragen.

Hilfreich ist auch, vor dem Gang ins Krankenhaus Stolperfallen in der Wohnung wie lose Kabel oder Teppichkanten zu beseitigen und für einen Lebensmittelvorrat zu sorgen. Eine rutschfeste Matte in der Dusche und eine Toilettensitz-Erhöhung können den Alltag ebenfalls erleichtern.

Bereits am Tag der Operation oder am Tag darauf wird im Krankenhaus mit einer Frührehabilitation begonnen. Dabei beugt und streckt die Physiotherapeutin oder der Physiotherapeut das Knie vorsichtig. Manchmal wird es auch mithilfe einer elektrischen Motorschiene bewegt. Studien zeigen, dass die Genesung durch einen frühen Beginn der Rehabilitation beschleunigt werden kann.

Die Muskeln, Bänder und Sehnen, die das Gelenk stabilisieren, sind nach der Operation geschwächt. Um Bewegungen zu vermeiden, die die Prothese lockern oder überlasten können, lernt man, wie man sich aus dem Liegen aufrichtet, aufsteht, an- und auszieht und sich sicher mit Gehstützen bewegt. Die Physiotherapie wird in der Woche nach der Operation mit verschiedenen Übungen fortgesetzt.

Wie schnell das Bein voll belastet werden kann, hängt unter anderem von der Art der Prothese ab. Zementierte Knieprothesen, wie sie in Deutschland vor allem eingesetzt werden, können schneller belastet werden als nicht zementierte.

Die Operationswunde kann in den ersten Tagen noch etwas nässen. Die Operationsfäden oder -klammern können etwa 10 bis 15 Tage nach dem Eingriff entfernt werden.

Wenn sich die Wunde innerhalb einer Woche nicht richtig verschlossen hat oder noch Wundflüssigkeit absondert, ist es wichtig, die Ursache abklären zu lassen. Rötungen, Fieber oder Schmerzen können auf eine Gelenkinfektion hinweisen. Diese seltene Komplikation muss schnell behandelt werden: Wenn eine Infektion andauert, muss die Prothese unter Umständen ausgetauscht werden.

Die Rehabilitation nach einem Kniegelenk-Ersatz dient dazu, die Heilung zu unterstützen, die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern und zu lernen, wie man sich mit dem neuen Kniegelenk bewegt und im Alltag damit umgeht. Es dauert eine Zeit, bis man ein Gefühl dafür bekommt und sich an den Gelenkersatz gewöhnt.

Es gibt ambulante, teilstationäre und stationäre Rehabilitationsmöglichkeiten. Der Reha-Antrag wird meist während des Aufenthalts im Krankenhaus zusammen mit dem Sozialdienst gestellt. Welche Art von Reha ausgewählt wird, hängt von verschiedenen Aspekten ab, wie zum Beispiel der Art der Prothese. Am besten bespricht man die Möglichkeiten gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten und dem Sozialdienst der Klinik.

Die Rehabilitation beginnt meist direkt nach dem Krankenhausaufenthalt, spätestens aber zwei Wochen nach der Entlassung. Sie wird auch Anschlussheilbehandlung genannt. Eine stationäre Rehabilitation dauert in der Regel drei Wochen. Bei einer ambulanten oder teilstationären Rehabilitation wohnt man zu Hause und geht tagsüber zur Reha in die Klinik.

Die Rehabilitation setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen wie Krankengymnastik, Lymphdrainage, Gangschulung und verschiedenen Bewegungstherapien. Nicht zuletzt wird vermittelt, was man mit der Prothese tun kann und wie man Problemen vorbeugt.

Während einer Rehabilitation können außerdem Fragen zum Beispiel zur Wiedereingliederung ins Berufsleben, zum Schwerbehindertenrecht sowie zu einer möglichen Berentung geklärt werden.

In der Regel erholt sich die Muskulatur innerhalb von sechs Wochen soweit, dass sie dem Gelenk genügend Halt bietet. Nach durchschnittlich drei Monaten ist es möglich, arbeiten zu gehen und mit geeigneten Sportarten zu beginnen. Man sollte sich aber nicht entmutigen lassen, wenn die Genesung länger dauert. Wie gut sie verläuft, hängt unter anderem vom Alter, dem Zustand der Muskulatur, dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Art des Gelenkersatzes und der eigenen Motivation ab.

Vor allem in den ersten drei Monaten nach der Operation sollte man längeres Hocken, Knien, Überkreuzen der Beine, schweres Heben und Tragen sowie Stoßbelastungen vermeiden. Außerdem ist es sinnvoll, Stürzen vorzubeugen – zum Beispiel indem man Stolperfallen in der Wohnung beseitigt und auf gut sitzende, rutschfeste Schuhe ohne Absätze achtet. Viele Menschen haben nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks allerdings ein geringeres Risiko zu stürzen als vorher. Es gibt also keinen Grund, besonders vorsichtig zu werden.

Wie beweglich das Knie nach einem Eingriff sein wird, hängt unter anderem von der Prothese ab und davon, wie beweglich das Knie vorher war. Die Beweglichkeit wird in Grad gemessen: Bei einem durchgestreckten Bein liegt die Beugung bei 0 Grad, bei einem im rechten Winkel angewinkelten Bein bei 90 Grad. Durchschnittlich erreichen Menschen nach einer Knie-TEP langfristig einen Bewegungsumfang von 100 bis 110 Grad oder mehr. Dies reicht für viele Aktivitäten wie zum Beispiel Radfahren aus. Es gelingt aber nicht immer, diesen Bewegungsumfang zu erreichen.

Bewegung ist auch mit einem Gelenkersatz wichtig – denn kräftige Muskeln, Sehnen und Bänder geben der Prothese Halt. Allerdings hängt die Lebensdauer einer Prothese auch davon ab, wie stark sie beansprucht wird. Daher gibt es Aktivitäten und Sportarten, die sich für Menschen mit einem künstlichen Gelenk besser eignen als andere. Empfohlen werden:

  • Spaziergänge, Walking und leichte, nicht zu bergige Wanderungen
  • Radfahren (Mountainbike-Fahren auf holprigen Geländestrecken eignet sich nicht)
  • Schwimmen, vor allem mit einem Kraulbeinschlag
  • Wassergymnastik
  • Tanzen
  • leichte Gymnastik

Aktivitäten und Sportarten, die das künstliche Gelenk stark belasten, sind:

  • Joggen
  • Sportarten wie Tennis, Squash oder Fußball, bei denen die Gelenke Stößen, Drehungen oder ruckartigen Bewegungen ausgesetzt sind
  • Sportarten mit Körperkontakt und entsprechender Sturzgefahr, zum Beispiel Kampfsport

Bei vielen Sportarten kommt es darauf an, wie gut sie vor dem Gelenkersatz beherrscht wurden – wie zum Beispiel Golf oder Skilanglauf. Wer mit einer neuen Sportart anfängt, hat noch keine Routine und deshalb ein erhöhtes Risiko für ungünstige Bewegungen und Unfälle. Beim Radfahren ist zudem die richtige Einstellung der Sattelhöhe wichtig. Bei einem zu niedrig eingestellten Sattel muss das Knie beispielsweise stärker gebeugt werden als bei der passenden Sitzhöhe.

Am besten berät man sich mit der Ärztin oder dem Arzt, welche Aktivitäten infrage kommen.

Auch auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, da sie vom ausgeübten Beruf, der eingesetzten Prothese und dem Verlauf der Genesung abhängt. In der Regel dauert es 2 bis 3 Monate, bis es wieder möglich ist, zu arbeiten. Manchmal kommt eine stufenweise Wiedereingliederung infrage, bei der man mit wenigen Stunden pro Tag beginnt und den Umfang dann schrittweise erhöht (Hamburger Modell).

Berufe, in denen man viel knien, in der Hocke arbeiten oder schwer heben muss, sind mit einem künstlichen Kniegelenk nicht gut geeignet – ebenso Tätigkeiten, die häufiges Stehen auf Leitern, Gerüsten, Dächern oder unebenen Untergründen erfordern. Bei beruflichen Fragen können Ärztinnen und Ärzte sowie der Sozialdienst in der Rehabilitation beraten.

Autofahren ist möglich, sobald man problemlos ein- und aussteigen und die Pedale des Fahrzeugs sicher bedienen kann.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Ärzten und anderen Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Was steht mir nach einer Knie OP zu?

Nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks bleibt man etwa 7 bis 10 Tage im Krankenhaus. An die Operation schließt sich eine Rehabilitation an. Ihr Ziel ist, die Genesung zu unterstützen, die Beweglichkeit zu verbessern und den Umgang mit dem neuen Gelenk zu erlernen.

Was darf man nach einer Knie OP nicht machen?

Wundheilung / Wundpflege Baden wird nicht empfohlen. Wundkontrollen erfolgen ambulant in der Sprechstunde des nachbehandelnden Arztes. Die Entfernung des Nahtmaterials sollte nach 12 – 14 Tagen postoperativ erfolgen.

Wann ist die beste Jahreszeit für eine Knie OP?

„Grundsätzlich ist es nie zu spät für ein künstliches Gelenk, auch wenn das betroffene Gelenk bereits stark beschädigt ist. Dass man besser früher operieren sollte, weil eine bessere Gelenkbeschaffenheit die OP erleichtert, stimmt nur in Ausnahmefällen. Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem eine OP zu spät wäre.

Wie lange muss man nach einer Knie OP mit Krücken gehen?

Krücken benötigen die Patienten in der Regel zwischen drei und fünf Wochen, wobei auch dies sehr individuell zu betrachten ist. Realistisch ist nach ungefähr einem halben Jahr die endgültige Genesung des Eingriffs erreicht.